Baubericht Italeri M.T.M.

Historie

Die Entwicklungsgeschichte der italienischen Kleinkampfmittel reicht zurück bis in die Zeit des ersten Weltkriegs. Zu dieser Zeit entstanden erste Baumuster für kleine Einmannboote, die sich - mit Sprengladungen, Minen oder Torpedos bewaffnet - leise und unerkannt an feindliche Schiffe anschleichen und sie zerstören konnten.
Als England 1935, nach Beginn des Abessinienkrieges, größere Schiffseinheiten im Mittelmeerraum zusammenzog, griff die italienische Regierung die Idee dieses preiswerten Waffensystems wieder auf und leitete die Weiterentwicklung der alten WK 1-Entwürfe ein. Dennoch sollte es noch fast 6 Jahre dauern bis fronttaugliche Boote der Serie M.T.M. zur Verfügung standen.

Ihr 1,2t verdrängender Knickspantrumpf war 6,15m lang, 1,7m breit und 1,2 m hoch. Ein 95 PS starker 6 Zylinder Motor von Alfa Romeo ermöglichte den Booten auf eine Maximalgeschwindigkeit von 33 Knoten. Der Fahrbereich betrug ca. 85 sm. Vortrieb und Lenkung erfolgte über einen Außenbordantrieb mit zwei gegenläufigen Schrauben. Zum Überwinden von Netzsperren konnte dieser Antriebsblock seitlich aus dem Wasser geschwenkt werden.
Insgesamt wurden vom Typ MTM ca.100 Stück gebaut und ihre operativen Erfolge waren eher gering.
Die Bewaffnung bestand aus einem 330 kg schwerer Sprengsatz im Bugraum der Boote. Bei einer Angriffsfahrt brachte der Pilot sein Boot möglichst unbemerkt auf Kollisionskurs mit dem Ziel. Mehrere Hundert Meter vor dem Aufprall legte er die höchste Fahrstufe ein, blockierte die Steuerung, entsicherte die Sprengladung und sprang mit einem Rettungsfloß vom Boot ab.
Um den Bug herum befand sich ein überstehender und beweglich gelagerter Stahlrohrrahmen der sich beim Kontakt mit einem gegnerischen Schiff verschob und dadurch die Zündung einer Gruppe kleiner Sprengsätze auslöste, die den Rumpf in zwei Teile trennte. Der vordere Teil mit dem Hauptsprengsatz versank unmittelbar vor dem anvisierten Ziel und ein Druckzünder löste bei einer voreingestellten Wassertiefe die Detonation aus. Zur Sicherheit gab es einen zusätzlichen Zeitzünder, der die Sprengladung beim Versagen des Druckzünders auslöste.
Am vorderen Teil des Stahlrohrrahmens befand sich noch ein ausschwenkbarer Hebel („Baffo“). Er diente als unmittelbarer Kontaktzünder und löste die Überwasserexplosion der Hauptladung aus, sobald er beim Berühren eines Hindernisses einige Grade nach hinten gedrückt wurde. Er sollte eingesetzt werden um z.B. Hafensperren oder Torpedonetze aufzusprengen.

 

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Der Bausatz

Beim Blick in die Schachtel findet man einen einzigen Spritzgussrahmen mit 43 Bauteilen vor, eine 0,3 mm dicke Messingblechplatine mit einigen Ätzteilen, einen Decalbogen und eine stehende Bootführerfigur.

Giessrahmen

Der Bausatz enthält außerdem eine englischsprachige Fotodokumentation zu Sprengbooten des Typ M.T.M. mit einigen Museumsbildern und Original-Ersatzteilzeichnungen, eine Bauanleitung in Form einer Fotostory sowie ein Bild, das mit dem Deckelbild des Kartons identisch ist.
Die Fertigungsqualität entspricht dem heutigen Stand der Technik. Formhälftenversatz und Gratbildung bewegen sich im Hundertstel Millimeterbereich. Am Modell sichtbare – und deshalb zu verspachtelnde - Marken von Auswerferstiften findet man nur an den Teilen 17 und 18.

Der Rumpf

Der Zusammenbau begann mit dem Verkleben der beiden Rumpfhälften. Die Bauanleitung sah es zwar nicht vor, aber bereits jetzt wurde der Heckspiegel eingesetzt, denn nur so konnte sichergestellt werden, dass die Winkel der beiden Rumpfwände symmetrisch verlaufen.

Beim Vergleichen der Bausatzteile mit der beiliegenden Foto-Dokumentation fanden sich eine Vielzahl von Unstimmigkeiten, Vereinfachungen oder Abweichungen von den Walk-Around Fotos. Auch die Präsentation des Modells auf einem eher schmucklosen Ständer und die passiv neben dem Boot zu postierende Pilotenfigur machten einen unattraktiven Eindruck. Nach kurzem Überlegen fiel deshalb die Entscheidung ein kleines Diorama anzufertigen, das das Boot in mediterranem Ambiente zeigen sollte. Natürlich sollte das Sprengboot weitestgehend vorbildgetreu gebaut werden und gleichzeitig so viel wie möglich von der Technik dieser Schiffsgattung erkennbar sein. Da der Bootsführer sowieso neben dem Boot stehen musste, entstand sehr schnell der Gedanke, das M-T-M. aufgesattelt und eventuell teilzerlegt auf einem Trailer zu präsentieren.

Die äußere Kontur des Bootskörpers ist sehr vorbildgetreu nachempfunden. Trotzdem ist der Rumpf nicht fehlerfrei. An der Bugaußenseite wurde die überdimensionierte Öffnung des Baffoanschlags verspachtelt. Die darunter liegende Zugöse musste um fast 50% verkleinert werden und die am Rumpf angegossenen Haltebänder wurden breiter angelegt, um vorbildgetreu zu wirken. Ein umlaufender Spalt an den Klebenähten des Heckspiegels wurde verspachtelt. An den Seiten des Heckspiegels befanden sich aufgesetzte Kantenverstärkungen, die durch schmale, in Sekundenkleber getränkte, Papierstreifen nachgebildet wurden. Beide Längsseiten erhielten je zwei außen liegende Horizontalversteifungen aus 0,5mm Lötzinn und Steuerbord achtern wurde eine Spritzenkanüle als Kühlwasserauslass eingeklebt.

Rumpf im RohbauModellbug

Die Sprengboote der Baureihe M.T.M. besaßen einen hölzernen Spantrumpf mit zwei großen verschraubten Decköffnungen. Unter dem hinteren Deckel verbarg sich der Motorraum mit der Antriebs-/Getriebeeinheit, zwei Treibstofftanks sowie die Kühlanlage und unter dem vorderen Deckel war die Waffe, der 330 kg schwere Trinotol-Sprengsatz, untergebracht. Dieser vorderen Deckel kann beim Modell abgenommen werden und gestattet einen Blick auf den eingebauten Sprengsatz. Wählt man diese Option sieht man allerdings auch die völlig unzureichend strukturierten Innenseiten des Rumpfes, die anstelle eines vorbildgetreuen Spantengerüstes nur einige angespritzte Erhöhungen von wenigen 1/10mm besitzen.

Eine Querversteifung, die das Deck abstützt und die zusätzliche Sprengladungen zum Zerlegen des Rumpfes trägt, war ca. 2mm zu niedrig und durch den geöffneten Deckel konnte man fast den kompletten, leeren Rumpf einsehen. Um aus diesem leeren Schiffskörper ein möglichst originalgetreues Boot entstehen zu lassen, war sehr viel Recherchearbeit und Scratchbau erforderlich.
Zunächst wurden die angedeuteten Spanten entfernt. Aus diversen Kunststoffprofilen entstand anschließend ein vollständiges neues Innengerüst, das sich an den Bildern und Zeichnungen der beiliegenden Dokumentation orientiert.

Angedeutetes SpantengerüstNeubau der Spanten

Mittschiffs wurde das fehlende vordere Motorschott aus einer 1mm dicken Kunststoffplatte nachgebildet und auf den davor liegenden Versteifungsrahmen wurde eine Leiste zur Höhenkorrektur geklebt. Die Aufnahme für den Sprengsatz wurde unverändert übernommen. Der Fußraum des Piloten am Heck erhielt neue Fußroste aus 1mm Draht.

Vorderes Motorschott ergänztInnenrumpf fertiggestellt

 

Lutz Fuhrmann

 

Ende Teil 1