12.07.1928 - 90 Jahre Rettung der Teilnehmer der Italia-Expedition

 

Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Heute vor 90 Jahren, am 12. Juli 1928, gelang es dem russischen Eisbrecher Krasin die Überlebenden der Italia-Expedition aus dem Packeis zu retten (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Die Italia-Expedition startete am 15. April 1928 mit dem Luftschiff Italia unter Umberto Nobile. Die Aufgabe der Expedition waren vor allen physikalische Messungen in der Arktis. Die Italia erreichte am 6. Mai ihre Basis in Ny-Ålesund, Spitzbergen. Von dort wurde vom 13. bis 15. Mai eine Fahrt nach Sewernaja Semlja unternommen. Am 23. Mai startete sie zu einer weiteren Fahr zum Nordpol, den sie einen Tag später erreichte. Auf der Rückfahrt stürzte die Italia am 25. Mai ab. Bei einem ersten Aufprall auf das Eis wurde ein Besatzungsmitglied getötet, neun blieben auf dem Eis zurück und sechs verblieben im Rumpf des Luftschiffs, der wahrscheinlich kurz darauf abstürzte. Am 3. Juni wurden Funksignale der Abgestürzten von einem Amateurfunker in Russland aufgefangen und darauf eine der größten Rettungsoperationen organisiert: 1400 Menschen aus acht Ländern mit 16 Schiffen und 23 Flugzeugen wurden mobilisiert. Am 20. Juni fand eine italienische Savoia-Marchetti S.55-Flugboot den Großteil der Überlebenden, am 23. Juni konnte eine schwedische Fokker C.VD Nobile ausfliegen. Die Fokker wurden aber ein Tag später zerstört und erst am 6. Juli gelang es einer schwedischen Cirrus Moth wieder dort zu landen. Danach mussten die Rettungsflüge wegen fehlender Landemöglichkeiten aufgegeben werden und die Hoffnungen konzentrierten sich auf die Eisbrecher. Der weltweit stärkste Eisbrecher Krasin war am 15. Juni aus Leningrad ausgelaufen. Am 11. Juli fand das Flugzeug der Krasin, eine Junkers JuG-1, zwei der Überlebenden der Expedition, die versuchten zu Fuß Hilfe zu holen - ein weiterer war auf dem Fußmarsch gestorben. Die beiden Überlebenden wurden am 12. Juni von der Krasin im Packeis erreicht und gerettet, etwas später wurden auch die übrigen fünf Überlebenden von der Krasin aufgenommen. Von den 16 Mann der Italia wurden acht gerettet, zwei starben und sechs sind verschollen. Bei der Rettungsexpedition starben neun Menschen, darunter der Polarforscher Amundsen, bei Flugzeugabstürzen.

Das Original

Der russische (sowjetische) Eisbrecher Krasin (Красин, Krassin) war der zweite schwere Polareisbrecher, der gebaut wurde. Sie war eine Weiterentwicklung der bei der gleichen Werft, Armstrong Whitworth, gebauten Jermak, erhielt aber einen deutlich stärkeren Antrieb. Sie war damit bis zu den Eisbrechern der 1935-41 gebauten Josef Stalin-Klasse der stärkste Eisbrecher der Welt. In beiden Weltkriegen erhielt sie eine Bewaffnung, fuhr aber sonst als ziviler Eisbrecher unbewaffnet. 1953-60 wurde sie in Wismar modernisiert und erhielt eine neue Antriebsanlage, sehr viel größere Aufbauten, einen Eisausguck auf einem neuen Dreibeinmast und ein Hubschrauberdeck.

Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Die Krasin ist 98,5 m lang, 21,6 m breit und verdrängte ursprünglich 8870 t. Der Antrieb erfolgte anfangs über zehn Kessel und drei Dreifachexpansionsdampfmaschinen mit 10.000 PS, womit sie 15 kn erreichte. Die Besatzung umfasste 133 Personen.

Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Die Krasin wurde 1916-17 von Armstrong Whitworth in Newcastle als Swiatogor (Святого́р) gebaut. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde sie von revolutionären Matrosen übernommen. Im Juli 1918 wurde sie in Archangelsk als Blockschiff versenkt, um die Stadt gegen die Besetzung durch die Briten zu verteidigen. Diese eroberten die Stadt und hoben die Swiatogor. Sie wurde wieder in Stand gesetzt, blieb aber unter britischer Kontrolle. Erst 1921 gelang es den Sowjets das Schiff zurück zu erhalten. Sie wurde danach in der Ostsee verwendet und 1927 in Krasin umbenannt - nach dem Vertreter, der die Rückgabe ausgehandelt hatte. 1928 lief sie unter der Führung von Professor Samoilowitsch aus Leningrad aus in die Arktis, um die Überlebenden der Italia-Expedition zu retten. Hierbei führte sie eine Junkers JuG-1 mit, die auf einer Plattform mittschiffs untergebracht wurde. Die Eisverhältnisse waren sehr schwierig, am 3. Juli brach ein Propellerblatt eines der drei Propeller ab, worauf das Vorkommen im Eis noch langsamer wurde. Trotzdem war sie das einzige Schiff, das erfolgreich so weit nach Norden kommen konnte, um die Überlebenden der Italia am 12. Juli 1928 zu retten. Auf der Rückfahrt kam die Krasin dem deutschen Kreuzfahrtschiff Monte Cervantes mit 1825 Menschen an Bord zu Hilfe, welchem am 24. Juli ein schweres Leck durch Eisschollen verursacht wurde und welches deshalb zu sinken drohte. Die Taucher der Krasin halfen das Leck abzudichten, worauf die Krasin das Kreuzfahrtschiff nach Norwegen geleitete.

Die Krasin blieb danach in der Arktis und wurde zur Erforschung der Nordostpassage sowie natürlich zum Eisbrechen für die Nutzung der Passage verwendet. So erforschte sie im März 1933 als erstes Schiff den Norden von Nowaja Semlja, 1935 führte sie hydrologische Untersuchungen in der Tschuktschensee durch. 1941 wurde erwogen die Krasin an die US Coast Guard für den Einsatz in Grönland zu leihen, weshalb sie nach Bremerton fuhr - sie wurde aber dann doch wieder in der Nordostpassage eingesetzt, weshalb sie über den Panamakanal und Großbritannien (wo sie bewaffnet wurde) zurück nach Murmansk fuhr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie 1953-60 in Wismar umfassend modernisiert. Danach diente sie bis 1972 wieder im Nordmeer. Wahrscheinlich bis 1989 wurde sie als Kraftwerk und Wohnschiff in Barentsberg verwendet und kam danach nach Sankt Petersburg, wo sie heute als Museumsschiff besichtigt werden kann.

Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Das Modell

Den russischen (sowjetischen) Eisbrecher Krasin habe ich aus dem Bausatz von Kombrig gebaut. Mein Modell soll den Zustand von 1928 darstellen. Der Bausatz ist schon etwas älter, aber vom Guss her gut. Die Anleitung ist minimalistisch und man sollte sich nicht auf den Plan darin verlassen, sondern sich besser an Fotos orientieren. Die beiden Lüfter hinter der Brücke sind zu niedrig, die kleineren Lüfter zwischen den Schornsteinen habe ich weggelassen, da ich sie auf keinen Fotos finden konnte. Die Masten, der Ankerkran und die Ladebäume vor der Brücke sind aus Metallstäben von Albion Alloys neu gebaut. Das Krähennest am Fockmast ergänzte ich mit Hilfe eines aufgebohrten Plastikstabs. Die Ausleger der Kräne ersetzte ich durch Plastikstreifen. Die vordersten beiden Boote ersetze ich durch kleinere mit Rundheck aus der Restekiste. Die Boote kamen auf erhöhte Bootslager, die aus Plastikstreifen bestehen. An die Brücke kamen noch fotogeätzte Rettungsringe von NNT. Am Heck ergänzte ich noch den Fender. Dieser besteht aus dem inneren Teil eines dünnen Schnürsenkels. Die Takelung besteht aus schwarzen 20 Denier-Faden von Uni-Caenis.

Mittschiffs kam eine Plattform für die Junkers JuG-1 an Bord, die aus einer Plastikplatte besteht. Die Junkers JuG-1 habe ich aus einer gedruckten Junkers G.24 von Echoco auf Shapeways gebaut. Um das Original transportieren zu können, waren die Flügel außerhalb der Motoren abgenommen worden, genauso das Höhen- und Seitenleitwerk. Dazu schien die JuG-1 auf der Hinfahrt für Skis vorbereitet (oder bereits ausgerüstet?) worden zu sein, auf der Rückfahrt war sie mit Schwimmern ausgestattet. Ich habe also - was etwas weh getan hat - die Außenflügel, Höhen- und Seitenleitwerk sowie die Reifen des Fahrwerks entfernt. Das Höhenleitwerk wäre von der Form sowieso falsch gewesen, da die JuG-1 der Krasin ein späte Form des Höhenleitwerks aufwies. Die JuG-1 kam auf die Plattform, die Flügel neben den achteren Schornstein (wo die restlichen Teile des Flugzeugs gelagert waren, konnte ich nicht ausmachen).

Russischer Eisbrecher Krasin mit noch nicht zerlegten Junkers G.24 (1/700) Junkers G.24(1/700)

Bemalt habe ich die Krasin mit Farben von Vallejo Model Color. Den Rumpf, den vordersten Teil des Decks, die Kräne und die oberen Teile der Schornsteine und Masten sind mit 167 (995) Anthrazitgrau gestrichen, die Aufbauten, Lüfter und die unteren Teile der Schornsteine und Masten mit 121 (913) Ockergelb. Bei der Farbe der Aufbauten bin ich mir unsicher. Auf einigen Fotos wirkt die Farbe deutlich dunkler als die Farbe der Schornsteine und der oberen Hälfte der Lüfter. Die Brücke und die Oberlichten sind mit 139 (846) Mahagonibraun bemalt, die Decks mit 110 (986) Achatgrau (Hauptdeck, Brückendecks) bzw. 136 (818) Rotes Leder (Deckhäuser). Die Innenseite der Lüfter ist 28 (909) Verkehrsrot, die Boote, Davits und oberen Brückenrelings sind 4 (820) Cremeweiß. Die Junkers JuG-1 ist oben 74 (891) Lichtgrün (mit etwas beigemischten 121 Gelbocker) und 153 (907) Hellblaugrau auf der Unterseite. Die Abdeckungen auf den vorderen Beibooten und der JuG-1 sind mit 120 (976) Beige dargestellt.Die Abziehbilder stammen aus der Restekiste.

Zum Abschluss noch links ein Vergleich mit der älteren, aber sehr ähnlichen Jermak von 1899. Rechts ein Vergleich mit zwei neueren Eisbrechern, der japanischen Fuji von 1965 und der schwedischen Oden von 1989.

Russische Eisbrecher Krasin und Jermak(1/700) Eisbrecher Krasin, Fuji und Oden (1/700)
Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Quellen

Russischer Eisbrecher Krasin (1/700)

Lars