Deckelbild Leichter Kreuzer HMS Jamaica

Modell: HMS Jamaica 1942
Hersteller: L'Arsenal
Maßstab: 1/700
Material: Resin, gedrehte Messingteile, Fotoätzteile
Art.Nr.: 700 17
Preis: 79,95 €

Nach dem britischen Leichten Kreuzer HMS Sheffield ist von L'Arsenal jetzt auch ein Bausatz des Leichten Kreuzers HMS Jamaica erschienen. Jetzt können die beiden Kreuzer, die zahlreiche gemeinsame Einsätze insbesondere im Nordmeer fuhren und dabei u.a. an den Schweren Kreuzer Admiral Hipper schwer beschädigten und das Schlachtschiff Scharnhorst versenkten, gebaut werden.

Das Original

Der britische Leichte Kreuzer HMS Jamaica war eines von acht Schiffen der Fiji-Klasse, eine der Unterklassen der Colony-Klasse. Der Londoner Flottenvertrag von 1936 begrenzte die Größe von Kreuzern auf eine Standardverdrängung von 8000 ts. Deshalb war ein Neuentwurf notwendig. Man entschied sich für eine verkleinerte Version der Town-Klassen, deren Bewaffnung aber beibehalten wurde.

Um die Verdrängung zu reduzieren, wurde der Rumpf gekürzt, was u.a. durch ein Spiegelheck statt des Kreuzerhecks und einen verkürzten Maschinenraums erreicht wurde. Das Spiegelheck sowie die Schornsteine und Masten ohne Fall sind neben dem Brückenaufbau, der etwas schmaler als das Backdeck war, die charakteristischen Merkmale der Fiji-Klasse im Vergleich zu den Town-Klassen. Bei der Panzerung ging man wieder auf eine konventionelle Panzerung mit einem Seitenpanzer und Panzerdeck über, um Gewicht im Vergleich zur Town-Klasse mit ihren gepanzerten Boxen um die Munitionskammern zu sparen. Das Ergebnis war, wenig überraschend, ein sehr beengter Entwurf.

Trotzdem wurden im Rahmen der Wiederaufrüstung vor dem Zweiten Weltkrieg und während des Zweiten Weltkriegs insgesamt 19 Leichte Kreuzer auf der Basis dieses Entwurfs begonnen, von denen bis 1961 17 fertig gestellt wurden. Auf die 1938-42 gebauten acht Kreuzer der Fiji-Klasse, Fiji, Nigeria, Mauritius, Kenya, Trinidad, Jamaica, Gambia und Bermuda, folgte die Ceylon-Klasse. Diese drei von 1939-43 gebauten Schiffe, Ceylon, Uganda und Newfoundland, wurden ohne Turm X fertig gestellt, so dass die leichte Flak verbessert werden konnte. Bei der folgenden 1941-45 gebauten Kreuzern Ontario (ex Minotaur), Swiftsure und Superb, wurde auch der Hangar weggelassen, so dass die leichte Flak einen besseren Feuerbereich erhalten konnte, und eine fünfte 10,2 cm-Zwillingsflak wurde hinzugefügt. Von den restlichen fünf Schiffen wurden nur noch drei 1959-61 nach einem stark verbesserten Entwurf mit vollautomatischen Geschützen fertig gestellt: Tiger, Lion und Blake. Von den Kreuzern der Colony-Klassen diente Gambia 1943-46 bei der neuseeländischen Marine. Uganda diente von 1944-56 (ab 1952 als Quebec) und Ontario (ex Minotaur) von 1944-58 bei der kanadischen Marine. Die Nigeria wurde 1957 von der indischen Marine als INS Mysore in Dienst gestellt und erst 1985 abgewrackt. Zwei weitere Schiffe wurden an Peru verkauft, wo sie als BAP Coronel Bolognesi (ex Ceylon) von 1959-82 und als BAP Almirante Grau (ex Newfoundland, später BAP Capitán Quiñones) 1959-80 dienten.

Die Jamaica war 169,3 m lang, 18,9 m breit und verdrängte 11.194 t. Der Antrieb bestand aus vier Kesseln und vier Dampfturbinen, die zusammen 80.000 PS leisteten, womit 32,25 kn erreicht wurde. Die Besatzung umfasste 900 Mann.

Bewaffnung Dezember 1942
12 x 15,2 cm L/50 Mk XXIII (vier Mk XXII-Drillingstürme)
8 x 10,2 cm L/45 Mk XVI (vier Mk XIX-Zwillingslafetten)
8 x 4 cm L/39 Mk VIII Pom-Pom (zwei Mk VII-Vierlingslafetten)
10 x 2 cm L/70 Mk II Oerlikon (Einzellafetten)
6 x 53,3 cm Torpedorohre (zwei TR VII-Drillingsrohre)
2 Supermarine Walrus-Bordflugzeuge
Wasserbomben

Die HMS Jamaica wurde von 1939-42 von Vickers-Armstrongs in Barrow-in-Furness gebaut. Sie diente danach bei der Home Fleet und wurde 1942-44 als Fernsicherung für zahlreiche Konvois nach Russland eingesetzt. Dazwischen wurde sie im November 1942 zur Unterstützung der alliierten Landung bei Oran, ein Teil von Operation Torch, eingesetzt. Am 9. November schlug sie zusammen mit dem Leichten Kreuzer Aurora einen Angriff des französischen Großzerstörers Épervier und des Zerstörers Typhon zurück, wobei die Épervier so schwer getroffen wurde, dass sie brennend auf Strand gesetzt werden musste. Wieder in arktischen Gewässer war Jamaica zusammen mit dem Leichten Kreuzer Sheffield am 31. Dezember an der Schlacht in der Barentsee beteiligt. Beide Schiffe beschädigten den Schweren Kreuzer Admiral Hipper schwer und konnten so den Angriff auf den Konvoi JW51B beenden. Ende 1943 war die Jamaica daran beteiligt, einen weiteren deutschen Angriff auf einen Konvoi zu verhindern: in der Schlacht vor dem Nordkap am 26. Dezember versenkte sie gemeinsam mit dem Schlachtschiff Duke of York, dem Schweren Kreuzer Norfolk, den Leichten Kreuzern Sheffield und Belfast sowie neun Zerstörern das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst. 1944 sicherte Jamaica weitere Geleitzüge, geleitete aber auch britische Träger bei den Angriffen auf das deutsche Schlachtschiff Tirpitz am 3. April (Operation Tungsten) und 17. Juli (Opertion Mascot).

Von Oktober 1944 bis April 1945 wurde Jamaica in Portsmouth für den Einsatz bei der britischen Pazifikflotte überholt. Der Turm X wurde ausgebaut und ihre leichte Flak auf 28 4 cm (fünf Pom-Pom-Vierlinge, vier Pom-Pom-Einzellafetten und vier Bofors-Einzellafetten) und zehn 2 cm (zwei Zwillinge, sechs Einzellafetten) verstärkt. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg nicht mehr eingesetzt und erreichte den Pazifik erst im November 1945. 1950 kam sie im Koreakrieg gegen Landziele und nordkoreanische Küstenkonvois zum Einsatz. Am 2. Juli versenkte sie zusammen mit dem Leichten Kreuzer USS Juneau und der Sloop HMS Black Swan drei Schnellboote und zwei Kanonenboote. Am 8. Juli wurde sie von nordkoreanischer Küstenartillerie getroffen, wodurch sechs Mann getötet und fünf verwundet wurden. Am 17. September wurde sie von einem nordkoreanischen Flugzeug getroffen, wodurch ein Mann getötet wurde. 1951-54 war sie bei der Reserveflotte. Danach spielte sie im Mittelmeer den Schweren Kreuzer Exeter im Film Panzerschiff Graf Spee (The Battle of the River Plate). 1956 war sie am Suezkrieg (Operation Musketeer) beteiligt. Sie wurde 1958 außer Dienst gestellt und von 1960-63 abgewrackt.

Die Jamaica erhielt fünf Battle Honours: Arctic 1942-44, North Africa 1942, Barents Sea 1942, North Cape 1943 und Korea 1950.

Der Bausatz

Die Colony-Klassen gab es mal von Skytrex als Weißmetallmodelle, später kamen verschiedene Varianten von HP Models heraus. Der neue Bausatz von L'Arsenal ist der erste Bausatz des, meiner Meinung nach, berühmtesten Kreuzer dieser Klassen, der HMS Jamaica. Der Bausatz kommt in einer erstaunlich kleinen Verpackung, die aber dann randvoll mit Teilen bepackt ist. Direkt aus dem Kasten kann die Jamaica im Zustand der Schlacht in der Barentsee im Dezember 1942 als Wasserlinienmodell gebaut werden.

Der Rumpf ist bis auf die Höhe des Backdecks komplett gegossen und detailliert. Die Abmessungen und die Form sind sehr gut getroffen. Auch die Detaillierung und der Guss sind gut. Nur an der Wasserlinie und im unteren Bereich des Seitenpanzers ist etwas Nacharbeit erforderlich. Die Bullaugen entsprechen der Jamaica im Zustand bei Fertigstellung. Nach dem Krieg erhielt sie mehr Bullaugen. Die Barbette für den 15,2 cm-Turm Y ist als Extrateil ausgeführt, so dass es möglich ist, aus dem Bausatz spätere Varianten mit nur noch drei Türmen zu entwickeln (oder selbst umzubauen).

Der Brückenaufbau ist bis aus das Peildeck als ein Teil gegossen und sehr gut detailliert. Wie auch bei dem Bausatz der Sheffield sind auch hier die Hangars so gemacht, dass sie offen dargestellt werden können. Das Peildeck liegt als extra Teil bei und zeichnet sich durch eine tolle Darstellung der Rippen des Windabweisers aus (für das zweite Teil des Windabweisers siehe unten). Auch die restlichen Teile der Aufbautens sind gut detailliert. Die Schornsteine sind etwas aufgebohrt. Auf dem Gussast mit dem Lüfter (der zwischen die Hangars gehört) sieht man auf die Barbette für Turm Y (siehe oben).

Die Bewaffnung ist gut detailliert. Die Schutzschilde für die 10,2 cm-Zwillinge sind hinten offen und zeigen viele Details. Sehr detailliert sind auch die 4 cm-Pom-Pom. Für die 2 cm-Oerlikon liegen Resinteile für die Lafette und das Rohr bei. An diese wird ein fotogeätztes Schutzschild montiert, was einen deutlich dreidimensionaleren Eindruck vermittelt, als wenn die Oerlikon komplett fotoätzt wären.

Die diversen Kleinteile sind auch schön detailliert und gegossen, z.B. die Innenseite der HACS-Feuerleitgeräte (siehe Foto rechts oben). Der Typ 273-Radar liegt zwei Mal bei (Foto oben links und mitte), da das (nicht benötigte) Exemplar an dem gleichen Gussast wie das DCT-Feuerleitgerät sitzt und dieser Gussast aus dem Sheffield-Bausatz bekannt ist. Ich bin gespannt, ob es möglich ist, das Teil für den Windabweiser für die Brücke (Foto unten mitte) von dem Gussast ohne Bruch abzutrennen und an das Brückendeck zu kleben.

Dem Bausatz liegt ein umfassender Satz von Beibooten und Rettungsbooten bei. Diese Teile sind sehr schön detailliert und es wurde offensichtlich Wert darauf gelegt, für das Original passende Boote beizulegen (was man nicht bei jedem Bausatzhersteller sieht).

Dem Bausatz liegen zwei Supermarine Walrus-Bordflugzeuge bei. Aus Resin ist der Rumpf, der Motor und die Schwimmer. Alle restlichen Teile liegen als Fotoätzteile bei (siehe unten).

Die Fotoätzteile

Der Bausätz enthält zwei umfangreiche Platinen mit Fotoätzteilen. Diese umfassen u.a. den Flugzeugkran, das Katapult, Hangartore, Bootslager, Fallreeps, Niedergänge, bereits abgelängte Reling, Radarantennen, Schutzschilde für die 2 cm-Flak und Teile für die Walrus-Flugzeuge (alternativ auch mit gefalteten Flügeln). Die Teile sind in der Bauanleitung nummeriert, so dass sie leicht zugeordnet werden können.

Hier dürften keine zusätzlichen Teile zugekauft werden müssen.

Gedrehte Messingteile

Von Master stamen die gedrehten Messingteile für die Rohre der 15,2 cm- und 10,2 cm-Geschütze sowie für die Masten, Spieren und Rahe.

Es ist sehr positiv, dass diese Teile speziell für den Bausatz hergestellt wurden. Geschützrohre und Masten sind die Teile, die viele Modellbauer bei Plastik- und Resinbausätzen sowieso gegen Metallteile austauschen würden.

Die Anleitung

Die Anleitung umfasst kurze Angaben über das Original auf Englisch und Französisch sowie eine Übersicht über die enthaltenen Teile. Anhand dieser konnte ich feststellen, dass bei meinem Bausatz ein Teil fehlte, wofür sofort von L'Arsenal Ersatz geschickt wurde. Ein sehr lobenswerter Kundenservice! Die eigentliche Bauanleitung besteht aus 29 Bauabschnitten. Auf diesen dreidimensionalen Zeichnungen sind die neuen Teile farbig markiert. Diese Form der Anleitung für ein Resinbausatz vorbildhaft, aber wohl wegen der Komplexität des Bausatzes auch notwendig. Den Abschluss bildet das Tarnschema der Jamaica bei Indienststellung. Das Tarnschema scheint mir mehr zu dem Schema von 1943-44 zu passen. L'Arsenal gibt nur drei Farben an: 507A, B5 und 507C. Laut Camouflage Volume Two: Royal 1942 von Raven waren die Farben MS1, B5, B6 und 507C. Auf den Fotos bei Fertigstellung wirkt die helle Farbe (B6?) am Bug (und eventuell vorne auf der Brücke) dunkler als die mittschiffs (507C), was für das vierfarbige Schema spricht. Das Schema von 1943-44 hat dann auch am Bug und der Brücke vorne 507C. Allerdings ist das dunkle Feld mittschiffs dann auch bis zur Wasserlinie gezogen und eventuell gibt es noch andere kleinere Unterschiede. Ob MS1 oder 507A (schwarz oder dunkelgrau) als dunkelste Farbe verwendet wurde, ist schwer zu bestimmen. Bei den frühen Fotos wirkt die Farbe heller als bei den späteren.

Die Jamaica erhielt im Laufe des Jahres 1943 einen Typ 272-Radar an der Mars des Fockmasts und der massive Typ 273-Radar ("Laterne") vor der Brücke wurde ausgebaut. Auch die Flugzeuganlage wurde wahrscheinlich 1943 still gelegt. Nach dem Umbau Ende 1944/Anfang 1945 fehlte der Turm Y und die leicht Flak war auf 28 4 cm (fünf Pom-Pom-Vierlinge, vier Pom-Pom-Einzellafetten und vier Bofors-Einzellafetten) und zehn 2 cm (zwei Zwillinge, sechs Einzellafetten) verstärkt. Dazu kamen neue Radaranlagen und ein kleiner Mast vor dem achteren Schornstein mit einem YE-Jägerleitradar. In den 1950ern gab es weitere Änderungen bei der Flak und den Radaranlagen. Dazu wurde die Brücke umgebaut. Der Zustand von 1943 dürfte sich relativ leicht zu realisieren lassen, die Bauzustände ab 1945 würden größere Umbauten erfordern. Bei L'Arsenal gibt es aber Überlegungen auch Varianten der Colony-Klasse aus der Zeit des Kalten Kriegs herauszubringen.

Es dürfte relativ einfach sein, den Bausatz in eines der anderen Schiffe der Fiji-Klasse im Zustand zwischen 1940-43 umzubauen. Am einfachsten dürfte dies bei Mauritius sein, die zeitweise sehr ähnlich aussah.

Quellen

Fazit

Der neue Bausatz von L'Arsenal des Leichten Kreuzers HMS Jamaica ist sehr vorbildgetreu, toll detailliert und durch die beigelegten Fotoätzteile und gedrehten Messingteile sehr vollständig. Es ist unwahrscheinlich, dass man weiteres Zubehör für den Bau des Modells brauchen wird. Der Bausatz ist durch die Komplexität sicher nicht anfängertauglich. Allerdings dürfte es durch diese Form der Aufteilung der Teile möglich sein, weitere Varianten der Colony-Klassen herauszubringen. Insgesamt ist der Bausatz

altsehr empfehlenswert

Lars