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Das Original

Nachdem es ja bereits vor einiger Zeit die Bausatzvorstellung des U.S. Navy Landing Craft Air Cushion von Trumpeter gab, folgt dazu nun auch ein Baubericht. Hier noch ein paar Einzelheiten zum Original:

Landing Craft Air Cushioned (LCAC) (deutsch: Landungsboot, luftgepolstert) ist ein Typ von Luftkissen-Landungsfähren der US-Marine. Die LCAC wurden 1980 entwickelt und 1989 im ersten Einsatzverband eingesetzt. 1991 im Zweiten Golfkrieg war der bisher größte Einsatz von LCAC.
LCACs erwiesen sich auch als ideales Hilfsmittel der Katastrophenhilfe in Küstengebieten. Insgesamt hat die US-Marine 91 LCACs, 74 davon sind im aktiven Dienst, die restlichen sind in Reserve oder Wartung. Die amphibischen Mehrzweckschiffe der US-Marine können je nach Typ (LHD, LPD, LSD) 2, 3 oder gar 4 LCACs in ihrem Welldeck aufnehmen.

Der große Vorteil der LCAC ist nicht nur die höhere Geschwindigkeit gegenüber normalen Landungsbooten sondern auch die Tatsache, dass sie ca. 80 % aller Küsten erreichen und Truppen anlanden können, ohne dass diese durchs Wasser waten müssen, im Vergleich zu ca. 17 % bei regulären Booten.
Luftkissenboote können auch über Eis und den Strand hinweg operieren. Es kann so die klassische unsichere Landungszone in der Brandung wie z.B. bei den Landungen im Zweiten Weltkrieg vermieden werden und die Truppen und Ausrüstung gleich zu einem Ort landeinwärts transportiert werden, wobei bei einer Gesamthöhe des Skirts (Gummischürze) von ca 1,30 m Hindernisse bis zu 0,30 m Höhe überfahren werden können. Dadurch sind Luftkissenboote universell einsetzbar und bestens für amphibische Operationen auch in schwer zugänglichen Gebieten hervorragend geeignet.
Dieses Konzept, schweres Gerät von hoher See über bis zu 80 Kilometer weit direkt auf den Strand zu bringen, heißt OTH (over the horizon) und konnte zuvor nur mit Hubschraubern durchgeführt werden, und dies auch nur beschränkt.

 

Technische Daten

Besatzung: 5 
Abmessungen  Länge:  26,4 m 
             Breite: 14,3 m 
Einsatzverdrängung: 200 t 
Geschwindigkeit: 40 kn mit Fracht 
Antriebsanlage:  Leistung: 4 Avco-Lycoming Gasturbinen; 12.280 PS 
                 Propeller: 2 Antriebs- und 4 Hubpropeller 
                 Verbrauch: 1000 Gallonen / Stunde 
Reichweite: 200 Meilen mit 40 Knoten, 
            300 Meilen mit 35 Knoten 
Bewaffnung:  2 12,7 mm M2-Maschinengewehre 
             2 MK 19 
Fracht: 60 bis 75 Tonnen  
Fahrzeuge pro Ladung:  12 HMMWVs oder 
                       4 LAV-25s oder 
                       2 AAV7A1 oder 
                       1 M1A1 oder 
                       4 M923 oder 
                       2 M923 5-Tonnen LKW, 2 M198 Haubitzen und 2 HMMWVs

Quelle: Wikipedia

Der Bau

Zuerst schreckte mich der Maßstab etwas ab, denn ich hatte bisher nur 1:35 und 1:72 gebaut, doch als ich den Karton öffnete war ich angenehm überrascht vom gut durchdachten Aufbau des Bausatzes. Das Modell hat letztendlich eine Größe von 186 mm x 100 mm und besteht aus 238 Teilen, inklusive einer Platine mit Ätzteilen und einer Gummischürze. Trumpeter hat bei diesem Bausatz sehr gute Arbeit geleistet, die Bauteile sind detailliert und originalgetreu nachgebildet.

Da ich überwiegend Dioramen baue, hatte ich auch bei diesem Projekt schon eine recht genaue Vorstellung. Ich wollte ein Luftkissenboot beim Entladen eines M1A2 darstellen. Dadurch, dass dem Bausatz nur eine aufgeblasene Schürze beiliegt, war das allerdings nicht ganz so einfach, denn Fahrzeuge können die Ladefläche nur bei eingefallen Skirts verlassen. Ich entschloss mich die Schürze aus Taschentuch und Weißleim nachzubilden. Ich befestigte den Rumpf mit Hilfe von Knetmasse etwas erhöht auf einem mit Folie bespannten Frühstücksbrett. Die Folie sollte das leichtere Ablösen des Rumpfes nach dem Erstellen der Schürze ermöglichen. Anschließend steckte ich die beiden Beladerampen an den Rumpf, da ich diese später geöffnet darstellen wollte. Um die Seitenschürzen herzustellen schnitt ich ein Taschentuch in schmale Streifen und zerlegte es in seine einzelnen Lagen. Die umlaufende Montagekante der Ladeplattform bestrich ich vorsichtig mit Weißleim. Mit einer Pinzette brachte ich den ersten Streifen Taschentuchlage an. Als dieser seiner Länge nach am Rumpf haftete strich ich ihn vollflächig mit verdünntem Weißleim ein und trug eine weitere dünne Papierschicht auf. Auf diese Weise fuhr ich entlang beider Seiten des Luftkissenbootes fort bis ich zum Schluss 4 Lagen Taschentuch übereinander befestigt hatte. Durch das Bestreichen mit Weißleim mit Hilfe eines Pinsels konnte ich die Lagen sehr schön in Falten legen und einen realistischen Effekt erzeugen. Ich orientierte mich dabei immer wieder an sehr vielen Fotos des Originals. Während die neu gestaltete, eingefallene Luftschürze durchtrocknete begann ich mit dem Zusammenbau der Aufbauten.

Die Aufbauten bestehen pro Seite aus 4 Deckhäusern und jeweils einem Antiebspropeller mit Antriebswelle, Schutzkorb und Leitblechen. Jeweils drei Segmente sind relativ baugleich und waren sehr schnell fertig gestellt. Die seitlichen Öffnungen der Aufbauten erhalten filigrane Messinggitter aus dem beiliegenden Ätzteilesatz und werten das Modell deutlich auf.

Die Propeller erforderten etwas mehr Aufmerksamkeit, da es hier leichte Passungsungenauigkeiten gab. Ich lackierte die acht Teile jedes Antriebs vor dem Zusammenbau, da sie alle eine unterschiedliche Farbe haben und das Lackieren nach dem Zusammenbau äußerst schwierig gewesen wäre.

Die Kontrollstation befindet sich vorn links und ist sehr detailliert wiedergegeben. Neben einer Inneneinrichtung mit Zwischenboden, Leiter und Cockpit, liegen dem Bausatz geätzte Scheibenwischer für die verglasten Scheiben bei.

Hier ein Foto des Decks mit den Aufbauten im „nackigen“ Zustand.

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Die Lackierung

Um der Originalaluminiumoberfläche möglichst nahe zu kommen, verwendete ich für die Grundlackierung der Aufbauten Metal Cote Aluminium von Humbrol, das mit der Sprühpistole aufgetragen und anschließend partiell poliert wurde. Ich lackierte auf diese Art alle Aufbauten und Teile des Decks.
Anschließend klebte ich Teile der Ladefläche ab und lackierte die Stellfläche mit Tamiya German Grey.
Die gelben Markierungen auf dem Deck wurden ebenfalls mit der Airbrush lackiert, da das Aufbringen von langen dünnen Decals immer recht schwierig ist.

Hier das fertig lackierte Deck:


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Bevor die Aufbauten auf das Deck geklebt wurden, brachte ich die umfangreichen Decals an. Anschließend versiegelte ich das gesamte Modell mit Mattlack.

Nun bekam das ganze Modell ein Washing mit stark verdünnter schwarzer Ölfarbe. Weitere Gebrauchsspuren und Verschmutzungen ließen sich hervorragend mit den Alterungssets von Tamiya und Pigmenten von Artitec umsetzen.

 

Das Diorama

Als Base benutzte ich einen großen Bilderrahmen aus dem ich das Glas entfernt hatte. Den Rand des Rahmens hatte ich vorsorglich mit Klebeband abgeklebt um ihn während der folgenden Bauschritte zu schützen.
Zum Darstellen des Strandes mischte ich sehr feinen Vogelsand mit Weißleim und verteilte die Masse auf dem gesamten Rahmenboden.
Nach dem Trocknen lackierte ich den Sand mit Tamiya Desert Yellow, das ich vorher mit Weiß aufgehellt hatte. Um einen realistischeren Effekt zu erzeugen lackierte ich mit verschiedensten Helligkeitsstufen der Mischung.

Zur Darstellung der Wasseroberfläche verwendete ich glasklares 2K-Polyester-Gießharz, welches ich leicht bläulich einfärbte und in mehreren dünnen Schichten auftrug. So ließen sich Wellen und eine leichte Dünung sehr schön nachempfinden. Zum Schluss hob ich die Wellenkämme und das schäumende Wasser am Strand noch etwas mit weißer Ölfarbe hervor.

 

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Die Fertigstellung


Nachdem ich die Base so weit fertig hatte, bestückte ich sie mit dem LCAC sowie zusätzlichen Modellen und Figuren.
Am Luftkissenboot brachte ich nun noch die beiden Rampen endgültig an. Um die geöffneten Rampen realistischer wirken zu lassen befestigte ich an ihnen Ketten von Weinert.
Den Abrams platzierte ich direkt auf die Rampe am Bug und der M113 bekam seinen Platz jenseits des LCAC auf dem Strand.
Beide Panzer stammen aus dem Sortiment der Fa.Dragon und sind als Fertigmodelle oder als Bausatz erhältlich.
Ich gab der Bausatzvariante den Vorzug. Meine Gründe dafür waren dass der Bau sehr viel Spaß macht, die Bausätze günstiger sind als die Fertigmodelle und zu dem konnte ich die Fahrzeuge nach meinen Bedürfnissen und Wünschen lackieren und umsetzen.
Zum Schluss belebte ich die Szene mit amerikanischen 1:144 Soldaten der Fa. Pegasus. Diese Figuren sind bereits fertig bemalt und in verschiedenen Varianten erhältlich.

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Fazit

Trumpeter hat sich bei der Umsetzung dieses Modells sehr viel Mühe gegeben und das Hovercraft sehr detailgetreu dem Original nachempfunden. Die Passgenauigkeit ist hervorragend, die Bauanleitung ist gut gegliedert und übersichtlich, die Decals sehr gut und dünn gedruckt. Somit lässt sich der Bausatz ohne Mehrarbeit direkt aus der Box bauen. Eine zusätzliche Bereicherung sind die beiliegenden Ätzteile, mit denen das Modell zu einem echten Schmuckstück wird.
Trumpeter brachte kurz nach der U.S. Navy Version auch eine japanische Version des Hovercrafts auf den Markt.
Die Bausätze unterscheiden sich nur geringfügig. Bis auf ein paar Bauteile, die Decals und die farbige Anleitung für die Lackierung gleichen sich die Bausätze.
Ich habe auch diese Version gebaut, diesmal mit der beigefügten Gummischürze.

Hier die beiden Versionen im direkten Vergleich.


Ich danke der Firma Faller und dem Team von modellmarine.de für die Ermöglichung dieses Projektes. Der Bau hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Gabriele Fuhrmann