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Die britische County-Klasse


Mit dem Beginn des Jetzeitalters und der Entwicklung ferngelenkter Flugkörper mit hoher Geschwindigkeit und Reichweite entstand für die Schiffe aller Marinen eine neue Bedrohung, der man mit den klassischen Flugabwehrgeschützen nicht mehr effektiv begegnen konnte. Die britische Admiralität ließ deshalb in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine neue Klasse von Flottenbegleiter entwickeln, deren Hauptwaffensysteme aus Boden-Luft-Raketen bestanden:

Die Lenkwaffenzerstörer der County-Class


In den Jahren 1960 bis 1967 entstanden insgesamt 8 Einheiten, aufgeteilt auf zwei Baulose. Das erste Baulos (Batch 1) umfaßte die Schiffe HMS Devonshire, HMS London, HMS Kent und HMS Hampshire. Die zweite Gruppe (Batch 2) bestand aus den Einheiten HMS Glamorgan, HMS Antrim, HMS Fife und HMS Norfolk. Für einen Zerstörer dieser Aera waren die technischen Eckdaten durchaus beeindruckend:

Länge : 154m (Wasserlinie) 159m (Deck)
Einsatzverdrängung: 6800 tons
Antrieb: Zwei kombinierte Gas-/Dampfturbinen (COSAG) á 30.000 PS
Geschwindigkeit: max 30 Knoten
Reichweite: rnd. 3500 nm bei 28 kn
Besatzung: 470

Bewaffnung:

Vier 4,5"(11,5cm)Geschütze in Zwillingstürmen
Zwei 20mm Oerlikonkanonen
Ein Doppelstarter für "Seaslug"-Boden/Luft-Raketen
Zwei Vierfachstarter für "SeaCat"-Boden/Luft-Raketen
Zwei Torpedorohrsätze mit je drei Rohren

Im Grunde genommen waren die Schiffe um das Hauptwaffensystem, der Flugabwehrrakete „Seaslug“, herumgebaut. Die Seaslug war ein sehr effektives Waffensystem mit einer Reichweite von bis zu 35000 Yards (ca 32 km) und einer Trefferwahrscheinlichkeit von über 90%. Die Raketen wurden vom Magazin im vorderen Schiffrumpf durch einen langen Tunnel zur Doppel-Abschußrampe auf dem Achterdeck transportiert, und während dieser Reise mit dem Gefechtskopf, den vier Feststoffboostern, den Leitflossen usw. komplettiert, betankt und geprüft. Zur Steuerung benötigte man zwei große Radarsysteme, die sich dominant über den Aufbauten erhoben. Mit dem Type 965 Luftüberwachungsradar wurden angreifende Flugzeuge aufgefasst, um danach mit dem schmalen Strahl des Typ 901 Zielerfassungsradar angeleuchtet zu werden. Auf diesem Beam „ritt“ die Rakete ins Ziel.
Zur Nahbereichsabwehr besaßen die Schiffe zwei Vierfachstarter für Seacat-Raketen, zwei 4,5“- Zwillingsgeschütze, zwei 20mm Oerlikonkanonen und 6 Torpedorohre. In den 70ern wurden die Schiffe des zweiten Bauloses modernisiert und der zweite 4,5“-Geschützturm wurde durch vier Exocet-Container ersetzt.
Trotzdem waren die acht Einheiten zu diesem Zeitpunkt bereits technologisch veraltet und verursachten unverhältnismäßig hohe Betriebs- und Personalkosten. Ende der 70er Jahre wurden deshalb zunächst die Batch 1-Einheiten aus dem aktiven Dienst genommen. Die vier kampfgesteigerten Batch 2-Schiffe sollten bis zur Indienststellung aller drei Träger der Invincible Klasse in Dienst bleiben. 1981 durchgeführte Kürzungen im britischen Verteidigungshaushalt sorgten jedoch dafür, dass sie bereits zwischen 1982 und 1987 an Chile verkauft wurden.

Der Bausatz


Ein Airfixkit der HMS Devonshire im Maßstab 1/600 bildet die Ausgangsbasis für dieses Projekt. Der Bausatz stammt aus den frühen 70ern und besteht aus ca. 80 Teilen in verhältnismäßig bescheidener Qualität. Gemeinsam mit einer Fregatte der Leander-Klasse und einer Fregatte des Typs 21 ist er noch immer unter der Bezeichnung „Falkland Warships - HMS Devonshire, Amazon & Leander class ship“ erhältlich.

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Der Haken an der Sache ist, dass nicht die HMS Devonshire am Falklandkrieg teilgenommen hat, sondern nur ihre beiden Schwesterschiffe HMS Antrim und HMS Glamorgan. Um die Devonshire als Glamorgan im Bauzustand von 1982 darzustellen, sind deshalb eine ganze Reihe von Änderungen und Ergänzungen erforderlich. Es gibt zwar Alternativbausätze im Maßstab 1/700 aus Gießharz, aber die hohen Preise von 50$ - 60$, sowie die ebenfalls ungenaue Reproduktion gaben den Ausschlag zum Kauf des Airfix-Kit. Zusätzlich verwendete ich die hervorragenden White Ensign Models Ätzteilsätze:
Ultimate Post War Royal Navy Set 1 und Set 2
Royal Navy ladders & walkways
Royal Navy doors + hatches
Leider standen mir keine exakten Werftpläne zur Verfügung, sondern nur einige Fotos und Filmberichte, und da der Bausatz verhältnismäßig ungenau ist, erforderte dieser Umstand einigen Aufwand beim Ermitteln brauchbarer Maße.
Ich setzte den Rumpf und die wesentlichen Aufbauten zunächst provisorisch zusammen und verglich sie mit meinen Fotos und Dokumenten. Schon mit bloßem Auge konnte ich große Abweichungen zwischen dem Modell und der Original-Devonshire sehen. Ich erkannte unterschiedliche Decklängen und –höhen sowie deutlich abweichende Positionen der Aufbauten auf dem Rumpf. Dazu kamen noch die baulichen Unterschiede zwischen der HMS Devonshire und der HMS Glamorgan. Glamorgan UrzustandUm vorbildgetreue Maße zu bekommen, benutzte ich ein CAD-Programm und lud ein Foto, das die Glamorgan querab zeigt, auf einen Hintergrundlayer. Die Hauptlinien zeichnete ich dann einfach nach. Das ist natürlich nicht mit einem maßstäblichen Plan zu vergleichen, aber für ein 1/600 Modell völlig ausreichend.CAD01Diese einfache Zeichnung skalierte ich so, dass ihre Gesamtlänge der Länge des Modellrumpfes (265 mm) entsprach. Anschließend trug ich einige Kernmaße der Aufbauten und ihrer Positionen auf dem Rumpf ein.CAD02Um mir ein besseres Bild von den Maßabweichungen zu machen, kopierte ich den gezeichneten Rumpf und verschob die Aufbauten dieser Kopie, bis sie mit den gemessenen Positionen des Airfix Modellrumpfes übereinstimmten. Somit waren die Abweichungen zwischen der Glamorgan (Magenta) und der Airfix-Devonshire (Grün) deutlich zu sehen, und die Korrekturmaße konnten relativ genau (+-1mm) ermittelt werden.CAD03Doch zunächst wurde der Rumpf bearbeitet. Ich entfernte alle erhabenen Deckstrukturen, wie Poller, Wellenbrecher, Geschützsockel, Klebekanten für die Aufbauten und verschloss alle Öffnungen. Mit Feile und Schleifpapier wurde danach die Rumpfform deutlicher konturiert und anschließend die fehlenden Bullaugen gebohrt. Vor- und Hauptdeck wurden ebenfalls geschliffen und verloren ihre Holzstruktur mit den erhaben dargestellten Fugen. Mittels einer schräg gestellten Feile, mit der das Deck in Längsrichtung abgezogen wurde, entstanden die hölzernen Deckbereiche neu. Die abgerundete Vorderkante des Hauptdecks war zu spitz dargestellt und wurde mit einem Polystyrolstreifen neu geformt. Die verbliebenen Lücken füllte ich mit Zweikomponentenspachtel.Bug v/nDas Achterdeck, der Standort des Seaslugwerfers war annähernd 7mm zu kurz und musste verlängert werden. Da gleichzeitig das Hauptdeck ca. 10mm zu lang war, konnte ich achtern einfach ein Stück des Hubschrauberdecks abschneiden und die Seitenwände zum Achterdeck– diesmal mit den korrekten Schrägen - neu aufbauen. Außerdem wurde das Achterdeck um 0,5mm abgesenkt (1mm abgefräst und eine 0,5mm Polystyrolplatte aufgeklebt).Heck vHeck nDer Unterwasserrumpf wurde übrigens unverändert übernommen und auf den Anbau von Schrauben und Rudern habe ich verzichtet. Da ich das Schiff in ein Seediorama einbetten werde, wird man später nichts davon sehen.

Ende Teil 1