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Modell: USSR Minsk aircraft carrier
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/700
Material: Polystyrol
Art.Nr.: 05703
Preis: ca. 25,99 €

Das Original

Wie es die Konvention von Montreux aus dem Jahre 1936 vorschrieb, meldete die sowjetische Regierung der türkischen auf diplomatischem Wege die Südpassage eines Bolshoi Protivolodotshny Kreyser - also eines großen U-Jagdkreuzers - für den 18. Juli 1976. Umso erstaunter war man jedoch, als das Schiff in die türkischen Meerengen einfuhr und sich als Flugzeugträger entpuppte. Über ein Jahr hatte die westliche Welt auf das Erscheinen des ersten sowjetischen Flugzeugträgers warten müssen, nun endlich war es soweit. Pünktlich am 18. Juli um 6.30 Uhr passierte die KIEV, das Typschiff der Kiev-Klasse, den Bosporus mit Kurs auf das Mittelmeer.  Am Bug führte sie in riesigen Lettern ihren Namen und die PT-Nummer 860. Zuvor hatte sie 14 Monate lang ihre See-Eigenschaften im Schwarzen Meer unter Beweis gestellt.
In einer Periode, in der Flugzeugträger mit ihrer großen Angriffsfläche durch gegnerische Super-Atom-U-Boote besonders gefährdet erschienen, begann die sowjetische Kriegsmarine tatsächlich mit dem Bau dieses Schiffstyps, einer Schiffsklasse, die sie seit Stalins Tod strikt abgelehnt hatte. Die Tatsache, dass auf dem Nosenko-Werftkombinat in Nikolaev im Dezember 1972 die KIEV als Typschiff dieser Klasse vom Stapel lief, der zweite Neubau, die MINSK, sich in der Endausrüstung befand, eine dritte Einheit auf Kiel gelegt wurde und der vierte Neubau im Dock entstand, bestätigte die Vermutung, dass seit Ende der sechziger Jahre das seestrategische Konzept der sowjetischen Kriegsmarine eine entscheidende Wendung erfahren hatte. Nach Ansicht führender amerikanischer Marineexperten war damit zu rechnen, dass die sowjetischen Marinestreitkräfte in den nächsten zehn Jahren bis zu einem Dutzend Flugzeugträger geplant hatten. Hiermit wurde nicht nur der Offensivdrang der sowjetischen Kriegsmarine bestätigt, sondern auch ihr Anspruch auf den ersten Platz als Weltmacht zur See unterstrichen.
Die wichtigste Aufgabe der Kiev-Klasse war ASW. Die Schiffe hatten eine Austrüstung an Waffensystemen, die mit der Moskva-Klasse fast identisch war: eine Staffel von etwa 16 Hubschraubern Ka-25 Hormone-A, einen SUW-N-1-Starter für FRAS-Flugkörper, zwei Raketenwerfer gegen Unterseeboote und zwei Funflings-Sätze TR. Zieldaten ermitteln ein Bugsonar und ein tiefenvariables Sonar am Heck, die durch Daten von den ASW-Hubschraubern der Kampfgruppe ergänzt wurden.
Die Luftverteidigung war umfangreicher als bei der MOSKVA und zwischen Vorschiff und achterem Ende des Aufbaus aufgeteilt, um eine Rundum-Verteidigung zu erzielen. Die CIWS-Bewaffnung war besonders stark, acht 30-mm Gatling sowjetischer Bauart. Die Abwehr von Seezielen erfolgte durch vier Paare SS-N-12 Sandbox auf dem Vorschiff mit einer Nachladeeinrichtung dazwischen. Das Flugdeck war 4,5 Grad ausgewinkelt, mit sieben Hubschrauber-Stellplätzen und einem großen Kreis achtern für die landende Yakovlev Yak-38 Forger markiert. Der ausgewinkelte Teil des Flugdecks und die Abstellfläche achtern sind mit hitzebeständigen Kacheln ausgelegt, um die Hitze der zwei vertikalen Hubantriebe der Forger zu absorbieren.
 
Technische Daten
Verdrängung            30.000 ts Standart, 38.000 ts Höchst
Abmessungen           Länge 273 m, Breite 23,7 m, Tiefgang 10 m
Antrieb                    4 Wellen, 4 Dampfturbinen, 200.000 PS
Leistung                   32 kn
 
Bewaffnung
4 Doppelstarter SS-N-12 Sandbox
2 Doppelstarter SA-N-3 Goblet
2 Doppelstarter SA-N-4 Gecko
2 Geschütze 76 mm
8 30-mm-Gatling-Kanonen
TR 10 x 533 mm
1 Doppelstarter SUW-N-1 für FRAS
2 zwölfrohrige Werfer RBU-6000
12 Yak-38 Forger A, 1 Yak-Forger B
16 Ka-25 Hormone-A, oder Ka-27 Helix, Hormone-B
Besatzung 1.200 Mann
 

Der Bausatz

In einem großen und stabilen Karton erwarten den Modellbauer zwei Gussrahmen A und B, der Über- und Unterwasserrumpf, die Insel in einem Teil gegossen, das Winkelflugdeck mit gut umgesetzten Hitzeschutzkacheln  und eine Bodenplatte für die Waterline-Option. Der Guss entspricht dem Stand der Zeit und ist relativ gratfrei.
 
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Gussrahmen A enthält alle wesentlichen Teile der Radaranlagen, der Bewaffnung, die CIWS, die Doppelstarter für die SA-N-3, die hier sehr filigran ausgefallen sind. Den Radarmast Teil 22 und die Radarschirme für das Luftraumüberwachungs-Radar sollte man besser durch entsprechende PE-Teile ersetzen, da sie in der Plastikausführung nicht sonderlich brauchbar sind. An den beiden 76-mm- Geschütztürmen könnte man die Zwillingsrohre durch entsprechende Kanülen ersetzen, was realistischer wirken dürfte. Bei den Sockeln für die Head-Light-C-Radaranlage sollte man die Masten ebenfalls besser durch PE-Teile austauschen, auch die Radarschirme selbst.
 
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Gussrahmen B beinhaltet Teile des Bordgeschwaders, das hier leider unterzählig ausfällt, die Ruderanlage, Rettungsboote, Bordkräne, die hier auch als PE-Teil ersetzt eine bessere Wirkung am Modell erzielen, was auch für den Mast Teil 9 gilt, die gut umgesetzten RBU-6000 und den Doppelarmstarter für die SUW-N-1. Die vier Doppelstarter der SS-N-12 Sandbox sind gut dem Original entsprechend und lassen sich prima mit PE-Relings auf der Oberseite aufwerten.
 
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Die Insel liegt in einem Guss vor, wasserdichte Türen, Lüftungsgitter, Fenster sind schon mit angebracht, der Splitterschutz achtern aber etwas zu dick ausgefallen. Allerdings ist mit diesem Teil nur die MINSK und KIEV baubar. Will man die Version der NOVOROSSIYSK bauen, muss man die am Brückenteil angegossenen Side Globe-Antennen entfernen. Bei dieser Version sitzen allerdings auch die Bell Bash-ECM auf der Plattform etwas weiter auseinander. Das Teil für das Tee Plinth EO-System der MINSK und KIEV fehlt dem Bausatz, obwohl die Plattform dafür vorhanden ist. Ebenfalls fehlt ein Palm Frond-Navigationsradar, das unter der oberen Plattform der Bell Bash-ECM sitzt, was aber durch Scratchbau zu realisieren ist.
Die Passung zwischen Ober- und Unterwasserschiff ist trumpetertypisch nicht optimal und verlangt einiges an erheblicher Nacharbeit, falls man die Vollrumpf-Option bauen will. Das Flugdeck fügt sich allerdings passgenau in die Rumpfoberschale.
 
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Decals

Das Decal-Blatt ist sauber gedruckt, die Flugdecksmarkierungen kantenscharf. Enthalten sind Schiffskennungen für die MINSK, KIEV und NOVOROSSIYSK.

 
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Die Anleitung

Die 8-seitige Bauanleitung ist gut verständlich, enhält die Teileübersicht und die Bemalungsanweisung und führt den Modellbauer in sieben Baustufen sicher zum Ziel, so dass hier auch der Anfänger keine Probleme haben dürfte. Die Farbgebung bezieht sich auf das Sortiment von Gunze. Der versierte Schiffsmodellbauer wird aber auch hier nach Alternativen suchen. Beispielsweise eignet sich sich das Farbsortiment von WEM hervorragend, das Enamels für die moderne russische Navy im Programm hat.
 
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Fazit

Gute Gussqualität und Passung des von Trumpeter an sich fast stimmig umgesetzten Modells. Baubar sind MINSK und KIEV, bei NOVOROSSIYSK ist ein Umbau der EW-Antenen der Brücke notwendig. Side Globe waren bei der NOVOROSSIYSK nicht vorhanden, sondern Rum Tub, Bell Bash und Bell Thump. Das optronische Tin Man ersetzte das Tee Plinth der KIEV und MINSK. Vollrumpf- und Waterline-Option baubar. Der Enthusiast wird zur Aufwertung auch hier geeignete Photoätzteile im Programm der namhaften Hersteller finden und ein Modell in Ausstellungsqualität bauen können.

 

alt empfehlenswert



Jörg

Quellen
Ulrich Schulz-Torge Die sowjetische Kriegsmarine, Verlag Wehr & Wissen, 1976
David Miller, Chris Miller Moderne Kriegsschiffe , Motorbuch-Verlag, 1990