Deckel

Modell: HMS Prince of Wales Detail Up Set
Hersteller: Pontos Model
Maßstab: 1/350
Inhalt: Holzdeck, zweiteilig, 212 Messing Teile, 6 Fotoätzbögen, 135 Resinteile
1 geschwärzte Kette, 1 Markierungsbogen (Abreibebilder), 1 Bauanleitung
Art.Nr.: 35015F1
Preis: 115 € (shop.modellmarine.de)

Der koreanische Hersteller Pontos Model befasst sich seit 2011 mit der Entwicklung und Herstellung von ganzheitlichen Zubehörsets für Schiffsmodelle, vorwiegend im Maßstab 1:350. Mr. Park und Mr. Kim entwerfen die Einzelteile, egal ob Messingdrehteile, Fotoätz- oder Resinteile, selbst und legen dabei sehr viel Wert auch auf kleinste Details. Derzeit hat Pontos Model Sets für Zvezdas HMS Dreadnought und Sewastopol, Academys HMS Warspite, Trumpeters USS Essex, Yorktown und Ticonderoga, Tamiyas Yamato, USS Iowa, Wisconsin, Missouri, New Jersey, HMS King George V, HMS Prince of Wales und HMS Duke of York. Seit kurzem ist das Bismarck Set für Trumpeters 1:200 Bismarck  und für die neuen 1:350er Bausatz der USS Indianapolis von Academy erhältlich. Vor geraumer Zeit war auch ein Set für Trumpeters Queen Elizabeth im Gespräch, ob und wann dieses noch kommt, ist leider nicht bekannt. Neben den komplett Sets bietet der Hersteller diverse Holzdecks im Maßstab 1:350 und Messingrohre, überwiegend für Maschinengewehre im Maßstab 1:35. Ich hatte im letzten Jahr das Vergnügen Mr. Park und Mr. Kim bei der Scale Model World in Telford zu sprechen und an ihrem Stand die Produkte in Augenschein zu nehmen. Ebenfalls ließ Herr Park einen Blick auf die Neuentwicklungen auf seinem Laptop zu. Beide waren auch sehr angetan von der, mittels Pontos Set aufgewerteten HMS Warspite, die mein Freund Frank Spahr gebaut und in Telford ausgestellt hat.

Das Original

Die in den 1930 Jahren konzipierten Einheiten der King George V-Klasse wurden streng nach den Vorgaben des Londoner Flottenabkommens entwickelt. Dieses ließ als Tonnage Obergrenze 35.000 ts bei einer Bewaffnung mit maximal 14“ (35,6 cm) Geschützen zu. Trotz der Größenbeschränkung gelang den Konstrukteuren ein guter Entwurf, bei dem neue Verfahren, wie das Schweißen des Rumpfes eingesetzt wurden. Die mit zehn 14“ Geschützen in drei Türmen sowie 16x 5,25“ (13,3 cm) in acht Türmen bewaffneten Schiffe wiesen eine Gürtelpanzerung von 381 mm und eine Deckpanzerung von teilweise bis zu 152 mm auf. Die Türme der schweren Artillerie waren an der Stirnseite mit 406 mm starken Platten gepanzert. Mit einer Antriebsanlage von vier Parsons Turbinen erreichten die 228 m langen und 31 m breiten Einheiten ca. 28 kn Geschwindigkeit.

HMS Prince of Wales (PoW) wurde als zweites Schiff der King George V-Klasse am 19. Januar 1941 in Dienst gestellt und musste bereits am 24. Mai 1941 in der Dänemark Straße ein schweres Gefecht durchstehen, bei dem HMS Hood durch Bismarck versenkt wurde. Das, teilwiese noch mit zivilen Technikern bemannte Schiff, drehte nach mehreren Treffern durch Bismarck und Prinz Eugen ab. Nach dieser Aktion wurde PoW in der Marine als Judas angesehen, da sie, in den Augen der Seeleute, die Hood im Stich gelassen hat. Die Admiralität sah das jedoch nicht so und der Kommandant, Captain John Leach wurde für die Aktion, bei der es trotz allem gelang der Bismarck Treffer beizubringen, unter anderem im Vorschiff, was zu Verlust von Bunkeröl und damit zum Abbruch des Unternehmens führte, der Distinguished Service Order verliehen. Nach Reparatur der Gefechtsschäden und Herstellung der vollen Einsatzbereitschaft, wählt der britische Premier Winston Churchill, die HMS Prince of Wales für seine Reise zu einem Treffen mit den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt nach Neufundland, zur Unterzeichnung der Atlantik Charta.

Nach der Rückkehr erfolgte ein Einsatz im Mittelmeer im Rahmen der Operation Halberd. Danach wurde das Schiff zur Bildung eines Pazifik-Verbandes ausgewählt, um der drohenden Konfrontation mit Japan zu begegnen. Gemeinsam mit der HMS Repulse und diversen Zerstörern bildete Prince of Wales das Kernstück der Force Z und war gleichzeitig das Flaggschiff des Verbandes. Der Verband wurde von Admiral Sir Thomas Phillips an Bord HMS Prince of Wales geführt. Beide schweren Einheiten verlegten unabhängig voneinander nach Singapur und trafen dort am 02. Dezember 1941 ein. Nach dem Überfall Japans auf die Marinebasis von Pearl Harbour startete Japan seinen weiträumigen Angriffskrieg im Pazifik und bedrohte dabei die Überseegebiete Großbritanniens.

Beide Länder befanden sich damit im Kriegszustand. Bereits am 08. Dezember lief die Force Z aus, um japanische Flotteneinheiten und Konvois anzugreifen, die im Begriff waren Malaya anzusteuern. Die Kampfgruppe wurde bereits früh von japanischen U-Booten gesichtet und gemeldet. Die in dem Gebiet zusammengezogen Bomber- und Torpedogeschwader waren alarmiert und nach einer umfangreichen Suche nach den britischen Schiffen wurden diese am 10. Dezember 1941 entdeckt. Die folgenden Luftangriffe begannen ab dem Vormittag. Dabei wurde Repulse bei der ersten Angriffswelle nur leicht beschädigt. Dem Kapitän, Bill Tennant, gelang es durch entsprechende Manöver zuerst allen Torpedos auszuweichen. Lediglich zwei Bomben richteten unerheblichen Schaden an. Eine koordinierte und kombinierte zweite Angriffswelle von 17 Torpedobombern besiegelte letztendlich das Schicksal der HMS Repulse und 508 ihrer Besatzungsmitglieder.

Prince of Wales wurde bereits bei der ersten Angriffswelle getroffen und hatte schwere Schäden davon getragen, war aber noch schwimmfähig. Ein Torpedotreffer hat die Backbordwelle des äußeren Propellers getroffen. Die Wellenhose wurde zerstört und die mit hoher Drehzahl laufende Welle wurde bei dem Treffer aus der Wellenhose gerissen und hat, weiter drehend, schwerste Schäden im Schiff verursacht. Neben dem Wellentunnel liefen der Maschinenraum B, der Kesselraum Y, der Hilfsmaschinenraum Y sowie einer der Diesel Dynamo Räume schnell voll Wasser. Zusätzlich waren durch die Schockwirkung, verursacht durch die bei hoher Drehzahl aus der Verankerung gerissenen Welle, etliche Versorgungsleitungen gerissen. Durch den einen Treffer viel ein großer Teil der Stromversorgung des Schiffes aus. Unter anderem war das Achterschiff ohne Strom und alle dort stehenden Pumpen konnten nicht arbeiten und somit lief das Schiff langsam weiter voll Wasser. Bedingt durch die eingetretene Schlagseite von 11,5° konnten die acht elektrisch betriebenen 5,25“ Türme nicht mehr gedreht werden. Ebenfalls viel die elektrisch betriebene Rudermaschine aus. Somit war das Schiff nach der ersten Angriffswelle quasi manövrierunfähig. Eine letzte Angriffswelle von Höhenbombern erzielte noch einen Bombentreffer im Bereich des Katapultes. Dieser Treffe trug im Wesentlichen nicht zum Sinken des Schiffes bei, tötete aber viele Verwundete. Aufgrund der immer weiter zunehmenden Schlagseite und dem Ausfall weiterer Lecksicherungsmittel folgte um 13:15 der Befehl zum Verlassen des Schiffes. Der Zerstörer HMS Electra kam längsseits und begann mit der Übernahme der Besatzung. Bereits kurze Zeit später, um 13:23 kenterte das Schlachtschiff. Mit dem Schiff gingen 327 Mann der Besatzung unter, darunter Admiral Phillips und Kapitän Leach. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass Großkampfschiffe in einer Kampfhandlung auf offener See durch Flugzeuge versenkt wurden.

Der Bausatz

Das Set ist für den Bausatz von Tamiyas HMS Prince of Wales konzipiert, dem einzigen Bausatz dieses Schiffes im Maßstab 1:350. Vergleichbare Sets gibt es für die Geschwister HMS King George V und HMS Duke of York, wobei auf die jeweiligen Unterschiede in der Ausrüstung und im Bauzustand eingegangen wurde.

Der eher unscheinbare braune Karton beinhaltet eine Vielzahl an feinsten Messing und Resinteilen, vorbildlich verpackt und eingeschlagen in Schutzfolie und Blisterverpackung. Neben allein sechs Fotoätzplatinen gehören Messingdrehteile, Resinteile, ein Holzdeck sowie Abreibebilder zum Umfang des Sets. Im Set sind die verschiedenen Rüststände des Schiffes berücksichtigt. In der kurzen Dienstzeit erfolgten nur zwei Umbauten bzw. Erweiterungen der Ausrüstung. Im Juli 1941 wurden die drei UP Werfer auf den Türmen B und X durch jeweils eine achtrohrige Pom-Pom ersetzt. Zusätzlich wurde ein Typ 271 Radar in der markanten Radarlaterne auf der Brücke, neben den vorderen Flakleitgeräten montiert. Im Dezember 1941 wurden sieben Stück 20 mm Oerlikon montiert, drei in Wannen auf der Back und jeweils zwei Steuer- und Backbord in Wannen auf dem oberen Brückendeck. Prince of Wales führte als einzige Einheit der Klasse eine 40 mm Bofors Einzelflak auf der Back.

Fotoätzteile

Auf den sechs Bögen befinden sich eine Vielzahl von verschiedenen Teilen wie, Reling, Leitern, Kräne, Bootslager, Schlauchtrommeln, Schornsteinabdeckungen, Radargeräte, Podeste, Katapult u.v.m. Weiterhin sind Teile für die Bewaffnung enthalten, hier speziell für die 20 mm Oerlikon und Pom-Pom Geschütze. Einige Teile sind als Ergänzung bzw. Aufwertung der Bausatzteile gedacht. So sind etliche Teile zum optimieren der Beiboote enthalten und zur Aufwertung der Decks. Ein fein geätzter Schriftzug mit den Schiffsnamen für KGV und PoW versteckt sich beinahe unscheinbar auf einem der Bögen. Augenscheinlich sind die Fotoätzteile von hervorragender Qualität. Die dünnen und, wo erforderlich reliefgeätzten, Teile sind lediglich durch kleine Bits am Rahmen gehalten und sollten sich so leicht entfernen lassen. Zum Entfernen der Teile aus dem Bogen sollte eine spitze und scharfe Schere verwendet werden, ein Biegetool ist ebenfalls sehr zu empfehlen, um das möglichst beste Resultat mit den Teilen zu erzielen.

Messingdrehteile

Als weiteren wesentlichen Bestandteil des Detailsets sind die Drehteile zu betrachten. Neben einem Rohrsatz für die gesamte Bewaffnung inklusive deren Aufnahmen, sind Teile für die Masten und Rahen, die Bootsbäume, Kräne und Ventilatoren enthalten. Die Flaggstöcke liegen erfreulicherweise auch als Drehteil bei. Ein großes Plus gegenüber den zweidimensionalen Flaggstöcken anderer Zurüstsätze. Die filigransten Teile sind sicherlich die Rohre für die 20 mm Oerlikon und die 2 pdr. Pom-Pom. Bei den Rohren für die Pom-Pom liegen zwei verschiedene Längen bei, um die versetzt angeordneten Rohre des Originals ohne großen Aufwand abbilden zu können. In Verbindung mit den Fotoätzteilen sind die 20 mm Oerlikon Geschütze sicherlich ein Highlight des Sets!

Resinteile

Die fein und sauber gegossenen Teile sind neben den vielen Messingteilen eher unscheinbar. Die Plattformen für die Pom-Pom Geschütze sowie Wannen für die 20 mm Oerlikon lassen sich in dem Material aber am besten herstellen. Zusätzlich zu etlichen Lüftern sind neue Auflagen und Klüsen für die Anker enthalten.

Holzdeck

Das dünne Holzdeck ist ein Muss für dieses Spitzenset und wertet das erhaben geprägte Deck des Grundbausatzes deutlich auf. Vor dem Aufbringen des Decks muss allerdings das Bausatzdeck gründlich abgerüstet werden, da das Holzdeck kaum Ausschnitte für die Kisten, Lüfter etc. enthält, die an Oberdeck zu finden sind. Diesen Umstand finde ich erstaunlich, da es unter der Nummer 35004WD1 ein separat erhältliches Holzdeck von Pontos Model gibt, in dem alle Ausschnitte berücksichtigt sind!

Sonstige Teile

Dem Detail Set liegen Abreibebilder für die Tiefwassermarken bei sowie eine geschwärzte Kette zur Darstellung der Ankerkette.

Bauanleitung

Die gut bebilderte Bauanleitung bietet anhand der Fotos einen guten Überblick über den Zusammenbau und Verbau der Teile und Baugruppen. Insgesamt empfinde ich die Bauanleitung aber unübersichtlich und wenig strukturiert, da die einzelnen Baugruppen nicht klar abgegliedert sind. Ein weiteres Manko, Angaben zum Verbau der Teile an PoW und KGV sind unübersichtlich gegliedert. Zusätzlich sind die speziellen Umrüstungen und Bauzustände der PoW, 20 mm Oerlikon und zusätzliche Pom-Pom aus der Anleitung ohne weiteres nicht ersichtlich! Das PoW ebenfalls Pom-Pom auf den Türmen B und X trug wurde vernachlässigt.

Nützliche Links

Fazit

Der gut dreißig Jahre alte Tamiya Bausatz kann auch heute noch als passabel angesehen werden und aufgrund seiner guten Passung und übersichtlichen Struktur durchaus mit dem ein oder anderen neuen Produkt mithalten. Mit dem neuen Detail Set aus dem Hause Pontos lässt sich der Tamiya Bausatz in ein Spitzenmodell verwandeln, die nötige Geduld und das erforderliche Können im Umgang mit den Messing- Resin und Fotoätzteilen vorausgesetzt. Trotz des Preises, der sicherlich gerechtfertigt ist und der teilwiese optimierungsbedürftigen Bauanleitung ist das Detail Set ein Muss für den geneigten Modellbauer und verdient volle fünf Sterne!

alt uneingeschränkt empfehlenswert

Christian Bruer

Wir danken Pontos Model für das Bausatzmuster