Schaufelradfregatte Barbarossa Titelbild


Modell: SMS Barbarossa (1840)
Hersteller: Brown Water Navy Miniatures
Maßstab: 1/700
Material: 3D-Druck in Tan Fine Detail Plastic-Qualität
Art.Nr.: SSHLW8VLD
Preis: 18,68 €

Das Original

Die deutsche Schaufelradfregatte bzw. Dampffregatte Barbarossa war zeitweise das Flaggschiff der deutschen Reichsflotte - der ersten deutschen Marine. Sie diente auch als Flaggschiff in der Schlacht von Helgoland (1849), einer oder der ersten Schlacht zwischen Dampfschiffen. Sie wurde ursprünglich als Passagierschiff Britannia für die British and North American Royal Mail Steam Packet Company (später Cunard) gebaut und war das Typschiff einer Klasse von sechs 1840-45 gebauten Schiffen (Britannia, Acadia, Caledonia, Columbia, Hibernia und Cambria). Die ersten beiden Schiffe der Klasse wurden 1849 an den Deutschen Bund verkauft und zu den Fregatten Barbarossa und Erzherzog Johann umgebaut.

Bei dem Umbau zur Dampffregatte wurden die Decks verstärkt, um auf dem Oberdeck die Bewaffnung montieren zu können. Die Acadia, die spätere Erzherzog Johann, lief bei der Überführung nach Deutschland auf und musste nach der Bergung aufwendiger repariert werden. Sie erhielt dabei ein Rundheck statt des ursprünglichen Spiegelhecks. Die Takelage bei beiden Schiffen wurde von einer Barktakelage zur einer Brigantinentakelage umgebaut, d.h. ein Mast entfernt. Beide Schiffe erhielten eine Galionsfigur. Barbarossa wurde 1852 an die preußische Marine verkauft, Erzherzog Johann 1853 an die Reederei W.A. Fritzke & Co, die sie wieder zum Passagierschiff umbauen lies und in Germania umbenannte.

Barbarossa war 64,7 m lang, 16,5 m breit und verdrängte 1313 t. Der Antrieb erfolgte durch vier Kessel und und zwei Einzylinder-Dampfmaschinen, die 410 (oder 440, 740 oder 1600 PS?) leisteten, womit bis zu 9,5 kn erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 200 Mann.

Bewaffnung
9 x 68-Pfünder Bombenkanonen

Barbarossa wurde 1839-40 von  Robert Duncan & Company in Greenock als RMS Britannia für British and North American Royal Mail Steam Packet Company gebaut. Sie wurde für den Passagierdienst über den Atlantik eingesetzt und fuhr 99 Mal auf dieser Route. 1849 wurde sie an den Deutschen Bund verkauft und für den Einsatz im Ersten Schleswigschen Krieg zur Dampffregatte Barbarossa für die Reichsflotte umgebaut. Sie waren deren Flaggschiff, also das Flaggschiff von Admiral Karl Rudolf Brommy, u.a. am 4. Juni 1849 in der Schlacht von Helgoland. Sie griff mit den Schaufelradkorvetten Hamburg und Lübeck die dänische (Segel)Korvette Valkyrien, die vor der Wesermündung die deutsche Küste blockierte, an. Sie verfolgte die Korvette bis nach Helgoland, wo die dänische Schaufelradkorvette Gejser eingriff. Die deutschen Schiffe zogen sich darauf zurück. Es folgten keine weiteren Einsätze. 1850 wurde die Schaufelradfregatte Hansa das neue Flaggschiff der Reichsflotte. 1852 wurde Barbarossa zusammen mit der Fregatte Eckernförde (ex Gefion) an die preußische Marine verkauft. Diese stellte fest, dass die Maschinen und Kessel erneuert werden müssten. Dies wurde aber nicht als wirtschaftlich betrachtet (man wollte lieber einen Neubau), weshalb Barbarossa zum Wohnschiff umgebaut wurde. Sie lag erst in Danzig, ab 1865 in Kiel. 1880 wurde sie gestrichen und am 28. Juli 1880 als Zielschiff durch einen Torpedo des Torpedoschiffs SMS Zieten versenkt. Das Wrack wurde gehoben, untersucht und abgewrackt.

Der Bausatz

Das 3D-gedruckte Modell der Barbarossa von Brown Water Navy Miniatures ist eines aus einer Serie von Schiffen aus dem Ersten Schleswigschen Krieg (außerdem sind die dänischen Schiffe Gefion, Valkyrien, Gejser (siehe Bausatzbesprechung) und Hekla  erhältlich).

Die Barbarossa ist als ein Teil in der Tan Fine Detail Plastic-Qualität bei Shapeways gedruckt, zusammen mit Schornstein, Geschützen, Brücke etc. Der Druck und die Detaillierung sind gut. Für die Positionen der Masten und des Bugspriets gibt es Markierungen.


Leider habe ich nur sehr wenige Informationen über das Original gefunden. Man findet einige Skizzen im Zustand als Passagierschiff RMS Britannia, aber nur wenig als Schaufelradfregatte Barbarossa. Beispiele für Abbildungen finden sich auf Wikipedia hier und hier. Ein Modell findet man im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg (Fotogalerie). Das 3D-gedruckte Modell entspricht diesen weitgehend, aber der Rumpf ist weniger hoch und der Bereich vor und hinter den Schaufelradkästen ist etwas anders. Im Gegensatz zu den Angabe, dass die Bewaffnung aus neun Geschützen bestand, findet man hier zehn - wie auf dem Modell in Hamburg. Man muss die Masten, Bugspriet sowie vier Beiboote und deren Davits selbst ergänzen. Bei der Bemalung würde ich von schwarzen Rumpf und Schornstein, weißen oberen Hälften der Schaufelradkästen und weißen Innenseiten der Schanzkleider ausgehen. Für die Abmessungen der Masten kann man z.B. die Skizze im Gröner zu Rate ziehen.

Quellen

  • Barbarossa (Schiff, 1840) (Wikipedia)
  • Warships of the First Schleswig War von William Eugene Warner, Charleston, 2022 (Buchbesprechung)
  • Schwarz-Rot-Gold und die Deutsche Flottengründung von Ulrich Schiers, Hamburg, 2019
  • The Ships of the German Fleets 1848-1945 von Hans Jürgen Hansen, Annapolis, 2000?
  • Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 1 von Erich Gröner, München, 1966
  • Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien von Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr und Hans-Otto Steinmetz, Hamburg, 1980?
  • Modell im Internationalen Maritimen Museum in Hamburg (siehe Fotogalerie)

Fazit

Die Barbarossa von Brown Water Navy Miniatures ist ein weiteres schönes Modell eines der Schiffe aus der Epoche der Schaufelraddampfer und das einzige mir bekannte Modell im Maßstab 1/700 der ersten deutschen Marine, der Reichsflotte von 1848-52. In diesem Fall ist es etwas schwierig, die Vorbildgetreue zu beurteilen, aber im Vergleich zu den mir bekannten Abbildungen und Modellen ist das Modell plausibel und sollte den Bau eines schönen Modells ermöglichen.

alt empfehlenswert


Lars