Eigentlich haben mich Ruderschiffe bisher nicht interessiert, aber dieser Bausatz hat sich wirklich gelohnt. Als ich in einem Modellbaugeschäft den Bausatz zuerst in den Händen gehalten habe, dachte ich nur, wie häßlich dieses Schiff ist. Wenig später sah ich im selben Geschäft, das Modell in der Vitrine stehen, und schon war klar, das muss ich bauen.
Das Modell ist ein Plastikbausatz der Firma Zvezda im Maßstab 1:72. Der Bau gestaltete sich aufgrund der guten bis sehr guten Passgenauigkeit sehr einfach und machte riesigen Spaß. Das Modell kann relativ einfach als Vollrumpf oder Wasserlinienmodell gebaut werden, da der Unterwasserrumpf als Extrabauteil beiliegt. Beim Bau eines Wasserlinienmodells läßt man ihn einfach weg.


Der Rumpf


Als erstes habe ich die beiden Rumpfhälften zusammengeklebt, dann das Zwischendeck, an dem die untere Rudereihe befestigt wird, danach die Deckteile. Zusammenbauen sollte man den Rumpf auf einer absolut ebenen Fläche, damit der Unterwasserrumpf gut passt.

Nachdem ich den Rumpf komplett zusammengebaut habe, inklusive Deck und Kleinteile, ging es ans Bemalen.
Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts von der Möglichkeit mit Ölfarbe zu arbeiten wußte, benutzte ich die laut Bauplan angegebenen Farben.
Beim dunklen Braun des Rumpfes war das nicht so ideal da so die Holzstruktur nicht zur Geltung kommt. Beim Deck und den Barkhölzern war die Grundfarbe sehr hell und daher für Ölfarbenbehandlung wesentlich besser geeignet.

Die Farben für den Rumpf:
Dunkelbraun = Military Brown Flat 1701E von Modelmaster
Rot = Insignia Red 1705E von Modelmaster
Dunkelblau = Blau 025 Matt von Humbrol
Hellblau (Zelt, Segel)= Flat Light Blue 1562E von Modelmaster
Farbe auf dem Deck sieht aus wie hellgrau = Sand Flat 1706E Modelmaster
Rammsporn = Bright Brass 1782E Modelmaster

Der helle Ockerton der Barkhölzer ist eine Eigenmischung aus Ocker/Sandgelb und Weiß. Darüber wurde mit Ölfarbe Umbra gebrannt gepinselt. Nach etwa 20 min Anziehzeit ist die Ölfarbe mit einem stark gekürzten Borstenpinsel abgezogen wurden.
Den Borstenpinsel sollte man regelmäßig auf einem Stück fusselfreiem Papier oder Stoff von der Ölfarbe befreien, hierbei nicht in Verdünnung tauchen, da er sonst anfängt zu schmieren. Nach etwa 2 Wochen wurde nochmal mit Goldocker (Ölfarbe) dünn drüber gepinselt.
Der dunkelbraune Rumpf ist mit Military Brown Flat 1701E von Modelmaster vorgestrichen und auch mit Umbra gebrant nachbehandelt. Bei Enamelfarben sollte mindestens 1 Woche vergehen, bis man mit Ölfarben weitermacht.

Das Deck ist mit Sand Flat 1706E Modelmaster vorgestrichen und ebenfalls mit Umbra gebrannt nachbehandelt. Um einen hellen Deckton zu bekommen muß man jetzt sehr oft über das Deck mit dem Borstenpinsel gehen.
Um die sauberen Übergänge der einzelnen Farben zu erreichen hab ich mit Tamiya Klebeband abgeklebt. Auch bei einer Holzstruktur kann man mit Klebeband arbeiten, wenn man folgendes beachtet:


Masten


Die Masten sind wie der Rumpf in den selben Farben vorgestrichen und mit Ölfarbe behandelt. Die Taubandagen hätte ich lieber durch echtes Garn ersetzen sollen - was ich jedem empfehlen würde, ich habe da leider nicht dran gedacht. Das dürfte um einiges besser aussehen.

Die Segel


Wer die Möglichkeit hat, sollte hier Segel aus Stoff oder anderen Materialien herstellen. Ich war einerseits zu faul und hatte keine Ahnung davon. Die Plastiksegel, die dem Baukasten beiliegen sind aber ganz gut, und es spricht nichts dagegen, sie zu verwenden.
Bemalt hab ich sie mit weiß und hellblau (Flat Light Blue 1562E von Modelmaster). Nachdem die Segel über 1 Woche getrocknet waren, habe ich eine sehr dünne Mischung aus grauer und ockerfarbenen Ölfarbe drübergepinselt. Je stärker man die Alterung wünscht, desto öfter geht man drüber.

Die Riemen


Die 120 Riemen waren mit das schlimmste am Bausatz. Bei jedem mußte ich einen Gußverzug wegschleifen. Als Grundfarbe habe ich als Acrylfarbe Ocker 88 von Revell genommen.
Mit Ölfarbe Umbra hell habe ich dann lasierend drüber gepinselt.
Die untere Riemenreihe ist an einem fertigen Rumpf etwas schwierig anzubringen. Den richtigen Sitz, sollte man deswegen vorher üben, wenn man noch Blick auf das unterste Deck mit den Kerben für die Ruder hat, um ein Gespür dafür zu bekommen, wann der Riemen richtig sitzt. An den Riemen der untersten Reihe sind am Ende nämlich kleine Noppen, die als Stopper an den Kerben des Decks dienen. Wer sich das näher anschaut, versteht was ich meine.
Die gesamten Riemen habe ich befestigt als am Schiff alles fertig war, so hatte ich beispielsweise bei der Takelung keine störenden Riemen, die dadurch auch nicht abbrechen und verbiegen konnten.

Die Takelage


Für die Takelage hab ich am längsten benötigt. Hierfür habe ich mir eine eigene Wickeltechnik ausgedacht, um Taklings für mich erstmal einfach herstellen zu können. Diese Taklings hab ich fast überall angebracht, was aus heutiger Sicht wohl doch etwas übertrieben war. Als Garn hab ich Aida Cotton Rollen in 3 Stärken aus der Kurzwarenabteilung von Karstadt genommen.

Bei den Wantenblöcken und den Dreieckjungfern ähnlichen Blöcken am Tau des Hauptmastes, hab ich die Seilimitationen aus Plastik durch Garn ersetzt, da dies um einiges besser aussieht. Bei einigen Seilen des laufenden Gutes hab ich Tauwickel dargestellt, anstatt einfach kurze Seilstummel dranzulassen.
Etwas schwierig ist es am vorderen Segel Spannung in jedes Tau reinzubekommen, hier ist Geduld gefragt.

Der Ständer


Den Ständer und das Namensschild habe ich schwarz gestrichen und die Buchstaben mit Gold. Ich finde das Schwarz gibt einen schönen Kontrast zum übrigen Modell.
Man könnte den Ständer auch holzfarben streichen, jeder wie es ihm halt gefällt.


Fazit


Ein schönes und doch auch relativ einfach zu bauendes Modell. Die Passgenauigkeit ist überragend und der Bauplan läßt auch keine Fragen offen.
Mit fast 50cm Länge und 30cm Breite ein durchaus auch beindruckendes Modell das jeder der sich für Segelschiffe interessiert bauen sollte.
Wir danken Joachim Zedtler (Modellboard-Nick: FSC_Zombie) für den Bericht.