Schnellboote des Typs G-5 Deckelbild

Modell: G-5 class motor torpedo boat
Hersteller: North Star Models
Maßstab: 1/350
Material: Resin, Ätzteile
Art.Nr.: NSA 350201
Preis: ca. 22 € (bei NNT)

Das Original

Bereits Anfang der 1920er Jahre begann die junge Sowjetunion, eigene Torpedoschnellboote zu entwickeln. Der Bau erster, kleiner Serien war dann im ersten Fünfjahresplan (1929-1933) vorgesehen. Diese Entwürfe erwiesen sich aber als nicht sonderlich brauchbar. Auf Grund der gewonnenen Erfahrungen wurde dann jedoch der Typ G-5 entwickelt, mit dessen Bau im Rahmen des zweiten Fünfjahresplans (1933-1938) begonnen wurde. Die Boote wurden in verschiedenen Serien gebaut, die kleinere Unterschiede aufwiesen. Im Einzelnen waren dies:

  • die Serien 7, 8 und 9, gebaut 1933 bis 1936 in einer Stückzahl von 153 (einschließlich des Prototyps)
  • die Serie 10, gebaut 1937 mit 20 Booten
  • die Serie 11, gebaut 1938/39 mit 76 Booten und 1939 bis 1941 mit weiteren 5 Stück. Weitere 39 Boote kamen während des Krieges hinzu

In der russischen Literatur werden auch die Serie 11bis mit gleichem Erscheinungsbild wie die Serie 11, aber mit den Ausmaßen der Serie 8, und eine Serie 13, bei der es sich wohl um die während des Krieges gebauten Boote der Serie 11 handelt, genannt. Ebenso wird eine Serie 6 erwähnt, bei der es sich um den Prototyp gehandelt haben könnte.

Insgesamt wurden ca. 350 Boote der verschiedenen Serien gebaut, die bei der Baltischen Flotte, den Pazifik-, Schwarzmeer- und Nordmeerflotten sowie im Kaspischen Meer und auf dem Onega-See im Einsatz waren. Die Zahlen, die zur Verteilung im Einzelnen angegeben werden, sind allerdings widersprüchlich und teilweise auch rechnerisch falsch.

Vier Boote wurden 1937 an die Marine der Spanischen Republik abgegeben. Während des Krieges gingen 73 Boote durch Kampfhandlungen verloren und 31 mussten abgeschrieben werden, weil sie durch Abnutzung unbrauchbar geworden waren. Drei Boote wurden während des Krieges von Finnland erbeutet, von denen zwei eingesetzt wurden. Nach dem Waffenstillstand wurde alle drei wieder zurückgegeben. Zwei gestrandete Boote wurden von der deutschen Wehrmacht in der Ostsee erbeutet und von der Kriegsmarine repariert. Eines davon, Nr. 47, soll unter dem Namen Anton ohne Bewaffnung – wohl zu Versuchszwecken – gefahren sein. Das andere, TK-111, wurde per Bahntransport ins Schwarze Meer verbracht und dort als Patrouillen- und Flugsicherungsboot Pinguin eingesetzt.

Von der Konstruktion her war der Typ G-5 ein Einstufen-Gleitboot mit Walrückenback. Die Leichtmetallbauweise unter umfangreicher Verwendung von Duraluminium bewirkte eine große Korrosionsanfälligkeit. Die Leistungssteigerung der Motoren von 675 PS bei Serie 7 bis zu 1000 PS bei Serie 11 führte zu immer stärkerem Vibrieren, was zunehmende Rumpfverstärkungen erforderlich machte. Die beiden Motoren wirkten jeder auf eine Welle. Die Propeller waren aus Bronze. Bei Testfahrten wurden, je nach Motorleistung, Höchstgeschwindigkeiten von 45 bis 56 kn erreicht. Im Einsatz lagen diese dann jedoch zwischen 40 kn und 48 kn. Ab Seegang 5 waren die Boote nicht mehr einsetzbar.

Bei der Serie 7 stand der Mast hinter dem Fahrstand, bei allen anderen Serien auf dem Fahrstand. Die Hauptbewaffnung bestand aus zwei Torpedos. Diese wurden, ausgelöst durch einen kleinen Sprengsatz, mittels einer Art Stößel über das Heck ins Wasser gestoßen. Das Boot drehte daraufhin zur Seite weg, und ein mit dem Boot verbundener Draht löste dann den Antrieb des Torpedos aus. Darüber hinaus führten die Boote MG zur Flugabwehr, von denen die 7,62 mm Waffen wenig effektiv waren. Die Bestückung variierte zwischen den einzelnen Serien. Bereits Mitte der 1930er Jahre waren bei der Schwarzmeerflotte Versuche mit Raketenwerfern durchgeführt worden. Im Dezember 1942 fand ein weiterer Versuch mit einem auch im Landkrieg eingesetzten Mehrfach-Starter statt. 1943 wurden dann weitere Boote mit ROFS-82 mm und später mit ROFS-132 mm Raketenwerfern ausgerüstet.

Technische Daten:

Länge ü.a.:
18,85 m (Serien 7 und 8)
19,08 m (Serie 9)
19,10 m (Serien 10 und 11)

Breite: 3,50 m (alle Serien)

Tiefgang:
0,60 m (Serien 7 und 8)
0,65 m (Serie 9)
0,82 m (Serien 10 und 11)

Antriebanlage:
2 Motoren mit je 675 PS (Serien 7 und 8)
800 PS (Serie 9)
850 PS (Serie 10)
1000 PS (Serie 11)

Bewaffnung:
2 Torpedos 533 mm, oder 1 Torpedo und 12 Wasserbomben oder 24 Wasserbomben oder 4 Minen
Serie 7: 1 MG 7,62 mm auf dem Fahrstand oder 1 MG 7,62 mm in der Back und 1 MG 12,7 mm auf dem Fahrstand
Serien 8 -10: 1 MG 12,7 mm auf dem Fahrstand
Serie 11: 1 MG 12,7 mm auf dem Fahrstand und 1 MG 12,7mm in der Back oder auf einem Gehäuse über dem Torpedoträger.
Ab 1942 auf einigen Booten 1 x 12 ROFS-82 oder 2 x 6 ROFS 132 Raketenwerfer (dann war kein MG auf dem Fahrstand, sondern in der Back)

Der Bausatz

… ist kleiner als die lange Vorrede vielleicht vermuten lässt, nämlich gerade einmal 55 mm lang. Der Bausatz besteht aus dem Resin-Rumpf

zwei Versionen für den Fahrstand und einigen weiteren Resin-Teilen

und den beiden Torpedos aus Resin.

Dazu kommt eine kleine Platine voller Ätzteile.

Die Bauanleitung besteht aus einfachen Zeichnungen.

Man kann das Boot in einer von drei alternativen Versionen bauen, nämlich als Boot der Serie 10,

als Boot der Serie 11, bzw. 11bis

oder als Artillerie-Boot mit Raketenwerfer.

Zur Darstellung der Schraubenwellen sind Ätzteile vorgesehen. Diese wirken aber zu flach. Man sollte sie besser durch Messingdraht ersetzen. Das Gleiche gilt für das lange Abgasrohr, das an Backbord vom Bereich vor dem Fahrstand bis über das Heck hinaus führt. Problematisch ist auch die Abdeckplatte für die MG-Wanne in der Back. Bei den Booten der Serie 10 war keine MG-Wanne in der Back vorhanden, und damit auch keine Abdeckung.

Abziehbilder für die Kennungen fehlen leider, ebenso wie Bemalungshinweise.

Quellen

  • Jürg Meister: Soviet Warships of the Second World War (1977)
  • Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922-1947 (1980)
  • Siegfried Breyer: Enzyklopädie des sowjetischen Kriegsschiffbaus, Bd. 2 (1989)
  • Erich Gröner (Wolfgang Kramer, Peter Mickel, Franz Mrva): Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Bd. 2 (1999)
  • Boris Solomonov, Konstantin Kulagin: Torpdniye Katera Serii G-5 (2001)
  • Aleksandr Shirokorad: Korabli i Katera VMF SSSR 1939-1945 gg (2002)
  • wikipedia.org

Fazit

Der Zusammenbau dürfte angesichts der oft sehr kleinen Teile nicht gerade einfach sein. Das Resultat kann sich aber sicherlich sehen lassen, insbesondere, wenn man einige der Ätzteile durch Draht ersetzt. Für den Einsteiger ist das Modell eher nicht geeignet. Neben den erwähnten kleineren Schachpunkten finde ich es vor allem bedauerlich, dass der Bausatz, anders als der in 1/700 des gleichen Herstellers, nur den Bau einer der drei möglichen Varianten zulässt.

alt sehr empfehlenswert

Falk Pletscher