USS Boxer

Das Original

Die USS Boxer (LHD-4) ist ein amphibisches Angriffsschiff der United States Navy und gehört der Wasp-Klasse an. LHD-4 wurde 1988 in Auftrag gegeben und 1991 auf Kiel gelegt. 1995 wurde das Schiff offiziell in den Dienst der US Navy gestellt. Die USS Boxer hat eine Verdrängung von 40.650 t bei einer Länge von 257 Metern und einer Breite von 32 Metern. Der Tiefgang beträgt 8,50 m. Zwei Dampfturbinen treiben das Schiff an und erzeugen bis zu 70.000 Wellen-PS, die Geschwindigkeit liegt bei 24 Knoten. Die Besatzung besteht aus 104 Offizieren und 1004 Unteroffizieren und Mannschaften. Zusätzlich können bis zu 2070 Marines aufgenommen werden. Die Bewaffnung besteht aus zwei NATO Sea Sparrow-Startern Mk 29, drei CIWS Phalanx Mk 15, zwei 25-mm Mk 38 und acht MG 12,7 mm M2.

Das Flugdeck verfügt über neun Landezonen für Hubschrauber. Bis zu 42 CH-46 Sea Knight können eingesetzt werden. Kampfhubschrauber wie die AH-1 Sea Cobra oder Transporter wie der CH-53E Super Stallion, UH-1N Twin Huey oder SH-60B Seahawk werden von der USS Boxer aus eingesetzt. Sechs bis acht AV-88 Harrier II für den Einsatz als Jagdbomber können mitgeführt werden. Das Schiff verfügt über zwei Aufzüge, einen mittschiffs an Backbord und einen achtern an Steuerbord hinter der Insel.

USS Boxer
USS Boxer USS Boxer USS Boxer
USS Boxer USS Boxer USS Boxer

Das Modell

Nachdem ich den Bausatz der USS Boxer bekommen hatte, stellte ich fest, dass ich kein einziges Buch über die moderne US Navy nach 1945 in meinem Bücherschrank habe. Da ich mir auch keines zulegen wollte, begann ich eine intensive Recherche im Internet. Ich wurde sehr schnell fündig, da die US Navy dort sehr präsent und auch sehr freigiebig mit Fotos ihrer Schiffe ist. Nahezu jedes Kriegsschiff hat eine eigene Homepage mit hunderten von Bildern, so auch die USS Boxer. Die interessanteste Fotostrecke für den Bau meines Modells fand ich jedoch auf der Seite des Modellbauforums Model Shipwrights. Dort stellte der Modellbaukollege Louis Carabott vor einiger Zeit sein Modell der USS Wasp LHD-1 (Typschiff der Wasp-LHD-Klasse) von Revell in 1:350 vor. In einem aktionsreichen Diorama präsentierte er sein erstklassig gebautes Modell voll beleuchtet. „Das muss doch auch in `700 möglich sein“ war mein Gedanke und eine Idee war geboren, die mir vier Monate intensiver Arbeit bescherte.

Der Bausatz der USS Boxer (hier eine Besprechung des ähnlichen Bausatzes der Wasp vom gleichen Hersteller) enthält fast alles, was man zum Bau eines Dioramas braucht, das die Ausschiffung einer Landungseinheit der US Marines zeigt. Hubschrauber, VTOL-Jets, Fahrzeuge für das Trägerdeck, Landungsfähren, Hoovercraft, aber auch Panzer, LKW, Geschütze etc. Doch leider hat Hobby Boss bei diesem Modell kein Innenleben vorgesehen, Welldeck und Hubschrauber Hangar sollen geschlossen dargestellt werden. Hier setzte meine Idee an, denn all diese schönen Fahrzeuge wollte ich auch zeigen. Ich begann mit der Planung der Inneneinrichtung anhand von Fotos des Originals und denen der großen „Schwester“ in 1:350. Nach vielen Messungen entstanden die Zeichnungen für die einzelnen Sektionen, also Welldeck, Storage-Bereich für die Kampffahrzeuge sowie Hangardeck. Die Baugruppen entstanden unter der Verwendung von jeder Menge Plastikplatten und-profilen sowie aus Fotoätzresten, die sich im Laufe der Modellbaujahre wohl bei jedem ansammeln. Da ich auf, durch den Maßstab vorgegeben, engstem Raum arbeiten musste, war exaktes Ausmessen und ständiges Trockenanpassen notwendig.

Der Boden des Welldecks, bemalt und markiert. Planken- und Plattenstruktur sind   eingraviert Die Seitenwände des Welldecks. Die Stoßplatten sind aus gravierter Bleifolie gefertigt. Fotoätzteile, Bemalung und Markierung sind fertig
Der Deckenbereich des Welldecks. Die Stahlträgerstruktur des Originals wurde mit Plastikprofilen nachempfunden Das Welldeck fertig zum Einbau

Am schwierigsten war es, die richtige Höhe der Welldeckwände hinzubekommen, da die Decke dieses Decks auch gleichzeitig den Boden des darüber liegenden Hangars darstellt. Im Hangar wiederum musste ich darauf achten, nicht mit dem Flugdeck in Konflikt zu geraten. Beim Heli-Hangar war es notwendig, den unteren Bereich der dem Bausatz beiliegenden Hangartore wegzuschneiden, da sonst eine hässliche Stufe entstanden wäre.

Der Helikopterhangar im Rohzustand. Die Hangartore sind nach der Modifikation schon eingebaut, die Befestigungspunkte sind durch Bohrungen dargestellt Schon fertig bemalter und detaillierter Teilbereich des Heli-Hangars. Deutlich sind die Bohrungen für die Beleuchtung zu sehen Eigenbau der Inneneinrichtung für den Heli-Hangar. Es besteht aus Plastikprofilen und Fotoätzteilen

Auch die Einrichtung des Hangars und des weiter im Vorschiff liegenden Storage-Bereichs habe ich mit Plastikprofilen und passenden Fotoätzteilen gestaltet. Nachdem alles gebaut und bemalt war, stellte sich die Frage nach der Beleuchtung. Aufgrund des Maßstabs kamen nur LED mit einem Durchmesser von 1,8 mm zum Einsatz. Im Welldeck habe ich auf jeder Seite drei grüne LED eingebaut, da auf den Fotos des Originals bei der Ausschiffung immer dieses grüne Licht zu sehen ist. Der ziemlich weit im Vorschiff liegende Storage-Bereich für die Fahrzeuge erhielt gelbes Licht, damit auch noch etwas zu erkennen ist. Der Einbau der Elektronik ist auch für den Laien (wie mich) relativ einfach.

Das gleiche Teil, jetzt bemalt und markiert Ein Blick auf den fertigen Heli-Hangar. Auch hier wurde, wie beim Original, ein Warnhinweis an der Wand angebracht. Die Balkone bestehen aus Plastik und Fotoätzteilen Der Storage-Bereich für die im Schiff mitgeführten Fahrzeuge. Auch hier wurde nach Fotos des Originals gearbeitet
Storage-Bereich von oben gesehen. Die Münze bietet einen guten Größenvergleich Diese Rampe verbindet den Storage-Bereich mit dem Welldeck. Bis zu diesem Bereich kann das Original geflutet werden, um LCU und LCAC aufzunehmen Die fertigen Komponenten der Inneneinrichtung sind fertig zum Einbau
Hier ist die eingebaute Beleuchtung und Verkabelung zu sehen. Die im Text beschriebenen Schrumpfschläuche sind deutlich zu erkennen Das Material zur Verkabelung des Helikopter Hangars liegt bereit. Im Bild links sind die LED und die dazu gehörigen Widerstände zu sehen Der Test ist gut gelaufen. Die Beleuchtung funktioniert einwandfrei

Die kleinen LED-Lämpchen haben zwei unterschiedlich lange Metallkontakte, wobei der längere den Pluskontakt darstellt. An diesen wird ein entsprechender Widerstand und das Pluskabel angelötet Das Minuskabel kommt entsprechend an den kürzeren Kontakt, fertig. Wer den Umgang mit dem Lötkolben nicht gewohnt ist, sollte erst mal ein bisschen experimentieren. Sind die Lötverbindungen fest, wird eine Länge „Schrumpfschlauch“ über die ganze Konstruktion gezogen. Diese Plastikröhrchen gibt es, so wie alles von mir verwendete Zubehör, im Elektronikfachhandel. Einmal über die Kabelverbindung gezogen, werden sie mittels eines Haartrockners erhitzt. Durch diese Wärmebehandlung ziehen sie sich über der Verbindung zusammen, schrumpfen also und gewährleisten so, das sich nichts mehr verschieben, brechen oder abreißen kann. Ob man die LED in Reihe schaltet oder jedem Lämpchen seinen eigenen, Stromkreis gönnt, ist jedem selbst überlassen. Ich gebe aber zu bedenken, dass, wenn eine LED in einer Reihenschaltung ausfällt, auch die dahinter liegenden nicht mehr leuchten. Man kennt diesen Effekt von Lichterketten am Weihnachtsbaum. In die schon vor dem Zusammenbau der Komponenten der Inneneinrichtung gebohrten Löcher von 2 mm Durchmesser, habe ich die entsprechenden LED mittels Sekundenkleber befestigt. Die auf die benötigte Länge gebrachten Kabel wurden dann unter Ausnutzung jeder Lücke, die sich bietet, verlegt. Den entstandenen Kabelbaum habe ich an der vorhandenen Öffnung am Rumpfboden geführt. Die Verwendung der Wasserlinienplatte entfällt dadurch natürlich. Eine an der Unterseite der Dioramenplatte befestigte Mehrfachsteckleiste nimmt nach der Fertigstellung die mit kleinen Bananensteckern versehenen Kabel auf. Ein 300 mA Universal Adapter liefert später den benötigten Strom. Mehrfachsteckleiste, Stecker und Kabel kommen aus dem Eisenbahnzubehörbereich und sind im Internethandel günstig zu erstehen. Nachdem die Elektronik fertiggestellt und auf Funktion überprüft war, füllte ich die selbstgebauten Hangars mit Leben. Panzer und Fahrzeuge hatte ich schon vorher mit der entsprechenden Bemalung und Detaillierung versehen und befestigte sie nun im Welldeck und im Storage-Bereich. Die Figuren entnahm ich dem 1:700 Carrier Crew Set von Lion Roar.

Ein getarntes Light Amoured Vehicle LAV-25 Piranha. Beachte die Antenne! Ein M1A1 Abrams Kampfpanzer des US Marine Corps. Die im Bausatz auch vorhandenen M 60 A3 Panzer werden im USMC schon nicht mehr genutzt. AAVP-7A1 Assault Amphibious Vehicle. Diese Fahrzeuge erreichen unabhängig von den Fähren die Landestrände
Die Ausfahrtsöffung des Welldecks. Hier sind schon Fahrzeuge und Figuren eingebaut Der Fotoätzbogen von Lion Roar beinhaltet 300 Figuren für Trägerschiffe in unterschiedlichen Posen. 90 Figuren lassen sich in vom Modellbauer gewünschte Posen biegen. In diesem Maßstab allerdings eine sehr knifflige Sache! Der Heckbereich des Modells. Die eingebauten Fotoätzteile von Eduard sind deutlich zu erkennen und sorgen für eine bessere Detaillierung

Als nächstes folgte der Einbau des Heli-Hangars. Nachdem dieser gefüllt war, habe ich das Hauptdeck aufgeklebt, den Strom eingeschaltet und…Wow! Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn alle Lampen leuchten und der gewünschte Effekt auch wirklich erreicht ist! Jetzt zeigt sich auch, ob sauber gearbeitet wurde. Alle Stellen an den Klebenähten, an denen noch Licht nach außen fiel, habe ich mit verdünnter Spachtelmasse abgedichtet. Die Fenster der Brückeninsel sollten eigentlich auch beleuchtet sein, aber die Bauteile ließen sich nicht ohne Schäden zu verursachen ausfräsen. Nun begann der eigentliche Bau des Modells, bei dem ich, für das Schiff und die Luftfahrzeuge, zwei große Ätzteilplatinen von Eduard verbaute. Ohne diese ist eine zufriedenstellende Detaillierung nicht möglich.

Die Brückeninsel des Schiffs fertig detailliert und bemalt. Alterung und Verspannung fehlen noch Nochmals Details des Heckbereichs Ein fertig detaillierter und markierter Hubschrauber vom Typ CH-46 Sea Knight
CH-53E Super Stallion. Der schwerste Hubschrauber im Arsenal der amerikanischen Streitkräfte. Fotogeätzte Haupt- und Heckrotoren, Laderampe, Fahrwerk und die zusätzlich eingebaute Betankungssonde sind klar zu sehen Ein MV-22 Osprey mit geätzten Rotorblättern und aus Plastik gezogenen Positionslichtern Die dem Bausatz beiliegenden Landing Craft Utilitys, kurz LCU genannt. Hier zu sehen vor und nach der Detaillierung
Ein fertig detailliertes LCU noch ohne Bemalung und Markierung Das Endprodukt langer Verfeinerungsstunden, LCU bemalt und markiert Ein Landing Craft Air Cushion, LCAC nach umfangreicher Detaillierung. Auch hier waren Fotos vom Original unendlich hilfreich

Die im Diorama zu sehenden Landungsfähren und Luftkissenboote müssen ebenfalls detailliert werden, da die im Bausatz vorhandenen Modelle nur in den Umrissen dem Original entsprechen. Nach der Fertigstellung aller Komponenten des Dioramas, habe ich sie auf einer Grundplatte aus Styrodur, auf der ich mit Spachtelmasse, Farbe und Acrylgel das Wasser modelliert habe, befestigt.

Alle Komponenten des Dioramas warten auf ihren Einbau auf der Grundplatte Grundplatte mit einer ersten Schicht weißer Acrylpaste
Dioramenplatte von unten. Deutlich zu sehen sind die Mehrfachsteckleiste und das Loch für den Kabelstrang Die fertige Grundplatte wartet auf den Einbau aller schwimmenden Einheiten

Der Bau dieses Modells und des Dioramas hat insgesamt vier Monate in Anspruch genommen. Es war mein erster moderner US Navy Träger in diesem Maßstab und wohl auch mein letzter. Obwohl, mein Sohn hat schon Begehrlichkeiten nach einer USS Ronald Reagan in der gleichen Machart angekündigt! Na, schaun mer mal…

USS Boxer
USS Boxer USS Boxer USS Boxer

Thomas Schmidt

Fotos des fertigen Dioramas von Christian Lukas