Das Original

Das japanische Schnelle Schlachtschiff Hiei (比叡) wurde ursprünglich als Schlachtkreuzer der Kongo-Klasse gebaut. Die Klasse wurde für die Kaiserliche Japanische Marine entwickelt und stellte eine verbesserte Version der britischen Lion-Klasse dar. Sie erhielt schwerere Geschütze (35,6 cm statt 34,3 cm), die zudem besser angeordnet waren, so dass jeweils zwei Türme nach vorne bzw. achtern feuern konnten. Die vier Schlachtkreuzer wurden in den 1930ern umfassend modernisiert. Sie wurden verlängert und erhielten neue Kessel, so dass ihre Geschwindigkeit so stark erhöht werden konnte, dass sie die Flugzeugträger begleiten konnten. Ihre Feuerleitung, Flugabwehr und Eigenschutz wurde verbessert und die Schiffe zu Schnellen Schlachtschiffen umklassifiziert.

Hiei war nach der Modernisierung 219,5 m lang, 33,1 m breit und verdrängte 37.187 t. Der Antrieb bestand aus elf Kesseln und vier Dampfturbinensätzen, die zusammen 136.000 PS leisteten, womit 30,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 1500 Mann.

Bewaffnung 1942
8 x 35,6 cm L/45 (vier Zwillingstürme)
14 x 15,2 cm L/50 (in Kasematten)
8 x 12,7 cm L40 (vier Zwillingslafetten)
26 x 2,5 cm L/60 Typ 96 (zwei Drillingslafetten, zehn Zwillingslafetten)
2 Aichi E13A1 Bordflugzeuge


Hiei wurde 1911-14 von der Marinewerft Yokosuka gebaut. 1929 wurde sie teilweise entwaffnet, ihr Seitenpanzer und ein Teil der Kessel entfernt, um als Schulschiff zu dienen und so das Abwracken unter den Bedingungen der Flottenverträge zu vermeiden. Nach dem Japan die Flottenverträge aufgekündigt hatte, wurde sie 1937-41 wieder bewaffnet, stark modernisiert und zum Schnellen Schlachtschiff umklassifiziert. Ihr neue Brückenturm diente als Prototyp für die Brücke der Yamato-Klasse. Im Zweiten Weltkrieg geleitete sie u.a. die Flugzeugträger während des Angriffs auf Pearl Harbor, dem Vorstoß in den Indischen Ozean sowie den Schlachten bei den Ost-Salomonen und den Santa Cruz-Inseln. Hiei selbst wurde am 13. November 1942 in der Schlacht von Guadalcanal von Kreuzern und Zerstörern der US Navy mit 85 Artillerie- und neun Torpedotreffern (wovon sechs explodierten) schwer beschädigt. Es wurde versucht sie abzuschleppen, aber sie wurde nach Luftangriffen durch B-17-Bomber und Avenger-Torpedobomber, die 7-9 Bomben- und 5-8 Torpedotreffer erzielten, aufgegeben und selbst versenkt. 188 Mann der Besatzung starben. Das Wrack wurde 2019 durch RV Petrel entdeckt und erkundet.

Der Bausatz

Dieser Bausatz stammt vom polnischen Hersteller GPM, einem bekannten Hersteller von Kartonbausätzen. Sie bieten eine grosse Palette an Schiffen verschiedener Epochen und Länder an, der beliebte Kartonschiff-Massstab von 1/200 ist dabei besonders gut vertreten.

Das Modell beinhaltet eine 7-Seitige Anleitung, der eigentliche Bausatz besteht aus 24 Kartonbögen im Format A3. Im Ganzen sind ca. 4'000 Teile vorhanden, wie bei solchen Modellen üblich sind Schablonenteile vorhanden. Auf dem Bogen sind beispielsweise Masten oder Gitterstrukturen im Massstab 1/1 gezeichnet, müssen aber vom Erbauer dann aus Draht selbst angefertigt werden.

Für die Rumpfstruktur ist ein gelaserter Spantensatz aus 1-mm-Karton erhältlich, ebenso gibt es für filigranere Teile Lasercut- und Photoätzteile.

Dieses Modell ist in der Kategorie «Sehr schwierig» gelistet. Nicht nur der Bau an sich benötigt eine gewisse Erfahrung, auch die «Philosophie» der Anleitung muss verstanden werden, da eigentlich nur Explosionszeichnungen dabei sind. Die Reihenfolge des Baus muss der Modellbauer selbst bestimmen.

Das Modell

Andis Bauzeit für dieses Modell betrug ziemlich genau ein Jahr, von Dezember 2012 bis Dezember 2013. Für die Grundstruktur griff er auf den schon erwähnten Spantensatz zurück. Dieser war an sich passgenau, aber er musste an diversen Teilen leicht nachbearbeitet werden. Der Bau war mit den (in Kartonkreisen) üblichen Problemstellungen verbunden. Zusammengefasst kann man sagen, bevor man klebt, nachmessen, und immer ein paar Stufen weiterdenken, als man gerade bastelt. Passt die nächste Baugruppe in die vorhandene Öffnung, oder muss ein Teil leicht abgeändert werden? Mit solchen Aufgaben ist man dauernd konfrontiert.

Der Turm besteht aus gesamthaft 10 Ebenen, die über eine Rohrkonstruktion geschoben wurden. Dabei hat sich mehrmals gezeigt, dass die Bohrungen nicht dem Durchmesser der Rohre entsprachen oder deren Platzierung nicht stimmte. Auch war ein Rohr ganze 4cm zu kurz. Solche Patzer sind ärgerlich, aber in der Regel kein grosses Problem, sofern sie rechtzeitig erkannt werden. Am Turm sind 32 Fernrohre vorhanden, die Fenster wurden ausgeschnitten, bei der Kommandobrücke ist ein Innenleben sichtbar.


Die Antennen bestehen aus 0.2mm-Eisendraht, der zwischen zwei Zangen etwas gestreckt wurde. Andere Gitterkonstruktionen wie die Antennenträger auf den Geschütztürmen wurden aus 0.5mm-Draht angefertigt.

Die Blastbags entstanden aus Papiertaschentüchern und verdünntem Weissleim.


Das Katapult wurde aus Lasercut-Teilen angefertigt, und bekam ein selbst gebautes Innenleben aus Dampfzylinder und Umlenkrolle. Solche Details werten das Modell sichtlich auf. Die Bordflugzeuge erhielten ein vereinfachtes Cockpit. Wegen dem gelaserten Rahmen der Cockpithaube war ein Interieur notwendig.

Ein Baubericht findet sich auf Kartonbau.de.


Andi Rüegg, Alex (Fotos, Text über Modell), Lars (Text über Original)