Mitten in Göteborgs liegt sie: die HMS Småland, das größte Museumsschiff Skandinaviens und der größte Zerstörer der schwedischen Flotte.

Sie ist eines der 13 Schiffe vom Göteborgs Maritima Centrum, das auch Maritiman genannt wird (www.maritiman.se).

Die HMS Småland und ihre Schwester die HMS Halland wurden 1948 bestellt, und wenn der schwedischen Flotte zu dieser Zeit auch keine Flugkörper zu Verfügung standen, wurden sie für diese neuen Waffen geplant. Sie waren die ersten Zerstörer der Welt, die dafür entworfen worden waren, mit Flugkörpern bestückt zu werden.

Die HMS Småland wurde im Eriksbergsvarvet in Göteborg gebaut und lief am 23. Oktober 1952 vom Stapel. Zwei weitere Schwestern, HMS Lappland und HMS Värmland, wurden 1956 bestellt, wurden aber von der im September dieses Jahres neu gewählten sozialdemokratischen Regierung abbestellt. Dies verursachte hohe Kosten u.a. wegen der schon bestellten Maschinen und Artillerie, die trotzdem bezahlt werden mussten. Zwei ,,Halbschwestern’’, die 20 de Julio und die 7 de Agosto, wurden 1954 von Kolumbien bestellt und 1958 geliefert.

Nicht nur war die Ausstattung mit Flugkörpern neu; fast alle Waffen, die die HMS Småland trug, waren neu entwickelt. Die Hauptartillerie bestand aus vier vollautomatischen 12 cm Geschützen in zwei Zwillingstürmen. Sie sind von Bofors entwickelt worden, und mit ihrer Feuergeschwindigkeit von 40 Schuss pro Minute waren sie revolutionär.

Zu jedem Geschütz gab es zwei Munitionsaufzüge: Der eine war immer mit Halbpanzergranaten für Schiffsziele beladen, der andere mit Sprenggranaten für Luftziele. Dadurch konnte man ohne Abbruch zwischen Schiffszielen und Luftzielen wechseln. Dank der neuen radargesteuerten Feuerleitung konnte man schon bei der ersten Salve das Ziel decken. Neue Geschwadertaktiken wurden entwickelt, die auf den neuen Möglichkeiten der Hauptartillerie basierten.

Die mittelschwere Bordflak bestand aus zwei 57 mm Geschützen in einem Zwillingsturm. Das Geschütz ist aus dem, aus dem Zweiten Weltkrieg berühmten, 40 mm Bofors Geschütz entwickelt worden, und hatte eine Feuergeschwindigkeit von 120 Schuss pro Minute.

Die leichte Bordflak bestand aus sechs 40 mm Geschützen in Einzeltürmen. Auch sie sind aus dem berühmten Geschütz aus dem zweiten Weltkrieg entwickelt worden, und ihre Geschossgeschwindigkeit war 240 Schuss pro Minute. Das Geschütz war nicht wie die anderen Geschütze des Schiffes flüssigkeitsgekühlt. Wenn die Geschützrohe überhitzt waren, wurden sie mit einem schnellen Handgriff durch Ersatzrohre ersetzt.

Die erste Hauptwaffe der HMS Småland waren die schon erwähnten Flugkörper. Erst wurde ein französischer Flugkörper, der ,,CT 20’’ benutzt. Aus dem wurde später der schwedische Flugkörper ,,Robot 08’’ entwickelt.

Die Versenkung 1967 des israelischen Zerstörers Eilath durch einen sowjetischen Flugkörper, abgefeuert von einem ägyptischen Schnellboot, war für die meisten Westmächte der Startschuss für die Entwicklung der Flugkörper für Schiffsziele. Zu dieser Zeit war der ,,Robot 08’’ schon in Produktion.

Die zweite Hauptwaffe der HMS Smålands waren Torpedos. Mit ihrer Hilfe sollte die immer befürchtete sowjetische Invasionsflotte versenkt werden. Die Torpedos waren ferngesteuert, und es wurden immer feinere Methoden entwickelt, um sie zu steuern.

Zur U-Bootjagd gab es auf dem Backdeck zwei Vierfachstarter für Anti-U-Bootraketen. Ende der Siebziger Jahre und Anfang der Achtziger Jahre waren die HMS Halland und die HMS Småland die einzigen Schiffe der schwedischen Flotte, die gut für die dauerhafte U-Bootjagd geeignet waren. Als Mitte und Ende der Achtziger Jahre immer wieder fremde, vermutlich sowjetische, U-Boote in die schwedischen Gewässer eindrangen, hatte die schwedische Flotte also keine gut geeigneten Schiffe, um sie zu jagen. War es ein Zufall, dass, genau am selben Tag, als die HMS Halland außer Dienst gestellt wurde, ein fremdes Sehrohr nicht weit vom Muskö, Hauptstützpunkt der schwedischen Flotte, beobachtet wurde?

Seeminen waren für Schweden immer eine wichtige Waffe und die HMS Småland konnte 58 Stück mitführen. Viele zivile schwedische Schiffe sind auch auf das Auslegen von Minen vorbereitet. Besonders die großen Fähren, die nach Finnland, Dänemark und Deutschland fahren, sind dabei wichtig. Wer die Fähre von Sassnitz nach Trelleborg nimmt, kann die Festpunkte für die Minen auf dem Autodeck sehen. Die Verminung von Öresund wurde zusammen mit dem Nato-Land Dänemark genau geplant. Nur offiziell war Schweden neutral. Unter der Decke war die Zusammenarbeit mit der Nato eng und umfangreich, was man auch an den Radargeräten an Bord der HMS Småland sehen kann.

Die Antriebsanlage des Schiffes, das cirka 60 000 PS lieferte, bestand aus zwei Dampfkessel Typ Penhoet, die zwei Turbinen Typ De Laval mit Dampf versorgte, was zu einer Höchstgeschwindigkeit von 35 Knoten reichte. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es war, in diesen Räumen zu arbeiten, als das Schiff mit hoher Geschwindigkeit bei starkem Seegang rollte und stampfte.

Im Unterschied zu vielen anderen Museumsschiffen, die ich besucht habe, darf man an Bord der HMS Småland fast alle wichtigen Räume des Schiffes besuchen, oder wenigstens sehen. Die Brücke, die Operationszentrale, die Munitionskammer, die Mannschaftsräume und die Flugkörperkammer sind alle offen und dazu gibt es ausführliche Informationsschilder auf Schwedisch, Englisch und Deutsch. Wer sich für Schiffe interessiert, kann ohne Problem einen ganzen Tag an Bord der HMS Småland und anderer Schiffe des Göteborgs Maritima Centrums verbringen.

Göteborg, die zweitgrößte Stadt Schwedens und die größte Hafenstadt Skandinaviens, ist ein Besuch wert. Für Schiffsmodellbauer ist das Schiffartsmuseum sehr sehenswert. Dort gibt es u.a. Originalmodelle von F.C. af Chapman, dem berühmten schwedischen Schiffsbaumeister des 18. Jahrhunderts.

Alle zwei Jahre arrangiert IPMS-Göteborg die ,,Art in Miniature’’, einen Modellbauwettbewerb, den ich sehr empfehlen kann. Die Qualität der teilnehmenden Modelle ist immer Spitze. Die nächste AiM findet im September 2015 statt.

Demjenigen, der sich für Geschichte interessiert, kann ich einen Besuch der Nya Älvsborgs Fästning auf einer Insel in der Mündung Göta Älvs empfehlen. Rund um Göteborg liegen auch eine Reihe Festungen aus verschiedenen Epochen z.B Älvsborgs Fästning, Varbergs Fästning, Bohus Fästning und Carlstens Fästning. Selbstverständlich sind die Aussichten von diesen Festungen aus großartig.

In Tanum, ungefähr 80 Km nördlich von Göteborg kann man 3000 Jahre alte Felsenbilder sehen, die von der UN als Welterbe klassifiziert wurden.

Kunstinteressierten kann ich Göteborgs Konstmuseum empfehlen. Die Sammlung skandinavischer Kunst aus der Zeit der Jahrhundertwende ist besonders sehenswert.

Quellen

  • Jagare. Med svenska flottans jagare under 80 år. Curt Borgenstam, Per Insulander, Gösta Kaudern. CB Marinlitteratur 1989, 2002.
  • Informationsschilder an Bord der HMS Småland.

Ulf Lundberg