Deckel

Modell: HMS Kent, 1906
Hersteller: Kombrig Models
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Fotoätzteile
Art.Nr.: 3520 WL; 3520 FH
Preis: Waterline: ca. 180 €; Full hull: ca. 270 € (NNT-Modell)

Eine weitere Neuheit des russischen Herstellers Kombrig ist das Resinmodell der HMS Kent (von 1901) im Maßstab 1:350. Mit einer Vielzahl von Neuerscheinungen und noch mehr Neuankündigungen lassen die Herren der in Moskau sitzenden Firma Modellbauerherzen höher schlagen. Der Bausatz wird wie - inzwischen - gewohnt als Vollrumpfmodell (wie es mir vorliegt), aber auch als Wasserlinienmodell erhältlich sein.

Das Original

Die HMS Kent war eine von zehn Einheiten der Monmouth-Klasse, auch bekannt unter der Bezeichnung County-Klasse, da die Schiffe nach Britischen Regionen (Countys) benannt wurden. Kleiner und vor allem kostengünstiger als ihre Vorgänger (Drake-Klasse) sollten sie sein, dennoch dieselbe Geschwindigkeit erreichen. Dies ging auf Kosten des Panzerschutzes und führte zum Verzicht einer großkalibrigen Hauptbewaffnung. Die Countys waren die einzigen britischen Kreuzer mit (nur) drei Schornsteinen.

Die HMS Kent wurde im Februar 1900 in Porthmouth auf Kiel gelegt uns lief gut ein Jahr später vom Stapel. Am ersten Oktober 1903 in Dienst gestellt versah sie ihren Dienst zunächst bei der britischen Home Fleet, bevor sie 1906 nach China beordert wurde. Dort blieb sie bis sie 1913 in Reserve versetzt wurde. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde sie im September 1914 reaktiviert und Admiral Stoddarts Geschwader im Südpazifik zugeteilt. Ihre Feuerprobe bestand sie am 08. Dezember 1914 in der Schlacht bei den Falklandinseln gegen das deutsche Geschwader von Graf Spee, in der sie den leichten Kreuzer SMS Nürnberg versenkte. In den Folgemonaten jagte sie den entkommen deutschen Kreuzer SMS Dresden rund um die Südspitze Amerikas, bis sie ihn am 14. März 1915 zusammen mit der HMS Glasgow in neutralen chilenischen Gewässern stellen konnte.

Den Rest des Krieges verbrachte sie vor der südafrikanischen Küste und im englischen Kanal. 1919 wurde sie nochmals in den Pazifik beordert, um amerikanische und japanische Truppen im Kampf gegen die revolutionäre russische rote Arme in Wladiwostok zu unterstützen. Ein Jahr später wurde sie endgültig außer Dienst gestellt und auf Abbruch verkauft.

Der Bausatz

Die HMS Kent von Kombrig macht vom ersten Blick an einen guten Eindruck. Die Angüsse sind durch eine Trennlinie klar von den Bauteilen abgegrenzt und einfach zu entfernen. Wie gewohnt bleibt auch an Gussqualität und Ausführung nichts zu kritisieren.

Rumpf

Bei dem mir vorliegendem Besprechungsmodell handelt es sich um die Vollrumpfversion der HMS Kent. Sowohl Überwasser-, als auch Unterwasserschiff sind hohl gegossen. Dadurch sind sie kaum schwerer und genau so einfach zu handhaben wie vergleichbare Plastikbausätze. Die angegossenen Details wie z.B. Poller und Oberlichter sind ebenso sauber ausgeführt, wie die angedeutete Holzmaserung des Decks. Mir persönlich fehlen aber sämtliche Türen und Durchgänge rund ums Schiff. Hier muss mit Ätzteilen nachgebessert werden. Die kleinen Angüsse entlang der Wasserlinie sind leicht mit Messer, Knippser oder Feile zu entfernen. Etwas komplizierter kann sich das Anpassen der Schraubenschäfte gestalten, da am Rumpf keinerlei Ansatzpunkte gekennzeichnet sind

Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf
Rumpf Rumpf

Kleinteile

Einfach gesagt: makellos. Kombrigs Gusstechnik geht an die Grenzen des Machbaren. Schornsteine, Boote, Lüfter, Anker, Geschütze, Decks und alle anderen vorhandenen Teile sind versatz- und blasenfrei gegossen. Die Schanzkleider der Brücke und der hinteren Aufbauten sind beinahe so hauchdünn wie Papier. Längere, dünne Teile aus Resin, wie Masten neigen dazu, sich mit der Zeit zu verbiegen. Kombrig verzichtet daher von Haus aus auf die Wiedergabe der oberen Mastsegmente und der Rahen aus Resin. Diese können problemlos aus Draht selber hergestellt werden. In wie weit der Bastler auch andere derartige Teile wie Geschütze durch gedrehte Messingrohre (aus dem Zurüstmarkt) ersetzen will, bleibt jedem selber überlassen.

Decks Decks
Schornsteine
Kleinteile 15,2 cm-Türme, Kommandoturm
Beiboote Beiboote

Ätzteile

Der Ätzteilbogen der Kent ist übersichtlich. Wichtig und richtig ist die Ausführung der decküberspannenden Bootslager in Metall. Resin wäre hier nicht geeignet. Dazu sind Ankerketten und Dreiecksbleche auf der Platine. Mir fehlen Aufgänge, sowie die auch am Überwasserschiff fehlende Türen. Hier muss der Bastler –wie auch bei der Reling- auf andere Zurüstsätze zurückgreifen.

Ätzteile

Bauanleitung

Die vierseitige Bauanleitung beinhaltet die Kurzfassung des Lebenslaufs (in Englisch), den für Kombrig typischen Seitenriss des Schiffes mit Takelplan sowie eine Übersicht aller im Bausatz vorhandenen Teile. Auch die selbst aus Draht herzustellenden Masten und Rahen sind hier aufgeführt. Auf den verbliebenen zwei Seiten zeigen sogenannte Explosionszeichnungen den Zusammenbau des Modells. Einzelne Detailzeichnungen am Rande erklären die Montage kleinerer Baugruppen.

Anleitung Anleitung
Anleitung Anleitung

Quellen

Testbau Testbau
Testbau

Fazit

Hier kann ich nicht ganz objektiv bleiben. Bei mir stand die HMS Kent -die Monmouth-Klasse allgemein- schon lange ganz oben auf meiner Wunschliste.

Auch wenn das Modell einen hohen Preis hat und noch weitere Ausgaben für Zurüstsätze (Türen, Reling, etc…) dazu kommen werden, denke ich schon an die vielen Möglichkeiten, das Modell in ein Diorama zu setzten; ob als tragische Monmouth (zusammen mit Combrigs SMS Scharnhorst/Gneisenau) vor Coronel, als Kent bei den Falklands (mit der HMS Invincible von Iron-Ship-Wright) oder als Jäger der Dresden (mit dem Plastikbausatz von Revell), …

alt sehr empfehlenswert

Wolfgang