Das Original

"Der Boeing-Vertol 107 ist ein mittelschwerer Transporthubschrauber mit zwei Hauptrotoren in Tandemkonfiguration, der bis 2004 bei der US Navy und bis 2015 dem US Marine Corps unter der Bezeichnung CH-46 Sea Knight im Dienst stand. Einziger europäischer Nutzer war bis 2011 Schweden. In Kanada fliegen seit 2005 bei Columbia Helicopters noch einige zivil zugelassene Exemplare, die zuvor bis 2004 von den kanadischen Streitkräften betrieben wurden.

Der Vertol 107 wurde für die Ausschreibung der US Army für einen Transporthubschrauber entwickelt und absolvierte seinen Erstflug unter der Bezeichnung YHC-1A am 22. April 1958. Insgesamt kann er 25 Passagiere transportieren. Der Rumpf war so ausgelegt, dass über die Heckrampe sperrige Frachtstücke oder leichte Geländefahrzeuge eingeladen werden können. Als Marinehubschrauber verfügt er über die Fähigkeit, bei minimalem Wellengang wassern zu können, ohne dass hierfür zusätzliche Schwimmer angebracht werden müssen. Der Rumpf ist entsprechend abgedichtet. Zur Verringerung der Arbeitsbelastung der Besatzung sind eine automatische Trimmung und Blindfluginstrumente eingebaut.

Die US Army interessierte sich nur für das größere Nachfolgermodell, den CH-47 Chinook. Die US-Marine hingegen fand Interesse am CH/UH-46, woraufhin der verbesserte CH/UH-46 D mit neuen Turbinen entwickelt wurde. Durch nochmalige Verbesserungen der Triebwerke und der Avionik entstand der CH/UH-46 F, zurzeit läuft das E-Programm, das vorsieht, alle A-Modelle auf den E-Standard zu bringen. Die Navy musterte den Hubschrauber am 4. September 2004 endgültig aus, das USMC plant eine vollständige Ablösung durch das Kipprotorflugzeug Bell-Boeing V-22 im Jahre 2014. Bis zur letzten Fertigung im Februar 1971 wurden 524 Sea Knights gebaut.

Außerhalb der USA wurde der CH-46 bei der kanadischen Marine und Küstenwache unter der Bezeichnung CH-113 Labrador und CH-113A Voyageur eingesetzt und bei der schwedischen Marine unter dem Namen HKP-4, beide Modelle verwendeten Rolls-Royce-Turbinen. Weitere Nutzer sind oder waren Japan (militärisch), Saudi-Arabien und Thailand sowie diverse Airlines wie New York Airways und PanAm.

Kawasaki produzierte den CH-46 unter Lizenz und vertrieb ihn unter der Bezeichnung KV-107/II an zivile Betreiber, wo er unter anderem als Rettungs- und Feuerbekämpfungshubschrauber eingesetzt wurde oder wird."

Wikipedia

Das Modell

Noch so ein Bausatz, der schon lange in meinem Regal schlummerte - und nun "wachgeküsst" wurde! Von FE Resin aus Tschechien erschien die Sea Knight im Bonsai-Maßstab bereits vor Jahren, wurde bislang nicht wieder aufgelegt und ist heute eine sehr gesuchte Rarität.

Die wenigen Teile waren schnell versäubert und verklebt, wobei ich bei den beiden Rumpfhälften innen Klebestreifen/Befestigungshilfen aus Plasticplatten einsetzte - denn die Teile werden allesamt stumpf und ohne Positionierungshilfen verleimt! Dem Cockpit spendierte ich noch ein paar Extras, den Blattverstellhebel und den Steuerknüppel aus Messingdraht, ein etwas erweitertes Instrumentenpanel und Sitzgurte aus Tamiya-Klebeband.

Die Verglasung war aus rechts störrischem und relativ dickem Material, ich habe sie mit 2K-Kleber von Uhu befestigt. Vorteil: Es trocknet glasklar auf, wird superhart und somit kann man noch ein paar Lücken füllen und Spalte überbrücken, sollte man nicht so akkurat gearbeitet haben... so wie ich...

Die Lüfteröffnungen am hinteren Triebwerk mussten für meine Version verkleinert und damit verspachtelt und verschliffen werden, wie im Bild gut zu erkennen ist. Die Abgasöffnung habe ich aufgebohrt, hier wird zum Schluss ein passend zurecht geschliffenes Stückchen Aderendhülse eingesetzt.

Beim Verschleifen der Rumpfnähte gehen die Gravuren für die Laderampe nahezu gänzlich verloren und müssen neu nachgezogen werden.

Bei der Lackierungsvariante hatte ich mich schnell auf die farbenfrohe Version der Helicopter Squadron 11 (HC-11 Gunbearers) an Bord der USS Camden AOE-2 entschieden, die es ja auch von Academy im 48er Maßstab gibt. Hier war allerdings einiges an Abklebearbeit notwendig.

Sieht hier schon ganz passabel aus, inklusive der Abgasschutzlackierung und der etwas dunkler abgesetzten Walkways. Die Scheiben der runden Fenster wurden mit 2K-Kleber erstellt.

Nachdem der Anstrich komplett ist, sichere ich ihn mit Tamiya-Klarlack. Nach dessen Aushärten bringe ich ein Pinwashing mit Schminke-Ölfarbe auf, die mit Waschbenzin extrem verdünnt wird. Überschüssige Farbe neben den Blechstössen lässt sich wunderbar mit einem Papiertaschentuch wegwischen. Als Abschlussschicht, über die zusätzlich mit Glanzlack gesicherten Abziehbilder, wird Revell-Mattlack aufgebracht.

Die Montage der Rotorblätter erwies sich als ziemlich tricky! Hier ist einfach nicht genügend Substanz vorhanden, um die winzigen Dinger stumpf an den Rotorkopf zu kleben, von der Stabilität mal ganz zu schweigen! So habe ich auf der Unterseite der Rotorblätter mit einem Skalpell eine Nut eingeritzt, in die ich in Stückchen 0,3 mm starken Messingdraht versenkt verklebt habe (linkes Blatt). In den Rotorkopf bohrte ich mit gleichem Durchmesser feine Löchlein, in die diese Verzapfung sicher eingepasst wurde.

So, da isses nun, das kleine Kerlchen, welches so lange im dunklen Regal stand! macht eine recht gute Figur, wie ich finde. Die Abziehbilder wurden fast alle selbst gedruckt, Ausnahme waren die farbigen Stars'n Bars und die Navy-Schriftzüge auf der Rumpfunterseite. Die kommen allesamt aus der Grabbelkiste. Die gelben Blitze unter dem VR-Code sind mit dem Pinsel gemalt. Die kleinen Sternchen jedoch wollte ich nicht unbedingt aufmalen, zu sehr hätten die Konturen bei einem Pinselauftrag gelitten. Sie kommen von zwei (!) Abziehbilderbögen von MicroScale für 1/72er US-Fahrzeuge - ich habe lange nach etwas Passendem gesucht und bin bei Ebay USA fündig geworden! Die Winde ist aus Grabbelkistenteilen ebenso selbstgebaut wie die Ansaugtrichter des hinteren Triebwerks.

Im kleinen Diorama mit feinem Holzsockel sieht das Ganze nochmals realistischer und präsentabler aus: Figuren von Preiser bzw. Dragon, das Deck ist aus dem Web und selbstgedruckt.

Und schließlich mein obligatorisches "Beweisfoto", dass es sich bei diesem Modell tatsächlich um den 144er Maßstab handelt:

Ein echter Hingucker in meiner Vitrine, den ich nicht missen möchte!

Go 1/144 – beat 1/72!

Matthias Pohl
PMC Fritzlar-Homberg e.V.