Modell: Venicia, 1/72 scale model of Medieval Venetian Ship
Hersteller: Valdemar Miniatures (via Shapeways)
Maßstab: 1/72
Material: Plastik
Art.Nr.: -
Preis: ca. 230 €

Das Original

Ein tatsächlich greifbares Original zur Venicia gibt es nicht. Von den Handelsschiffen des 12. und 13. Jahrhunderts der großen christlichen Handelsstädte entlang der spanischen, französischen und italienischen Mittelmeerküste sind noch nicht einmal Pläne überliefert. Einzig auf Mosaiken, Reliefs, Buchmalereien und Miniaturen finden sich Darstellungen. In seinem 1961 erschienen Buch The ship hat Björn Landström versucht, anhand mehrerer historischer Abbildungen eines dieser Schiffe zu rekonstruieren (Abbildung 231 auf Seite 87).

Eine weitere freie künstlerische Abbildung, die sich ebenfalls auf Björn Landströms Rekonstruktion bezieht, findet sich im Buch Die große Geschichte der Seefahrt (Weltbild-Verlag) im Kapitel „Handelsschiffe des Mittelalters".

Der Bausatz

Ein Handelsschiff aus dem Mittelmeerraum im Maßstab 1/72 ist als Modell einzigartig. Besonders für Dioramenbauer und Freunde des Mittelalters eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten der Darstellung. Sei es eine Hafenszene in Venedig, als Transportschiff eines Kreuzzuges, im Vergleich zu einer Kogge (von Revell oder Zvezda), usw...

Das Modell, das laut eigener Produktbeschreibung eines der großen Frachtschiffe der Handelsstadt Venedig zeigen soll, sei extra für den Maßstab 1/72 (25 mm Figuren) konstruiert worden. Allerdings wirkt es dafür zu gedrungen und glaubt man historischen Berichten über die Größe dieser Handelsschiffe ist es wahrscheinlich zu klein. Hier war wohl eher die Größe des 3D-Druckers der limitierende Faktor.

Das Heckkastell ist mitten in einer der Ladeluken an den Rumpf angedruckt und muss abgetrennt und an der richtigen Stelle am Heck angebaut werden.

Rumpf

Der Rumpf der Venicia besteht aus drei Bauteilen. Dem als Wasserlinienmodell ausgelegten Schiffskörper selbst und den beiden Kastellen für Bug und Heck. Das Deck ist bereits fest mit dem Rumpf verbunden, wie auch die Stützstrukturen mit den Kastellen. Schön umgesetzt ist der an Bug und Heck nach oben eingezogene Steven, auf dem die Kastelle angebracht sind.

Nicht ganz schlüssig erscheint mir das an den Spitzen noch oben gebogene Deck, dass so den Raum unter den Kastellen vernichtet und unbrauchbar macht. Nicht einmal der Rudergänger hätte bei dieser Konstruktion Platz zum Navigieren. Hier muss der geneigte Modellbauer die betroffenen Bereiche wohl korrigieren.

Die Oberfläche der Bauteile ist rau und sandig, was meiner Meinung nach bei einem Holzschiff in diesem Maßstab nicht gravierend stört. Kleinere Schleifarbeiten an manchen Stellen bleiben dennoch nicht aus. Zudem empfiehlt sich leichtes Abklopfen, damit der restliche Plastikstaub aus dem 3D-Drucker abfällt.

Kleinteile

Die Zahl der Kleinteile ist sehr überschaubar. Zwei Seitenruder, zwei Ladeluken, sowie die beiden je zweiteiligen Masten. Das war es. Teile, wie Anker, Ankerspill, Nagelbänke, Blöcke für die Takelage, und so weiter fehlen leider komplett. Die Ausstattung des Bausatzes ist wirklich sehr dürftig ausgefallen und verlangt einiges an Ergänzung durch den Modellbauer. Die Oberflächen sind wie beim Rumpf rau und sandig.

Bauanleitung

...gibt es keine. Bei den wenigen Bauteilen ist eine Bauanleitung auch nicht notwendig. Fehlende Bemalungshinweise sind bei diesem theoretischen Schiff ebenso leicht zu verschmerzen, hier hat die Fantasie der Modellbauer vollste Freiheit. Nützlich wäre aber eine Anleitung für die Takelage. 

Fazit

Der 3D-gedruckte Bausatz der Venicia kann insgesamt nicht überzeugen. Besonders für den Preis bietet er viel zu wenig Substanz. Man kann sicher etwas Schönes daraus machen und auch die Wahl des Vorbildes ist höchst interessant, aber bei der Venicia zeigt sich, dass der 3D-Druck - zumindest in diesem Fall - noch nicht an die Qualität eines Spritzgussmodells heran kommt.

alt brauchbar

Wolfgang