09.11.1975 - 40 Jahre Meuterei auf der Storoschewoi

 

Fregatte Storoschewoi (1/700)

Heute vor 40 Jahren, am 09. November 1975, fand eine Meuterei auf der russischen (sowjetischen) Fregatte Storoschewoi statt (siehe Jahrestage auf Modellmarine). Diese Meuterei fand mittem im Kalten Krieg statt und die genauen Umstände blieben lange unklar. Im Westen ging man damals davon aus, dass die Besatzung nach Schweden fliehen wollte. Diese Version nahm sich Tom Clancy als Vorlage für sein auch verfilmtes Buch Jagd auf Roter Oktober. Tatsächlich hatte die von dem Politoffizier (!) Waleri Sablin geführte Meuterei eine neue Revolution gegen die stalinistischen Machthaber als Ziel. Dieses Vorhaben scheiterte. Die Meuterer mussten sich nach Angriffen der russischen Luftwaffe den verfolgenden Kriegsschiffen ergeben.

Das Original

Die russische (sowjetische) Fregatte Storoschewoi (Сторожевой/Storozhevoy) war eines von 21 Schiffen des Projekts 1135 Burjewestnik, das von der NATO Krivak I-Klasse genannt wurde. Die Fregatten waren als U-Jagd-Schiffe geplant und sollten die deutlich aufwendigeren Großen U-Jagdschiffe der Projekte 1134A (Kresta II) und 1134 B (Kara) ergänzen. Ihre Konstruktion war darauf optimiert, dass sie von kleineren Werften gebaut werden konnten. Klassifiziert waren sie anfangs als Große U-Jagdschiffe, ab 1978 als Wachschiffe. Für die U-Jagd war die Hauptbewaffnung ein massiver Vierfachstarter für Metel (SS-N-14 Silex)-U-Jagdraketen. Es war kein Magazin zum Nachladen vorhanden, so dass die Zahl der Raketen im Vergleich zu westlichen Schiffen der Zeit gering war. Die gleichaltrige Knox-Klasse verfügte z.B. über 16 ASROC. Weitere U-Jagd-Waffen waren zwei Werfer für ungelengte Raketen und Torpedorohre. Ein Hubschrauber konnte im Gegensatz zu größeren U-Jagdschiffen der Projekte 1134A und 1134B nicht mitgeführt werden. Die Flugabwehrbewaffnung war stärker als bei vielen westlichen Schiffen der Epoche, da sie über zwei (einziehbare) Osa-Flugabwehrraketenstarter verfügte.

Auf das Projekt 1135 folgte das Projekt 1135M (Krivak II-Klasse), von dem elf Schiffe gebaut wurden. Diese erhielten als Reaktion auf die Einführung von 7,62 cm-Geschützen auf Schnellbooten der NATO 10 cm-Geschütze statt der 7,62 cm-Zwillingstürme. Von diesen 32 Schiffen der Projekte 1135 und 1135M sind heute nur noch Ladni (Projekt 1135) und Pitliwi (Projekt 1135M) im Dienst. Für die russische Küstenwache wurden acht Schiffe des Projekts 1135.1 (Krivak III-Klasse) gebaut. Dieses verfügt über keinen Mertel-Starter. Stattdessen findet sich auf dem Vorschiff ein 10 cm-Geschütz, während achtern ein Hubschrauberhangar untergebracht ist. Von diesen Schiffen sind noch drei im Dienst der russischen Küstenwache und eines im Dienst der ukrainischen Marine (die Ukraine verfügte zeitweise auch über zwei Schiffe des Projekts 1135 und eines des Projekts 1135M). Deutlich verbessert ist das Projekt 11356 (Krivak IV-Klasse), von dem bisher sechs Schiffe für die indische Marine (Talwar-Klasse) gebaut wurden und sechs für die russische Marine (Admiral Grigorowitsch-Klasse) im Bau sind. Diese Fregatten verfügen ebenfalls über einen Hubschrauberhangar, haben eine deutlich verbesserte Bewaffnung und ihre Aufbauten sind für eine reduzierte Radarsignatur optimiert (aber nicht ihre Masten).

Fregatte Storoschewoi (1/700) und Admiral Tributs (Udaloy-Klasse)

Die Storoschewoi war 123,1 m lang, 14,2 m breit und verdrängte voll beladen 3575 t. Der Antrieb bestand aus vier Gasturbinen und leistete 52.000 PS, womit 32 kn erreicht wurden. Die Besatzung setzte sich aus 197 Personen zusammen.

Bewaffnung
4 x 7,62 cm L/59 AK-726 (zwei Zwillingstürme)
2 Osa (SA-N-4 Gecko)-Flugabwehrraketen-Zwillingsstarter (40 Raketen)
1 URPK-4 Metel (SS-N-14 Silex)-U-Jagdraketen-Vierfachstarter (vier Raketen)
2 RBU-6000 21,3 cm-U-Jagdraketen-Zwölffachstarter (96 Raketen)
8 x 53,3 cm-Torpedorohre (zwei Vierlingsrohre, acht Torpedos)

Fregatte Storoschewoi (1/700) und Admiral Tributs (Udaloy-Klasse)

Die Storoschewoi wurde 1972-73 auf der Yantar-Werft in Kaliningrad gebaut und diente danach bei der Ostseeflotte. Am 8. November lief die Storoschewoi in Riga ein, um an der Marineparade zum 58. Jahrestag der Oktoberrevolution teilzunehmen. Der Politoffizier Waleri Sablin (nach einigen Quellen auch Erster Offizier) wollte gegen den krassen Gegensatz zwischen der Theorie (Rätedemokratie) und Realität (Diktatur) vorgehen. Sablin plante das Schiff zu übernehmen, mit der Flotte am nächsten Tag auszulaufen, aber dann nach Leningrad zu fahren, neben der Aurora anzulegen und eine Revolution gegen die stalinistischen Machthaber zu starten. Er sperrte den Kapitän unter einen Vorwand ein. Die Mannschaft überzeugte er von seinem Plan, u.a. durch eine Vorführung von Eisensteins Film Panzerkreuzer Potemkin (über die Meuterei auf dem Schlachtschiff Potemkin und deren Rolle in der Revolution von 1905). Eine der Offiziere, der sich zum Schein der Meuterei angeschlossen hatte, floh vom Schiff und warnte die Flotte, worauf Sablin mit der Storoschewoi auslief. Die Machthaber schickten weitere Schiffe der Flotte hinterher. Dazu wurden den Marinefliegern der Angriff befohlen, die sich aber weigerten. Darauf griffen Jak-28 Bomber die Fregatte mit Bordkanonen und Bomben an, auf der es darauf zu einer Gegenmeuterei kam. Dazu wurde das beschädigte Schiff von Soldaten geentert. Von den Meuterern wurden nur Waleri Sablin und sein Stellvertreter, Alexander Schein, verurteilt. Sablin wurde 1976 hingerichtet, Schein kam für acht Jahre ins Gefängnis.

Nach der Meuterei wurde die gesamte Besatzung ausgetauscht und die Storoschewoi wurde 1976 in den Pazifik verlegt. 1987-94 wurde sie in Wladiwostok überholt, was sich aufgrund finanzieller Probleme lange hinzog. 2002 wurde die Storoschewoi außer Dienst gestellt und danach in China abgewrackt.

Fregatte Storoschewoi (1/700) und Admiral Tributs (Udaloy-Klasse)

Das Modell

Das Modell der Storoschewoi baute ich aus dem Bausatz Krivak I/II von Skywave (Pit-Road). Diese Bausatz findet man noch ab und zu. Diesen hier habe ich in Japan gefunden, andere bei Händlern in den USA. Der Bausatz stammt aus den 1990ern, was man ihm auch ansieht. Er enthält alternative Teile für das Projekt 1135 (Krivak I) und Projekt 1135M (Krivak II), d.h. sowohl 7,62 cm-Zwillingstürme als auch 10 cm-Einzeltürme und deren jeweilige Unterbauten sowie die verschiedenen Deckshäuser für den hinteren OSA-Starter und den variablen Tiefensonar.

Mein Modell der Storoschewoi soll sie im Jahre 1975 darstellen. Für den Bauzustand orientierte ich mich an Fotos auf navsource.narod.ru. Die Passgenauigkeit des Bausatzes ist nicht perfekt. Insbesondere am Übergang von Rumpf und Wasserplatte, der Brücke und dem Unterbau des oberen 7,62 cm-Turms musste ich spachteln bzw. Lücken mit dem Heißwachsspachtelgerät verschließen.

Danach ging es daran, die Spritzgussteile für die Masten von deren Unterbauten zu entfernen, um sie später durch fotogeätzte Varianten ersetzen zu können. Der Aufbau zwischen Brücke und Schornstein ähnelt dem Original nicht wirklich. Hier machte ich den Unterbau des MPZ-301 Baza (Pop Group)-Feuerleitgeräts aus Metallstäben neu und versuchte durch Plastikplatten die Form des Aufbaus darunter dem Original anzunähern.

Aufbau mittschiffs im Bau

Weitere notwendige Änderungen waren die Entfernung der ECM-Geräte vor der Brücke und neben dem Fockmast, die beim Original erst einige Zeit nach Fertigstellung eingebaut wurden. Der fotogeätzte Fockmast sowie die Gitterstrukturen, auf denen die beiden Drakon (Eye Bowl)-Feuerleitradars standen, stammen aus dem Satz Soviet Cruisers/Destroyer von Gold Medal Models. Aus dem diesem Satz habe ich auch den MR-310U Angara-M (Head Net C)-Radar, die Radarantennen für die beiden MPZ-301 Baza (Pop Group)-Feuerleitgeräte und die Fallreeps genommen. Die Fotoätzteile für die Maststrukturen passten leider nicht perfekt. Das Rah schnitt ich in zwei Teil statt es durch den Mast zu schieben. Den Aufbau vorne über der Brücke musste ich etwas kleiner schnitzen, um die Ätzteile anbringen zu können.

Ansonsten ergänzte ich noch Täuschkörperwerfer aus Plastikplatten hinten am Deckshaus des variablen Tiefensonars. Die 7,62 cm-Geschützrohre wurden durch gedrehte Rohre für italienische 9 cm-Flak von Master ersetzt - die passenden Rohre, die ich auftreiben konnte. Den Navigationsradar vorne an der Brücke wurde aus aus Plastikteilen neu gebaut. Aus einem Metallstab stellte ich den Bootskran an Steuerbord her. Die dünnen Stabantennen sind aus 0,05 mm dicken Kupferdraht gemacht. Die Rettungsringe sind Fotoätzteile von NNT.

Bemalt habe ich die Storoschewoi mit Farben von Vallejo Model Color. Die vertikalen Bereiche sind mit 154 Signalgrau gestrichen. Für das Haupt- und Backdeck verwendete ich 149 Schokoladenbraun, während für die Aufbaudecks 27 Blutorange zum Einsatz kam. Den roten Teil im Bereich der Wasserlinie malte ich mit 28 Verkehrsrot. Der weiße Streifen über der Wasserlinie ist ein Abziehbild von modellbahndecals.de. Die taktische Nummer "203" besteht aus 3,5 mm hohen Abziehbildern von NNT für russische Schiffe. Für die 1970er fand ich, wenn die Fotos korrekt datiert sind, die Nummern 503, 203 und 220. 1975 schien sie die 203 gehabt zu haben.

Hier ein Vergleich der Storoschewoi mit einer etwa gleichaltrigen U-Jagd-Fregatte, der USS Pharris der Knox-Klasse, sowie einer modernen U-Jagd-Fregatte, der italienischen Carlo Margottini der Fremm-Klasse.

Fregatten Storoschewoi, USS Pharris und Carlo Margottini Fregatten Storoschewoi, USS Pharris und Carlo Margottini

Um zu zeigen, wie groß bereits Fregatten der 1970er Jahre waren, hier ein Vergleich mit dem polnischen Zerstörer Grom von 1937 und dem deutschen Geschützten Kreuzer Nürnberg von 1908:

Fregatte Storoschewoi, Zerstörer Grom und Geschützter Kreuzer SMS Nürnberg Fregatte Storoschewoi, Zerstörer Grom und Geschützter Kreuzer SMS Nürnberg
Fregatte Storoschewoi (1/700)

Quellen

Fregatte Storoschewoi (1/700)

Lars