17.02.1944 - 70 Jahre Operation Hailstone: Angriff auf Truk

 

Diorama Truk

Heute vor 70 Jahren griffen am 17. Februar 1944 amerikanische Trägerflugzeuge die japanischen Marinebasis Truk an (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Diesem Angriff, "Operation Hailstone" genannt, fielen zwei japanische Kreuzer, fünf Zerstörer, vier militärische Hilfsschiffe und 31 Transportschiffe zum Opfer und der Stützpunkt wurde praktisch unbrauchbar gemacht.

Das Original

Das Truk-Atoll, Teil der Karolinen und etwa auf halber Strecke zwischen den Philippinen und Midway gelegen, diente der Japanischen Marine seit dem ersten Weltkrieg als vorgeschobene Marine-Basis. Das riesige Atoll, das aus 98 Inseln besteht und sich über mehr als 2.000 km² erstreckt, war von den Japanern über Jahrzehnte umfangreich ausgebaut und befestigt worden. Zeitweise waren hier über 40.000 japanische Marine-Soldaten stationiert, die Basis war Dreh- und Angelpunkt für die japanischen Bewegungen im Südpazifik.

Als amerikanische Aufklärer die Basis Anfang Februar 1944 erstmals überflogen, staunten sie nicht schlecht – lag in Truk doch eine ganze Armada kaiserlicher Kriegsschiffe. Neben Schlachtschiffen und Flugzeugträgern identifizierten Nachschubdepots und Luftbasen die Lagune als lohnendes Angriffsziel. Nicht einmal zwei Wochen nach den Aufklärungsflügen hatten die US-Admirale Mitcher und Spruance eine schlagkräftige Einsatzgruppe aus neun Trägern, sechs Schlachtschiffen, 10 Kreuzern und 28 Zerstörern zusammen gestellt, die die Basis in der „Hailstone“ betitelten Operation vernichten sollten. Die Träger führten über 500 Kampfflugzeuge mit, zusätzlich zogen Überwassereinheiten und U-Boote ein engmaschiges Netz rund um die Basis, um flüchtende Gegner stellen zu können.

Dem japanische Oberkommando war bewusst, dass Truk nach dem Verlust der Marshall-Inseln eines der nächsten Ziele der „Island hopping“-Kampagne der Amerikaner war. Da ein Angriff auf die Basis unmittelbar bevorstehen musste, wurden alle wichtigen Kriegsschiffe in den Tagen vor dem Angriff evakuiert und in Konvois Richtung Norden abgezogen. Dennoch verblieben viele kleinere Einheiten und Frachter vor Ort.

Diorama Truk

Diorama Truk Diorama Truk Diorama Truk Diorama Truk

Als am Morgen des 17. Februar 1944 amerikanische Flieger über Truk auftauchten, stießen sie auf wenig Gegenwehr. Die ersten Angriffswellen konzentrierten sich auf Verteidigungs- und Hafenanlagen, sowie die Versenkung ankernder Schiffe und richteten große Schäden an. Vereinzelt auftauchende japanische Abfangjäger stellten keine große Bedrohung für die Angreifer dar – die meisten japanischen Flugzeuge, viele von ihnen neu eingetroffen und teilweise noch nicht zusammen gebaut, wurden bereits zu Beginn der Operation am Boden zerstört. Da die aus der Lagune flüchtenden Kriegsschiffe, unter ihnen auch die leichten Kreuzer Naka und Katori, versenkt worden waren und keine weiteren großen Marineeinheiten in der Lagune lagen, konzentrierten sich die amerikanischen Angriffe im späteren Verlauf vor allem auf die Zerstörung von Flugfeldern und Infrastruktur.

Nach dem ganztägigen Bombardement und radargestützen Luftangriffen bei Nacht, zeigte die Aufklärung am Morgen des 18. Februar, dass die japanische Luftverteidigung praktisch außer Gefecht gesetzt war. Die Bombardements konzentrierten sich daher auf die nachhaltige Zerstörung der japanischen Anlagen auf den Inseln und die Versenkung der noch verbliebenen Schiffe in der Lagune. Verteilt auf die beiden Tage rollten 30 Angriffswellen aus jeweils 150 Flugzeugen im Stundentakt über die japanischen Kräfte und Einrichtungen. Nach getaner Arbeit zogen sich die Einheiten der TF.58 in Richtung Marshall-Inseln zurück.

Insgesamt wurden an den zwei Angriffstagen zwei japanische Kreuzer, fünf Zerstörer, vier militärische Hilfsschiffe und 31 Transportschiffe versenkt. Viele weitere Schiffe wurden teils schwer beschädigt. Hinzu kamen an die 300 – größtenteils am Boden zerstörte – Kampfflugzeuge. Die amerikanischen Verluste waren verhältnismäßig minimal; 25 Flugzeuge fielen bei den Angriffen vor allem der japanischen Flak zum Opfer, außerdem wurde der Flugzeugträger USS Intrepid von einem japanischen Torpedobomber beschädigt und musste zurück nach Pearl Harbour beordert werden.

Mit „Operation Hailstone“ gelang es den USA, einen der wichtigsten feindlichen Stützpunkte außer Gefecht zu setzen. Truk wurde zwar nicht von amerikanischen Landungseinheiten eingenommen, aber so schwer getroffen, dass die Lagune nicht mehr als Ankerplatz genutzt werden konnte. Auch die japanischen Flugfelder waren praktisch unbenutzbar. Für die Amerikaner war nun der Weg frei um die Inselgruppe der Marianen anzugreifen, die so wichtige japanische Stützpunkte wie Guam, Saipan, Tinian und Palau beheimatete. Heute ist Truk wegen der vielen Schiffswracks, die sich in relativ geringen Wassertiefen befinden, einer der beliebtesten Plätze für Wracktaucher weltweit.

Original-Aufnahmen vom Angriff gibt es hier:

Diorama Truk

Das Diorama

Mein Diorama zeigt einen Teil von Truk am Tag vor den Angriffen – fast alle großen Kriegsschiffe haben die Lagune bereits verlassen, Frachter und Hilfsschiffe liegen noch vor Anker. Die Positionen der Schiffe sind willkürlich gewählt.

Die Heian Maru, ein ehemaliger Luxuskreuzer, der seit 1941 als U-Boot-Tender im Dienst war, wehrte sich während der Angriffe am ersten Tag mit Ausweichmanövern und wurde nur geringfügig beschädigt. Allerdings wurde sie in der Nacht von mehreren Bomben getroffen und in Brand gesetzt. Die Japaner geben das Schiff am frühen Morgen des 18. Februar auf, das brennende Wrack wurde wenige Stunden später von einem amerikanischen Torpedobomber versenkt.

Heian Maru Heian Maru Heian Maru Heian Maru

Der Leichte Kreuzer Naka hatte die Basis kurz vor Beginn des Luftangriffs verlassen, um der Agano, die am 16.2. von USS Skate (SS-305) torpediert worden war, zur Hilfe zu eilen. Nur 35 Seemeilen westlich von Truk wurde das Schiff allerdings entdeckt und von amerikanischen „Helldivers“ und „Avengers“ mit Torpedos und Bomben versenkt.

Gosei Maru
Naka CHa-20 Gosei Maru Gosei Maru

Unter den 31 Frachtschiffen und Tankern, die den Navy-Piloten zum Opfer fielen, befanden sich auch die Gosei Maru und Matsutani Maru, Schiffe der Amakusan Maru- bzw. der daraus entstandenen „1D Wartime Standard“ Klasse.

Mehrere alte Zerstörer fielen den Angriffen der Flugzeuge ebenfalls zum Opfer: die Fumizuki (Mutsuki-Klasse) bekam einen Torpedotreffer ab und sank am darauffolgenden Tag, trotz aller Bemühungen, das Schiff zu halten. Auch die Tachikaze (Minekaze-Klasse), die am 4. Februar direkt südlich von Truk auf Grund gelaufen war und seitdem dort festsaß, sank nach mehreren „strafing runs“ und einem Torpedotreffer in den Maschinenraum. Eines der wenigen großen MTBs der japanischen Marine, Gyoraitei No. 10 (T-51a Klasse), befand sich in der Lagune und wurde ebenso vernichtet. Der U-Jäger CH-29 lief kurz vor Beginn der Angriffe aus der Laguna aus, um einen japanischen Konvoi zu unterstützen, wurde aber entdeckt und versenkt.

Tachikaze CH-29
P-34 und Fumizuki Gyoraitei No. 10

Einige der gezeigten Schiffe überstanden die Angriffe mit mehr oder weniger starken Beschädigungen. Die U-Boote I-10, Ro-36 und Ro-42 wurden zwar attackiert und teilweise leicht beschädigt, konnten die Lagune aber verlassen, um den US-Flugzeugträgern (ergebnislos) nachzusetzen. Das Reparaturschiff Akashi, das der japanischen Flotte in Truk außerordentlich wichtige Dienste geleistet hatte, wurde bei den Angriffen ernsthaft beschädigt, konnte aber nach Palau entkommen und wurde dort sechs Wochen später von Flugzeugen der TF.58 versenkt. Das Munitions- und spätere Forschungsschiff Soya, das heute noch als Museumsschiff in Tokyo liegt, entkam den US-Flugzeugen im ersten Moment, lief dabei aber auf ein Korallenriff auf und wurde später ebenfalls bombardiert, aber nicht versenkt. Patrouillenboot P-34 (ex Susuki, Momo-Klasse) lag seit März 1943 in Truk, nachdem es bei einer Kollision beschädigt worden war – es überstand die „Operation Hailstone“, wurde aber im Juli 1944 in der Lagune durch Bomber vernichtet.

Akashi
Akashi Akashi Soya

Die Modelle

Alle Schiffe mit Revell-Farben bepinselt und gezogenem Plastik-Rod getakelt. Das Wasser ist Raufasertapete auf Holzplatte, mit Sprühdosen lackiert. Die Inseln sind von Amera bzw. selbst gemacht und mit Heki-Laub beklebt. Der zweite Teil des ursprünglich für Laupheim 2014 geplanten Dioramas ist bereits in Arbeit und zeigt dann weitere Opfer der amerikanischen Angriffe.

Hendrik Schütte