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DD 661 Kidd - Pirate of the Pacific


DD 661 Kidd gehört der 175 Schiffe umfassenden Fletcher Klasse an. Gegenüber der Basisversion machten die sich ständig ändernden Einsatzparameter im Pazifik einige Umrüstmaßnahmen auf den Booten der Fletcherklasse zwingend notwendig.
DD 661 Kidd unterschied sich im Wesentlichen zu DD 445 Fletcher in der Konfiguration der Brücke, hier kam aus produktionstechnischen Gründen eine eckige anstatt einer runden Brücke zum tragen. Das auf dem Dach des Deckshauses montierte Feuerleitgerät FLG MK37 wurde auf eine etwas niedrige Basis gesetzt, um die Stabilität des Schiffs nicht zu gefährden. Insgesamt sehen die Einheiten mit der eckigen Brücke etwas gedrungener aus.
Zweites auffälliges Merkmal waren zwei, in Höhe des achteren Schornsteins aufgestellte Flakplattformen, die mit je einer 40 mm Zwillings Bofors Flugabwehrkanone besetzt waren. Die gesamte Flak-Dotierung wurde wesentlich verstärkt und besteht im Einzelnen aus drei 40 Millimeter Twin Bofors Flakgeschützen, sowie 10 20-Millimeter Oerlikon, die in den USA in Lizenz produziert wurden.
Pirate of the Pacific war der Spitzname der Kidd, benannt nach dem legendären Piratenkapitän Kidd aus dem Roman "Die Schatzinsel".
DD 661 Kidd wurde bei Federal Kearny, New Jersey am 16 Oktober 1942 auf Kiel gelegt und bereits im April 1943 von der US Navy in Dienst gestellt. Danach verlegte DD 661 in den Pazifischen Raum. Nach einer ereignisreichen Karriere, unter anderem ein Kamikaze Treffer am 11.04.1945, stellte Kidd am 10 Dezember 1946 in San Diego außer Dienst. 1951 erfolgte eine erneute Reaktivierung im Rahmen des Koreakrieges. 1964 kam dann das endgültige Ende, Ausserdienstellung mit anschließender Verwahrung bei der Reserveflotte. 1982 verlegte das Schiff nach Baton Rouge, Louisiana, wo es heute als Museumsschiff für die Besucher zugänglich ist. DD 661 Kidd ist der einzige von drei Museums Fletchern, der in den Originalzustand von 1945 zurückgebaut wurde.
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Das Modell


Der Bausatz des Schiffes stammt von Tamiya und ist wie all meine Modelle im Maßstab 1:350 gehalten. Planunterlagen und diverse Originalfotos stammen zum einen von The Floating Drydock, Warships Data 1 USS Kidd sowie den Warship Perspectives über die Fletcher Class Destroyer. Zusätzliches Bildmaterial findet man im Internet bei Dome Island die die mit Abstand umfassendste Abhandlung über Fletcher Zerstörer bereithält.
Um den Arbeitsaufwand etwas einzudämmen, orderte ich mir den Conversion Kit von Toms, in dem die bereits zuvor angesprochene eckige Brücke sowie Geschützplattformen enthalten sind. Auf gar keinen Fall darf natürlich der exzellente GMM Ätzteilsatz fehlen. Er bildet eine sehr gute Basis für alle im Krieg eingesetzten Variationen von Ausrüstungsgegenständen auf den Fletchern wie z.B. Waboracks, Radarausrüstung, usw. Nachdem endlich das Paket von Toms mit der Post eingetrudelt war, kühlte sich nach dem Öffnen des Päckchens meine Begeisterung erheblich ab.
Die Resinbrücke war von Luftblasen übersät und was noch viel schlimmer war, das Teil war nicht winkelig. Für die achteren Geschützplattformen in Höhe des zweiten Schornsteins lagen zwei unterschiedliche Versionen bei, ebenfalls Leitstände für die erst nach dem 2 WK angebrachten Drei-Zoll-Zwilling Flakgeschütze. Ebenso enthielt der Satz eine neue achtere Deckshütte, sowie einen neuen Stand für drei 2 Zentimeter Oerlikons auf dem Achterdeck. All diese Plattformen waren in Zinnguß hergestellt und die Wandstärken etwas überdimensioniert.
Nach soviel Gemäkel kommen wir nun zu den positiven Bauteilen des Kits: den Flakgeschützen. Die Zinngussteile sind wirklich gut gelungen, sie enthalten neue 2 cm Oerlikons, 4 cm Zwillings Bofors sowie die Drei-Zoll-Zwillings FlaKanonen die erst nach dem Krieg in den 50ern zum Einsatz kamen. All diese Bauteile sind in ausreichender Menge geliefert worden, so dass ich für mindestens ein weiters Modell genügend Ausrüstung zur Verfügung habe.
Als sehr arbeitsaufwändig erwies sich das Spachteln und Verschleifen der Resin Brücke. Rückwirkend betrachtet wäre der Aufwand für einen Scratchbau auch nicht viel größer ausgefallen, zumal ich über die nötigen Risszeichnungen verfüge. Sehr schön wiedergegeben von Toms sind die im Tamiya Bausatz fehlenden Flaggenkästen.
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Vor dem eigentlichen Zusammenbau der einzelnen Baugruppen beginnt in meinen Augen der wichtigste Arbeitschritt um einen möglichst realitätsnahen Eindruck zu erzielen.
Fertigungstechnisch bedingt fallen die Wandstärken von Schanzkleidern, Flakwannen sowie Podesten immer zu dick aus. Entweder werden die Schanzkleider entfernt und durch entsprechende Messingprofile ersetzt, oder sie werden dünner geschliffen, sofern es die geringe Baugröße überhaupt zulässt.
Nach den Vorbildfotos fixierte ich Rippen und Aussteifungen aus Messingprofilen in den Wandinnenseiten.

Um einige weitere optische Highlights zu erzielen öffnete ich Türen, Fenster, Luken sowie Speigatten.
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Masten und Schornsteine verdienen besondere Beachtung, erhalten sie vom Betrachter als zentraler Punkt die meiste Aufmerksamkeit. Dementsprechend sollten sie mit größtmöglichem Detailreichtum wiedergegeben werden.
Die Masten löte ich immer aus Messingrohren und diversen Profilen zusammen, um ein späteres Verziehen beim Auftakeln zu umgehen. Etwas kribbelig stellte sich das Anbringen der Gefechtslampen am Mast dar. Versuche die nur einige Zehntelmillimeter großen Bauteile direkt mit Sekundenkleber anzubringen schlugen fehl, sie ließen sich einfach nicht parallel ausrichteten. Was tun...?
Der Weisheit letzter Schluss waren wieder einmal dünne Kupferlitzen. Alte Telefone, elektromagnetische Bauteile liefern unsere benötigte Litze in allen Stärken. Sie ist zudem strapazierfähig, reißfest und kann gut lackiert werden. Dazu zog ich die Litze durch den Rahmen der Gefechtsleuchten und verknotete sie einfach am Messingmast. Als nächstes wird der Abstand sowie die Höhe zueinander korrigiert. Ist alles richtig positioniert, straff genug gezogen, so dass sich die Kleinteile nicht mehr verschieben können wird alles mit dem Mast verlötet.
Den nötigen Zug auf den Leinen beim Auftakeln erreichte ich durch Verknoten der Litze am Mast und anschließender Fixierung mittels eines Tropfen Sekundenklebers. Danach zog ich die Fäden durch schon im Rohbau angebrachte Ösen, ebenfalls eine Schlaufe binden, vorsichtig straff ziehen ohne den Mast aus seiner Position zu drehen und mit Sekundenkleber sichern. Dabei immer auf beiden Seiten gleichmäßig vorgehen. Durch die geringe Dicke der Spulenlitze fallen die Schlaufen an Masten und Stengen nach der Lackierung nicht weiter auf.
Die Radarantennen SC 2 und SG entstammen ebenfalls dem GMM Ätzsatz. Die Schornsteine superte ich durch neu verlegte Rohrleitungen aus Messingdraht, diversen Leitern und Relings, sowie der am zweiten Schornstein angebrachten Plattform für die Feuerleitgeräte MK 51.
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Für die meisten Schiffsgattungen der Navy wurden im Verlauf des Krieges immer neue Muster zur Tarnung entwickelt, die sich aus einer Vielzahl von Measures/Farbsystem und Dazzles/Muster zusammensetzten.
Hauptziel der Tarnung im Zeitraum von 1944 war angreifenden U-Booten bzw. Überwassereinheiten die Klassifizierung des Schiffstyps und dessen Ausrüstung zu erschweren.
Der Tarnanstrich von DD 661 Kidd bestand aus dem Zerstörermuster 31/10d. Dieses Muster setzt sich aus den hochkontrastrierenden Farben "Light Grey 5-L" sowie "Black BK" für alle vertikalen Flächen zusammen. Alle Horizontalen Flächen waren in "Ocean Grey 5-O" und "Deck Blue 20-B" gestrichen.
Zwar erschwerten diese Farben die Identifizierung durch Unter- bzw. Überwasserschiffe, doch sie hatten den Nachteil, sehr gut sichtbar für Flugzeuge zu sein. Durch den massiven Einsatz von Kamikaze Flugzeugen wurde dieses Muster ab 1945 fallengelassen und durch weniger markante Lackierungen ersetzt. Ein Typisches Farbmuster wäre in diesem Fall das Measure 21, bei dem die Schiffe komplett in blau angepönt waren.
Um das Tarn bzw. Farbmuster möglichst exakt auszuführen ist es am einfachsten, wenn alle Baugruppen vor der Lackierung bereits mit allen Details versehen sind. Ein vorheriges trockenes Anpassen ist bereits im Rohbau vorzunehmen. Am besten lassen sich die einzelnen Baugruppen wie z.B. achtere Deckshütte, Schornsteine etc. durch zum Beispiel unter den Geschützen versteckt angebrachte Schrauben positionieren, nur so lässt sich verhindern, daß durch die spätere Montage Kleber unter den Baugruppen hervorquillt.
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Ein weiterer Vorteil bei der ganzen Aktion liegt auf der Hand: Das umständliche und fummelige Abkleben des Hauptdecks entfällt vollkommen. Zur Belohnung erhält man einen sauberen Farbübergang im Bereich Deck/Seitenwand. Auf diese Weise kann das Schiff mit dem Rumpf von unten nach oben aufgebaut werden. Musterstreifen, die vom Rumpf her über die Aufbauten laufen, können so Schritt für Schritt weitergeführt werden ohne das dass Muster verspringt.
Die Schablonen erstellte ich aus Revell Maskierfolie, nachdem ich eine Zeichnung des Dazzles/Muster in 1:1 für das Modell hergestellt hatte. Die Folie wird nur noch auf die Zeichnung aufgeklebt, mit einem Skalpell ausgeschnitten, von der Zeichnung abgezogen und auf die zu lackierenden Bauteile geklebt. Fertig.
So hatte ich mir die Geschichte jedenfalls vorgestellt. Ich hatte die Rechnung nur ohne den Wirt gemacht und die Wölbung des Rumpfes nicht berücksichtigt! Was auf der Zeichnung noch passt ist auf dem Modell natürlich nicht hoch genug. Also beim nächsten mal 2-3 Millimeter in der Höhe zugeben!
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Den Abschluss der Lackierung bildete die Alterung des Schiffs. Aufgrund des kleinen Maßstabs muß hier sehr vorsichtig agiert werden. Wenn die Größe des Modells in Relation zu der Entfernung gesehen wird, in der sich das Original befinden würde, dürfen meiner Meinung nach auf gar keinen Fall irgendwelche Türen oder Nischen mit schwarzer Farbe hinterlegt werden.
Auf Vorbildfotos sind allenfalls Hell-bzw. Dunkelschattierungen, sowie einige Verwitterungseffkte zu erkennen. Um die einzelnen Schattierungen darzustellen mischte ich die jeweils verwendeten Grundfarben mit einigen Anteilen an weißer Farbe. Danach werden im Trockenmalverfahren die einzelnen Flächen aufgehellt und die so noch gleichmäßig erscheinende Farboberfläche gebrochen. Zu guter letzt werden noch einige Rostspuren angebracht. Um einen möglichst realistischen verwitterten Eindruck zu erwecken, muß beim Trockenmalen immer die Fließrichtung von Rostpartikeln sowie Schmutz beachtet werden. Auch hier gilt, weniger ist oft mehr!
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Fehlt nur noch die Besatzung. Als etwas nervtötend erwies sich die Bemalung der 60 Mann starken Schiffsbesatzung. Im ersten Gang bemalte ich Gesicht und Hände, danach die Uniformen.
Mittels Sekundenkleber werden die Sailors dann auf ihren Positionen fixiert. Die Geschichte sieht einfach super aus. 60 dreidimensionale Mackers, die auf eine notgewasserte B-25 Mitchell stieren, deren Besatzung nur darauf wartet endlich aus dem Bach gefischt zu werden.
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B-25 Mitchell? Zu den B-25 Mitchells gibt es nicht sehr viel zu sagen, außer das das Teil einfach spitze ist!! Das sehr gut reproduzierte 1:350er Modell der B-25 stammt von Trumpeter und verfügt tatsächlich über verglaste Cockpits sowie einer entsprechenden Bugnase!
WEM bietet inzwischen sogar eine passende Inneneinrichtung für das Cockpit an. Die einzige Änderung, die ich am Modell anbrachte, betrifft den hinteren Geschützturm. Ich ersetzte ihn durch ein durchsichtiges Abfallstück eines Gießastes. Die Grundfarbe des Bombers ist ein Oliv Grün von Humbrol (H155), Alterungsspuren brachte ich im Trockenmalverfahren mit der aufgehellten Basisfarbe auf sowie Farbabblätterungen mit Alufarbe von Testors. Die notgewasserte Besatzung stammt von Preiser - wie auch die Schiffsbesatzung - und steigt gerade in die zu Wasser gelassen Schlauchboote um. Bei den Schlauchbooten hilft die ehemalige Deutsche Kriegmarine aus - das Boot stammt aus dem Z 31 Zerstörer Bausatz von Heller.
Die Wasserfläche wurde mit Hilfe der Silikonmethode hergestellt, die auf modellmarine in der Rubik Tipps dargestellt wird. Die B25 setzte ich ohne eine Schablone in die noch nicht ausgehärtete Silikonfläche. Fertig, die Herstellung der Wasserfläche dauert nicht mehr als eine Stunde, ist einfach zu bewerkstelligen und gegenüber Gießharz enorm kostengünstig.

Dirk Mennigke