Die Minensucher der Auk-Klasse gehörten zu den größten ihrer Art im Zweiten Weltkrieg. Mit einer Länge von 67 Metern, einer Einsatzverdrängung von 1200 Tons und einer Besatzung von 10 Offizieren und 95 Mann waren diese vielseitigen Schiffe für weitaus mehr Aufgaben einsetzbar als nur zum Suchen und Legen von Minen. 18 Knoten schnell und mit einer Bewaffnung, die aus einer Drei-Zoll-Kanone, zwei 40mm Zwillingen, bis zu acht 20mm Flak sowie vier Wasserbombenwerfern und zwei Ablaufgestellen für Wasserbomben bestand, war die Auk-Klasse gerade im Pazifik der ideale Geleiter für Landungsschiffe oder Versorgungskonvois im Rückraum der Front. Die starke Bewaffnung und der mit 3,4 Metern relativ geringe Tiefgang machten die Schiffe darüber hinaus auch für den Einsatz in Küstennähe besonders geeignet.
Die Auk-Klasse gehörte also zu den Einheiten, die als „Mädchen für alles“ eingesetzt wurden und einen aufreibenden, wenn auch vielfach unspektakulären Dienst schoben.
Ich habe mich für den Bau von USS „Defense“ entschieden, Kennung AM-317. Das Schiff hat eine bewegte Geschichte. „Defense“ ging 1944 in Dienst und fuhr zunächst als Konvoy-Eskorte nach Majuro, um anschließend vor Tarawa Minen zu suchen und in den Gilbert-Inseln weitere Eskorten-Aufträge abzuarbeiten. Nach Heimatdienst an der Westküste ging „Defense“ im Januar 1945 als Teil der Landungsstreitkräfte nach Iwo Jima, um anschließend nach Okinawa zu verlegen. Dort wurde der Minensucher am 6. April von drei Kamikaze-Fliegern angegriffen. Einer wurde abgeschossen, doch die beiden anderen trafen das kleine Schiff. Trotz ihrer eigenen Beschädigungen schleppte „Defense“ die beiden schwer getroffenen Zerstörer „Newcomb“ und „Leutze“ noch nach Kerama Retto. 1946 wurde der Minensucher bis 1952 außer Dienst gestellt und wechselte 1966 von der US- zur mexikanischen Marine.
Deckblatt

Das Modell


Commander-Models aus den USA steht in dem Ruf, besonders viele unterschiedliche Schiffsklasse der US-Navy in 1:350 im Angebot zu haben. Und sie stehen in dem Ruf, keine besonders gute Qualität bei ihren Gießharzmodellen abzuliefern. Dafür ersetzen sie anstandslos und sehr großzügig fehlenden Teile, was offenbar auch sehr oft notwendig ist. Die Auk-Klasse läuft im Angebot der Firma unter „USS Osprey“. „Osprey und „Raven“ waren die unmittelbaren Vorläufer der Klasse. Die Übereinstimmungen sind allerdings so zahlreich, dass man glatt von Prototypen reden kann. Im Grunde hatten sie nur schwächere Maschinen.
Für 110 $ bekommt man einen Vollrumpf aus Resin, bei dem Teile der Aufbauten bereits angegossen sind. Die Form ist alt, der Rumpf, den ich erhielt, wies etliche Dellen und Spuren einer ausgeleierten Form auf. In zwei kleinen Plastikbeuteln sind die Kleinteile aus Gießharz verpackt: Bewaffnung, weiter Aufbautenteile, Winden, Winschen, Boote und Scheinwerfer. Bei näherem Hinsehen stellte ich fest, dass es zwei komplette Kleinteil-Sätze waren. Abgerundet wird der Bausatz durch eine Fotoätzplatine mit Niedergängen, Reling und Davits sowie ein paar Messingstäben.
Durch meine „Long Beach“ war ich gewarnt. Doch dieses Commander-Modell ist nun mal ein wichtiger Teil für ein Diorama, an dem Modellbaukollege Dirk Mennigke und ich schon seit Wochen arbeiten. Also ran.
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Zuerst wurde das Unterwasserschiff mittels Dremel mit aufgesetzter Kleinkreissäge abgetrennt. Das ist bei Gießharz eine ziemliche Sauerei, Schutzbrille und Mundschutz gehören unbedingt dazu. Anschließend unterzog ich den Rumpf einer umfassenden Schneide- und Schleifaktion. Die angeformten Schanzkleider trennte ich ab, ebenso einen Teil der Schotts. Einige wurden aufgebohrt und durch fotogeätzte Schotts von Toms Modelworks ersetzt. Die Minenschienen entlang der Decksseiten wurden verkürzt, angeformte Luken auf dem Achterdeck schliff ich ab und ersetzte sie durch fotogeätzte Luken von GMM.
min2An Deck muss einiges ergänzt werden. So bastelte ich aus Styrene-Profilen und –Rundstäben (0,5 mm) Poller. Die hatte man bei Commander der Einfachheit halber weggelassen. Auch die Ankeranlage wurde neu aufgebaut. Die Kette stammt aus dem Anker-Fotoätzsatz von GMM. Dem entnehme ich später auch die Anker selbst. Anschließend bekamen die Seitendecks neue Schanzkleider aus 0,5 mm Styreneplatte, in die ich vor dem Aufkleben die rechteckigen Öffnungen zum Ablauf des Spritzwassers von Deck schnitt. Die waren ursprünglich am Modell auch nicht vorhanden.
Die Aufbauten sind einigermaßen sauber gegossen. Doch auch hier habe ich die Schanzkleider abgeschnitten und durch 0,5 mm Styrene ersetzt. Das Brückendeck bekam zusätzlich noch Windabweiser, die gleichzeitig als Handlauf dienen.
min3Besonders groß sind die Defizite des Bausatzes, wenn es an die Ausrüstung und Bewaffnung geht. Bis auf die kleinere Winde auf dem Achterdeck lautet das Urteil: unbrauchbar!
Also: Selber bauen. Als erstes kam die große Kabelwinde auf dem Achterdeck an die Reihe. Der Resinklumpen aus dem Bausatz und Fotos dienten mir als Grundlage und aus unterschiedlichen Styreneprofilen (0,5 mm bis 0,75 mm) entstand eine neue Winde. Die Trommel wurde mit Kupferlitze, die ich aus einem Kabel für den Eisenbahnmodellbau entnahm, umwickelt.
min4Die Fla-Bewaffnung stammt aus der Grabbelkiste. Die sechs 20 mm-Kanonen stammen vom Tamiya-Fletcher, ergänzt um die entsprechenden Fotoätzteile von GMM aus dem 350er Fletcher-Satz. Aus dem Tamiya-Bausatz ist auch die Rohrhalterung für die 40 mm Zwillinge. Die Geschützbasis ist wiederum Eigenbau. Die Rohre habe ich aus meinem Franklin-Bausatz von Trumpeter geklaut. Der Träger wird es verschmerzen können. Reling, Handräder und Visiereinrichtung stammen wiederum von GMM.min5min6Die Wasserbomben-Ablaufgestelle sind von einer Toms Modelworks-Ätzplatine, die Nachlademagazine für die Wabo-Werfer von der GMM-Fletcher-Platine. Die Wasserbomben sind Stückchen von einem 1,6 mm Styrene-Rundstab.
Soweit Teil I. Als nächstes wird der Mast gebaut und anschließend der Rumpf mit den bestehenden Aufbauten lackiert. Dann kommen die Bootsdecks sowie weitere Fotoätzarbeiten an die Reihe. Doch dazu später mehr an dieser Stelle.

Frank
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