Modell: Armada de Chile Destroyer Almirante Lynch
Hersteller: Oceanmoon
Maßstab: 1/700
Material: Resin (Guss), Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile
Art.Nr.: WM03542
Preis: ca. 20-28 €

Das Original

Das chilenische Torpedokanonenboot Almirante Lynch war das Typschiff einer Klasse von zwei Einheiten, die 1889-90 gebaut wurden. Torpedokanonenboote waren kleine bzw. verkleinerte Torpedokreuzer, die schnell und stark genug bewaffnet sein sollten, um Torpedoboote jagen zu können und auch selbst Torpedos gegen größere Schiffe einsetzen zu können. Die meisten Torpedokanonenboote fielen für diese Aufgaben zu langsam aus. Almirante Lynch war schneller als ihre britischen Gegenstücke aus unterschied sich auch durch eine leichtere Geschützbewaffnung und das Vorhandensein eines Poopdecks. Die chilenischen Schiffe waren im Bereich der Kessel und Maschinen leicht gepanzert. Almirante Lynch gelang es als erstes Schiff ein anderes mit einem selbstfahrenden Torpedo im Gefecht zu versenken.

Neben den beiden Schiffen der Klasse, Almirante Lynch und Almirante Condell, bestellte die chilenische Marine bei der gleichen Bauwerft, Laird, noch ein drittes, etwas größeres und stärker bewaffnetes Torpedokanonenboot, Almirante Simpson. 1900 und 1909 wurden die Schiffe überholt, eventuell wurde 1900 die Kessel ausgetauscht und die Geschützbewaffnung durch sechs 5,7-cm-Geschütze ersetzt. 1907 wurde versucht die drei Torpedokanonenboote zu verkaufen, was nur mit dem Verkauf von Almirante Simpson an Ecuador gelang.

Almirante Lynch war 70,1 m (Länge zwischen den Loten), 8,4 m breit und verdrängte 713 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und zwei Dreifachexpansionsdampfmaschinen, die zusammen 4532 PS leisteten, womit 20,3 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 87 Mann.

Bewaffnung (1890)
3 x 7,6 cm (Einzellafetten)
4 x 4,7 cm (3-Pfünder)
5 x 35,6 cm Torpedorohre (ein Bugrohr, vier schwenkbare Rohre auf dem Oberdeck)

Almirante Lynch wurde 1889-90 von Laird in Birkenhead gebaut. Bei ihrer Ankunft in Chile schloss sie sich als eines der wenigen Schiffe mit ihrem Schwesterschiff dem Lager des Präsidenten im Chilenischen Bürgerkrieg gegen das Lager um das Parlament an. Am 23. April 1891 griffen die beiden Torpedokanonenboote in der Schlacht in der Caldera Bucht die Panzerfregatte Blanco Encalada, eines der beiden stärksten Schiffe der Flotte des Parlaments, an, wobei Almirante Lynch diese durch einen Torpedotreffer versenkte, wobei 182 Mann der Panzerfregatte starben. Almirante Lynch wurde nur leicht beschädigt. Das Lager des Parlaments siegte dennoch im Bürgerkrieg. 1910 wurde das Torpedokanonenboot nach der Ankunft des neuen Zerstörers Lynch in Tomé umbenannt. Tomé sicherte 1914 im Ersten Weltkrieg den britischen Dampfer Orita, der vor dem deutschen Hilfskreuzer Prinz Eitel Friedrich in chilenischen Gewässer bedroht wurde. 1919 wurde Tomé außer Dienst gestellt und abgewrackt.

Der Bausatz

Der chinesische Kleinserienhersteller Oceanmoon hat schon zahlreiche Bausätze chinesischer, japanischer und US-amerikanischer Schiffe herausgebracht, aber auch schon eine größere Zahl von Bausätzen von Schiffen von südamerikanischen Schiffe der viktorianischen Epoche, so auch auch das chilenische Torpedokanonenboot Almirante Lynch .

Der Bausatz besteht nur aus wenigen Resinteilen, darunter der Rumpf. Dieser wirkt von den Abmessungen etwas zu groß, aber mangels genauer Angaben und Pläne ist dies schwer zu überprüfen. Unter Bug und Heck findet sich ein Anguss, der mit etwas Grat unter dem Rumpf weggeschliffen werden muss. Der Rumpf ist etwas bananenförmig, lässt sich aber hoffentlich mit heißem Wasser wieder gerade biegen. Der Guss ist ansonsten gut. Etwas Nacharbeit ist neben den erwähnten Stellen unter der Wasserlinie noch am Heck und am Bugtorpedorohr notwendig. Letzteres war wahrscheinlich runder und nicht so eckig wie im Bausatz dargestellt ausgeführt.


Neben dem gegossenen Rumpf sind noch die beiden Schornsteine aus Resin enthalten, sehr wahrscheinlich sind diese gedruckt und weißen oben schöne Öffnungen auf.


Es liegt ein Spritzling von S-Model für diverse Kleinteile bei, aber aus der Anleitung geht nicht wirklich hervor, für was diese Teile benötigt werden. Ausgehend von Fotos des Originals vermute ich für einen Scheinwerfer, den Kompass, Lüfter und Beiboote. Letztere sind aber oft zu groß.


Hier noch ein Vergleich des Rumpf der Almirante Lynch mit dem Rumpf der chilenischen Panzerfregatte Almirante Cochrane von Brown Water Navy Miniatures (Bausatzbesprechung), dem Schwesterschiff der Blanco Encalada, die durch die Almirante Lynch versenkt wurde.

Ein Diorama der Schlacht in der Caldera Buch wäre also durchaus möglich.

Die Fotoätzteile

Der Bausatz von Oceanmoon enthält noch eine umfangreiche Fotoätzteilplatine. Hier finden sich zahlreiche Details, die den Bau eines vollständigen Modells ermöglichen.


Allerdings sind einige Teile als Fotoätzteile ausgeführt, die man lieber aus anderen Materialien aus Stabilitätsgründen herstellen sollte, insbesondere die Masten. Die 7,6-cm-Geschütze (Teile 16-19) sind leider auch komplett aus Fotoätzteilen ausgeführt. Die Lafetten der Geschütze bestanden beim Original aus vielen dünnen Beinen (wie auch bei den 4,7-cm-Geschützen), während hier im Bausatz die Lafette aus zwei Dreiecken besteht. Das Schutzschild auf den Fotos besteht auch nur aus einer Platte, also ohne dem Dach und den Seitenteilen. Die Deckstorpedorohre - wahrscheinlich je zwei Einzelrohre auf beiden Seiten mittschiffs - sind gar nicht dargestellt. Hier findet man nur deren an den Rumpf angegosse Basen.

Die Abziehbilder

Die chilenischen Flaggen liegen als Abziehbilder bei.

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus einer Seiten mit Farbfotos, die die Positionen der Fotoätzteile zeigen. Es gibt es noch einige Hinweise auf Chinesisch. Die Positionen der Beiboote können noch aus den Davits geschlossen werden, die der Torpedorohre aus deren Basen. Bei den Lüftern und Brückeninstrumenten wird es schon schwieriger.


Zur Bemalung gibt es keine Hinweise. Meine Interpretation der Schwarz-Weiß-Fotos vom ursprünglichen Bauzustand wäre (von unten): roter Unterwasserrumpf, weißer Zierstreifen an der Wasserlinie, schwarzer Rumpf, weißer Zierstreifen, schwarzer Zierstreifen, alles darüber (Back, Poop, Schornsteine, Aufbauten, Masten etc.) ockerfarben. 1910 war sie wahrscheinlich in einem relativ hellen Grau gestrichen.

Quellen

Fazit

Oceanmoon sucht sich immer wieder interessante Vorbilder aus. Es ist leider ein Bausatz, der kaum Resinteile und keine gedrehte Metallteile enthält, da fast alle Details aus Fotoätzteilen dargestellt werden sollen - was ich bei den Masten und den 7,6-cm-Geschützen nicht empfehlen würde. Bei den Geschützen sind die Lafetten und im Fall der 7,6-cm-Geschütze auch die Schutzschilde falsch dargestellt. Die schwenkbaren Torpedorohre fehlen im Bausatz. Die Anleitung ist in Bezug auf die enthaltenen Spritzgussteile nicht hilfreich. Insgesamt ist der Bausatz

guter Durchschnitt


Lars