Panzerkreuzer Kasuga Deckelbild


Modell: Japanese Navy 1st Class Cruiser Kasuga
Hersteller: Seals Models (Foresight)
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile
Art.Nr.: SML021-5000
Preis: 68,6 € (bei NNT)

Das Original

Der japanische Panzerkreuzer Kasuga (春日) war eines von zehn Schiffen der Garibaldi-Klasse, die zwischen 1893 und 1905 gebaut wurden. Die Klasse wurde für die italienische Marine entworfen, aber auch für Argentinien, Spanien und eben Japan gebaut. Die japanische Marine erhielt zwei Schiffe, Kasuga und Nisshin, die beide eine wichtige Rolle während des Russisch-Japanischen Kriegs spielten.

Die Garibaldi-Klasse war eine Weiterentwicklung der Vettor Pisani-Klasse. Sie fiel etwas größer aus und erhielt zusätzlich zu den 15,2- und 12-cm-Geschützen vorne und achtern einen Turm mit 25,4-cm- oder 20,3-cm-Geschützen, während die Pisani-Klasse über keine schweren Geschütze verfügte. Die schweren Geschützte sollten es möglich machen, die Garbibaldi-Klasse im Notfall auch in der Schlachtlinie einsetzen zu können. Sie erhielten für die damalige Zeit Türme, die eine sehr hohe Rohrerhöhung und damit Reichweite ermöglichten. Die Garibaldi-Klasse zeichnete sich durch eine schwere Bewaffnung und gute Panzerung aus.

Diese Eigenschaften, kombiniert mit den relativ geringen Abmessungen und damit wohl auch Kosten, machten die Klasse zum Exporterfolg. Argentinien kaufte 1895-96 zwei für die italienische Marine im Bau befindlichen Schiffe, Garibaldi (ex Giuseppe Garibaldi) und San Martin (ex Varese) sowie 1897 auch noch deren Ersatzbauten: Pueyrredón (ex Giuseppe Garibaldi) und General Belgrano (ex Varese). Dazu kaufe Spanien 1896 ein Schiff, Cristóbal Colón (ex Giuseppe Garibaldi). Die italienische Marine erhielt 1901 erst das vierte (!) als Giuseppe Garibaldi begonnene Schiff sowie das dritte als Varese begonnenes. Dazu erhielt die italienische Marine 1905 ein drittes Schiff der Klasse, die Francesco Ferruccio. Wegen des argentinischen-chilenischen Wettrüstens bestellte Argentinien 1901 zwei weitere Schiffe der Klasse, Berndardino Rivadavia und Mariano Moreno. 1902 konnten Argentinien und Chile sich auf einen Abrüstungsvertrag einigen. Die beiden bestellten argentinischen Panzerkreuzer sowie zwei für Chile als Kreuzer-Killer gebaute schnelle Schlachtschiffe der Constitucion-Klasse sollten nicht in Dienst gestellt, sondern verkauft werden. Sowohl Russland als auch Japan waren wegen der zunehmenden Spannungen vor dem Russisch-Japanischen Krieg an den beiden Panzerkreuzern interessiert, Japan gelang es schließlich beide zu kaufen. Japan zögerte 1904 den Angriff auf Russland so lange hinaus, bis es sicher war, dass beiden Panzerkreuzer erfolgreich nach Japan überführt werden konnten.

Zwischen den Schiffen gab es einige Unterschiede. Die letzten fünf Schiffe, die drei italienischen und die zwei japanischen, waren vier Meter länger. Bei der Hauptbewaffnung gab es verschiedene Varianten:

  • zwei 25,4-cm-Einzeltürme (Garibaldi, Pueyrredón, General Belgrano)
  • zwei 24-cm-Einzeltürme (Cristóbal Colón, erhielt nur die Türme, die Geschütze wurden nie eingebaut)
  • ein 25,4-cm-Einzelturm, ein 20,3-cm-Zwillingsturm (Giuseppe Garibaldi, Varese, Francesco Ferruccio, Kasuga)
  • zwei 20,3-cm-Zwillingstürme (San Martin, Nisshin)

Auch bei der Mittelartillerie gab es Unterschiede. Die ersten drei argentinischen Schiffe und die spanische Cristóbal Colón erhielten zehn 15,2-cm-Geschütze in Kasematten auf dem Hauptdeck sowie sechs 12-cm-Geschütze auf dem Oberdeck. Die anderen sechs Schiffe, General Belgrano, die italienischen und japanischen Schiffe, erhielten 14 15,2-cm-Geschütze, vier davon auf dem Oberdeck. Mit Ausnahme von Garibaldi und General Belgrano waren die vordersten und hintersten 15,2-cm-Geschütze auf dem Hauptdeck in Schwalbennestern angeordnet. Diese waren bei den letzten fünf, den italienischen und japanischen Schiffen, stärker ausgeprägt. Zudem gab es Unterschiede bei den leichten Geschützen, den Marsen und der Brücke.

Cristóbal Colón und Giuseppe Garibaldi wurden im Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 bzw. im Ersten Weltkrieg 1915 versenkt. Einige der restlichen Schiffe dienten sehr lange. General Belgrano diente als U-Boot-Tender bis 1947, Pueyrredón als Schulschiff sogar bis 1955. Von den japanischen Schiffe diente Nisshin ab 1927 nur noch als Hulk und wurde 1942 als Zielschiff versenkt. Kasuga diente von 1927 bis 1942 als Schulschiff. Ihre Bewaffnung wurde auf die beiden schweren Geschütze, vier 15,2-cm- und fünf 7,62-cm-Geschütze (eines davon eine Flak) reduziert, die Brückenaufbauten wurden immer mehr vergrößert. 1942 wurde sie entwaffnet und noch als Hulk bis kurz vor Kriegsende genutzt.

Kasuga war 111,7 m lang, 18,7 m breit und verdrängte 7700 t. Der Antrieb bestand aus acht Kesseln und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen, die zusammen 14.800 PS leisteten, womit 20 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 560 Mann.

Bewaffnung
1 x 25,4 cm L/45 (Einzelturm)
2 x 20,3 cm L45 (Zwillingsturm)
14 x 15,2 cm L/45 (zehn in Kasematten, vier mit Schilden auf dem Oberdeck)
10 x 7,62 cm L/40 (Einzellafetten)
6 x 4,7 cm (Einzellafetten)
4 x 45 cm Torpedorohre

Kasuga wurde 1902-04 von Ansaldo in Genua gebaut. Sie war ursprünglich von Argentinien als Bernardino Rivadavia bestellt worden und hatte auch den provisorischen Namen Mitra geführt. Im Dezember 1903 wurde sie an Japan verkauft. Sie erreichte mit ihrem Schwesterschiff Nisshin Japan erst nach Ausbruch des Russisch-Japanischen Kriegs. Sie wurden bei der Blockade von Port Arthur eingesetzt. Am 13. April 1904 dienten Kasuga und Nisshin dazu, die russische Flotte aus dem Hafen und auf ein Minenfeld zu locken: dies war ein spektakulärer Erfolg: das russische Flaggschiff, das Schlachtschiff Petropawlowsk, explodierte nach einem Minentreffer, wobei Admiral Makarow und ein Großteil seines Stabs getötet wurden. Insgesamt starben 638 Mann. Dazu wurde das Schlachtschiff Pobeda durch einen Minentreffer beschädigt. Kasuga wurde danach wiederholt zum Beschuss von Port Arthur verwendet, wofür sie sich wegen der großen Reichweite ihrer Hauptbewaffnung besonders eignete. Bei einem Blockadeeinsatz rammte Kasuga am 15. Mai im Nebel den japanischen Geschützten Kreuzer Yoshino, der sank, wobei 318 Mann starben. Am gleichen Tag liefen die japanischen Schlachtschiffe Hatsutse und Yashima auf Minen und gingen verloren - ein Drittel der Schlachtschiffe der japanischen Flotte! Kasuga und Nisshin wurden darauf in die Schlachtflotte eingegliedert. Mit dieser war Kasuga daran beteiligt, am 23. Juni einen ersten Ausbruchsversuch der russischen Flotte zurück zu schlagen. Am 10. August führte ein weiterer Ausbruchsversuch zur Schlacht im Gelben Meer, in dem die russische Flotte erneut, dieses Mal unter schweren Verlusten, zurück geschlagen wurde. Kasuga erhielt in der Schlacht drei Treffer, durch die elf Mann getötet und elf verwundet wurden. Am 24. Februar 1905 deckte sie die Landung bei Gensan. Am 27. Mai kämpfte sie, erneut als Teil der Schlachtlinie, in der Schlacht von Tsushima. Sie erhielt in der Schlacht zwei Treffer, durch die sieben Mann starben und 89 verwundet wurden. Im Juli war sie an der Eroberung von Sachalin beteiligt.

Im Ersten Weltkrieg diente Kasuga wiederholt als Flaggschiff von Zerstörerflottillen. 1917-18 sollte sie alliierte Handelsschiffe im Indischen Ozean und Australien schützen. Bei einem solchen Einsatz lief sie am 14. September 1917 an der Westküste Australiens auf Grund. Am 11. Januar 1918 lief sie in der Straße von Bangka erneut auf. 1920 unternahm sie eine längere Fahrt an die Ostküste der USA. 1921 wurde sie zum Küstenverteidigungsschiff 1. Klasse umklassifiziert. 1922 war sie an der Intervention in den Russischen Bürgerkrieg in Sibirien beteiligt. Am 15. Juni 1926 rettete sie die Besatzung des Frachters City of Naples, der aufgelaufen war. Ab 1927 (oder 1925?) diente sie primär als Schulschiff. Am 27. Juli 1928 rettete sie die Besatzung des Luftschiffs N3. 1929 war sie an der Vermessung von Südseeinseln beteiligt, 1934 transportierte sie Wissenschaftler zur Beobachtung einer Sonnenfinsternis nach Truk (Chuuk). 1942 wurde sie außer Dienst gestellt und zur Hulk. Kasuga wurde am 18. Juli 1945 in Yokosuka durch einen Luftangriff schwer beschädigt. Das Wrack wurde 1948 geborgen und abgewrackt.

Der Bausatz

Seals Models hat mit dem Bausatz der Kasuga den ersten Spritzgussbausatz der Panzerkreuzer der Garibaldi-Klasse herausgebracht. Inzwischen hat Seals Models hat auch einen Bausatz des Schwesterschiffs Nisshin herausgebracht, der wohl abgesehen von den Namensschildern und der Anleitung identisch sein dürfte, da auch der Bausatz der Kasuga alle Teile enthält, um auch die Nisshin bauen zu können. Es gibt bereits einige Resinbausätze der Klasse. Delphis hat einen Bausatz der italienischen Giuseppe Garibaldi im Angebot. Modelkrak hat u.a. auch die Kasuga herausgebracht, aber auch einige (Spezialausgaben?) der argentinischen Schiffe. Von Armo gibt es die spanische Cristóbal Colón.

Auf Rahmen A findet man die Teile für den Rumpf, Lüfter, Brückendeck und Ankerkran. Der Bausatz ermöglicht den Bau eines Wasserlinienmodells. Die Teile sind überwiegend gut detailliert. Die Ankerketten sind angegossen und wirken etwas flach. Der erhöhte Bereich des Seitenpanzers unter dem Anker scheint mir, wie der Anker selbst, etwas falsch dimensioniert zu sein. Die Lüfter haben keine aufgebohrten Köpfe. Dies muss man entweder selbst machen oder die Öffnung durch die Bemalung andeuten. Am Rumpf sind einige Niedergänge angegossen. Da diese unter den Stufen massive Unterbauten haben, die beim Original nicht existierten, sollte man sie besser ersetzen.


Es gibt einen zweiten mit "A" beschrifteten Spritzling, auf dem der Mast, die achtere Brücke, Abstützungen für die vordere Brücke und Teile der Aufbauten mit den Bootslagern enthalten sind. Den Mast sollte man besser aus Metallteilen neu bauen, um ihn takeln zu können (Plastikteile biegen sich leicht). Das achtere Brückendeck wirkt sehr dick, genauso die Abstützungen für das vordere.


Der Rahmen B ist zwei Mal enthalten und umfasst u.a. den Großteil der Bewaffnung, Schornsteine, Davits, Beiboote und Lüfter. Die Lüfter haben hier Öffnungen, der Schornstein hat oben nur ein angedeutetes Schornsteingrill. Die Geschützrohre, insbesondere für die 25,4-, 20,3-, 15,2- und 7,62-cm-Geschütze könnte man durch Messingrohre ersetzen, wobei mir allerdings gerade keine passenden 25,4- und 20,3-cm-Rohre einfallen. Es liegen zwei 25,4-cm-Türme und vier 20,3-cm-Zwillingstürme bei, so dass alle Bewaffnungsvarianten der Garibaldi-Klasse dargestellt werden können und aus dem Bausatz nicht nur Kasuga (ein 25,4-cm-Einzel, ein 20,3-cm-Zwilling) sondern auch Nisshin (zwei 20,3-cm-Zwillinge) gebaut werden kann.


Der Bausatz enthält auch zwei Mal den Spritzling C, einen alten Bekannten aus anderen Bausätzen japanischer Schiffe des Russisch-Japanischen Kriegs von Seals Models. Dieser fällt qualitativ im Vergleich zu den anderen Spritzlingen etwas ab. Die Details sind dicker, weniger fein. Mit diesem Spritzling soll man die 15,2- und 7,62-cm-Geschütze auf dem Oberdeck sowie einige Lüfter, Scheinwerfer und Beiboote darstellen. Hier wären bessere Alternativen gut.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteile umfassen Brückenfenster, Abstützungen der vorderen Brückenflügel, Bug- und Heckzier, Figuren sowie Namensschilder.


Die Abstützungen für die Brückenflügel sind auch hier sehr massiv, man sollte sie lieber selbst aus Draht neu bauen. Man muss sowieso noch selbst die der hinteren Brücke ergänzen.

Kasuga war nie im Dienst der argentinischen und italienischen Marine. Soweit ich es verstehe, war sie von der argentinischen Marine bestellt worden, aber eben nicht übernommen worden, während die italienische Marine gar nicht beteiligt war.

Die Anleitung

Die Bauanleitung besteht aus einer Übersicht über die enthaltenen Teile sowie einem Text über das Original sowie mehreren Seiten der eigentlichen Bauanleitung. Die Beschriftung ist überwiegend auf Japanisch, bei der Bauanleitung sind viele der Hinweise auch auf Englisch enthalten. Einige Positionen von Teilen finde ich auf den Zeichnungen (oder sind das Fotos?) schwer erkennbar. Hier finden ich auch die Angabe, dass man einige Teile für Lüfter anpassen muss.


Für die Fotoätzteile gibt es eine Extraanleitung. Diese ist auf Englisch und Japanisch. Die Bemalanleitung ist nur teilweise auch auf Englisch übersetzt, z.B. die Angaben über die Farben sind nur auf Japanisch. Sie beziehen sich auf GSI Mr. Color.


Die Farbangaben beziehen sich auf der Zustand der Kasuga während des Russisch-Japanischen Kriegs. Eventuell fuhr sie noch mit weißen Rumpf, ockerfarbenen Schornsteinen und Mast und der alten Bug- und Heckzier, z.B. während der Probefahrten?

Für den Bauzustand der Kasuga als Schulschiff müsste man die Bewaffnung reduzieren und die Brückenaufbauten vergrößern. Wie schon erwähnt, sollte der Bau des Schwesterschiffs Nisshin möglich sein. Auch der Bau der drei italienischen Schiffe der Klasse - Giuseppe Garibaldi, Varese und Francesco Ferruccio - wäre möglich. Hier müsste man aber die Halbummantelung der Schornsteine entfernen sowie wohl einige kleine Änderungen an den Masten durchführen. Die ersten fünf Schiffe der Klasse waren kürzer. Dazu hatten sie entweder keine Schwalbennester für die 15,2-cm-Geschütze oder weniger stark ausgeprägte.

Quellen

  • Before the Battlecruiser. The Big Cruiser in the World's Navies 1865-1910 von Aidan Dodson, Barnsley, 2018 (Buchbesprechung)
  • Les cruiseurs cuirassés type Garibaldi von Gérard Garier in Marines & Forces Navales, Hors-série N° 2, Janvier 2011 (Heftbesprechung)
  • Japanese cruiser Kasuga (Wikipedia)
  • Giuseppe Garibaldi-class cruiser (Wikipedia)
  • Броненосные крейсера типа «Гарибальди» (Panzerkreuzer des Typs Garibaldi) von W.L. Kofman (В.Л. Кофман), Morskaja Kollektsija, 3/1995
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

Fazit

Ein neuer Bausatz des japanischen Panzerkreuzers Kasuga ist sehr begrüßenswert. Im Vergleich zu dem alten Bausatz von Modelkrak ist dieser Bausatz deutlich besser. Man sieht auch bei der Detaillierung einen deutlichen Fortschritt im Vergleich zu älteren Bausätzen von Seals Models. Es bleiben aber noch einige Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. bei den Abstützungen der Brückenflügel, den Geschützrohre und den Lafetten der 15,2- und 7,62-cm-Geschützen und den Bereich um die Anker. Insgesamt ist der Bausatz

guter Durchschnitt

Lars