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Hintergrund
Die Landungsschiffe der „Tarawa“-Klasse haben eine ungewöhnliche Eigenschaft. Sie können – wie ein U-Boot - kontrolliert absaufen. Dazu werden über gewaltige Pumpen und Flutventile Wassermassen in Ballasttanks des Schiffs gebracht, die das Heck um bis zu drei Meter absacken lassen. Über das geöffnete Hecktor strömt gleichzeitig Wasser in den Dockbereich, der rund 40 Prozent des Raums im unteren, hinteren Abschnitt des Schiffs einnimmt.
Zweck dieses Verfahrens ist es, Landungsboote bereits im Schiff fertig mit Soldaten und Fahrzeugen zu beladen. Die Boote müssen dann nur noch im Dock aufschwimmen und können über das Hecktor ausgesetzt werden. Auf die gleiche Weise lassen sich auch Amphibienpanzer absetzen.
Diese Technologie entwickelten die USA bereits im Zweiten Weltkrieg. In der Normandie und bei den späteren Landungen im Pazifik kamen so genannte LSD – Landing Ship Dock – zum Einsatz, die nach dem gleichen Verfahren aufgebaut sind. Zu einem modernen amphibischen Kampfverband, der ähnlich wie ein Flugzeugträgerverband organisiert ist, gehören als Kern und Flaggschiff heute ein LHA der „Tarawa“-Klasse oder ein LHD der „Wasp“-Klasse. Hinzu kommen in der Regel zwei Dock-Landungsschiffe sowie Fregatten und ein Aegis-Kreuzer zur Sicherung.
USS „Saipan“ ist derzeit Kern von Phibron 2. Dazu gehören der Kreuzer CG 66 „Hue City“, der Zerstörer DDG 68 „The Sullivans“, die Fregatte FFG 36 „Underwood“ sowie die Landungsschiffe LPD 14 „Trenton“ und LSD 51 „Oak Hill“. Heimatbasis ist der Stützpunkt der Atlantikflotte in Norfolk/Virginia, Motto ist „Ready to strike“ - „bereit zuzuschlagen“.

Aufbau
Der Bau des Dockbereichs ist Fummelarbeit, die mit sehr viel Anpassungsproben und Nacharbeiten verbunden ist. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen ist der Platzbedarf ausgesprochen limitiert. Das Ganze muss auf einer Fläche von 30 Zentimeter Länge und 9 Zentimeter Breite untergebracht werden. Die Höhe des gesamten Dockbereichs beträgt unterhalb der Decke nur 2,7 Zentimeter.
Zum anderen wollte ich das Dock sichtbar machen. Ursprünglich nur durch die Heckklappe, doch später bekam ich dann noch eine andere Idee.......
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Der Aufbau gliedert sich in vier Unterabschnitte. Die Seitengalerien, der Mittelkomplex, Boden und Querschott sowie die Deckenkonstruktion. Wenn man will, könnten Fahrzeuge und Personal, die das Dock bevölkern, noch als fünfter Abschnitt gelten.
Zunächst wurden als vorbereitende Arbeit an der Innenseite der Schiffswände Linien auf der Höhe der Deckenunterkante gezeichnet. Sie markieren die Gesamthöhe des Dockbereichs und dienen gleichzeitig als Referenzlinien, an denen sich die Höhe der Seitenteile wie auch der Mittelkonstruktion abnehmen lassen.
Anschließend schnitt ich aus Polystyrolplatten (Evergreen o.ä.) die Seitenwände. Wandstärke der Platten ist bei der gesamten Konstruktion 1 mm. Diese Seitenwände begrenzen das Schwimmdock nach innen. Dahinter liegen Laufgänge für die Besatzung, von denen aus die Landungsboote festgemacht und der Betrieb im Schwimmdock überwacht werden können. Vom Heck zum Bug sind unterschiedliche Stationen markiert. Dies dient als Orientierungshilfe für die Besatzungen der Landungsboote und der Amphibienpanzer.
Die Laufgänge sind oberhalb des flutbaren Dockbereichs. Große, ovale Öffnungen geben den Arbeitsbereich frei.
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Diese Öffnungen zu schneiden, war die nächste Aufgabe. Ich ging dabei unterschiedlich vor. Zunächst schnitt ich mir eine Schablone in der Größe der Öffnungen und markierte damit die Positionen. Dann schnitt ich die Öffnungen für die Backbordseite mit dem Messer sorgfältig aus. Eine Heidenarbeit. Für die Steuerbordseite verfiel ich deshalb auf die Idee, die Rundungen mit Hilfe der Bohrmaschinen und eines Acht-Millimeter-Bohrers zu öffnen. Das funktionierte gut und brauchte nur einen Bruchteil der Zeit, die ich auf der anderen Seite für das Ausschneiden eingesetzt hatte. Eigenbau ist eben ein dynamischer Prozess, bei dem die Verfahren und besten Methoden erst entwickelt werden.
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Unmittelbar unterhalb der ovalen Ausschnitte klebte ich nun einen Polystyrol-Streifen rechtwinklig zur Wand, den Laufgang. Als nächster Schritt wurden die Öffnungen mit einer Reling gesichert und die Laufgänge erhielten Poller und Klüsen zur weiteren Detaillierung. Zwei weitere Plastik-Streifen wurden geschnitten, die als Rückwände der Laufgänge zur eigentliche Bordwand des Schiffs dienen. Sie wurden mit Feuerlöschstationen und Türen detailliert, die von einer Fotoätzplatine der Firma Gold Medal Model stammen. Feine 0,5 mm Plastik-Rundstäbe wurden als Leitungen aufgeklebt. Anschließend lackierte ich die Seitenwände und Rückwände mit der Airbrush, die Farbe ist ein helles Mövengrau von Modelmaster, mit Mattweiß aufgehellt. Die Dockbereiche der Landungsschiffe sind im oberen Teil mit einem sehr hellen Grau, fast Weiß, gestrichen. Der untere Teil wird Dunkelgrau gestrichen.sa05
Die Laufgänge bemalte ich mit dem Pinsel in Gunship-Gray – Modelmaster – die Poller wurden, je nach Station, Rot, Gelb und Blau bemalt. Vorbild sind offizielle US-Navy-Fotos von der Homepage der Flotte. Stichwort bei der Suche ist „well deck“. Die Feuerlöschanlagen an den Rückwänden der Laufgänge wurden rot bemalt.
Bei meiner „Saipan“ handelt es sich um ein echtes Multimedia-Schiffsmodell. Denn ich verwende Plastik, Metall, Gießharz – und Holz! Die Innenseiten der Schwimmdocks sind mit dicken Holzbohlen verkleidet, damit die Landungsboote und Schwimmpanzer keine größeren Schäden beim Ein- und Auslaufen an den Bordwänden verursachen. Diese Holzverschalung ist im Modell 0,5 Millimeter stark. Ich verwendete Leisten, die noch von einem historischen Schiffsmodell übrig geblieben sind. Material ist Mahagoni, die Breite der Leisten ist 5 mm. Ich verzichtete darauf, die Bohlen einzeln zu schneiden und aufzuleimen. Stattdessen nahm ich einen harten Bleistift und zog die Trennlinien zwischen den einzelnen Bohlen auf die Leisten. Ich finde das Ergebnis durchaus überzeugend.sa06sa07sa08
Die Leisten wurden mit Sekundenkleber auf die Seitenwände geklebt. Anschließend wurden noch einige „Bohlen“ in Weiß, Orange, Rot oder Gelb hervorgehoben – Einlaufmarkierungen für die Landungsboote. Und jetzt kam ich auf eine kleine Verrücktheit. Oberhalb der Holzverschalung sitzt bei den Landungsschiffe eine lange Reihe von Augbolzen zum Einpicken mit dem Bootshaken oder zum Festmachen. Die lässt Du weg, dachte ich mir. Andererseits waren da rund 80 Augbolzen auf der GMM-Platine, die von meinem Liberty-Schiff übrig geblieben war. Hmmmmm..... Du machst sie doch. Einfach mal probieren. Und so kam es. Es ging besser als gedacht und beide Seitenteile bekamen nun auch ihre Augbolzen.sa09
Der zweite Arbeitsschritt ist der mittlere Aufbau im Schwimmdock. Die Nachfolger der Tarawas, die „Wasp“-Klasse, verzichtet auf diese Konstruktion, um mehr Luftkissenfahrzeuge LCAC aufnehmen zu können. Die Tarawas können wegen des mittleren Aufbaus nur ein LCAC an Bord nehmen, denn der Aufbau teilt zwei Drittel des Schwimmdocks in der Breite eines Landing Craft Utility (LCU).
Der Grundriss der Mittelkonstruktion ließ sich durch meine Pläne ermitteln. Das Aussehen dieses Aufbaus ist dagegen nur annähernd richtig, denn mangels Seitenriss vom Dockinneren musste ich mich auf Fotos als Unterlage verlassen.
Ich baute das Mittelteil auf die bewährte Methode aus unterschiedlichen Streifen und Stückchen von Polystyrol-Platten. Zur Erinnerung – auch hier ein Millimeter Stärke. Die Konstruktion wurde verspachtelt und verschliffen und anschließend mit Reling, Türen und Schlauchtrommeln aus dem GMM-Programm verfeinert. Auch die Mittelkonstruktion bekam eine Holzverschalung und ich hatte auch noch ausreichend Augbolzen übrig, um sie weiter zu detaillieren. Lackiert wurde in den selben Farben wie bei den Seitenwänden.
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Weiter ging es mit dem Boden des Schwimmdocks. Das ist eine ebene Fläche auf etwa zwei Drittel Länge des gesamten Dockbereichs, der dann Richtung Bug über eine Rampe ansteigt und auf einem höheren Niveau als im unmittelbaren Heckbereich über Fahrspuren weiter ins Schiffsinnere führt. Der grundlegende Aufbau im Schiffsinneren erinnert stark an die Auf- und Abfahrrampen in einem Parkhaus. Der Boden hat eine glatte Stahlstruktur mit Ausnahme der Rampen, die haben Riffelstruktur. Zusätzlich sind auf dem Dockboden Schienen verlegt, in denen die Fahrzeuge der Marines verankert werden.
Zunächst wurde eine durchgehende Bodenplatte aus 1mm starkem Polystyrol geschnitten und eingepasst. Nachdem sie verklebt war, wurden zunächst die genaue Position der Mittelkonstruktion und der Schienen auf dem Dockboden markiert. Anschließend wurden die Schienen aus 0,25 x 0,5 mm Profilen aufgeklebt, allerdings nur bis zum Rampenstoß. Danach wurde der Dockboden mit dem Pinsel gestrichen - Gunship-Grey von Modelmaster. Nachdem die Farbe durchgetrocknet war, wurden die Seitenteile des Docks eingebaut.sa012
Der erhöhte Bereich des Dockbodens im vorderen Teil bekam eine Unterkonstruktion aus 7x 3 mm Styrene-Leisten. Diese Leisten wurden so gesetzt, dass die Mittelkonstruktion stramm dazwischen sitzt und nicht mehr verrutschen konnte. Anschließend schnitt ich eine passende Platte und schloss damit diesen Bereich ab.
Die eigentliche Rampen wurden aus geriffelter Styrene-Platte geschnitten, die Platte ist 1,5 mm dick. An den Enden wurden die Rampen flachgeschliffen und anschließend eingepasst und verleimt. Um die restlichen Schienen anzubringen wurde nun die Mittelkonstruktion wieder herausgenommen. 0,25 x 0,5mm Leistenstückchen wurden in Verlängerung der vorhandenen Schienen aufgeklebt. Anschließend erhielt auch der Rampenbereich einen Anstrich in Gunship-Grey.
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Wer sich später den Dockbereich ansehen will, wird das üblicherweise durch das geöffnete Tor am Heck des Landungsschiffs tun. Da fiel der Blick zunächst auf eine weiße Wand: Ein Querschott, das ich zur Stabilisierung der gesamten Konstruktion schon beim Grundaufbau etwa mittschiffs eingezogen hatte. Da ich eine weitere Detaillierung des vorderen Schiffsbereichs nicht plante und auch weiterhin nicht vorhabe, bediente ich mich eines Tricks. Im Internet suchte ich mir auf der Seite der US Navy ein Foto, das diesen Übergangsbereich vom Schwimmdock zum vorderen Schiffsteil zeigt. Ich fand auch eins. Daraus zog ich mir mittels Photoshop einen Ausschnitt. Der wurde mit meinem Grafikprogramm gespiegelt und auf die entsprechenden Maße gebracht. Fertig war die Tapete. Ich klebte sie auf und seitdem geht der Blick von achtern „weit ins Schiff“.
Als Abschluss dieses Bauabschnitts wurde nun noch die Mittelkonstruktion eingesetzt und verklebt.
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Blieb noch der Deckenbereich. Der bietet eine kleine Konstruktionshürde. Die Seitenwände des Docks sind unter der Decke mit Querträger – I-Form – verbunden, unter denen die Schienen für die Laufkräne angebracht sind. Ich musste also einen Weg finden, diese Schienen unter den Trägern zu montieren, die dann anschließend erst zwischen den Seitenwänden befestigt werden.
Ich entschied mich als Lösung für eine Decke aus transparentem Styrene. Die wurde zunächst passen geschnitten und lose auf die Oberkante der Seitenwände aufgelegt. Anschließend markierte ich von OBEN mit einem Folienschreiber die Position der Querträger. Die Träger wurden dann von UNTEN den Markierungen entsprechend zurecht geschnitten und verklebt. Den korrekten Sitz überprüfte ich zwischendurch immer wieder, indem ich die Decke mit den Träger auf die Seitenteile auflegte. Als alles passte, nahm ich die Decke komplett heraus und brachte nun aus 0,5x0,5 mm Profilen die Laufschiene von UNTEN an die Querträger an. Das versorgte die Konstruktion zugleich mit der nötigen Längssteife.
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Bevor ich das Dock verschloss, sorgte ich erst noch für Leben in der Bude. Von der britischen Firma „Skytrex“, die vor allem für die Freunde des Wargaming produziert, hatte ich mir schon vor mehr als einem Jahr Fahrzeuge kommen lassen: AAVP7-Schwimmpanzer, Bradley-Schützenpanzer und LAV gepanzerte Radfahrzeuge. Die wurden sandfarben gespritzt, bekamen ein Washing aus dunkelbrauner Farbe und wurden anschließend mit einem aufgehellten Sandton trockengepinselt, um die Details hervorzuheben. Zusätzlich bemalte ich noch etwa 25 Figuren von L’Arsenal und Preiser als Matrosen und Marines. Fahrzeuge und Personal wurden im Schwimmdock verteilt, als ob sich eine Gruppe Marines mit ihren Panzern auf eine Übung und zum Ausbooten vorbereitet.
Abschließend montierte ich das Dach. Da die Querträger und die Laufschienen weiß gestrichen sind, verzichtete ich auf eine Bemalung , ein Kompromiss, der nicht weiter ins Gewicht fällt, meine ich. Die transparente Decke wurde auf die Seitenwände gelegt und anschließend von OBEN mit Styrene-Streifen und Querstückchen auf Höhe der Deckenträger ausgesteift und mit dem Schiffsrumpf verklebt. Auf diese Weise habe ich im Dockbereich einen sauberen Abschluss und zugleich eine Unterkonstruktion für das Hangardeck – eine der nächsten Baustufen für dieses Modell.
Frank Ilse
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