13.10.1917 - 100 Jahre Unternehmen Albion

 

Heute vor 100 Jahren, am 13. Oktober 1917, führte der russische Zerstörer Nowik einen Vorstoß gegen deutsche Minensucher an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Am Tag zuvor, am 12. Oktober, hatte die Landung deutscher Truppen auf der Baltischen Insel Ösel, das Unternehmen Albion, begonnen. An der Nordküste von Ösel versuchten russische Zerstörer das Eindringen deutscher Schiffe durch den Soëlo-Sund zu verhindern. Bereits am 12. Oktober hatte Nowik gemeinsam mit den Zerstörern Isjaslaw, Grom, Sabijaka und Samson einen Angriff auf deutsche Zerstörer zur Unterstützung älterer Einheiten gefahren. Am 13. Oktober griff Nowik mit den Zerstörern Grom, Popeditel, Sabijaka und Konstatin deutsche Minensucher an, wobei sie von dem deutschen Leichten Kreuzer Emden zurückgedrängt wurden, aber das Eindringen deutscher Schiffe in den Kassar Wiek verhindern konnten.

Das Original

Der russische Zerstörer Nowik (Новик, Novik) war Teil eines Programms, das die russischen Verluste im Russisch-Japanischen Krieg ausgleichen sollte. Sie diente als Prototyp für neue, deutlich größere, schnellere und kampfkräftige Zerstörer. Der Entwurf stammte von der AG Vulcan. Die Nowik wurde auf der Putilow-Werft gebaut, wobei die AG Vulcan u.a. die Antriebsanlage beisteuerte. Die Bewaffnung fiel sehr schwer aus: vier sehr leistungsstarke langrohrige 10,2 cm-Geschütze und acht Torpedorohre. Dazu war Nowik zeitweise das schnellste Kriegsschiff der Welt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war sie der einzige moderne russische Zerstörer und praktisch das einzige Schiff, dass für Aufklärung geeignet war.

Der Entwurf erwies sich als gelungen und entsprechend wurden aus der Nowik die Zerstörer der Leitenant Iljin-, Orfej-, Gawriil-, Bespokoiny- und Gadschibej-Klassen abgeleitet, von denen 39 Schiffe für die Ostsee- und Schwarzmeerflotte in Bau gegeben wurden. Für einen Teil dieser Klassen sollten Blohm & Voss und AG Vulcan Teile liefern, was bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs gestoppt wurde. Die deutsche Kaiserliche Marine nutzte die vorhandenen Teilen und Pläne und baute darauf basierend sechs Zerstörer der B 97- und zwei der V 99-Klasse.

Die Nowik war 102,4 m lang, 9,5 m breit und verdrängte voll beladen 1360 t. Der Antrieb bestand aus sechs Kesseln und drei Dampfturbinen und leistete 41.910 PS, womit 36 kn (bei den Probefahrten 37,3 kn) erreicht wurden. Die Besatzung bestand aus 117 Mann (später 130 bis 168 Mann).

Bewaffnung
4 x 10,2 cm L/60
4 x 0,762 cm-Maschinengewehre
8 x 45,7 cm-Torpedorohre (vier Zwillingsrohre)
50 Minen

Die Nowik wurde 1910-13 von der Putilow-Werft in St. Petersburg gebaut. Sie diente danach bei der Baltischen Flotte und wurde während des Ersten Weltkriegs sehr offensiv eingesetzt. Sie führte zahlreiche Vorstöße und Minenlegaktionen durch. Am 26. August 1914 gehörte sie zu den Schiffen, die auf das Auflaufen des deutschen Leichten Kreuzers SMS Magdeburg reagierten, wobei deren Codebücher erbeutet wurden, so dass die Funksprüche der Kaiserlichen Marine für den Großteil des Kriegs von der Entente entschlüsselt werden konnten. Schon 1914 war Nowik auch an mehreren Gefechten beteiligt, so am 1. September gegen den Geschützten Kreuzer SMS Augsburg und am 5. November gegen SMS Thetis. 1915 stieß sie am 6. Mai auf den Geschützten Kreuzer SMS München, am 28. Juni auf deren Schwesterschiff SMS Lübeck. Am 2. Juli 1915 gehörte sie zu den Schiffen, die versuchten, die deutschen Verbände um den Minenkreuzer SMS Albatross bei Gotland abzufangen. Am 14. August führte sie ein Gefecht gegen die deutschen Zerstörer V 191, G 193 und G 194 in der Irbenstraße. Im Rigabusen fing sie am 17. August gemeinsam mit drei älteren Zerstörern die deutschen Zerstörer V 99 und V 100 ab, wobei sie die V 99 schwer beschädigte und in ein Minenfeld abdrängte, wo diese sank. Bei einem Vorstoß am 20. November versenkte sie vor Windau das deutsche Vorpostenboot Norburg. 1916 unternahm die Nowik neben mehreren Minenlegeinsätzen am 13. Juni mit zwei anderen modernen Zerstörern einen Angriff auf den deutschen Lulea-Geleitzug mit zehn Eisenerzfrachtern, konnte aber nur die U-Bootfalle Schiff H (ex Hermann) versenken. Ab dem 12. Oktober 1917 war Nowik an den Versuchen beteiligt, die deutsche Landung auf den Baltischen Inseln (Unternehmen Albion) abzuwehren. Sie diente dabei als Flaggschiff der russischen Zerstörerverbände, musste sich aber am 19. Oktober mit den anderen Schiffen zurückziehen. Sie war danach in Finnland stationiert, musste aber im April 1918, nachdem die Deutschen in den Finnischen Bürgerkrieg eingegriffen hatten, im sogenannten Eismarsch zusammen mit dem Rest der Flotte nach Kronstadt überführt werden. Ende 1918 wurde sie außer Dienst gestellt.

1925-29 wurde sie zum Flottillenführer umgebaut, wobei u.a. die vier Zwillingstorpedorohre durch drei Drillingstorpedorohre ersetzt und die Aufbauten vergrößert wurden. Sie kam als Jakow Swerdlow wieder in Dienst. 1940 wurde sie zum Schulschiff, aber nach dem deutschen Überfall wieder als Kampfschiff eingesetzt. Am 28. August 1941 lief sie bei Kap Juminda (Estland) auf eine Mine und sank.

Das Modell

Das Modell des russischen Zerstörers Nowik habe ich aus dem Bausatz von Kombrig (dort "Novik" geschrieben) gebaut. Ich wollte sie im Bauzustand von 1917 zeigen. Da der Bausatz sowieso einen späteren Zustand während des Ersten Weltkriegs darstellt, hielten sich die notwendigen Änderungen in Grenzen.

Am auffälligsten war der teilweise geschlossene Aufbau um den achteren Schornstein, wofür ich dünne Polystyrolplatten benutzte. Die Masten baute ich aus Metallstäben, wobei ich die Anordnung der Rahe und Gaffeln an den Zustand von 1917 anpasste. Als zusätzliche Detaillierung benutzte ich fotogeätzte Brückenabstützungen und Rettungsringe von NNT. Die Takelung erfolgte mit schwarzem, 20 Denier dickem Faden von UNI-Caenis.

Bemalt habe ich die Nowik mit Acrylfarben von Vallejo Model Colour: 156 (905) Blaugrau Hell für die vertikalen Flächen und 139 (846) Mahagonibraun für die Decks.

Links ein Vergleich mit zwei zeitgenössischen deutschen Zerstörern ("Hochseetorpedobooten"), der ähnlich großen B 110 (1915, NNT) und der G 40 (1915, FlyHawk), die von der Größe her typisch für die meisten Zerstörer des Ersten Weltkriegs war. Rechts ein Größenvergleich mit dem italienischen Spähschiff Carlo Mirabello (1916, Regia Marina), ein speziell für die Aufklärung vergrößerte Variante eines Zerstörers, sowie mit dem deutschen Leichten Kreuzer SMS Pillau (1914, WSW).

Links ein Vergleich mit einem typischen Zerstörer aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, USS Ellet (1939, Midship Models), die von der Größer her noch ähnlich zu großen Zerstörern aus dem Ersten Weltkrieg war. Dazu noch der deutlich größere russische Flottillenführer Taschkent (1939, Kombrig). Rechts ein Vergleich mit einem Zerstörer aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, der französischen Kersaint (1956, L'Arsenal) und einer modernen Fregatte, der südafrikanischen SAS Amatola (2006, Dutch Fleet Naval Miniatures).

Quellen

Lars