Ioann Kronschtadskij

Auf der Frage, woher man an bestem Beiboote herkommt, wurde mir vor kurzen von Jim Baumann das British Harbor Set von Kombrig im Maßstab 1/700 empfohlen. Also habe ich mir dieses mal angeschaut und festgestellt, dass es 52 Beiboote enthält (13 verschiedene Typen), die für britische Schiffe der Zeit zwischen 1890 bis 1918 gedacht sind. Das Set lohnt sich also, nur über den Namen des Sets habe ich mich etwas gewundert. Der Untertitel – British Tug-boat, Launch and Boats set. 1890-1918 – passt da schon besser. Schließlich sind die Beiboote auch als Vollrumpfmodelle dargstellt und sind so als Beiboote auf Schiffsmodellen besser geeignet als für Hafendioramen. Aber was ist mit dem britischen Schlepper, der ebenfalls enthalten ist? Überrascht las ich in der Anleitung, dass dieser Schlepper sehr viel besser zu meiner Sammlung von Polarforschungsschiffen passt, als auf ein britisches Hafendiorama! Es geht um den russischen Schlepper Ioann Kronschtadskij (Ioann Kronshtadsky).

Das Original

Die Ioann Kronschtadskij wurde 1889 auf der Alley McLellan-Werft in Glasgow gebaut und 1894 von einem russischen Händler gekauft und in Ioann Kronschtadskij umbenannt. 1897 wurde sie von Stefan Makarow für eine Erkundungsreise von norwegischen Vardö zu den Mündungen des Ob und Jenesei genutzt, bei der das Verhalten des Schiffs im Eis untersucht wurde. Makarow war damals Konteradmiral der russischen Marine und später Oberbefehlshaber des 1. Pazifikgeschwaders im Russischen-Japanischen Krieg. 1904 wurde er beim Untergang des Schlachtschiff Petropawlowsk getötet. Makarow war aber auch einer der Pioniere der russischen Schifffahrt in der Arktis und der Nutzbarmachung der Nordostpassage. Makarow nutzte die Erfahrungen, die er mit der Ioann Kronschtadskij im Eis gemacht hatte, für den Entwurf des ersten russischen Großeisbrechers Jermak.

Ioann Kronschtadskij wurde ca. 1907 in Sedev und ca. 1914 in Poljarskij umbenannt. Sie wurde über Land zum Baikal-See transportiert und später auf der Lena und im Nordmeer eingesetzt. 1914 und 1924 wurde sie überholt, dazwischen wurde sie auch im Russischen Bürgerkrieg eingesetzt. 1930 wurde sie in Kalvits umbenannt. 1948 wurde sie abgewrackt.

Ioann Kronschtadskij war 34,85 m lang und 5,38 m breit. Ihre Maschine leistete 360 PS.

Ioann Kronschtadskij

Das Modell

Das winzige Modell dieses Schleppers, der zeitweise als Polarforschungsschiff verwendet wurde, war als Abwechslung und Entspannung nach ein paar aufwendigeren Modellen gedacht – und dafür eignet es sich auch sehr gut. Der Bausatz der Ioann Kronschtadskij ist extra abgepackt und enthält 20 Teile. Bei der übersichtlichen Zahl von Teilen ist die typische Explosionszeichung und Profil- und Decksansicht der Kombrig-Anleitung sogar vollkommen ausreichend. Über das Vorbild habe ich nur sehr wenig gefunden – neben ein paar Erwähnungen in russischen Texten im Internet habe ich lediglich ein Foto eines Modells und den Artikel in Modelist Konstruktur gefunden (vielen Dank Vladimir Yakubov!), der auch Kombrig als Quelle diente. Dieser erhält neben einer kleinen, einfachen Zeichnung einen Plan und eine farbige Zeichnung. Fotos des Originals konnte ich nicht auftreiben.

Also ging es an den Zusammenbau der wenigen Teile – und mir war auch noch das Brückendeck abhanden gekommen. Dieses habe ich aus einer Plastikplatte neu gemacht und Abstützungen der Brückenflügel aus gezogenem Gussast hinzugefügt. Die Brückenreling besteht aus Ätzteilen von LionRoar. Die Persenningbespannung wurde mittels Weißleim dargestellt, der über die Ätzteile gestrichen wurde. Ansonsten habe ich noch achtern zwei weitere Schutzbügel zwischen den kleinen Deckshäusern hinzugefügt und für die Masten statt der Resinteile Nickelsilber-Draht benutzt. Der Schlepphaken am Großmast ist aus Kupferdraht gebogen. Die Takelung erfolgte mit gezogenen Gussast.

Ioann Kronschtadskij

Sowohl der oben erwähnte Artikel als auch das Modellfoto zeigt die Ioann Kronschtadskij mit grauem Rumpf. Ich habe mich aber entschieden, diesen lieber schwarz (genauer Vallejo 167 Anthrazitgrau) zu streichen – was für damalige zivile Schiffe typischer war und schwarze Rümpfe finden sich auch bei den frühen russischen Eisbrechern. Die Brücke und den Aufbau am Heck sowie die Schutzbügeln und der Lüfter wurden mit Vallejo 4 Cremeweiss bemalt. Der Aufbau unter dem Schornstein habe ich mit Vallejo 167 Anthrazitgrau bemalt, den Schornstein selbst mit Vallejo 9 Sandgelb. Bei Decks nahm ich wegen der fehlenden Andeutung einer Holzbeplankung einen Linoleum-Belag an, den ich mit Vallejo 136 Rotes Leder dargstellt habe. Die Niedergänge und Oberlichter habe ich mit Vallejo 139 Mahagonibraun bemalt. Die Beiboote wurden außen mit Vallejo 4 Cremeweiss und innen mit Vallejo 110 Achatgrau gestrichen. Die Masten wurden mit Vallejo 120 Beige eingefärbt. Es folgte noch eine leichte Alterung am Rumpf mit Vallejo 93 Braunviolet und Vallejo 120 Beige. Am Bug habe ich noch die weiße „Bugwelle“ dargstellt, die auf vielen Fotos von Eisbrechern zu sehen ist. Ich habe mich an Fotos des Eisbrechers Stettin orientiert.

Hier noch ein Größenvergleich mit dem amerikanischen Eisbrecher Burton Island (in diesem Maßstab auch keine 12 cm lang):

Ioann Kronschtadskij

Quellen

Ioann Kronschtadskij

Lars