USS Ranger Deckelbild

Modell: USS Ranger CV-4
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/350
Material: 672 Plastikteile, 200 Fotoätzteile, Ankerkette, Abziehbilder
Art.Nr.: 755629
Preis: 119,6 € (bei NNT)

Das Original

Nachdem die ersten drei Flugzeugträger der US-Marine Umbauten bereits bestehender bzw. noch im Bau befindlicher Schiffe darstellten, war Ranger (CV-4) der erste US-Flugzeugträger, der auch als solcher geplant worden war. Seine Konstruktion war richtungsweisend für die Entwicklung der meisten Trägerklassen der folgenden Jahre. So oder ähnlich beginnen alle Texte zu Ranger und warum auch nicht, es war ja so! Als Ergebnis der Washingtoner Flottenkonferenz von 1922 war die Tonnage einzelner Flugzeugträger-Neubauten auf 27.000 ts begrenzt. Nachdem die beiden, ursprünglich als Schlachtkreuzer geplanten, Träger Lexington und Saratoga, fertiggestellt waren, hatten die USA noch 69.000 ts für weitere Trägerneubauten übrig. Man entschied sich, damit fünf Träger mit je 13.800 ts zu bauen, doch letztlich blieb Ranger ein Einzelstück. Während der Planungsphase wurden verschieden Überlegungen angestellt und auch wieder verworfen. Eine für die Kampfkraft des Trägers einschneidende Entscheidung wurde in der finalen Planungsphase getroffen, als man sich entschied, keine Torpedobomber auf dem Träger zu stationieren. Sie hätten nicht nur den meisten Platz im Hangar benötigt, sondern auch die Torpedomagazine und Werkstätten hätten erheblichen Platz beansprucht. Diese Entscheidung konnte aber nicht durchgehalten werden, denn spätestens ab 1944 waren TBF-1 Avengers mit an Bord.

Der Träger wurde am 4. Juni 1934 in Dienst gestellt. Bei Kriegseintritt der USA war bereits klar, dass Ranger nicht in vollem Umfang einsatzfähig war. Der Träger war zu langsam, um mit schnellen Verbänden mithalten zu können, und seine geringen Panzerungen liessen befürchten, dass schon wenige Treffer eine verheerende Wirkung entfalten würden. Daher wurde Ranger nur zu Patrouillenfahrten und zur Geleitzugsicherung im Atlantik herangezogen, da die deutsche Kriegsmarine den deutlich schwächeren Gegner gegenüber der japanischen Marine darstellte. Erst 1944 verlegte Ranger in den Pazifik. "Heiße" Einsätze erlebten Rangers Fliegerstaffeln während der "Operation Torch", den alliierten Landungen in Nordafrika, und 1943 während der "Operation Leader", als der deutsche Schiffsverkehr vor Norwegen das Ziel konzertierter Luftangriffe wurde. Da Ranger eine sehr große Anzahl von Flugzeugen mitführen konnte, wurde der Träger auch immer wieder als Flugzeugtransporter eingesetzt, indem er zum Beispiel im Frühjahr 1942 P-40 Jäger nach Westafrika brachte, die dann ihren Weg nach Asien zu den "Flying Tigers" fortsetzten oder etwa im Februar 1943, als sie 75 P-40 Jäger nach Casablanca überführte. Das Kriegsende erlebte Ranger als Trainingsträger, vor allem auch für Nachtjägerbesatzungen, vor Hawaii. Am 18. Oktober 1946 wurde Ranger schließlich außer Dienst gestellt.

Technische Daten:
Länge (Lüa): 234 m Breite: 33,35 m Tiefgang(max): 6,83 m Verdrängung (max): 17.577 tn.I. Antrieb: 6 Dampfkessel, 2 Dampfturbinen mit 53.500 PS Leistung Geschwindigkeit (max): 29,3 kn
Reichweite (bei 25 kn): 5800 sm Reichweite (bei 15 kn): 11500 sm

Der Bausatz

Trumpeters Ranger kommt als Vollrumpf-Modell daher und überrascht mit fast 700 Plastik- und 200 Ätzteilen. Ich habe mir alle Spritzlinge genau angeschaut und habe keinerlei "Fischäute" oder Sinkstellen feststellen können. Topp! Der Bauplan führt in 45 Schritten zum Endergebnis. Wegen dieses Umfanges habe ich dieses Mal den Plan nur auszugsweise gescannt.

Der Rumpf wurde mittels gleitender Formen erstellt. Am deutlichsten sichtbar ist dies im Bereich des Hecks. Hier ist im Bereich der Wellenaustritte und Ruderanlage eine hässliche Stufe entstanden, die natürlich kein Problem für alle 'waterliner' darstellt. Der typische "Schwung" nach außen in der Bordwand ist gut wiedergegeben. Leider kann man sich bei Trumpeter noch immer nicht dazu durchringen, irgendwelche Strukturen, wie Plattengänge darzustellen. Deshalb ist auch dieser Rumpf mal wieder glatt und leblos. An diese Problematik muss Trumpeter endlich mal rangehen!

Das halboffene Hangardeck wurde inklusive dreier Mulden für die Aufzugplattformen dargestellt, sodass man diese "versenkt" und somit auf einer Ebene mit dem übrigen Deck darstellen könnte. Die Außenwände, die auf dieser Ebene verbaut werden, weisen separat gefertigte Rolltore auf. Das ist natürlich sehr praktisch, wenn man das eine oder andere Tor offen, oder teilgeöffnet darstellen will. Man kürzt das entsprechende Bauteil einfach ein, verbaut es und fertig.

Auf dieser Ebene befinden sich auch die sechs umlegbaren Schornsteine. Trumpeter stellt sich vor, dass man diese recht aufwändig beweglich verbaut. Kann klappen, muss aber nicht und um ehrlich zu sein, wer "spielt" schon mit den Schornsteinen eines solchen Modells?

An Rohrwaffen sieht Trumpeter 47 x 2 cm Oerlikon, 6 x 40 mm Bofors in Vierlings-Lafetten und 8 x 12,7 cm Kanonen optional, vor. Die große Anzahl an 20 mm Flak kommt schon so in etwa hin. Ganz genau konnte ich das aber nicht verifizieren. Die 40 mm Bofors ersetzten im Laufe des Jahres 1944 die 28 mm Geschütze, das stimmt soweit, aber die 12,7 cm Kanonen waren zeitgleich mit den 28 mm Flaks von Bord gegeben worden. Das haut also nicht unbedingt hin. Wer sie aber doch gerne verbauen möchte, muss sich eben 28 mm Flaks besorgen und kann dann sogar den sehr viel einfacher zu lackierenden Anstrich nach Ms 22 anwenden. Dies ist nachweislich für das erste Halbjahr 1944 durch Fotos belegt. Trumpeter lässt den Kunden darüber aber im Unklaren.

Eine gewisse Unklarheit herrscht bei der Frage nach Katapulteinrichtungen, die ich für mich auch nicht 100% auflösen konnte. Gebaut wurde Ranger definitiv ohne Katapulte. Je nach Quelle soll sie irgendwann mal drei seitlich ausgerichtete Katapulte auf der Hangardeckebene erhalten haben, und 1944 soll auch noch ein Deckskatapult hinzu gekommen sein. Einen Fotobeleg konnte ich für Letzteres aber nicht finden und ich halte dies auch nach Auswertung des wenigen, freiverfügbaren Fotomaterials für nicht korrekt. Trumpeter sieht jedenfalls keine Katapulte vor. Zwei große Krane sollen aus Ätzteilen gebaut und auf dieses Ebene eingebaut werden. Stefan Terzibaschitsch spricht in seinen "Wälzer" über die US-Flugzeugträger aber von dreien. Ich kann nicht sagen, was stimmt.

Die auf Fotos oft zu sehenden, ineinander gestapelten Rettungsflösse in drei unterschiedlichen Größen sind gut wiedergegeben worden. Deren Ablaufgestelle werden aus Ätzteilen gefaltet. Fünfzehn solcher Sets müssen angefertigt werden und das alleine wird schon dauern, sieht dann aber auch gut aus! Einige Beiboote/Kutter werden hier auch noch benötigt, wobei die kleineren einteilig gefertigt sind und das finde ich etwas schwach. Außerdem befindet sich mittendrin eine hässliche Ausdrückermarke. Ich bin mir aber klar darüber, dass dies, angesichts der vielen, vielen Einzelteile dieses Bausatzes, jammern auf hohem Niveau ist. Etliche geätzte Niedergänge und Relings sorgen für ein hohes Detaillevel, fordern aber auch extrem viel Sorgfalt beim Bau.

Bevor man das Flugdeck aufsetzen darf, müssen erst noch einige Querträger und, ich vermute, Laufkräne eingebaut werden, die man auch durch die vollständig geöffneten Rolltore gut sehen können müsste. Also bloß nicht vergessen, die Unterseite des Flugdecks zu lackieren! Das Flugdeck wird noch mit geätzten Details versehen, die, so vermute ich, die Fangnetze darstellen sollen. Eines dieses Ätzteile läuft direkt über den mittleren Aufzug, was mir komisch vorkam. Wenn man bei www.navsource.org bei Ranger nachschaut findet man einen zeitgenössischen Plansatz, der aber genau dieses Detail zeigt. So wie ich dies deute, heisst das, dass der mittlere Aufzug zu diesem Zeitpunkt nicht mehr benutzt wurde. Aber macht das Sinn? Die Lücken im Flugdeck, die für die Schornsteine vorgesehen sind, wurden automatisch mit Platten geschlossen, wenn die Schornsteine umgelegt wurden. Diese sollen aufrecht stehend verklebt werden. Es ist also doch sinnvoll, sich beim Bau der Schlote für eine fixierte Position zu entscheiden!

Die zuvor fertigstellte Brückeninsel vervollständigt das Bild, doch halt, es fehlen ja noch die Flugzeuge. Gerade mal 15 Flugzeuge gönnt uns Trumpeter hier und schade, dass es nur die bekannten Muster sind, also Dauntless, Avenger und Hellcat und nicht auch P-40! Ich hätte gerne das Deck mit P-40 in 'dessert pink' auf ihrem weg nach Afrika vollgestellt, ganz so, wie es auf Fotos zu sehen ist. Wäre mal was anderes gewesen. Die Flugzeug-Bausätze sind bekanntermaßen nicht schlecht, lassen sich aber auch noch gut verfeinern, wie zum Beispiel mit Ätzteilen verschiedener Hersteller.

Der Decalbogen beinhaltet Markierungen für das Flugdeck, Flaggen und Markierungen für die Flugzeuge, aber was für welche! Blaue Kreise mit weissen Sternen....fertig. Und das für das 1944! Traurig, traurig.

Die Bemalung könnte schwierig werden, da das wortwörtlich einzigartige Vierfarb-Dazzle-Schema sehr anspruchsvoll ist, doch zum Glück gibt es ja Kenny "Gator" Loup und seine vorgeschnittenen Maskensätze (Gator's Masks). Damit wird es immer noch viel Arbeit sein, aber die sollte leichter vonstatten gehen, als wenn man alles selber ausmessen und zuschneiden müsste.

Die Fotoätzteile

Die Anleitung

Fazit

Trumpeters Ranger-Bausatz ist eine willkommene Bereicherung für die Schiffsmodellbauer-Szene, mit der nicht unbedingt zu rechnen war. Die Vielzahl der Plastik-und Fotoätzteile macht den Bausatz fast zu einem "rund-rum-sorglos-Paket". Die fehlende Rumpfstruktur, gewisse Ungereimtheiten, die falschen Flugzeugdecals...all das schmälert die Freude über diesen Bausatz eines ungewöhnlichen Trägers nur wenig. Ich halte den Bausatz daher für erfahrene Schiffsmodellbauer für empfehlenswert.

alt empfehlenswert

Olaf Krabbenhöft

Wir danken Trumpeter für das Bausatzmuster