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Das Modell

Seit dem Erscheinen der Akagi mit ihren drei Flugdecks wollte ich dieses ungewöhnliche Modell einmal bauen. Abgehalten hat mich die Tatsache, dass ich normalerweise nicht in 700 baue und mir 43,- € für „nur um es einmal gebaut zu haben“ zu viel erschien.

Durch einen glücklichen Zufall fiel mir vor zwei Jahren das Besprechungsmuster der Hasegawa Akagi in der Konfiguration mit ihren ursprünglichen drei Flugdecks in die Hände. Wie gesagt ist 1/700 zwar nicht mein Maßstab, aber wegen des Aussehens und der Epoche, welche so manche technische Außergewöhnlichkeit hervorbrachte, und da der Bausatz nur in dieser Größe angeboten wird, baute ich schließlich das Modell.

Zuerst legte ich keinen so großen Wert darauf, wie das spätere fertige Modell einmal aussehen sollte. Es sollte für mich mehr ein Testobjekt für einige neue Techniken, welche ich kurz zuvor in dem sehr empfehlenswerten Buch Ship Models from Kits von David Griffith (siehe Literaturvorstellung) las, sein. Ob ich das Modell dann schließlich in einen kleinen Diorama präsentieren würde oder nicht, machte ich davon abhängig, wie gut oder schlecht das Endergebnis ausfallen würde.

Der Bau selbst ging ohne Probleme und Spachtelmasse von der Hand. Nur die Stützen des oberen Flugdecks sind etwas kniffelig. Wegen der teils geringen Unterschiede dieser im Aussehen zueinander, deren enge Anordnung und der etwas unübersichtlichen Bauanleitung muss man hier einige Sorgfalt walten lassen. Immer, wenn ich ein paar Stützen angebracht hatte, legte ich das Flugdeck auf den Rumpf, sodass sich die Stützen in den dafür vorgesehenen Aussparungen am Rumpf ausrichteten.

Der Bausatz lässt dem Modellbauer die Wahl zwischen der Akagi bei Werftabgabe und einer Periode im Jahr 1934, kurz vor ihrem großen Umbau, bei dem ein durchgehendes Flugdeck installiert wurde, in welcher sie an Steuerbordseite zu Testzwecken einen kleinen Brückenaufbau führte.

Ich entschied mich für die späte Version, da sie ansprechender ist als das nackige Deck des ursprünglichen Aussehens. Außerdem machen die ebenfalls in dieser Zeit geführten weit ausladenden, sich jeweils an Back- und Steuerbord befindlichen Plattformen für die leichte Flak einen interessanteren Gesamteindruck.

Nachdem der Rumpf samt Hangardeck aufgebaut war, wurde das Linoleum auf Back und Schanz mit Tamiya 79 lackiert. Parallel dazu bekamen die hölzernen Flugdecks einen Farbüberzug mit Gunze H27. Nach dem Abmaskieren der Teile wurde das Schiff über alles mit Revell 77 lackiert. Den Wasserlinienstreifen pinselte ich mit Gunze H17. Ein Überzug aus glänzendem Klarlack von Tamiya schloss vorerst die Lackarbeiten mit der Airbrush ab. Verschiedene Kleinteile wurden noch mit dem Pinsel in ihren entsprechenden Farben bemalt.

Nun ging es ans Altern. Zunächst wurden Filter mit Ölfarben in schwarz, weiß und blau aufgebracht. Da japanische Schiffe in recht dunklen Grautönen lackiert waren fallen diese Filter allerdings nicht so stark auf wie erhofft. Naja – Übung macht den Meister.

Als nächstes bekamen alle Details ein Washing mit dunkelbrauner Ölfarbe. Nachdem dies ausreichend trocknen konnte, kam das Trockenbürsten an die Reihe. Kleine Fehler vom Lackieren wurden noch mit dem Pinsel ausgebessert.

Nun wurden alle einzelnen Bauteile an den Rumpf geklebt. Da das Ergebnis des Alterns besser ausfiel als ich zuerst angenommen hatte, fasste ich den Entschluss, das Modell auf einer Wasserfläche in Aktion darzustellen. Dabei wurde ich durch das Titelbild des Kartons angeregt, genau wie auf diesem die Akagi beim Starten der Bordstaffeln zu zeigen. Da dem Bausatz nicht ausreichend Flugzeuge beiliegen, bestellte ich den von Hasegawa einzeln angebotenen Flugzeugsatz für dieses Modell und von Flyhawk eine Platine Reling.

Da die Doppeldecker mehrteilig gestaltet sind, verklebte zuerst an diesen die oberen Tragflächen. Während der Trocknungszeit des Klebers versucht ich mich an der Reling. Allerdings muss ich an dieser Stelle gestehen, dass mir das mit der 700er Reling viel zu fummelig war. Und angesichts der Tatsache, dass sich noch viel schwierige Bereiche an dem Modell finden, wo die Reling unterschiedlichen Rundungen folgen muss, habe ich dieses Unterfangen sehr schnell beendet und auf geätztes Zubehör verzichtet. Ich bin nun mal 1/350 als Maßstab gewohnt. An dieser Stelle Hut ab vor allen, die in 1/700 so tolle Modelle bauen!!!

Ok, nach den missglückten Ätzteilen ging es mit den Fliegern weiter. An diese wurden die Fahrwerke geklebt und mit dem Pinsel lackiert. Die Rümpfe wurden mit Aluminium 1781 von ModelMaster bemalt. Das Rot der Heckflossen ist Tamiya XF7. Die Cowlings und die Räder pinselte ich mit Gunze H77. Die Propellernaben der Torpedobomber bekamen noch einen Tupfer Gunze H37. Die Torpedos selbst haben einen stahlfarbenen Körper (ModelMaster 1780) und die Gefechtsköpfe sind ebenfalls in Gunze H77 gehalten.

Für jede Maschine liegt eine individuelle Kennung für die obere Tragfläche als Abziehbild bei, welches als nächstes aufgebracht wurde. Eigentlich sind diese Kennungen auch für die Rumpfseiten vorgesehen. Da aber die Hasegawa-Decals schlecht zu verarbeiten sind (der Trägerfilm ist zu groß und asymmetrisch und teilweise schwer mit Weichmacher Herr zu werden), verzichtete ich auf die seitlichen Markierungen. Stattdessen bekamen alle Flugzeugrümpfe ein Hinomaru mit Tamiya XF7 aufgetupft.

Auch auf den Flugdecks hab ich die Decals aufgebracht. Allerdings gilt hier dasselbe wie bei den Flugzeugen. Der Trägerfilm ist dick und erst nach mehrmaligen „Baden“ in Mr. Mark Softer haben die Decals nachgegeben und sich langsam in die Vertiefungen gelegt. Beim letzten Einweichen haben die Decals beim achteren Flugzeugaufzug noch dazu Blasen geworfen, welche ich nicht mehr glätten konnte. Hoffentlich verdecken die Flugzeuge diese etwas...

Nun wurden die Flugzeuge auf die Decks geklebt. Vom unteren Deck aus starten die Jagdmaschinen. Der Staffelführer ist mit zwei Flügelmännern bereits abgehoben. Der vierte Doppeldecker ist soeben gestartet und befindet sich wenige Meter vor dem Schiff im Steigflug.

Auf dem oberen Flugdeck sind die Torpedobomber klar zum Start. Diese stehen ebenfalls numerisch sortiert hinter einer quer über das Deck gezogenen Linie, welche die Startposition für schwere Flugzeuge markiert.

Zum Schluss musste ich noch eine Wasserfläche gestalten. Ein zurechtgeschnittenes MDF-Brett lackierte ich mit Tamiya XF4. Danach legt ich die Position des Schiffes fest. Die Bereiche um das Schiff und seiner Bug- und Hecksee bekamen mit 1:1 mit Wasser verdünntem Acrylgel nach und nach eine leicht gewellte See aufmodelliert. Da das verdünnte Gel beim Trocknen stark schwindet, musste ich diesen Vorgang entsprechend oft wiederholen.

Nun befestigte ich das fertige Modell mit ein paar Tropfen Sekundenkleber auf der Fläche. Die Wellen in den ausgesparten Bereiche um den Rumpf tupfte ich nun mit einem Pinsel und unverdünntem Gel auf. Dies muss man auch öfters wiederholen, um eine etwas erhabene Bugwelle zu erzeugen. An den Schiffsseiten stellte ich mit dieser Methode gekräuseltes Wasser dar, hinter dem Schiff die Hecksee. Abschließend wurden die Wellenkämme mit weißer Farbe trocken gebürstet, Bug- und Hecksee stark, das gekräuselte Wasser nur ganz leicht.

Zu guter Letzt musste noch der gerade gestartete Doppeldecker schwebend dargestellt werden. Gezogener klarer Gießast ist nicht stabil genug und meiner Meinung nach ist die einzige halbwegs unauffällige und stabile Lösung Flugzeuge auf einen dünnen Stahldraht zu stecken. Ich hatte beim Bau des Modells nur einen 0,5 mm dicken Draht zur Verfügung, welcher in diesem Maßstab eigentlich schon zu prominent ausfällt. Der nächste Versuch wird ein 0,3 mm starker Draht werden.

Fazit

Trotz einiger kleiner Rückschläge (Ätzteile/Decals), hat der Bau dieses Modells sehr viel Spaß gemacht. Für mich ist es immer wichtig Schiffsmodelle ansprechend zu präsentieren. Zugegeben, startende Flugzeuge auf einem Flugzeugträger ist nichts Neues, aber in diesem Fall finde ich, dass das archaische Aussehen der Akagi und die farbenfrohen Flugzeuge hier das ganze Auflockern. Sicherlich hätte ich dem Modell noch eine geätzte Besatzung spendieren können, welches die ganze Szenerie etwas lebendiger aussehen lassen würde, nur wollte ich nicht neben der Reling auch noch eine angebrochene Platine Figuren ungenutzt bei mir herumliegen haben


Sven