Deckel

Modell: Imperial Japanese Navy Kongo/Hiei
Hersteller: SealsModels (Interallied)
Maßstab: 1/700
Material: Resin (Teile für zwei Modelle enthalten)
Art.Nr.: SM037-8000
Preis: 6800-8000 Yen (aktuell 55 - 65 €)

Das Original

Kongo und Hiei waren zwei Panzerkorvetten der japanischen Marine, die 1875 zusammen mit dem Zentralbatterieschiff Fuso in Großbritannien bestellt wurden. Alle drei Schiffe wurden von Edward Reed entworfen. Die Kongo-Klasse beruhte auf den britischen Korvetten der Gem-Klasse (Amethyst- und Emerald-Klasse). Während die britischen Schiffe ungepanzert waren, erhielten die beiden japanischen Schiffe einen Gürtelpanzer. Statt einer einheitlichen Bewaffnung aus 12-14 64-Pfündern (16 cm) wurden Kongo und Hiei mit einer Mischung aus 15 cm- und 17 cm-Geschützen von Krupp auf Pivot-Lafetten ausgerüstet, die 17 cm konnten nach beiden beide Seiten feuern. Kongo hatte, wie die Emerald-Klasse, einen Komposit-Rumpf (eiserne Spanten, hölzerne Planken), während Hiei einen eisernen Rumpf besaß. Die drei in Großbritannien bestellten Schiffe bildeten bis zum Chinesisch-Japanischen Krieg (1894/95) das Rückgrat der japanischen Marine, obwohl sie schnell veralteten.

Kongo war 70,41 m lang und 12,5 m breit. Sie verdrängte voll beladen 3718 ts. Ihre 2 liegenden 2-Zylinder-Verbundmaschinen leisteten 2450 PS und trieben eine Schraube. Mit den Maschinen wurden 13,75 kn erreicht. Zusätzlich gab es eine Barktakelage mit 1579,4 m2 Segelfläche.

Bewaffnung
3 x 17 cm Krupp
6 x 15 cm Krupp
4 x 2,5 cm (1-Pfünder, wahrscheinlich vier Vierlings-Geschütze)
1-2 35,6 cm Torpedorohre (nur Hiei?)

In Bezug auf die genaue Ausrüstung mit leichten Geschützen gibt es in der Literatur Widersprüche. Laut Conway's wurden 1895 ein weiteres 2,5 cm-Geschütz sowie 1903 zwei 7,62 cm, zwei 2,5-Pfünder und sechs MGs hinzugefügt.

Kongo und Hiei wurden von 1875-1878 bei Earle's Sb Co in Hull bzw. bei Milford Haven Sb Co in Pembroke gebaut. In ihren ersten Dienstjahren wurde sie u.a. während Spannungen mit Korea vor dessen Küste eingesetzt und zu diversen Trainingsfahrten im Pazifik, Indischen Ozean bis zum Mittelmeer verwendet. Beide Schiffe brachten 1890/91 die Überlebenden der vor Japan im Sturm gesunkenen osmanischen Fregatte Ertuğrul zurück nach Istanbul - an den 120. Jahrestag dieses Ereignis erinnert ein Aufkleber auf dem Deckel der Verpackung des Bausatzes. Beide Schiffe wurden im Chinesisch-Japanischen Krieg 1894/95 eingesetzt, u.a. zur Unterstützung von Landungen. Hiei wurde auch in der Schlacht am Yalu am 17.9.1894 eingesetzt und von den chinesischen Schlachtschiffen Dingyuan (Ting Yuan) und Zhenyuan (Chen Yuan) schwer beschädigt.

1898 wurden beide Schiffe zu Küstenverteidigungsschiffen 3. Klasse umklassifiziert und für Vermessung, Patrouillen und als Wachschiff verwendet - als letztere waren sie auch im Russisch-Japanischen Krieg von 1904/05 im Einsatz. Kongo wurde 1909 gestrichen und 1910 abgewrackt, Hiei wurde 1911 aus den Listen gestrichen und abgewrackt.

Der Bausatz

Seals Models (Interallied) erweitert mit diesem Bausatz die Serie der frühen japanischen Schiffe - meines Wissens sind bisher in 1/700 nur dieser Bausatz und der - inzwischen leider nicht mehr erhältliche - Bausatz der Korvetten der Katsuragi-Klasse vom gleichen Hersteller erschienen, die Schiffe aus der Übergangsepoche vom Segel- zum Dampfantrieb zeigen. Dazu gibt es von Yumematu noch das Zentralbatterieschiff Fuso - allerdings im Zustand nach Entfernung der Segeltakelage.

In diesem Bausatz sind zwei komplette Modelle enthalten, die allerdings identisch sind. Der Rumpf entspricht von der Länge her den mir vorliegenden Abmessungen, ist allerdings 2 mm zu schmall. Die Rumpfform entspricht den Fotos der Originale. Diverse Details wie Ankerketten und ein Teil der Anker sind schon angegossen, das Back- und Poop-Deck aber noch nicht, so dass die Geschütze darunter dargestellt werden können (der Modellrumpf auf den Fotos ist schon teilweise von mir bemalt).

Ein Spritzling enthält die Decks, Brücke, Schornstein, Beiboote, Lüfter, Anker, 15 cm- und 17 cm-Geschütze, leichte Geschütze und Marsen. Die Detaillierung der Teile ist gut, die Decksplanken sind aber etwas grob und die Schutzschilde der leichten Geschütze sind hinten nicht offen. Diese leichten Geschütze sind eventuell die später nachgerüsteten 7,62 cm-Geschütze. Die Treppen soll man aus der Platte auf dem oberen Foto links ausschneiden.

Es liegt auch Draht für die Masten bei:

Dazu gibt es noch auf Papier gedruckte Flaggen:

Im Gegensatz zum Bausatz der Katsuragi liegen hier keine Ätzteile bei, was aber angesichts deren Qualität auch nicht schade ist. Davits soll man laut Anleitung aus Draht selbst biegen, die Wanten kann man z.B. durch Ätzteile voni Saemann Ätztechnik oder Atlantic Models darstellen.

Die Anleitung

Die Anleitung ist auf Japanisch und besteht aus kurzen Angaben über die Geschichte der Schiffe, einer Teileübersicht, Abmessungen der Masten und Davits sowie Fotos eines gebauten Modells, auf dem die Positionen der anderen Teile vermerkt sind. Dazu gibt es noch Farbangaben, die ich aber mangels Japanisch-Kenntnissen nicht interpretieren kann. Die meisten leichten Flak-Geschütze sind nicht vermerkt, die nicht enthaltenen 1-Pfünder-Vierlinge standen wahrscheinlich auf der Back und Poop.

Die Schiffe hatten in ihrer Dienstzeit drei Farbschemen: ein typisch-viktorianisches mit schwarzem Rumpf, ein typisch-viktorianisches mit weißem Rumpf ("Tropenanstrich") und ein spätes mit hellgrauem Anstrich (und schon reduzierter Takelage). Beim schwarzen Anstrich hatten die Schiffe weiße (?) Zierstreifen über der Wasserlinie und an der Oberkante des Schanzkleids, beim weißen Tropenanstrich gab es einen brauen (?) Zierstreifen an der Oberkante des Schanzkleids. Schornsteine und Masten waren wohl ocker, die Lafetten und Rohre der Geschütze schwarz. Eventuell kann man sich hier an Fotos der britischen Sloop Gannet in Chatham orientieren, die aus der gleichen Epoche stammt (siehe z.B. hier).

Quellen

Fazit

Der Bausatz sollte eine gute Grundlage für Modelle der beiden japanischen Panzerkorvetten Kongo und Hiei bieten, ist aber wegen der Anleitung, fehlender Teile (leichte Geschütze, Davits, Wanten etc.) und der aufwendigen Takelage nur für erfahrene Modellbauer empfehlenswert.

alt guter Durchschnitt

Lars