Das Original

Die HMS Victorious gehörte zur britischen Illustrious-Klasse. Diese vier Schiffe besaßen gepanzerte Flugdecks; sie wurden im Zweiten Weltkrieg an allen Fronten eingesetzt und sehr hart beansprucht. Trotz teils sehr schwerer Beschädigungen ging jedoch keines der Schiffe verloren. Die Victorious wurde direkt nach ihrer Indienststellung gegen die Bismarck eingesetzt. Sie eskortierte Konvois auf der Nordkaproute und ins Mittelmeer. Außerdem nahm sie an der verlustreichen Operation „Pedestal“ zur Versorgung Maltas teil. Ende 1942 wurde sie für ein halbes Jahr als "USS Robin" in den Pazifik zur US Navy ausgeliehen, die zu jener Zeit nur noch einen einsatzfähigen Träger hatte. Nach ihrer Rückkehr nach Europa wurde sie gegen die Tirpitz in Norwegen eingesetzt. Nach deren Versenkung wurde die Victorious zur britischen Pazifikflotte verlegt und erlebte das Kriegsende vor Japan. Nach dem Krieg wurde sie von 1950-58 ausgesprochen aufwendig total rekonstruiert. Sie erhielt ein modernes Winkeldeck und Radarausrüstung. Nach der politischen Entscheidung, generell auf Flottenträger zu verzichten, kam das Ende jedoch schon 1967. Ein kleiner Brand an Bord gab den Grund für eine frühzeitige Außerdienststellung und Verschrottung.

Das Modell

Benutzte Bausätze:

  • Heller HMS Nr. 81089 Illustrious, 1/400, Spritzguss
  • Revell Nr. 05221 ESSO Glasgow, 1/400, Spritzguss

Zubehör:

  • WEM Ätzteilsatz PE 4007 (2 Bögen!)
  • WEM PRO 4001 (Resinbrücke und Schornstein mit korrektem aerodynamischem Querschnitt)
  • 20 mm Oerlikon (L'Arsénal AC 400 03, je 20 Stück) - benötigt 34 Stück
  • 2 x Bofors 40 mm Vierlinge Mk. 2 (AC 40 021)
  • 2 x Bofors 40 mm Zwillinge Mk. 3 (AC 40 025)
  • Grumman Wildcat / Martlet Jäger, 12-13 Stück (AC 40 030, je 5 Stück)
  • Grumman Avenger Bomber, 7 Stück (AC 40 031, je 5 Stück)
  • Ankerkette
  • Structural Parts #2 AC 35 053
  • Mk. 51 Director AC 35 011 (10 Stück)
  • Betinge AC 350 110
  • Treibnetzkörbe AC 350 40
  • Betinge und Poller AC 350 57
  • 5''/38 gun open mount x4 AC 350 21
  • 3"/50 open mount x 4 pieces per set AC 350 22
  • 20mm twin Oerlikon guns x 10 AC 350 59
  • 40mm twin racks and guntubs AC 350 16
  • 1/400 Royal Navy WW2 Boat Set 1, Shapeways, Micro Master
  • 1/400 Royal Navy Carley Floats small, Shapeways, Micro Master
  • 1/400 Royal Navy Carley Floats medium and large, Shapeways, Micro Master
  • NSA 350510 US NAVY figures in working positions set 3, NorthStar
  • NSA 350097 1/350 WW2 USN Life Rafts, NorthStar

Dieser Bausatz lag gute zehn Jahre in meinem Keller. Ich hatte ihn spontan gekauft, weil ich mich für britische Träger interessiere; dazu hatte ich das sehr hilfreiche Buch über die Victorious aus der Reihe Anatomy of the Ship (AOTS) erstanden. Mir war sehr rasch klar geworden, dass es eine Menge Zurüstteile und Arbeit erfordern würde, daraus ein Modell zu bauen, das mir gefallen würde. Ich baue sehr gern alte Bausätze, besonders wenn es keine moderne Alternative gibt. Es ist der Firma Heller zu danken, dass sie in den 1980er-Jahren sowohl die Illustrious- als auch die leichtere Colossus-Klasse als Bausätze herausgebracht hat. Bis heute gibt es im größeren Maßstab keine Alternative dazu. Leider ist der Bausatz im Heller-Maßstab 1/400 gehalten und zeittypisch grob detailliert.

In dem Buch fand ich den ersten Hinweis auf den Einsatz der Victorious bei den Amerikanern. Das fand ich hochinteressant und auch einzigartig: Ein britischer Träger im amerikanischen Anstrich, mit US-Flugzeugen und viel US-Ausrüstung an Bord. Von daher war mir sehr früh klar, dass diese Episode mein Bauzustand sein würde.

Nun tat sich erst einmal lange Jahre nichts und viele andere Projekte wurden diesem vorgezogen. Bis ich irgendwann die Ahnung bekam, dass es womöglich das eine oder andere Zubehör nicht unbegrenzt geben würde, und ich vielleicht besser zur Tat schreiten sollte. Also begann ich, eine Liste der erforderlichen Zurüstteile zu erstellen, und ich suchte mir ein Vorbildfoto, das ich nachbilden wollte. Mir kam entgegen, dass es zusätzlich zu einem Bild im AOTS-Buch im Internet noch andere Luftbilder gab, die beim gleichen Überflug aufgenommen worden waren. Hierauf war zu erkennen, wieviele Flugzeuge welchen Typs wo gestanden hatten, und es ließen sich auch Rückschlüsse auf die Bemalung des Flugdecks schließen.

Das Bild war entweder kurz vor oder nach einem Versorgungsmanöver mit einem Tanker aufgenommen worden. Die USS Cimarron, ein Tanker vom Typ T3, lief mit guter Fahrt parallel zum Träger. Ich beschloss, auch einen Tanker zu bauen. Mangels eines Bausatzes eines T3 in 1/400 wich ich jedoch auf den klassischen Revellbausatz eines (kleineren) T2-Tankers im Maßstab 1/400 aus, der als ESSO Glasgow im Handel war.

Am Ende bestellte ich bei L'Arsénal als Spezialist für Heller und den Maßstab 1/400 Folgendes: die Flugzeuge der Typen F4F Wildcat und TBM Avenger, jede Menge Flugabwehrgeschütze diverser Kaliber, Feuerleitgeräte, Rettungsflösse, allgemeine Ätzteile, Ankerkette sowie den unverzichtbaren Ätzteilsatz von WEM. Ich fand auch, dass dieses Projekt endlich die Ausgabe für ein Punch & Die-Set rechtfertigte; ich entschied mich für dasjenige der Firma Rptoolz aus Ungarn. Ein Zurüstteil jedoch war nicht mehr zu haben: WEM hatte Resinteile zur Formkorrektur der Insel des Trägers im Programm gehabt. Diese korrigieren die in der Aufsicht falsche Form des Aufbaus und es freute mich ganz außerordentlich, dass ich den letzten Satz aus dem Besitz von Peter Hall bekam. Peter hat lange Jahre für WEM Ätzteilsätze und Bausätze entwickelt; mittlerweile bringt er mit seiner eigenen Firma Atlantic Models eigene, sehr schöne Bausätze und Ätzteile heraus. Vielen Dank für diese Hilfe!

Wilfried Eck vom PMC Nürnberg hat auf der Website des Vereins eine sehr schöne Abhandlung über die Entwicklung der Tarnanstriche der US-Marineflieger im Zweiten Weltkrieg. Er half mir bei der Auswertung meines Vorbildfotos hinsichtlich der Anstriche und Markierungen der Trägerflugzeuge, auch hierfür herzlichen Dank! Mein Freund Frank Ilse schließlich stellte mir Decals mit den passenden Hoheitsabzeichen für die Flugzeuge zur Verfügung. Diese wären anderweitig kaum bis gar nicht aufzutreiben gewesen.

Für mich kommt es bei einem Projekt dieser Größe darauf an, nicht die Motivation zu verlieren. Manchmal habe ich das Gefühl, ich mache keine fühlbaren Fortschritte, und das frustriert einerseits, andererseits lauert immer die Gefahr, um des Fertig-Werdens zu schludern. Das möchte ich natürlich so gut es geht vermeiden. Bei einem Flugzeugträger bedeutet das Bordgeschwader je nach Umfang einen erheblichen Anteil der Arbeit. Ich wollte vermeiden, die Flugzeuge ganz zum Schluss und in Eile zu bauen. Deshalb begann ich das Projekt an zwei Fronten. Ich baute die Rumpfhälften zusammen und machte mich an die Basis für das Schiff. Parallel dazu baute ich die Flugzeuge.

Die Resinflieger von L'Arsénal haben fotogeätzte Propeller sowie Fahrwerke, aber eher wenig Details. Von daher versuchte ich, hier etwas Abhilfe zu schaffen. Die Cockpits wurden durch leichtes Einsägen an den Verstrebungen etwas betont, die Flächen etwas dünner geschliffen. Die Auspufföffnungen der Avengers wurden durch flache Bohrungen angedeutet. Die Flugzeuge wurden mit der Airbrush grundiert, die weitere Bemalung erfolgte mit dem Pinsel. Nach einem Überzug mit glänzendem Klarlack konnten die Hoheitsabzeichen aufgebracht werden. Nun mussten an allen Flugzeugen bis auf eine Avenger die Tragflächen abgetrennt werden. Dazu bereitete ich Schablonen aus dünnem Sheet vor, anhand derer ich die Schnittlinien markierte. Antennenmasten und die MG an den Avengern entstanden aus dünnem Messingdraht. Die fotogeätzten Reifen an den Fahrwerken erschienen mir zu flach, deshalb wurden sie mit kleinen Plastikscheiben aufgefüttert. Dazu kam mein neues Punch & Die-Set zum Einsatz. Nach Anbringen der Propeller und Fahrwerke spannte ich Antennendrähte aus Caenis-Monofilament und sprühte die Modelle mit mattem Klarlack ein. So wurden sie in einer ausgepolsterten Schachtel bis zum Einsatz gelagert.

Die Basis für das Modell wurde in meiner üblichen Methode aus einem Stück Styrodurplatte hergestellt. Das Modell blieb auch nach der Fertigstellung abnehmbar. Eine zweite, größere Platte wurde zur gemeinsamen Präsentation von Träger und Tanker auf Ausstellungen angefertigt. Auch der Tanker erhielt eine eigene Basisplatte.

Am Schiff begann ich mit dem Umbau der Insel. Ein Teil wird durch die Resinteile ersetzt, das erforderte etwas Anpassen. Am Rumpf erforderte das Heck den größten Aufwand. Das Achterdeck musste komplett neu gebaut werden, da das Bausatzteil mit der Wirklichkeit nur lose etwas zu tun hatte. Das ging soweit unkompliziert. Richtig knifflig wurde die Ebene darüber. Die Victorious hatte nach ihrer Ankunft in den USA eine um das Heck umlaufende Plattform mit Scheinwerfern und leichter Flak erhalten. Zudem war das achtere Ende des Flugdecks in eine Ebene mit dem Rest des Decks gebracht und etwas vergrößert worden. Ursprünglich war es nach achtern abgefallen.

Der Ätzteilsatz von WEM enthält die besagte Plattform und auch die Anweisung, auf welche Höhe des Rumpfes ein Schnitt zur Aufnahme der Plattform gesetzt werden muss. Diesen legte ich an - und leider passte es nicht. Die Plattform saß zu tief, höher hätte sie nicht gepasst, und durch die Krümmung der Bordwand hätte man auf die Plattform nichts mehr aufstellen können. Ich musste immer wieder die zahlreichen Zeichnungen im AOTS-Band und meine Vorbildfotos konsultieren, um zu verstehen, was hier wo wie gebaut worden war. Am Ende baute ich die Plattform, ihre Abstützungen und einen Teil der Bordwand neu. Das erforderte mehrere Versuche, bis ich schließlich zufrieden war, aber ich finde, es hat sich gelohnt.

Parallel dazu beschäftigte ich mich mit den zahlreichen anderen Baugruppen. Es waren mehrere Plattformen mit ihren Splitterschutzschilden für die zusätzlichen Geschütze und Feuerleitgeräte zu bauen, dazu natürlich die Geschütze und Leitgeräte selbst, die Kräne und andere Ausrüstungsgegenstände. Dazu gehörten Signalscheinwerfer, Sitze für die Signalgasten, Binokulare, Festmacher und manches mehr. Wie praktisch immer bei Schiffen aus dieser Zeit waren die 20 mm Oerlikon-Flak zahlenmäßig am stärksten vertreten. Die achtläufigen Pom-Poms entstanden fast komplett aus Ätzteilen.

Die Insel war die letzte große Baugruppe und erforderte sehr viel an Beobachtung und Überlegung. Sie wies zahlreiche Plattformen auf, die weder im Bausatz noch im Resinteil vorhanden waren und die alle zueinander passend gebaut werden mussten. Zudem mussten die Masten neu aus Metall gebaut werden und die bekanntermaßen kniffligen geätzten Radarantennen gebaut werden. Die Radarlaterne vom Typ 271 formte ich von einem Resinteil aus einem anderen Bausatz ab und goss sie aus Kunststoff. Schließlich wirkte die Insel vorbildähnlich sehr komplex.

Nachdem ich alles soweit vorbereitet hatte, begann ich die Bemalung. Zuerst wurden alle Teile mit Feuerzeugbenzin entfettet, dann aus der Sprühdose grundiert. Die weitere Bemalung erfolgte mit Acrylfarben aus der Airbrush. Zuerst wurde das Unterwasserschiff lackiert, dann das Überwasserschiff in drei Blaugrautönen von Vallejo ModelAir so leicht unregelmäßig gespritzt, dass der monochrome Anstrich nach Ms. 21 einigermaßen lebendig aussah.

Zur Alterung des Rumpfes benutzte ich Künstlerölfarben. Ich konzentrierte mich auf die Bereiche, wo die Bugwelle die Farbe schneller abnutzen würde, und den Bereich um die Wasserlinie. Rost wurde nur dezent aufgetragen. Die weiteren zahlreichen Baugruppen wurden genauso vorbereitet, ein leichtes Washing mit dunkelbrauner Künstlerölfarbe und ein leichtes Trockenmalen betonten die Strukturen.

Zu dieser Zeit tätigte ich auch meine letzten Einkäufe für das Projekt. Ich kenne derzeit keine besseren Figuren im Maßstab 1/350 als diejenigen von NorthStar; leider sind die Produkte dieser Firma nicht immer leicht zu bekommen. Ich beschaffte mir, was möglich war, und bereitete die Figuren zur Verwendung vor. Die Besatzung hatte auch US-Bekleidung bekommen, so dass ich Offiziere in Khaki und Mannschaften in hellblauen Hemden, dunkelblauen Hosen und weißen Kappen malte.

Ich war mit den Schiffsbooten des Bausatzes ausgesprochen unzufrieden.

Glücklicherweise fand ich bei der 3D-Druck-Plattform Shapeways hervorragenden Ersatz und auch zusätzliche Rettungsflöße zu denen, die ich schon von NorthStar hatte. Der Designer Micro Master bietet bei Shapeways exzellente Zurüstteile für Schiffe in diversen Maßstäben an. Eine Anzahl von Kisten, Kästen und Fässern baute ich selbst aus Polystyrolprofilen.

Der eigentliche Zusammenbau begann mit dem Einkleben der zahlreichen Einsätze an der Innenseite des Rumpfes, gefolgt von den zahlreichen selbstgebauten Teilen für das Heck des Schiffes. Das Achterdeck wurde jetzt auch mit allen selbstgebauten Beschlägen und mit Figuren versehen. Nun konnte ich das Flugdeck auf dem Rumpf befestigen. Das ging nur mit zahlreichen Schraubzwingen und viel Druck, aber die letztendliche Passung war ganz ordentlich. Zum Bemalen des Flugdecks musste ich es rundum gründlich abkleben. Die Farbgestaltung des Decks erfolgte nach meinen Vorbildfotos. Es sieht für mich danach aus, dass das Schiff mit einem getarnten Deck in die USA kam und diese Tarnung nicht übermalt, sondern beibehalten, aber hin und wieder modifiziert wurde. Schon Alan Raven hat in seinem Klassiker über britische Tarnanstriche festgestellt, dass die verwendeten Farben unbekannt, aber höchstwahrscheinlich solche aus britischen Beständen waren. Also suchte ich mir passend erscheinende Grautöne heraus, klebte häufig ab und spritzte das Deck sowie die (eher einfachen) Markierungen. Das Deck wurde danach gealtert, besonders im Bereich der Fangseile, aber auch an anderen beanspruchten Bereichen.

Nun konnte ich die vorbemalte und gealterte Insel auf dem Deck befestigen und nach und nach die erhebliche Menge an vorbereiteten Baugruppen. Ich genieße diese Phase eines Projekts, wenn alles zusammen kommt. Die Flugzeuge wurden so aufgestellt, wie sie auf dem Vorbildfoto standen, und es folgten die Besatzungsfiguren sowie die Kisten, Kästen und Fässer. Ich hatte keine Decksfahrzeuge auftreiben können und sah auch keine auf meinem Foto, also ließ ich sie weg. Die Besatzung wurde ähnlich verteilt wie auf meinem Foto, mit einem Teil der Brückenbesatzung zu dem (noch zu bauenden) Tanker hin orientiert. Zum Schluss wurden die empfindlichen Radarantennen auf der Brücke und die Antennenmasten am Decksrand angebracht, mit den Antennenkabeln aus Caenis dazwischen. Zu guter Letzt erhielt das Modell einen Überzug aus mattem Klarlack und meine USS Robin war fertig.

Fazit

Ich habe noch nie ein so großes und komplexes Modellbauprojekt gehabt. Seitdem habe ich noch bessere Resultate gesehen, die aus dem alten Heller-Bausatz erzielt wurden, trotzdem bin ich mit meinem Ergebnis recht zufrieden. Es ist nahe daran, das ultimative Nischenprojekt zu sein – ein veralteter Bausatz in einem Maßstab, über den die Zeit hinweggegangen ist, und ein Vorbild, das sich bei Bausatzherstellern eher minderer Beliebtheit erfreut. Ich war glücklich, den erforderlichen Haufen an Zurüstteilen zu beschaffen, vom klassischen Ätzteilsatz und Resin bis zu den neusten Leistungen im 3D-Druck.

Flugzeugträger HMS Victorious (1/400)

Nun war es an der Zeit, mein Diorama mit dem US-Tanker zu vervollständigen.

Der „durchschnittliche“ T2-Tanker

Ich hatte schon eine ESSO Glasgow von Revell gebaut und wusste, was mich erwartete. Der Bausatz stammt aus der „Boxscale“ Epoche der 50er-Jahre, in denen die Bausätze variable Maßstäbe hatten, um in genormte Kartons zu passen. Glücklicherweise für mich liegt der Maßstab aber bei 1/400. Das Modell hat einen flachen Boden, keine Schrauben und nur die Andeutung eines Ruders. Für ein Wasserlinienmodell unerheblich. Ärgerlicher waren die zahlreichen angespritzten Niedergänge und Relings. Noch nerviger war die Teilung der einzelnen Decks der Aufbauten genau an der Mitte der Bullaugen. Eine Hälfte der senkrechten Wände war somit an jedem Deck und es lief eine Naht mitten entlang jeder Wand.

Ich begann damit, wie oben schon beschrieben, die beiden Wasserplatten herzustellen, und dann hieß es erst einmal, alles abzufräsen und zu verschleifen, was weg musste. Das war recht viel und es bedeutete einiges an Aufwand beim Versäubern.

Ein großes Problem war, welches bzw. was für ein Schiff ich überhaupt bauen wollte. Sollte ich ein spezifisches Schiff bauen und wenn ja, in welchem Rüstzustand? Ich arbeitete mich durch die einschlägigen Websites über die T2-Tanker und war beeindruckt, wie schwer bewaffnet diese Schiffe gewesen waren und was man ihnen, zusätzlich zu ihrer Last an Treibstoffen, alles auf den Buckel gepackt hatte. Die T2 hatten teils ausgedehnte Gerüste über dem Hauptdeck erhalten, auf denen alle Arten an Ladung bis hin zu Flugzeugen und Landungsbooten transportiert worden waren. Auch die Bewaffnung war bunt gemischt. Am Ende entschied ich mich für ein namenloses, durchschnittliches Schiff mit begrenzter Deckslast, hatte aber keine Lust, es zu übertreiben. Ich bestellte mir also bei L'Arsénal passende Rohrwaffen und Feuerleitgeräte. Ein Teil der Geschützstellungen konnte ich aus dem Bausatz verwenden. Er enthält auch die Teile für die militärische Version, diese sind allerdings recht grob ausgeführt. Mit etwas Ausdünnen ließ sich so manches davon nutzen. Ein guter Teil der Geschützstellungen musste jedoch neu gebaut werden. Dazu nutzte ich Scheiben aus dünnem Sheet und Splitterschutzschilde aus mit Sekundenkleber getränktem Papier.

Am Rumpf entschloss ich mich dazu, die Schweißnähte zu imitieren. Nach Abschleifen der angespritzten Details brachte ich die neuen Nähte aus gezogenem Gussast aus, den ich mit Tamiya Extra Thin Plastikkleber befestigte. Das waren wieder ein paar Stunden Arbeit, aber ich empfinde das Ergebnis als optische Aufwertung – auch wenn es schmerzhaft übermaßstäblich ist.

An den Aufbauten wurden die erwähnten Nähte so gut es ging verschliffen. Fotogeätzte wasserdichte Türen und andere Details wurden hinzugefügt. Das große Oberlicht über dem Maschinenraum erhielt Verstrebungen aus Resten von geätzter Reling. Einige geätzte Rettungsnetzfloßkörbe wurden an den Aufbauten verteilt. Die angespritzten Niedergänge wurden durch fotogeätzte ersetzt, die zahlreichen Decksstützen durch Polystyrolprofile. Auf der offenen Brücke wurde der Steuerstand mit fotogeätzten Grätings von L'Arsénal sowie selbstgebauten Details etwas verfeinert. Sehr gut sichtbar auf vielen der Tanker waren schräg gestellte Ablaufgerüste mit großen, rechteckigen Rettungsflößen. Diese baute ich aus Draht, Ätzteilresten und Polystyrolprofilen selbst.

Die Masten wurden aus Metall neu gebaut und etwas detailliert, dazu baute ich zuätzliche Ladebäume. Die längsschiff verlaufenden Laufwege wurden komplett neu gebaut, daran anschließend die Ladeplattformen. Dieser Tanker verschlang eine erstaunliche Menge an Relings!

Es dauerte seine Zeit, aber dann begann ich die Fortschritte auch zu sehen. Da der Anstrich nur eine einfache Ms. 21 war und kein Abkleben erforderte, brachte ich die Relings vor dem Lackieren an. Als alle Baugruppen vorbereitet waren, wurden sie entfettet und grundiert wie bei dem Träger. Der Rumpf wurde dann dunkelgrau lackiert für den Wasserpass und an den Plattenstößen, als eine Art Pre-shading. Nun wurde der Wasserpass abgeklebt und das Unterwasserschiff dunkelrot lackiert. Nachdem das auch abgeklebt war, wurde der Rest des Schiffs - wie oben beschrieben – in drei Blaugrautönen unregelmäßig gespritzt, um einen abwechslungsreichen Effekt zu erzielen.

Der Tanker wurde deutlich stärker gealtert als der Träger. Ich genoss es, das Schiff verrostet und im Ganzen mitgenommen darzustellen. Daraufhin konnte ich die diversen Baugruppen anbringen. Etwas Ladegut wurde auf den Plattformen angebracht und zahlreiche Besatzungsfiguren in hoffentlich glaubhafter und sinnvoller Anordnung. Der Tanker erhielt deutlich mehr Takelung als der Träger, wieder wurde Caenis benutzt. Ein Überzug aus mattem Klarlack schloss das Projekt schließlich ab.

Ich war recht zufrieden, als ich schließlich beide Schiffe zum ersten Mal gemeinsam auf ihrer Basis aus allen Blickwinkeln anschauen konnte. Trotzdem freue ich mich für die nähere Zukunft auf eine Reihe kleinerer und weniger komplexer Projekte, danke der Nachfrage!

Quellen

Ross Watton: The Aircraft Carrier HMS Victorious, Anatomy of the Ship series.

Internet:
Eine ausgezeichnete Website über den Dienst der Victorious in der US Navy, dort findet sich auch mein Referenzbild: USS Robin

Wilfried Ecks sehr hilfreiche Seite über die Anstriche der amerikanischen Marineflieger im 2. Weltkrieg:
Markierungen der US Navy-Trägerflugzeuge

Vorbildfoto: HMS Victorious and USS Saratoga at Nouméa, 1943 (Wikimedia Commons)

Frank Spahr