Das Boot wurde größtenteils aus dem Kasten gebaut, und es ging ziemlich schnell. Die Auspuffrohre wurden durch Aluminiumröhrchen angedeutet, die Stützen der Geschützplattform mit einer Feinsäge sowie einer Minischleifmaschine mit Hartmetallfräse abgetragen. Das Ruderhaus wurde als Unterbaugruppe erstellt und erst später am Deck befestigt, um die Bemalung zu erleichtern, ebenso wie die Torpedorohre. Nach Befestigen der Auspuffrohre wurde der Rumpf im Ganzen zusammengebaut. Einiges Spachteln ließ sich dabei nicht vermeiden, ich verwendete Mr Surfacer 500 von Gunze. Die Bemalung erfolgte soweit möglich mit der Airbrush, abgeklebt wurde mit Tamiya Tape. Die Decksfittings wurden mit dem Pinsel bemalt. Die Klarsichtteile für die Bullaugen und Brückenfenster wurden weggelassen, diese Öffnungen wurden ganz zum Schluß mit Kristal Kleer (anderer Weißleim geht auch) gefüllt.
Der Rohbau am Ende des ersten ArbeitstagsDie schräg abgetrennten und mit Sekundenkleber eingeklebten Auspuffrohre werten die Rumpfseiten ohen großen Aufwand auf


Die Bemalungsvorschriften aus Alan Ravens Artikel und die Zeichnung aus seinem Buch "Warship Perspectives Camouflage Vol. 3: Royal Navy 1943-44" gaben mir einen guten Eindruck von den zu verwendenden Farben und ihrer Anordnung, jedoch keinen kompletten. Das Prinzip hinter der Tarnung war es, das Boot von oben möglichst einheitlich dunkelgrau und von der Seite möglichst einheitlich hellgrau wirken zu lassen. Dazu wurden die aufgrund ihrer Form im Schatten liegenden von der Seite sichtbaren Bereiche weiß gestrichen, um einen ähnlichen Helligkeitswert wie die grauen Bereiche abzugeben. Das nannte man Countershading (= Gegenschattieren). So wurden die oberen Drittel der Torpedorohre dunkelgrau, das mittlere Drittel hellgrau und das untere Drittel weiß gestrichen. Die verwendeten Farben waren B15, G45 und weiß. Allerdings war der größte Teil der Decks mit einer Gummimischung beschichtet, die eine andere Farbe als das B15 hatte. Die korrekten Farbtöne führt White Ensign Models in seiner Colourcoats – Farblinie, allerdings als Emailfarben. Die besten Resultate erzielt man hier übrigens mit dem Verdünner von Xtracolor; mit anderen Verdünnern lassen sich die Colourcoats deutlich schlechter verarbeiten. Ich habe übrigens mangels B15 G10 verwendet und AP507C für die Stahldecks – mit verschiedenen Airbrush-Schattierungen kam das für mein Auge gut hin. Das Weiß für den Rumpf wurde mit Bedacht nicht komplett deckend aufgetragen, um realistischer zu wirken.
Tamiya-san freut sich mal wieder über meinen Verbrauch an AbklebebandAm Rumpf werden zuletzt die weißen Bereiche nicht deckend gespritztDer fertig gespritzte Rumpf


Die Torpedorohre mußten verspachtelt und verschliffen werden, die Öffnungen mußten mit der Fräse erweitert werden, da sie für die Torpedoköpfe zu eng sind – hier kann man sonst leicht die Mittelnaht beim Versuch des Einbaus sprengen. Die Tarnlackierung wurde wie folgt erstellt: Zuerst wurde die gesamte Baugruppe weiß gespritzt. Nach dem Trocknen wurde der untere Teil leicht abgeklebt und G 45 gespritzt. Dieses wurde wiederum leicht abgeklebt und das obere Drittel vorsichtig dunkelgrau gespritzt. Daraufhin konnte der Sockel von Hand G 45 bemalt werden. Die Gefechtsköpfe der Torpedos wurden mit Vallejo – Acrylfarbe dunkel sandfarben bemalt, der Aufschlagzünder silbern.
Hier wird das G45 vorsichtig mittels einem leicht angeklebten Stück Tamiya Tape aufgespritzt. Ein Q-Tip dient als Halterung. Die dunkle Farbe ist Grundierung von Model Master.Stellprobe der Torpedorohre, die dreifarbige Tarnung ist gut zu erkennen


Die diversen Waffen wurden versäubert, dunkelgrau bemalt und mit Model Master Titan Metalizer trockengemalt. Visiere entstanden aus einem sehr nützlichen 1:250er Ätzteilbogen von Scheuer & Strüver, sie sollten eigentlich mal Kabeltrommeln werden. Man könnte sehr gut die Oerlikon und die Lewis Guns durch Resinteile z.B. von Great Little Ships ersetzen, aber ich habe sie aus dem Kasten angebaut. Wie immer ist nach oben in Sachen Einsatz und Detaillierung die Grenze für jeden individuell angesiedelt. Die vorderen MGs sind im Original Leuchtgranatenwerfer vom Typ Holman und sollten eigentlich mit dickeren Rohren umgebaut werden, aber das habe ich (vorerst) unterlassen. Sie sind aber nur aufgesteckt und lassen sich leicht ersetzen.
Die 20mm Zwilling mit dem Kabelrollen-Visier


Die zahlreichen Lüfter wurden zusammengebaut, verspachtelt, verschliffen und vorsichtig innen ausgefräst. Dann konnten sie in G45 grundiert und im Tarnmuster bemalt werden.
Die Lüfter werden mit einer zahntechnischen Hartmetallfräse ausgefräst

Der Mast wurde bis auf den obersten Teil, der ziemlich dick, krumm und nicht rund im Querschnitt war, und bis auf die Radar-Dipole, aus dem Kasten verwendet. Die Dipole wurden mit den Bausatzteilen als Muster aus Kunststoffprofilen und Messingdraht von Lion Roar nachgebaut, der Oberteil des Masts ist ein Stück Stahldraht. Die Signalrah ist ein Stück Draht aus einer Stahlbürste. Eine solche Bürste reicht vermutlich für ein Modellbauerleben in Sachen Masten und Rahen; der Stahldraht ist schön stabil und eignet sich sehr gut. Ansonsten empfehle ich gedrehte Masten, z.B. von BMK.
Der Mast mit den ersetzten Teilen aus Stahldraht, Polystyrol und Messingdraht


Die Bemalung wurde komplettiert mit dem Anbringen des weißen Countershadings an allen im Schatten liegenden Bereichen, also unter der Geschützplattform, den Bereitschaftsmunitionskästen, unter dem Windabweiser an der Brücke, an den Unterseiten der Lüfter usw. usf. Ich benutzte hier kein strahlendes Weiß, sondern RAF – White von JPS Modell, das ein gebrochenes Weiß ist und mir stimmiger erschien. Reinweiß wurden nur die Relingsstützen, die Geschützreling, die Rumpfseiten sowie der Mast bemalt, aber in allen Fällen wurde dieses Weiß durch nicht deckendes Aufbringen oder Trockenmalen auch abgeschwächt.
Trockenmalen der Geschützplattform mit einem kurzen, dicken BorstenpinselCountershading unter der Geschützplattform mit RAF WhiteAuch die Sockel der Bereitschaftsmunitionskästen und das Deck unter ihnen müssen weiß gestrichen werden


Die einzigen Farbtupfen an dem Boot sind die Positionslichter und der Flaggenschrank, den ich mit zahlreichen Tupfen von weiß, rot und blau versah, um die verschiedenen gefalteten Signalflaggen darin zu simulieren.
Der Bereich der Rumpfnummer wurde hochglanzlackiert. Nach dem Trocknen wurden die Decals aufgebracht; diese erwiesen sich airfixtypisch als empfindlich, brüchig und sehr matt. Ein weiterer Überzug mit Hochglanzlack beseitigte die Mattigkeit, und nach einem Mattlacküberzug wirkte die Rumpfnummer fast wie aufgemalt.
Das fertig gebaute Boot vor dem MattlacküberzugDas fertig gebaute Boot vor dem Mattlacküberzug


Nun kam der Punkt, an dem die einzelnen Baugruppen zusammenkommen. Nach dem Anbringen z.B. des Ruderhauses verbleibende Spalten wurden mit Weißleim gefüllt. In diesem Stadium wurden auch die Wellen, Schrauben und Ruder angebracht. Die Schrauben erforderten einiges an Nacharbeit. Bemalt wurden sie mit abgedunkelter Goldfarbe, um dem Bronzefarbton näher zu kommen. Die Schrauben für kleinere britische Einheiten wurden im Krieg übrigens von Glockengießer – Werkstätten hergestellt.
Der Anker wurde ähnlich wie die Geschütze dunkelgrau und mit Titan-Metalizer bemalt, hier wurde aber in die frische graue Farbe noch Backpulver eingestäubt, um Verkrustungen zu simulieren. Eine Öse aus Draht und ein aufgeschossenes Ankerseil komplettierten den Anker.
Nach Anbringen aller Relingsstützen, des Masts, der diversen Klampen und Augbolzen (nebst einiger selbst aus verdrilltem Draht angefertigten) wurde die Bemalung überprüft und wo sinnvoll korrigiert. Dann erhielt das gesamte Modell einen Überzug aus mattem Klarlack. Nach dem Trocknen wurde es durch Trockenmalen mit Ölfarbe, durch Betonen von Kanten mit Bleistift und durch Aufbringen von Pastellkreiden gealtert. Wie immer stellt sich diese Alterung auf den Fotos als stärker dar als in der Realität, sie wurde deshalb teils abgeschwächt.
Die Takelung erfolgte mit elastischem Garn aus dem häuslichen Nähkästchen, das mit Sekundenkleber verklebt und mit mittelgrauer Acrylfarbe bemalt wurde. Zu guter Letzt wurden die Bullaugen und Fenster mit Kristal Kleer ausgefüllt.
Nach knapp zwei Wochen konnte ich dieses Projekt (vorerst) abschließen und bin neugierig, wann ich mich an das geplante Diorama in voller Fahrt herantrauen werde!
Fertiges ModellFertiges ModellFertiges Modell

Fertiges ModellFertiges ModellFertiges Modell

Fertiges ModellFertiges Modell


Frank Spahr aka "Doc Bear"