HMS Pegasus, 1775

Modell: HMS Pegasus, 1775
Hersteller: Victory Models / Amati
Maßstab: 1/64
Material: Holz, Messing
Art.Nr.: 1300/05, Krick Bst.-Nr. 25006
Preis: 425,- Euro UvP

Das Original

HMS Pegasus war eine von 25 Ship Sloops der Swan Klasse. Die ersten beiden Schiffe der Klasse, HMS Swan und HMS Kingfisher wurden zwischen 1766 und 1769 nach einem Entwurf von John Williams auf Kiel gelegt. Zwischen 1773 und 1780 wurden weitere 23 Schiffe der Klasse gebaut. Die Swan Klasse war somit die „Standard“ Ship Sloop während der amerikanischen Unabhängigkeitskriege.

Obwohl die Klasse für 14 6Pfdr Geschütze ausgelegt war, enthielt der Entwurf von John Williams 16 Stückpforten. Ab 1779 wurden durch eine Order der Admiralität die freien Pforten durch ein achtes Paar 6Pfdr Kanonen besetzt. Ergänzt wurde die Bewaffnung durch zwölf 1/2 Pfdr Swiffels, von denen 8 auf dem Achter- und vier auf dem Vordeck angebracht wurden. Ab 1794 wurden die Swiffels durch 6 Karronaden ersetzt.

HMS Pegasus hatte nur eine sehr kurze Karriere. Das Schiff wurde am 10.04.1775 in Auftrag gegeben und auf den Chatham Dockyards im Mai 1775 auf Kiel gelegt. Der Stapellauf fand am 27.12.1776 statt. Nach ihrer Ausrüstung lief sie am 3.4.1777 unter dem Kommando von Cmdr. John Hamilton Gore nach Neufundland aus. Im Oktober 1777 ging HMS Pegasus verloren; das Schiff sank vermutlich in einem Sturm vor Neufundland.

Quelle: Rif Winfield: British Warships in the Age of Sail, 1714-1792; Seaforth Publishing, 2007  

Der Bausatz

Seit Stefan mir die Bilder des Ausstellungsmodells der HMS Pegasus von der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg gezeigt hat, war mein Interesse an der kleinen Sloop geweckt. Auf der Intermodellbau hatte ich dann Gelegenheit, mir das Modell genauer anzusehen und einen ersten Blick in den randvollen Karton zu werfen. 

Als eine Woche später der bestellte Bausatz eintraf, war meine Erwartungshaltung entsprechend groß.

Das Modell der HMS Pegasus entsteht als POB-Modell (POB = Plank on Bulkhead). Kielbrett,  "Modellspanten" und ein einfacher Ständer wurden mit einem Laser in 5mm MDF geschnitten. Die MDF-Platten weisen keinerlei Verzug auf. Anhand der Rekonstruktionzeichnungen der HMS Pegasus von David Antscherl und dem Originalplan der HMS Cygnet (NMM: ZAZ4690) habe ich die Maße des Kielbretts und des Hauptspants kontrolliert. Die Form des Spants wurde gut getroffen. Gem. Zeichnung von D. Antscherl ist der Spant in Höhe der Wasserlinie etwas zu breit. Die Länge des Kielbretts passt gut, evtl. könnte die Neigung des Achterstevens etwas größer sein.

Die nächsten beiden Brettchen enthalten die Unterkonstruktion des Oberdecks, sowie des Vor- und Achterdecks in 1mm Sperrholz. Der obere Teil der Unterbeplankung wurde ebenfalls in 1mm Sperrholz gelasert. Die Stückpforten und die Riemenöffnungen wurden bereits ausgeschnitten. Beim Vergleich mit den Originalplänen sieht man, dass zwei Riemenöffnungen bei den beiden Stückpforten im Bereich des Hauptmastes fehlen. Die Unterkonstruktion der Seitengalerien und die Füllstücke für den Bug wurden ebenfalls in Sperrholz vorbereitet.

Steven, Kiel und Ruder wurden aus 5mm Nußbaum gelasert. Weitere Bauteile wurden in 3mm und 1.5mm Nußbaumbrettchen  vorgefertigt.

Für die Unterbeplankung liegen dem Bausatz 1,5 x 5mm Lindenholzleisten bei. Für die sichtbare Beplankung sieht der Bausatz 1 x 4mm Nußbaumleisten vor. Die Decksbeplankung entsteht aus 0,6 x 3mm Tanganyikaleisten. Für die Masten und Rahen liegen Rundstäbe in unterschiedlichen Stärken aus Nußbaumholz bei. Das Barkholz wird nicht wie beim Vorbild aus stärkeren Plankengängen erstellt sondern durch Übereinanderkleben von zwei 1mm starken Leisten. Gerade wenig geübte Modellbauer dürften Probleme haben, die Leisten wirklich exakt übereinander zu kleben. Die Kanten der 0,6mm Leisten für die Decksbeplankung sind ausgefranzt.

Leisten und Rundstäbe

Der Bausatz enthält Rohre und Lafetten für insgesamt 18 Geschütze, von denen nur 14 benötigt werden. Jede Lafette ist ein kleiner Bausatz; Wrangen, Bodenplatte und Räder wurden in Nußbaum gelasert. Der Mündungsfries (Kranzgurt) der Geschützrohre ist zu dick ausgefallen und sollte vorsichtig nachgearbeitet werden.

Lafette Geschützrohre

 

Kleinteile

Der Bausatz enthält 3 Blisterverpackungen mit Kleinteilen und dem Takelgarn. Bei einem Großteil der Kleinteile handelt es sich um Standardteile, die auch in anderen Bausätzen des Herstellers ihre Verwendung finden. Während mir das aus Weißmetall gegossene Beiboot nicht gefällt, finde ich die aus Resin hergestellte 3 teilige Galionsfigur hervorragend gelungen. Ob das beigelegte Takelgarn ausreicht, wird sich erst beim Bau des Modells feststellen lassen.

Kleinteile 1 Kleinteile 2 Takelgarn
Galionsfigur

 

Fotoätzteile

Zur Kupferung des Unterwasserschiffs -HMS Pegasus war eines der ersten Schiffe, die von Beginn an, gekupfert worden waren- liegen dem Bausatz 1000 Plättchen bei, jew. 500 für die Backbord- und Steuerbordseite .  Die Nagelköpfe wurden nicht geprägt sondern geätzt.

Kupferplatten

Überrascht war ich über den umfangreichen aus 9 Platinen bestehenden Ätzteilsatz.

Die ersten 3 Platinen enthalten die seitlichen Friese und die Verzierungen für den Heckspiegel. Während die Friese, sowie der Schiffsname am Heck beim Original aufgemalt wurden, bieten die geätzten Bauteile auch einem geübten Modellbauer, die Möglichkeit die Verzierungen darzustellen. Die geschnitzten Figuren des Heckspiegels werden ebenfalls durch Ätzteile, die in Lagen aufeinandergeklebt werden, dargestellt. Wie die Figuren am fertigen Modell wirken, kann ich mir aktuell noch nicht vorstellen.

Die übrigen Platinen enthalten zahlreiche Ausrüstungsdetails, u.a. Scharniere, Riemen für die Beiboote, Püttingeisen.

 

Flaggen

Die Flaggen liegen dem Bausatz auf einem selbstklebenden Tägrermaterial mit Stoffstruktur bei. Eine Besegelung ist nicht vorgesehen.

Flaggen

Nach einem Hinweis auf Bolitho&Co noch eine Ergäzung: die Flagge zeigt den Union Jack wie er nach 1801 in Benutzung war. Bei der um 1775 verwendeten Flagge fehlt das St. Patricks Kreuz.

 

Die Anleitung

Die Anleitung besteht aus 12 Plänen, einer italienischen, englischen und deutschen Baubeschreibung. Die Anleitung und die Pläne sind ausführlich und reichen für den bau des Modells aus. Wenig geübte Modellbauer sollten zusätzliche Literatur wie z.B. Wolfram zu Mondfeld: Historische Schiffsmodelle oder Peter Holz: Historische Schiffsmodelle aus Baukästen, in denen auch auf allgemeine Dinge wie die Verwendung einer Helling eingegangen wird, hinzuziehen.

Pläne Pläne Pläne
Beschreibungen

 

Fazit

Zu Beginn meines Reviews habe ich von meiner hohen Erwartungshaltung gesprochen. Nach Durchsicht der einzelnen Bauteile muss ich sagen, dass der Bausatz diese voll und ganz erfüllt. Wo viel Licht ist gibt es zwar auch Schatten, doch wird der positive Gesamteindruck nicht beeinträchtigt.

Der Bausatz der HMS Pegasus wird vom Deutschen Importeur Krick für Modellbauer mit "geringfügiger Erfahrung" im Bau historischer Schiffsmodelle, die schon ein Modell gebaut haben empfohlen. Diese Einstufung kann ich nur teilweise nachvollziehen. Der Rumpf lässt sich, da alle Bauteile bereits sorgfältig vorbereitet wurden, auch mit wenig Erfahrung bewältigen. Bei der umfangreichen Takelage eines Vollschiffs sind jedoch ausreichend Geduld und auch Vorkenntnisse, wie die einzelnen Taue des laufenden Guts richtig geführt werden, erforderlich.

Für den fortgeschrittenen Modellbauer ist der Bausatz eine Empfehlung. Das gewählte Vorbild wurde sehr sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail nachgebildet. Der Bausatz bietet eine gute Grundlage für weitere Verbesserungen, um dem Vorbild noch einen Schritt näher zu kommen. Ich habe für den Bau meines Modells schon einige Ideen, die ich umsetzen möchte.

alt sehr empfehlenswert


Christian