Geschützter Kreuzer Unebi Deckelbild

Modell: Imperial Japanese Cruiser Unebi
Hersteller: Oceanmoon
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile, gedrehte Messingteile, Spritzgussteile, Abziehbilder
Art.Nr.: WM03415
Preis: ca. 35 €

Das Original

Der japanische Geschützte Kreuzer Unebi (畝傍) war Teil einer Reaktion auf die Aufrüstung der chinesischen Beiyang-Flotte. 1883/84 wurde eine japanische Mission nach Europa geschickt, um dort Schiffe zu kaufen. Das Ergebnis waren die bei Armstrong bestellten Geschützten Kreuzer Naniwa und Takachiho sowie die bei der Société des Forges et Chantiers bestellte Unebi. Das Angebot der letzteren Werft überzeugte durch den niedrigen Preis. Unebi hatte ein tragisches Schicksal: sie verschwand im Dezember 1886 auf der Überführungsfahrt nach Japan mit der gesamten Besatzung von 280 Mann, eines der schlimmsten Unglücke der japanischen Marine in Friedenszeiten.

Der französische Entwurf unterschied sich stark von den britischen Gegenstücken und wies eine stärkere Bewaffnung auf. Er ähnelte älteren französischen Kreuzern wie der Duguay-Trouin, erhielt aber ein Panzerdeck. Die schweren Geschütze waren in Schwalbennestern aufgestellt und der Rumpf war stark eingeschnitten, um den Feuerbereich für diese Geschütze zu erhöhen. Neben dem Dampfantrieb war noch eine Segeltakelage als Hilfsantrieb vorhanden. Die schwere Bewaffnung kombiniert mit der Segeltakelage bewirkten, dass das Schiff toplastig war, insbesondere unter Segel. Man vermutet, dass dies eine mögliche Ursache für ihren Verlust war.

Unebi war 98,0 m lang, 13,1 m breit und verdrängte 3673 t. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und zwei Dampfmaschinen, die zusammen 5500 PS leisteten, womit 18,6 kn erreicht wurden. Alternativ war eine Barktakelage als Hilfsantrieb vorhanden. Die Besatzung sollte aus 400 Mann bestehen, bei der Überführungsfahrt waren 280 an Bord.

Bewaffnung
4 x 24 cm L/35 Krupp
7 x 15 cm L/35 Krupp
2 x 5,7 cm Nordenfeldt
10 x 2,5 cm Nordenfeldt (je vierrohrig)
4 x 1,1 cm Gatling (je zehnrohrig)
4 x 36 cm Torpedorohre

Unebi wurde 1884-86 von der Société des Forges et Chantiers in Le Havre gebaut. Sie sollte nach Japan überführt werden und wurde zuletzt am 3. Dezember 1886 beim Auslaufen aus Singapur gesehen. Sie geriet eventuell in einen Ausläufer eines Taifuns, die genaue Ursache des Verlusts und die Untergangsstelle sind nicht bekannt. Auf den Penghu-Inseln sollen Holzteile angeschwemmt worden sein, die von Fischern für den Bau von Hütten verwendet wurden.

Der Bausatz

Oceanmoon ist ein chinesischer Kleinserienhersteller, der überwiegend Bausätze von chinesischen, japanischen und US-amerikanischen Schiffen aus dem späten 19. Jahrhundert anbietet. Der Bausatz des Geschützten Kreuzers Unebi ist meines Wissens der erste, der von diesem Schiff mit tragischen Schicksal erhältlich ist.

Der Rumpf dürfte von den Abmessungen stimmig sein, er entspricht auch halbwegs den Zeichnungen in The Development of a Modern Navy und Warship 2011. Allerdings ist der eingezogene Rumpf mittschiffs nicht dargestellt (die Bordwand ist fast gerade). Ich bin mir nicht sicher, ob die eingezogenen Bereiche vor bzw. hinter den Schwalbennestern für die 24-cm-Geschütze korrekt sind. Von den Fotos wirkt die Oberfläche schräger. Vorne am Bug ist ein Anguss, den man entfernen muss, was wegen des Rammbugs nicht einfach sein dürfte. Dazu ist bei meinem Exemplar der Rumpf deutlich bananenförmig.


Die Schornsteine sind oben offen dargestellt. Die Schutzschilde für die 24-cm-Geschütze wirken für mich so, als wären es modifizierte Teile von Seals Models, die den Originalen nicht sehr ähneln. Die Schutzschilde für die 15-cm-Geschütze sehen schon etwas passender aus. Laut den Zeichnungen in Warship 2010 ist das Dach des Schutzschilds nach hinten aber abgerundet und nicht gerade.


Dem Bausatz liegt der von S-Model bekannte Spritzling mit Beibooten, diversen leichten Geschützen, Scheinwerfern etc. bei. Er wird hier für ein Gangspill, Beiboote und Lüfter gebraucht.


Für die Untermasten liegen gedrehte Messingteile bei, ebenso für die 24-cm- und 15-cm-Geschütze. Für die Spieren, Rahe und Gaffeln braucht man noch zusätzliche Metallteile.


Es ist auch ein kleiner Abziehbilderbogen mit japanischen Flaggen enthalten.

Die Fotoätzteile

Die Fotoätzteilplatine enthält u.a. Oberlichter, diverse Teile für die Aufbauten, Marsen, Rahe, Gaffeln, Wanten, Niedergänge, Reling, Davits, Steuerräder, Bootslager, Anker und Ankerketten, Teile für die leichten Geschütze und ein Namensschild.


Bugspriet, Rahe und Gaffeln würde ich wegen der Stabilität und fehlender Dreidimensionalität nicht aus den Fototätzteilen bauen, sondern Metallstäbe verwenden.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst einen kurzen Text auf Chinesisch über das Vorbild sowie eine Erklärung des Zusammenbaus in fünf Schritten. Diese ist in Chinesisch beschriftet, wobei die meisten diese Informationen auch ohne Übersetzungsprogramm verständlich sind, z.B. Hinweise auf Teile des Spritzlings oder Längenangaben für die Spieren.


Leider fehlen Informationen, wo welche Beiboote hingehören und auch Angaben zur Bemalung sind nicht vorhanden. Unebi hatte einen schwarzen Rumpf, die Aufbauten können weiß und die Schornsteine und Masten ockerfarben gewesen sein. Laut den Zeichnungen in Warship 2010 lagerten hinter dem achteren Schornstein vier größere Beiboote, zwei weitere hingen achtern an Davits. Laut der Zeichnung in Warship 2011, die stark einem zeitgenössischen Plan in The Development of a Modern Navy ähnelt, lagerten zwei Boote hinter der Brückenflügeln, vier hinter dem achteren Schornstein mit einem kleinen Boot in einem der vier größeren.

Quellen

  • Two Ill-Fated French-Built Japanese Warships von Kathrin Milanovich in Warship 2010 von John Jordan (Herausgeber), London, 2010 (siehe Besprechung)
  • IJN Cruiser Unebi von Ian Sturton in Warship 2011 von John Jordan (Herausgeber), London, 2011 (siehe Besprechung)
  • The Development of a Modern Navy. French Naval Policy 1871-1904 von Theodore Ropp, Annapolis, 1987
  • Unebi (Wikipedia)
  • Conway's All the World's Fighting Ships 1860-1905 von Robert Gardiner (Herausgeber), London, 1979

Fazit

Oceanmoon vervollständigt immer mehr das Angebot an frühen japanischen Kreuzern, hier mit dem Bausatz der Unebi. Der Bausatz zeichnet sich durch die enthaltenen gedrehten Messingteile sowie die umfangreiche Fototätzteilplatine aus. Weniger gut ist meiner Meinung nach der Rumpf gelungenen, allerdings beruht meine Ansicht auf wenigen Fotos, einem einfachen Plan und zwei einfachen Skizzen des Schiffs. Auch die Schutzschilde, insbesondere der 24-cm-Geschütze, scheinen mir nicht passend zu sein - erneut schwer anhand der Fotos zu beurteilen.

guter Durchschnitt

Lars