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Adler und Falke: Zwei schwarze Gesellen im Dienste der k.u.k. Kriegsmarine

Eine Fantasie von Jules Verne? Ein U-Boot? Oder doch ein Torpedoboot? Die außergewöhnliche Form dieser 1885 gebauten Boote gab den Ausschlag für den Bau des Modells und die Entwicklung eines Bausatzes.

Schon oft wurde ich gefragt, warum ich ausgerechnet dieses Boot als neuen Bausatz ausgewählt hatte. Nun, dafür gibt es wohl mehrere Gründe. Zunächst faszinierten mich die schwarzen Gesellen bereits als Kind, als ich die schönen Modelle im Deutschen Museum mit meinen Augen verschlang. Ich kann es nicht begründen, aber diese schlanken Boote mit ihren teilweise futuristischen Formen haben mich immer mehr begeistert als die großen Schiffe.

Die außergewöhnliche Form der Adler und ihres Schwesterschiffes, der Falke, gab im Endeffekt den Ausschlag zum Bau dieses Modells. Auf den ersten Blick weiß man nicht genau, ob es sich um eine Fantasie von Jules Verne, ein U-Boot, oder doch um ein Torpedoboot handelt. Im tatsächlichen Fahrbetrieb bei stärkerem Seegang waren diese Schiffe auch wohl einem U-Boot ähnlicher als einem Überwasserfahrzeug. Sehr ungewöhnlich sind auch die nebeneinander und nicht wie üblich hintereinander angeordneten Rauchfänge. Aber gerade diese Absonderlichkeiten machen ja ein Modell reizvoll.

Zuletzt noch ein ganz praktisches Argument: die Boote haben im Maßstab 1/72 noch eine vertretbare Größe, um sie in modernen Wohnungen aufbewahren zu können.

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Es war einmal...

Am Anfang jedes Modells steht die Recherche. Diese ist, meist unterschätzt, oft ebenso aufwändig wie der Modellbau selbst. Zum Glück verfüge ich über einen wohlmeinenden Freundeskreis, den ich gelegentlich mit meinen Anfragen strapazieren darf. Auch gibt es, wenn nur in geringem Umfang, aber doch sehr profund, entsprechende Literatur. Ein wahres Glück, wenn auch manchmal mühsam im Zugang, ist in Österreich das Staatsarchiv / Kriegsarchiv. Präzise gesagt befindet sich diese Zauberkammer in Wien. Hier ruhen wahre Schätze an Fotos, Zeichnungen und Dokumenten. Wer jemals so eine Originalzeichnung in Händen gehalten hat, weiß wovon ich schreibe. Der Hauch der Geschichte berührt einen im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Firma Yarrow als eine der führenden Werften für den Bau von Torpedobooten übermittelte im Juli 1883 der k.u.k. Marinesektion ein Angebot über die Lieferung eines 125 Fuß-Boots. Angetrieben von einer Dampfmaschine mit 1100 PS, sollte es eine Höchstgeschwindigkeit von 23 bis 24 Knoten erreichen. Der zuständige Schiffbauingenieur Soyka wies zwar darauf hin, dass die Yarrow-Boote nur von mittelmäßiger schiffsbaulicher Qualität seien, aber über hervorragende Maschinen verfügten, und empfahl daher den Ankauf.

In den Verhandlungen, die der Marineattaché in London mit der Yarrow-Werft führte, wurden, unter anderem, folgende Bedingungen festgelegt:
Die Boote müssen vollkommen wasserdicht sein. Die Beplattung und die Vernietung müssen tadellos ausgeführt werden. Der Stab (die Offiziere) sollen im Bugraum und die Mannschaft achtern untergebracht werden. Fundamente für eine Lichtmaschine und einen Projektor (Scheinwerfer) sind vorzusehen. Bei den Probefahrten müsste das Boot ohne Ausrüstung 24 Knoten erreichen. Mit voller Ausrüstung und einem Vorrat von 10 t Kohle sollte das Boot während einer Stunde 22 Knoten laufen. Die ursprünglich vorgesehene Bewaffnung – vier Torpedorohre – wurde auf zwei reduziert. Für die beiden zur Abwehr geplanten 37 mm Hotchkiss Schnellfeuerkanonen sind auf beiden Seiten auf der Höhe des Hauptspantes Sockel vorzusehen.

Am 4. Dezember 1884 wurde durch den k.u.k. Marineattaché der Auftrag über den Bau von zwei Booten erteilt. Als äußerster Termin für die Ablieferung wurden 13 Monate nach Auftragserteilung vereinbart.

Torpedoboot „Adler“ – eine frühe AufnahmeTorpedoboot „Adler“ nach der Übernahme auf der Themse im Februar 1886.Torpedoboot „Adler“ am Begleittender liegend, Bauzustand vor 1899

Bereits Mitte September 1885 lief Falke vom Stapel und kurz darauf, am 9. Oktober, Adler. Nach der Komplettierung wurden mit Falke im November Probefahrten mit verschiedenen Schiffsschrauben unternommen. Die offizielle Probefahrt erfolgte dann am 24. Dezember 1885. Mit Ballast, die volle Zuladung simulierend, und 10 t Kohle wurde eine mittlere Geschwindigkeit von 22,44 Knoten und eine Höchstgeschwindigkeit von 23,52 Knoten erreicht. Nachdem sie die Reede von Greenhite am 18. Februar 1886 verlassen hatten, trafen die Boote am 20. bzw. 22. März in Pola ein.

Turm bzw. Steuerstand der AdlerTorpedoboote an der Mole: im Vordergrund Condor im Hintergrund Falke.

Während der gesamten Überfahrt arbeiteten die Maschinen einwandfrei und völlig zufriedenstellend. Bei voller Ausnutzung der Kohlendepots und der Bunkerung von weiteren 4 t Kohle in Säcken im Heizraum wurden bei 10 Knoten Marschgeschwindigkeit 1.580 Seemeilen zurückgelegt.

Am 22. Juli 1899 ereignete sich auf der Adler eine schwere Kesselexplosion. Diese war derart heftig, dass der Kessel aus den Fundamenten gerissen wurde, das Deck durchbrach und ins Wasser geschleudert wurde. Drei Mann des zuständigen Maschinenpersonals und der wachhabende Linienschiffsfähnrich Grabmayer wurden sofort getötet. Unverletzt, aber völlig geschockt, sprang der Maschinengast Ulijic über Bord und ertrank, da die Jolle zur Rettung ebenfalls mit der Explosion über Bord gegangen war. Zwei Besatzungsmitglieder wurden schwer und zwei weitere leicht verletzt. Mit Hilfe des vorhanden Klüvers und einiger Sonnenzelte ließ der Kommandant, Linienschiffleutnant Schwarzl, eine Notbesegelung errichten. Mit dieser gelang es, das schwer havarierte Boot in Fahrt zu bringen und in einer Bucht an der nordwestlichen Spitze der Insel Torcola auf den Strand zu setzen. Während dieser Fahrt befand sich verbotenerweise die Frau des Kommandanten an Bord. Dieses Vergehen wurde in typisch österreichischer Manier geahndet: einerseits erhielt Kommandant Schwarzl einen strengen Verweis, gleichzeitig wurde ihm jedoch für die bewiesene seemännische Umsicht und Tatkraft eine belobende Anerkennung ausgesprochen. Seiner Frau Margarethe wurde auf Anordnung des Kaisers die Elisabeth-Medaille verliehen. Kaltblütig leistete sie den Verletzten erste Hilfe und pflegte sie anschließend aufopfernd.

Das Torpedoboot „Adler“ nach der Kesselexplosion vom 22.Juli 1899, in einer Bucht der Insel Torcola liegend.Das Torpedoboot „Adler“ – das Werk der Zerstörung nach der Kesselexplosion vom 22.Juli 1899.
Die „Adler“ wurde zur Reparatur im Seearsenal von Pola an Land geholt.Dieses Bild lässt die Wucht der Explosion erahnen.

Im Zuge der nachfolgenden Reparaturarbeiten erhielten Adler und auch Falke einen geraden Vorsteven. Nach den Umbauten wurden beide als Wachboote in Pola eingesetzt. Vor ihrer Streichung aus der Flottenliste am 12. Mai 1911 erhielten sie 1910 noch die neue Bezeichnung mit den Nummern „41“ und „42“.

Technische Daten des Originals

Länge 41,14 m
Breite 4,20 m
Tiefgang 1,25 m/1,68 m
Deplacement 96 t, voll ausgerüstet 100 t
Brennstoffvorrat 29 t

Antrieb 1 Lokomotivkessel und eine Dreizylinder-Dampfmaschine mit 1300 PS auf eine Schraube wirkend
Geschwindigkeit 22 Knoten (kn)
Fahrtstrecke 1200 sm bei 14 kn, 1580 sm bei 10 kn

Besatzung 2 Offiziere, 16 Matrosen
Bewaffnung 2 Stück 35 cm Buglancierrohre, 2 Stück 37 mm L/23 Hotchkiss Schnellfeuerkanonen

Werft Yarrow, London
Adler: Stapellauf 9.10.1885, Übernahme 11.2.1886, gestrichen am 12.5.1911
Falke: Stapellauf September 1885, Übernahme 11.2.1886, gestrichen am 12.5.1911

Längsschnitt und Raumplan S.M. Torpedoboote Typ „Falke“.Deckplan und Sektionen S.M. Torpedoboote Typ „Falke“.
Disposition der Hotchkiss Schnellfeuerkanone, 37mmm L/23.

Alles beginnt mit dem Urmodell

Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, einen neuen Bausatz zu entwerfen. Die große ungeklärte Frage dabei ist, wie das Schiff in herstellbare Bauteile zerlegt werden soll.

Das Schwierige bei diesem Rumpf war, dass er so gut wie keine geraden Linien bzw. Ebenen aufweist. Alle bestimmenden Umrisse sind rund oder abgerundet. Sämtliche Bestimmungsebenen mussten daher erst künstlich geschaffen werden. Ich habe mich daher entschlossen, die Rumpfhälften auf jeweils einem Seitenriss nach den Spantenrissen aufzubauen. So konnten zumindest die wesentlichen, die Form bestimmenden Elemente, auf einer Ebene hergestellt werden.

Nach Wochen intensiver Schleifarbeit war dann die endgültige Kontur erkennbar. Zu meiner großen Überraschung und Zufriedenheit sah sie der Adler ziemlich ähnlich. Sehr dankbar war ich dann, als mein Formenbauer meinte, den Versuch zu wagen, den Rumpf in einem Stück zu produzieren. Ersparte mir dies doch, das so mühsam gefertigte Bauteil wieder zu zerlegen. So ein Urmodell in gussgerechte Teile zu zerlegen ist immer ein Albtraum.

Ich habe bereits früher immer wieder mit Metallfolien experimentiert. Die ausgesprochen überzeugenden Ergebnisse ließen mich dann auch bei der Adler den Rumpf mit Metall beplanken. Die Oberfläche mag auf den ersten Blick vielleicht etwas unruhig erscheinen, aber in lackiertem Zustand gibt sie, sehr überzeugend, eine Metalloberfläche wieder. Manchmal bereute ich diese Entscheidung, denn es war eine nicht enden wollende Tortur. Erst nachdem mein Prototypmodell fertig war, konnte ich mich wieder mit mir versöhnen.

Die Form des Rumpfes ist fertig und überprüft. Die Oberflächenbearbeitung kann nun beginnen.Die Form des Rumpfes ist fertig und überprüft. Die Oberflächenbearbeitung kann nun beginnen.
Die Form des Rumpfes ist fertig und überprüft. Die Oberflächenbearbeitung kann nun beginnen.Die Form des Rumpfes ist fertig und überprüft. Die Oberflächenbearbeitung kann nun beginnen.Die Form des Rumpfes ist fertig und überprüft. Die Oberflächenbearbeitung kann nun beginnen.
Der Rumpf ist nun fertig zum Abguss.Der Rumpf ist nun fertig zum Abguss.

Die vielversprechenden Probegüsse des Rumpfes erlaubten mir, mit der Herstellung der Aufbauten zu beginnen. So einfach dieses Boot auch aussehen mag, erfordert es doch, um dem Maßstab gerecht zu werden, eine Unzahl von Einzelteilen.

Wichtig ist für mich immer, alle Kanten, Proportionen und Oberflächen so naturgetreu wie möglich erscheinen zu lassen. So sind z.B. Blechstöße immer scharfkantig und niemals rund. Die Rauchfänge müssen zart, wie aus dünnem Blech, wirken. Ein Holzmast hingegen hat keinerlei Kanten. Natürlich stößt man bei diesem Vorhaben mit den zur Verfügung stehenden Materialien ständig an die Grenzen der Machbarkeit. Bereits von Anfang an war klar, dass dies ein Multimediabausatz werden würde.

Die doch sehr dominante Reling bereitete mir großes Kopfzerbrechen. Hier eine einerseits bausatzgerechte aber doch auch formal ansprechende Lösung zu finden, stellte sich als fast unlösbare Aufgabe heraus. Eine Kombination aus CNC-Drehteilen, Messingdraht und Nylonschnur führten dann zu einem akzeptablen Ergebnis. Allerdings wird auch der Modellbauer gefordert. Die Handläufe auf die 0,4 mm starken Stützen zu platzieren benötigt schon ein ruhige Hand und etwas Geschick. Wie heißt es oft so schön: “Modellbauspaß garantiert!“

Skizze für die Stützen der Handläufe der Lukenabgänge.

Im Urmodellbau verwende ich verschiedenste Materialien, wie Messing, Aluminium, Kupfer, Plastikplatten und, eher selten, Holz – je nachdem, was mir für den herzustellenden Bauteil am geeignetsten erscheint. So mancher Missgriff ist da natürlich vorprogrammiert.

Die fertigen Urmodelle für die Ruderanlage und die Schiffschraube. Teilweise fehlen noch die Angüsse.Die ersten Probeabgüsse für die Ruderanlage und die Schiffschraube.Die Ruderanlage und die Schiffschraube  werden am Urmodell des Rumpfes angepasst.

Das Geheimnis eines guten Urmodells oder auch eines gelungenen Modells ist meiner Meinung nach der Mut, misslungene Teile einfach weg zu werfen. Hier kann man gar nicht kritisch genug sein. Die Erfahrung zeigt, dass sich das lange Herumarbeiten an einem nicht stimmigen Bauteil einfach nicht rentiert – auch wenn darin bereits viel Arbeit investiert wurde. Der völlige Neubau führt meist viel schneller zu einem ansprechenden Ergebnis. Das zweite Geheimnis ist ganz einfach Geduld. Von dieser kann man gar nicht genug haben bzw. aufwenden. Und wenn so gar nichts mehr gelingt – oder noch besser vor diesem Zeitpunkt – sollte man das Modell für einige Zeit beiseite legen. Mit dem nötigen Abstand lassen sich die meisten Probleme viel leichter lösen.

Immer wieder anstrengend ist das Layout der Fotoätzteile: sie müssen einmal skizziert und anschließend gezeichnet werden. Die auf Papier ausgedruckten Probanden werden dann sorgfältig angepasst. Danach erfolgen diverse Änderungen und Ergänzungen. So geht das einige Male hin und her, bis der Ätzteilbogen letztendlich zur Produktion freigegeben werden kann. Die Rekonstruktion der Bugzier war eine etwas knifflige Angelegenheit, denn diese rankenförmigen Ornamente bedurften einiger Skizzen.

Zeichnung der Bugzier, als Vorlage für die Reinzeichnung des Ätzteiles

Lange habe ich keine vernünftige Lösung gefunden, das wirklich zierliche Geschütz bausatzfähig zu gestalten. Die Problematik lag darin, den runden Lauf in den rechteckigen Verschluss münden zu lassen. Ein CNC Frästeil wäre viel zu teuer geworden. So blieb nichts anderes übrig, als den gedrehten Lauf mit einem Verschluss aus Resin zu verbinden.

Am Ende dann, wenn der Bausatz fertig und verpackt ist, also wirklich keine Änderungen mehr möglich sind, fallen mir immer noch tausend Dinge ein, die ich anders lösen hätte können. „A modellers fate!“ Aber es muss einmal Schluss sein! Ich erwähne das auch nur, um all die Fragen zu beantworten, warum da manches so aussieht, wie es ist!

Die Probeabgüsse der verschiedenen Bauteile. Diese müssen nun sorgsam angepasst werden, bevor sie in Serie gehen können.

Das erste wirkliche Modell – der Prototyp

Da entgegen der ursprünglichen Planung der Rumpf des Bausatzes im Wesentlichen hohl ist, konnte ich der Idee, sämtliche Luken und Deckel geöffnet darzustellen, einfach nicht widerstehen. Dieser schnell gefasste Entschluss hatte natürlich einige Konsequenzen, die den Modellbau extrem verzögerten.

Zunächst bohrte ich die direkt auf dem Deck befindlichen Luken auf. Das gelang überraschenderweise ohne gröbere Zerstörung. Dann kam der kleine Decksaufbau für das Maschinenhaus an die Reihe. Die dort befindlichen, eng beieinander liegenden Luken geben theoretisch einen schönen Einblick in den maschinellen Bauch der Adler. Die Folge dieser Maßnahme: eine Dampfmaschine musste angefertigt werden. Wie diese dann durch den engen Ausschnitt im Deck in den Rumpf versenkte wurde, habe ich aus meiner Erinnerung verdrängt. Die Flüche, die dabei verbalisiert wurden, sind keinesfalls druckfähig …

Dank meiner sorgfältigen Planung, beruhend auf dem System „Chaos“, kam ich erst jetzt auf den Gedanken, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und die Innereien mit einer LED-Beleuchtung auszustatten, damit all die Pracht letztlich wenigstens schemenhaft zu erahnen sein würde. Also wurden wieder Löcher in das bereits malträtierte Modell gebohrt, mit aberwitzigen Verrenkungen Kabel eingezogen und die LEDs an die gewünschten Stellen gebracht. Alle Leser, die mich kennen, werden mit Genugtuung feststellen, dass ich nicht nur fremde Bausätze filetiere, sondern diese chirurgische Neigung auch bei meinen eigenen Modellen genussvoll auslebe (meine Frau würde jetzt dazu bemerken, dass ich nichts so lassen kann wie es ist …). Wenn dann allerdings irgendwann nach einer kleinen Ewigkeit das Modell, entgegen allen Prognosen doch fertig gestellt wurde, hat sich die Mühe rentiert. Die Einblicke in das Innere des Schiffes – und seien sie noch so klein – vermitteln den Eindruck, dass der Rumpf eben hohl ist und nicht eine homogene Gießharzmasse. Für mich ist dies ein sehr wesentlicher Aspekt des Modellbaus.

Vorderer Steuerstand.Ein Einblick in den hinteren Steuerstand.Der dampfende Bauch des schwarzen Ungetüms.
Umlenkrollen und Flaschenzüge zum Betrieb des Ladebaumes.Vorderer Mast.Der rückwärtige Teil des Bootes mit dem achternen Mast.

Die Takelage

Ein immer wieder hinterfragtes Thema ist die Takelage. Hier gibt es wohl so viele Varianten zur Herstellung derselben wie Modellbauer. Ich bevorzuge für die gespannten Leinen und Taue in diesem Maßstab (1/72) Nylonschnüre unterschiedlicher Stärke. Um diese durchsichtigen Spinnfäden sichtbar zu machen, färbe ich sie vor der Montage mit Permanentmarker ein. Dies ist nicht nur wegen der besseren Sichtbarkeit nützlich, es stellt auch gleichzeitig den Grundfarbton für die spätere Lackierung dar. Für gerollte oder geschlungene Seilenden und durchhängende Seile bevorzuge ich dünnen Kupferdraht. Diesen gibt es in Rollen beginnend bei 0,05 mm Materialstärke. Die Seilrollen oder Haufen wickle ich. Dann werden sie an die gewünschten Endpunkte oder Oberflächen angepasst, damit sie wirklich schwer und hängend wirken und erst zum Schluss mit der Airbrush lackiert. Nach der Montage kann man den Eindruck mit Ölfarben noch beliebig verbessern. Als Farbe für die Seile und Taue eignet sich besonders Sail Colour von Gunze (H85) oder Teak von WEM (WEMCC C01).

Der erste Farbauftrag des Unterwasserschiffes.Vorschattierung der Blechpaneele am Unterwasserschiff.
Der erste Handlauf im Bugbereich wurde angebracht.Mit einer Uhrmacherlötlampe sind punktgenaue Lötungen möglich.
Etwas schwierig aber lösbar: den zweiten Handlauf zum ersten parallel anzubringen.Die gebogen Handläufe um den Steuerstand sind der Höhepunkt der Biegekunst an diesem Modell.

Die Reling

Die Reling bestimmt wohl am meisten die Silhouette des Bootes und ist mit Sicherheit auch das am schwierigsten zu bauende Element. CNC-gedrehte Stützen in die dafür vorgesehen Montagepunkte zu kleben ist dabei die leichte Übung zu Beginn. Hier ist die Herausforderung, dass alle Stützen senkrecht stehen und parallel zueinander ausgerichtet sind … und dann bitte nicht das Ganze mit einer schwungvollen Handbewegung vernichten, so wie mir das passiert ist! Danach kommt die echte Herausforderung: das Anbringen des Handlaufes! Vorgebogen muss er vorsichtig auf den Spitzen der Stützen fixiert werden. Für solche Verbindungen bevorzuge ich das Löten mit einer Flamme. Damit kann ich sehr exakt arbeiten und die Lötverbindung ist sehr fest. Natürlich kann anstelle des Lötens auch mit Sekundenkleber gearbeitet werden.

Die Leitbleche für die Positionslichter sind bei meinem Prototypen noch aus Plastik.Die Relingstützen an der Geschützplattform sind bereits angebracht.
Eine Unzahl von Schwanenhalslüftern.Der hintere Steuerstand.Montage der Seilzüge der Ruderanlage.
Das Innere des hinteren Steuerstandes und die notwendigen Umlenkrollen.Der Bootshaken, ein farbenfrohes  Detail.Die Rettungsringe der Adler mit geschnittener Metallfolie für die Befestigungsbänder.

Die Farbgebung

Des Modellbauers liebstes Steckenpferd. Trotz des immensen Wunsches nach Exaktheit muss ich präzise Angaben verweigern. Das farbige Aussehen der Adler bzw. des Falken wird immer spekulativ bleiben, da uns leider nur Schwarz/Weiß-Fotos und etwas vage Anweisungen zur Farbgebung zur Verfügung stehen. Auch mein Modell stellt somit eine zwar plausible, letzlich aber nur mögliche, Variante dar.

Die Torpedoboote der k.u.k. Kriegsmarine waren ab November 1885 im Wesentlichen mattschwarz gestrichen. Ab 1882 wurden die verzinkten Bleche des Unterwasserschiffes nur noch mit einem mehrfachen Minimumanstrich versehen. Der Wasserpass wurde mit Weiß aufgehellt, was einen rosa Farbton ergibt. Allerdings wurden auch Versuche mit einem grünen Schutzanstrich des Unterwasserschiffes unternommen. Ob dieser bei Adler oder Falke zur Anwendung gelangte, ist jedoch nicht belegt. Ein grünes Unterwasserschiff wäre also durchaus auch eine denkbare Variante.

Ich habe mich für ein rotes Unterwasserschiff und eine Lackierung mit Gunze Acrylfarben entschieden. Den roten Farbton mischte ich aus den Farben Rotbraun (H460) und Rot (H327). Der Wasserpass wurde dann mit Gelb (H313) und Mattweiß (H11) aufgehellt.

Schwarze Modelle sind immer ein Graus. Entweder wirken sie zu glatt und modellhaft oder zu hell und unsauber. Die richtige Mischung zu finden ist wahrlich nicht leicht. Das Schwarz für das Überwasserschiff war eine üble Panscherei. Als Basis diente mir Reifenschwarz (H77), das ich mit etwas Rotbraun (H460) und ein wenig Halbweiß (H21) abmischte. Hier das richtige Verhältnis zu finden, ist eine reine Gefühlsache, denn der Farbton kippt sehr leicht von zu dunkel in zu hell. Natürlich habe ich die genaue Rezeptur nicht aufgezeichnet. Es ist wie beim Kochen: eine Prise hiervon, eine Messerspitze davon …

Allerdings ergeben erst die vielen dünnst aufgetragenen Lasuren mit Ölfarben, das Erhöhen der Kontraste mit Metallfarben im Drybrushverfahren und das mehrmalige Abtönen mit Washings den Gesamteindruck. Schiffsmodelle gleichen oftmals eher einem Gemälde als einem Modell.

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Quellen

Bausatz

Materialien

Firmen und Hersteller

Dem Menschen der ein Modell erbaut,
gar selten freut was er versaut.
Verzweifelt mit Händen er ringt,
wenn schon wieder was misslingt.

Chloé Plattner