Titel

Titel: Send a Gunboat. The Victorian Navy and Supremacy at Sea, 1854-1904
Verlag: Conway
Autor: Antony Preston und John Major
Umfang: 208 Seiten mit schwarz-weißen Photos, Plänen und Zeichnungen
Erscheinungsdatum: 2007
ISBN: 0-85177-923-9
Preis: 25 Pfund (ca. 32 €)

 

Inhalt

Die Kanonenboot-Diplomatie der imperialistischen Großmächte im 19. Jahrhundert ist zumindest als Begriff bekannt. Dieses Buch beschreibt die Schiffe, die die Royal Navy für diese Politik benutzte. Das Buch spannt einen Bogen von den Kanonenbooten, die für den Krim-Krieg gebauten wurden über die zahlreiche Klassen von Kanonenbooten und Sloops, die für Einsätze in Übersee (ein paar wenige auch für den Einsatz in Heimatgewässern) bis hin zu den letzten Sloops der Cadmus-Klasse von 1900, die noch kurze Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Dienst waren.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt: eine historischen und einen über die verschiedenen Schiffsklassen. Im ersten wird die Entwicklung und Einsätze der Kanonenboote (aufgeteilt in gunboats und gunvessels) und der Sloops beschrieben, u.a. deren Einsätze im Krim-Krieg und deren Einsätze im Rahmen der Kanonenboot-Diplomatie in Asien, Amerika und Afrika. Es folgen Kapitel über den Niedergang der Bedeutung der Kanonenboote bis hin zu ihren Einsätzen im Ersten Weltkrieg und noch kurz danach, u.a. im Persischen Golf. Illustriert wird dieser Teil – je nach Epoche – mit zeitgenössischen Zeichnungen bzw. Photos der Schiffe und beteiligten Personen. Dazu gibt es Karten und einzelne Skizzen bzw. Pläne (Kanonenboot HMS Staunch der Dapper-Klasse bzw. Mörser-Schiff HMS Sinbad von 1854).

Beispiel aus Kapitel "Malaysian Confrontations"

Der zweite Teil besteht aus kurzen Kapiteln über die einzelnen Schiffsklassen. Man findet die Kanonenboote von der Gleaner-Klasse von 1854 bis hin zur Bramble-Klasse von 1898. Darunter auch die Kanonenboote, die eigentlich für die Verteidigung der eigenen Küsten vorgesehen waren, z.B. die Ant-Klasse. Auch die Sloops von der Fantome-Klasse von 1873 bis zur Cadmus-Klasse werden beschrieben – die Autoren ignorieren die älteren Sloop-Klassen mit dem Argument, dass dieser Schiffstyp zuvor zu den Kreuzern gehörte, danach aber sich zu einem Typ entwickelte, der nur noch für Kanonenboot-Diplomatie verwendet werden konnte – und nicht mehr gegen andere Großmächte – diese Grenze erschien mir etwas willkürlich. Auch hier findet man Photos und Zeichnungen. U.a. auch Photos von noch existierenden Schiffen. Von mehreren frühen Kanonenbooten gibt es einfache Skizzen der Takelage. Von den späteren Klassen sind Profilzeichnungen, wie man sie auch in Conway’s All the World’s Fighting Ships 1860-1905 findet, enthalten. Pläne gibt es von den 60-PS-Kanonenbooten, den Kanonenbooten Bustard und Kit der Ant-Klasse und einem nicht realisierten Umbau des Kanonenboots Griffon der Condor-Klasse. Auch von einzelnen Geschützen gibt es Zeichnungen.

 

Beispiel aus zweitem Teil, die Sloops Melita, Racer und Wanderer

 

Im Anhang findet man diverse Auflistungen – alle Schiffe, die zwischen 1854-89 verloren gegangen sind; alle Schiffe, die 1867, 1876 bzw. 1889 im Einsatz waren und alle Anfragen von 1857-61 Kanonenboote in Übersee einzusetzen. Man fragt sich etwas, warum diese Listen auf diesen Zeitraum beschränkt sind. Von Lindsay Doulton findet sich zudem ein kleines Kapitel über HMS Gannet, eine Sloop der Doterel-Klasse, die heute in Chatham als Museumsschiff zu besichtigen ist. Neben diversen Photos, die das Schiff in verschiedenen Zuständen seiner langen Existenz zeigen, findet sich leider nur einen kleinen Längsschnitt der Mittschiffssektion.

Die Originalausgabe ist von 1967. Deshalb findet man vereinzelt Aussagen, bei denen es nicht klar ist, ob diese sich auf das Jahr 1967 oder 2007 beziehen – insbesondere, wenn es um den Verblieb der beschriebenen Schiffe geht. Der Verlag versuchte das Buch durch ein Vorwort von Andrew Lambert und ein Nachwort von Eric Grove zu aktualisieren. Während im Großteil des Buches die Kanonenboot-Diplomatie überwiegend nicht verherrlicht wird, sondern relativ nüchtern dargestellt wird, kann man dies von diesen beiden Beiträgen nicht sagen – beide befürworten eine Neuauflage der Kanonenboot-Diplomatie.

Der Modellbauer hätte sich mehr Pläne gewünscht. Die erwähnten Pläne – abgesehen von der Skizze der Staunch wahrscheinlich – würden durchaus für Modelle in kleinen Maßstäben reichen. Leider gibt es keinen Plan einer späten Sloops – da muss man sich dann z.B. mit den Plänen der Buzzard im (Atlas du génie maritime, Pläne 1064-1066) behelfen. Für den Modellbauer hilfreiche Photos findet man dagegen sehr wohl.

 

Fazit

Dieses Buch bietet einen guten Überblick über die britische Kanonenboot-Diplomatie und über die hierfür eingesetzten Schiffe. Auch der Modellbauer kommt dank der vielen Photos und einzelner Pläne auf seine Kosten.

EMPFEHLENSWERT


Lars