Eisbrecher Lenin Deckelbild

Modell: Lenin Icebreaker Pr.92 1959
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 70369WL/FH
Preis: ca. 85 € (Wasserlinienmodell) bzw. ca. 100 € (Vollrumpfmodell) (bei NNT)

Das Original

Der russische Eisbrecher Lenin (Ленин) ist das erste zivile atomgetriebene Schiff. Er wurde gebaut, um die Nordpostpassage ganzjährig für die Schifffahrt offen zu halten. Die Lenin war bei ihrer Fertigstellung 1959 der stärkste Eisbrecher der Welt, heute ist sie ein Museumsschiff in Murmansk.

Die Lenin war der erste große Eisbrecher nach den 1935-41 gebauten Diesel-getriebenen Eisbrechern der J. Stalin-Klasse. Sie fiel aber fast ein Drittel größer aus und erhielt eine fast vier Mal so starke Antriebsanlage. Letztere ermöglichte eine kontinuierliche Fahrt durch bis zu 2,5 m dickes Eis. Die Lenin war von Anfang an mit einem Hubschrauberdeck ausgestattet. Anfangs flogen von ihr Kamow Ka-18 (oder Ka-15), später Mil Mi-2. Die Ausstattung für die Besatzung war für die damalige Zeit relativ luxuriös.

Die Lenin ist 134,1 m lang, 27,6 m breit und verdrängt 15.698 t. Der Antrieb erfolgte über drei (später zwei) Atomreaktoren, die vier Dampfturbinen trieben, die wiederum acht Generatoren antrieben. Diese lieferten den Strom für drei Elektromotoren, die drei Schrauben trieben. Der Antrieb leistete 44.000 PS und ermöglichtete eine Geschwindigkeit von 18 kn im freien Wasser und 2 kn bei 2,5 m dickem Eis. Die Besatzung setzte sich aus 151 Personen zusammen.

Die Lenin wurde 1957-59 von der Ordjonikidse Werft im damaligen Leningrad (heute Sankt Petersburg) gebaut. Sie wurde in der Nordostpassage als Eisbrecher eingesetzt, teilweise aber auch zur Unterstützung von wissenschaftlichen Expeditionen sowie den Transport der Ausrüstung und Besatzung von Forschungsstationen. Es gab zwei Störfälle mit ihrem atomaren Antrieb. 1965 schmolzen die Brennstäbe, worauf der Reaktorbehälter ausgebaut werden musste. 1967 trat ein Leck in einem der drei Reaktoren auf. Bei den notwendigen Reparaturen wurden bis 1970 die drei alten Reaktoren durch zwei neue ausgetauscht. 1971 unternahm sie einen Vorstoß Richtung Nordpol. Erstmals von einem Überwasserschiff erreicht wurde dieser aber erst 1977 von dem russischen atomgetriebenen Eisbrecher Arktika. 1989 musste die Lenin außer Dienst gestellt werden, da ihr Rumpf nach 30 Jahren Einsatz im Polareis der Arktis zu schwach geworden war. Ihre Reaktoren wurden entfernt. Seit 2005 kann sie in Murmansk als Museumsschiff besichtigt werden.

Der Bausatz

Kombrig stellt den Eisbrecher Lenin im Zustand ab 1970 dar, also nach der umfassenden Reparatur nach dem zweiten Reaktorunfall bzw. so wie sie heute als Museumsschiff zu besichtigen ist. Die Angabe "1959" auf der Schachtel bezieht sich - wie bei Kombrig üblich - nicht auf den Bauzustand, sondern auf das Jahr der Indienststellung. Dies macht nur klar, um welches Schiff es sich handelt, wenn es wie bei der Lenin mehrere Schiffe dieses Namens gab. Es ist möglich ein Wasserlinienmodell zu kaufen oder einen Bausatz, der auch den Unterwasserrumpf als extra Teil enthält.

Der Rumpf wirkt von der Form her korrekt. Er ist allerdings 2 mm zu kurz - ob dies ein Fehler ist oder ob die im Bausatz nicht dargestellten Fender am Heck in die offizielle Länge eingingen, ist mir nicht bekannt. Der Rumpf ist ansonsten schön detailliert und sehr gut gegossen. Eventuell ist an der Wasserlinie minimale Nacharbeit erforderlich. Der Rumpf ist inklusive des ersten Aufbautendecks gegossen. Für einige Teile sind Vertiefungen vorgesehen, so dass deren Positionierung klar ist.

Die gewaltige Brücke ist als ein Teil gegossen. Auch sie ist schön detailliert. Wie beim Rumpf sind die Fenster vertieft dargestellt, so dass sie leicht zu bemalen sind.

Die restlichen Aufbauten findet man überwiegend an zwei sehr dünne Träger angegossen. Deren Entfernung dürfte einfach sein. Wahrscheinlich ist es auch nicht notwendig, die Teile dünner zu schleifen.

Das Schanzkleid mittschiffs besteht aus extra Teilen, so dass die Galerien dahinter offen dargestellt sind. Das sollte auch die Bemalung erleichtern. Bei diesen Teilen findet man zudem die Rah am Großmast und den Ausleger für den Kran mittschiffs.

Die restlichen Kleinteile sind auch schön detailliert. U.a. findet man hier Anker, weitere Teile für die Kräne, Winden, Kabeltrommeln, einen Mil Mi-2-Hubschrauber, Scheinwerfer, aber auch das Ruder und Schrauben, die man nur für die Vollrumpfversion braucht, die aber auch der Wasserlinienversion beiliegen.

Auch die Bei- und Rettungsboote sind gut gemacht. Die geschlossenen Rettungsboote sind ein Merkmal eines späten Bauzustands der Lenin.

Die Fotoätzteile

Der Bausatz enthält eine relativ große Platine mit Fotoätzteilen. Diese umfasst die Reling, die Rahmen der Sicherheitsnetze am Hubschrauberdeck, Davits, Rotoren für die Mil Mi-2, Kräne, Ankerketten und Teile für die Masten.

Interessant ist, dass im Falle der Netze am Hubschrauberdeck nur die Rahmen, nicht die Netze selbst dargestellt sind. Das könnte maßstabsgerechter sein.

Teile der Vollrumpfversion

Die teurere Vollrumpfversion des Bausatzes enthält das Unterwasserschiff als zusätzliches Teil. Die Passgenauigkeit scheint gut zu sein. Etwas Nacharbeit dürfte aber an der Klebenaht wahrscheinlich trotzdem anfallen. Die Schrauben und das Ruder sind natürlich auch hier enthalten.

Die Anleitung

Die Anleitung ist für beide Versionen identisch. Auf der ersten Seite findet man eine Seitenansicht und Aufsicht des Schiffs im späten Bauzustand, technische Daten und etwas über die Geschichte der Lenin - letzteres aber nur auf Russisch. Eine Seite gibt eine Übersicht über die enthaltenen Teile. Bei einem so komplexen Modell wäre es vielleicht angebracht, die Teile zu nummerieren. Die Bauanleitung selbst umfasst acht Schritte, die aus perspektivischen Zeichnungen bestehen. Hier findet man wenigstens zum Teil genauere Erklärungen, welches Teil was ist. Die Fotoätzteile sind hier immer mit der Angabe "PE" markiert.

Eisbrecher Lenin Anleitung<

Angaben zur Bemalung des Schiffs fehlen. Die Lenin hatte immer einen schwarzen Rumpf. Die Aufbauten und auch das Schanzkleid vorne waren immer in einem sehr hellen Ton gehalten. Ich bin mir nicht sicher, ob diese anfangs weiß waren oder ob sie, wie heute, schon immer elfenbeinfarben waren. Die Decks sind grün. Ob das Unterwasserschiff immer die heutige rote Farbe hatte, kann ich nicht sagen. Auf Modellen findet man es sowohl rot als auch grün dargestellt. Abziehbilder fehlen leider im Bausatz, z.B. für die Namensschilder am Bug und Heck. Zeitweise hatte sie auch ein Atomsymbol seitlich an der Brücke.

Quellen

Fazit

Mit dem Bausatz des Eisbrechers Lenin setzt Kombrig nach vielen Jahren ihre Serie der russischen Eisbrecher fort. Bisher gab es im Maßstab 1/700 nur Jermak und Krasin - sowie Mikojan von HP Models. Der Bausatz der Lenin ist der erste eines der großen atomgetriebenen Eisbrecher. Der Bausatz ist sehr gut gegossen, detailliert und dazu weitgehend vollständig, da er auch einen umfangreichen Satz Fotoätzteile enthält. Es fehlen nur Abziehbilder, z.B. für den Schiffsnamen an Bug und Heck. Alternativ ist auch eine Version mit Unterwasserrumpf erhältlich. Hoffentlich kommen von Kombrig weitere Bausätze der großen Eisbrecher. Insgesamt ist der Bausatz

alt sehr empfehlenswert


Lars und Carsten

Wir danken Kombrig für die Bausatzmuster