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Modell: HMS Renown Battlecruiser 1945
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 05765
Preis: ca. 20 €

Das Original

Als Admiral Jackie Fisher im Oktober 1914 als 1. Seelord in die Admiralität zurückkehrte, sorgte er mit äußerster Energie dafür, dass seine Lieblingsidee des Schlachtkreuzers weitergeführt wurde.

Die für den Bau von zwei Schlachtschiffen der Royal Sovereign-Klasse bereits vorbereiteten Materialien wurden nun für zwei neue Schlachtkreuzer, die Renown und Repulse, verwendet. Als Hauptbewaffnung waren die gleichen 15" Geschütze vorgesehen wie bei den neuesten Schlachtschiffen. Da jedoch nur sechs 15" Lafetten zur Verfügung standen, bekamen die neuen Schlachtkreuzer nur je drei Geschütztürme mit insgesamt sechs Rohren - was für eine effektive Feuerleitung eigentlich unzureichend war.

Die Panzerung wurde als nachrangig erachtet und so entsprach der Schiffsschutz lediglich dem eines gewöhnlichen Kreuzers. Die Konstruktion der Schiffe beruhte weitgehend auf dem Entwurf der HMS Tiger.

Die Renown und Repulse wurden in Rekordzeit fertiggestellt:

                                    Kiellegung       Stapellauf        Fertigstellung     Bauwerft
Renown                        25.01.1915      04.03.1916     20.09.1916       Fairfield
Repulse                         25.01.1915      08.01.1916     18.08.1916       John Brown

Nach dem Debakel in der Seeschlacht am Skagerrak - drei britische Schlachtkreuzer gingen wegen ihres ungenügenden Schutzes verloren - gerieten die nagelneuen Schiffe sofort unter heftige Kritik. Es wurde eine Verstärkung vor allem der vertikalen Panzerung beschlossen und so befanden sich Renown und Repulse ab 1918 wieder in der Werft.

Für die Weltreise 1920/21 des britischen Trohnfolgers (Prince of Wales) wurde die Renown ab 1919 zunächst nur „aufgehübscht“, der neue Panzerschutz wurde erst ab 1923 angebaut. Weitere Umbauten erfolgten in einer Werftliegezeit 1931/32.

Den massivsten Umbau erlebte die Renown aber zwischen 1936 und 1939. Ähnlich wie schon das Schlachtschiff Warspite erhielt sie einen massigen Brückenturm unmittelbar hinter Turm B. Die Hauptartillerie wurde auf den neuesten Stand mit einer Rohrerhöhung von 30° gebracht. Die Mittelartillerie und Flakausrüstung wurde komplett durch 20 x 11,4 cm Luft/Seezielgeschütze in Doppellafetten ersetzt. Zwischen dem hinteren Schornstein und den achteren Aufbauten wurde ein Flugzeugkatapult installiert.

Die Renown war damit im Vergleich zu ihrem Schwesterschiff das weitaus modernere und kampfkräftigere Schiff.

Der Zweite Weltkrieg begann für die HMS Renown im Südatlantik um das Kap der Guten Hoffnung mit der erfolglosen Jagd auf die Admiral Graf Spee. 1940 nahm sie an Einsätzen vor Norwegen teil, wobei sie am 9. April in ein Gefecht mit den beiden deutschen Schlachtkreuzern Scharnhorst und Gneisenau verwickelt wurde. Dabei gelangen ihr Treffer auf der Gneisenau, während sie selbst nur leicht beschädigt wurde.

Ab August 1940 diente sie als Flaggschiff für Force H in Gibraltar. Im westlichen Mittelmeer unterstützte sie Versorgungskonvoys nach Malta und war an der ergebnislosen Kampfhandlung am Kap Spartivento mit italienischen Kreuzern beteiligt. Mit einer kurzen Unterbrechung - der Jagd auf die Bismarck - blieb das Mittelmeer und Malta bis 1942 der Einsatzschwerpunkt der Renown.

Es folgten bis zum Frühjahr 1943 Konvoyeskorten im Nordatlantik. Nach einer Werftliegezeit wurde sie im Dezember 1943 der britischen Pazifikflotte zugeteilt und verbrachte den Rest des Krieges mit der Unterstützung von Trägerverbänden sowie der Beschießung von Landzielen.

Am 14. April war die Renown wieder in Scapa Flow und wurde unmittelbar nach Kriegsende außer Dienst gestellt. Das Ende kam schließlich 1948 in der Abwrackwerft in Faslane.

Kriegsmodernisierung ab 1943

Zwischen dem 22. Februar und dem 9. Juni 1943 folgte erneut eine Überholung in Rosyth. Die Flugzeugausrüstung wurde ausgebaut, der Raum für eine Neuanordnung der Beiboote sowie für den zusätzlichen Einbau der Nahbereichs-Flakausrüstung, die zu dieser Zeit eingebaut wurde, benutzt. Zusätzlich zur vorhandenen Bewaffnung wurden insgesamt 13 x 20 mm-Oerlikon-Doppellafetten und 3 x 20 mm-Oerlikon-Einzellafetten eingebaut. Wegen der Vergrößerung des Toppgewichtes verminderte sich die Stabilität merklich. Von Dezember 1943 bis Januar 1944 war die HMS Renown erneut in Rosyth. Sie sollte für den Einsatz bei der Fernostflotte hergerichtet werden. Die Oerlikons auf Turm „B“ wurden durch eine vierrohrige Pom-Pom-Lafette ersetzt (die Oerlikons wurden umgesetzt), außerdem wurden weitere 7 x 20 mm-Oerlikon-Doppellafetten und 5 x 20 mm-Oerlikon-Einzellafetten eingebaut. Zwei der Doppellafetten ersetzten die 2 x 1,12 m-Scheinwerfer auf dem Signaldeck. Die 2 x 1,12 m-Scheinwerfer auf den hinteren Aufbauten wurden durch zwei Oerlikon-Einzellafetten ersetzt, das Radargerät Typ 284 gegen eines vom Typ 285 ausgetauscht. Es ist möglich, dass einige der Nahbereichswaffen umgesetzt oder auch ergänzt wurden. Die 53,3 cm-TR wurden im April 1945 ausgebaut.

Der Bausatz

Nach der HMS Renown im Bauzustand von 1942 legt Trumpeter nun die Version von 1945 nach. Baubar sind wieder eine Vollrumpf- oder Wasserlinienversion. Die Form und die Abmessungen des Rumpfes sind richtig wiedergegeben, der Rumpf verfügt über Torpedowülste und Bullaugen mit Wasserabweisern. Rumpfober- und -unterteil sind passgenau ohne wesentlichen Versatz, ebenso die Wasserlinienplatte. Der Guss ist auf dem Stand der Zeit, zehn Spritzlinge mit insgesamt 297 Einzelteilen erwarten den Modellbauer.

Rumpf Rumpf
Wasserlinienplatte
Heck Mittelschiff Vorschiff

Formentechnisch sind auch die weiteren Teile einwandfrei ausgeformt, ohne erkennbare Auswerfermarken und Gratbildung. Die Spritzlinge H und J enthalten alle wesentlichen Teile für das Hauptdeck, Backdeck, Schutzdeck. Gut wiedergegeben sind die feinen Plankenstrukturen. Die beiden Teile des Backdecks werden zwar auf Stoß montiert, dieser wird aber später vom Wellenbrecher gut abgedeckt.

Spritzlinge H, J Schutzdeck

Links im Bild die Spritzlinge Q und P. Q enthält die Teile für den Schornstein, Bootsdecks, Mastteile, Beiboote, Namenschild. P einen der vorderen Geschützturme, die Pom-Pom-Plattform, das Signaldeck, die Admiralsbrücke und Teile für den Brückenaufbau. Das Bild in der Mitte zeigt die Spritzlinge N und M. In N enthalten sind die Schornsteinkappen, die hier etwas zu dick wirken, den Fleckerstand, den dreibeinigen Mast, Ruder, Schornsteinteile, Verkleidungen. Gussrahmen M beinhaltet das Brückendach der Admiralsbrücke, Wellen, Seitenverkleidungen, den Wellenbrecher. Rechts im Bild die jeweils doppelt vorhandenen Spritzlinge G und R. G enthält Geschützrohre, Bordkräne, Beiboote, Schrauben, die 20-mm-Oerlikon-Einzellafetten, R die Türme der 11,4-cm-Doppellafetten mit Rohren, Doppeltürme der Hauptartillerie, Rettungsflöße, die 20-mm-Oerlikon-Doppellafetten.

Spritzlinge Q und P Spritzlinge N und M Spritzlinge G und R

Die Teile für die Brückenaufbauten sind fein detailliert mit Fenstern und Schotten. Hier ist jedoch zu beachten, dass man sämtliche Teile zuerst trocken anpasst. Spachtel- und Schleifarbeiten werden aber auch hier unvermeidbar sein. Rechts im Bild der dreibeinige Mast, Fleckerstand, Schornsteinkappen, die wie schon oben beschrieben, recht dick wirken und durch Fotoätzteile aufgewertet werden sollten.

Spritzling P Spritzling N

Die Bordkräne in Spritzling G sind für den Enthusiasten kaum empfehlenswert und wirken durch PE-Teile ersetzt einfach realistischer. Dagegen sind die 40 mm-Pom-Pom Flugabwehrgeschütze schon in der Spritzgussversion überzeugend.

Spritzling G Spritzling G

Im Detail gut wiedergegeben sind die Doppeltürme der Hauptartillerie, die Geschützrohre selbst sollte man besser durch gedrehte Messingteile ersetzen. Blastbags sind keine vorhanden.

Spritzling R Spritzling G

Das Klarsichteil enthält zwei Supermarine Walrus, die gut wiedergegeben und noch annehmbar detailliert sind. Da die Flugzeugausrüstung der HMS Renown 1943 ausgebaut wurde ist das Bordgeschwader eigentlich überflüssig.

Supermarine Walrus Supermarine Walrus

Decals

Der Decalbogen ist sauber und versatzfrei gedruckt und enthält Flaggen sowie Hoheitsabzeichen für die Bordflugzeuge.

Decals

Die Anleitung

Wie bei Trumpeter üblich ist die Bauanleitung in Heftform und läßt an sich keine Fragen offen. In zwölf Baustufen wird der Modellbauer sicher zum Ziel geführt. Doch auch hier ist der Bau ziemlich komplex und sollte sinnvoll geplant werden, um auch späteres Lackieren zu erleichtern.

Der Bemalungsplan bezieht sich auf das Sortiment von insgesamt fünf Herstellern. Für authentische Farbgebung sind allerdings die Originalfarbtöne von White Ensign Models empfehlenswert. Das von Trumpeter gezeigte Tarnschema bezieht sich nicht auf den Zustand von 1945, wie mir Originalaufnahmen zeigen, sondern bezieht sich eher auf die Farbgebung aus den Jahren 1943/44. 1945 trug das Schiff Admiralty Standard Camouflage.

Bauplan Bauplan Tarnschema

Quellen

  • A. Raven, J. Roberts - Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Bernard & Graefe Verlag 1981
  • M.J. Whitley - Battleships of World War Two, Cassel 2002
  • A. Raven - Camouflage Volume One: Royal Navy 1939-1941 (Warship Perspectives), WR Press 2000

Fazit

Wie schon mit der Version der HMS Renown von 1942 liefert Trumpeter hier einen sehr guten Bausatz ab, der gusstechnisch auf der Höhe der Zeit ist. Für Enthusiasten ist hinsichtlich der Detaillierung mit Fotoätzteilen alles nach oben offen. Optimales Preis- Leistungsverhältnis.

alt sehr empfehlenswert

Jörg