Modell: Santa Maria
Hersteller: Aoshima
Maßstab: 1/60
Material: Plastik
Art.Nr.: Big Sailing Ship No. 06
Preis: 98,99€

Das Original

Die Santa Maria war das Flaggschiff der kleinen Flotte, mit der Christoph Kolumbus 1492 aufbrach, um den Westweg nach Indien zu finden. Obwohl sie zu den bekanntesten Schiffen der Geschichte gehört und in fast jedem Marinemuseum ein Modell von ihr steht, existieren nur wenige Angaben über das Schiff. Maße oder Originalrisse existieren nicht.

Alle Nachbauten und Modelle sind mehr oder weniger gelungene vollständige Rekonstruktionen. Die ältesten mir bekannten Reskonstruktionen der Santa Maria entstanden anlässlich der 400 Jahr-Feier der Entdeckung Amerkias 1892. Nach einem Entwurf von Guillén y Tato wurde für eine Ausstellung 1929 ein Nachbau erstellt, der heute noch in Barcellona besichtigt werden kann. Zur 500 Jahr-Feier 1992 entstanden in Spanien neue Nachbauten der Kolumbus Flotte: eine neue Santa Maria in Barcelona, die Pinta in Cartagena und die Nina in Huelva.

 

Der Bausatz

Das Aoshima-Modell der Santa Maria ist eine Neuauflage des ehemals von IMAI vertriebenen Bausatzes. Vorlage dieses wie auch aller anderen Plastikbausätze der Santa Maria ist der Nachbau von Guillén y Tato von 1929 - die Nachbauten von 1992 existierten bei Entwicklung der Formen noch nicht. Besonders auffällig im Vergleich zu den aktuellen Rekonstruktionen ist beim Entwurf von 1929 das Fehlen des Bugkastells.

Die Rumpfform ist, soweit ich sie anhand der mir vorliegenden Skizzen und Bilder der Rekonstruktion von Guillén y Tato beurteilen kann, sehr gut getroffen. Auch die Stärke der Bordwand erscheint stimmig. Lediglich die angedeuteten Spanten auf der Innenseite können etwas stärker sein. Leider beeinträchtigen einige Sinkstellen, die sich aufgrund der feinen Holzgravur nur schlecht beseitigen lassen, den positiven Eindruck.

 

Der erste Spritzling enthält die Bauteile für die verschiedenen Decks des Schiffs. Die Gravur der Decksplanken ist sehr gut. Die Grätings liegen zu tief und sind falsch ausgeführt worden.

Der nächste Spritzling enthält die Lafetten, die Bauteile für Masten und Rahen -wenn man das Modell mit Stoffsegeln ausstatten möchte- und das Beiboot. Die Gravur der Bauteile, insbesondere auch der Tauwickel um die gebauten Masten und Rahen ist sehr schön.

Das Ruder, der Heckspiegel und weitere Bauteile des Rumpfes sind Bestandteil des nächsten Spritzlings.

Der folgende Gußast enthält zahlreiche Kleineteile. Mit den dreieckigen Jungfern kann der versierte Modellbauer seine Tajlreeps selber anfertigen.

Alternativ kann man auch auf die sehr schön gestalteten fertigen Taljreeps des letzten Spritzlings zurückgreifen.

 

Die Segel wurden direkt an die Rahen angespritzt. Die Struktur der Seges ist sehr gut getroffen worden. Leider ist die Materialstärke zu dick.

 

Decals und weitere Teile

Vervollständigt wird der Bausatz durch die Flaggen, die Decals für die Segel, den Ständer sowie beiges und schwarzes Takelgarn.

 

 

Die Anleitung

Die ausführliche Bauanleitung umfaßt 12 Seiten; leider werden alle Beschreibungen und Anmerkungen zu den einzelnen Baustufen nur in japanisch gemacht. Die Zeichnungen erklären den Bau des Modells in 17 Schritten und gehen auch auf die Takelung des Modells sehr ausführlich ein.

Vervollständigt wird die Anleitung durch ein achtseitiges Faltblatt, welches auch anderen historischen Schiffsmodellen des Herstellers beiliegt. In diesem Faltblatt werden verschiedene Techniken, wie z.B. das Knüpfen der Wanten und das Herstellen der Taljreeps beschrieben. Leider wurden auch hier alle Texte nur auf japanisch wiedergegeben.

 

Fazit

Die Imai-Bausätze hatten während meiner Jugend einen hervorragenden Ruf. Leider sprengten die Preise die Möglichkeiten, die das Taschengeld bot. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass Aoshima die Bausätze wieder auflegt.

Die Wiedergabe der Santa Maria nach der Rekonstruktion von 1929 ist gelungen. Im Vergleich zu den aktuellen Rekonstruktionen von 1992 fallen jedoch deutliche Unterschiede auf. Der verwendete Kunststoff und der Guß machen mit Ausnahme der Sinkstellen am Rumpf einen sehr guten Eindruck. Besonders gefallen mir die Alternativen zur Takelage des Modells.

Ein wirkliches Manko ist die sehr übersichtliche aber leider nur auf japanisch vorhandene Baunleitung. Bei einem Bausatz dieser Preisklasse sollte der Modellbauer zumindest eine englische Übersetzung erwarten können.

Durch die alternativen Bauteile ist der Bausatz sowohl für Einsteiger als auch Fortgeschrittene

sehr empfehlenswert

Christian Matzke

Wir danken Glow2B für das Bausatzmuster