Die Wasserbasis


Recht früh machte ich mir Gedanken über die Grundplatte und wie ich das Wasser imitieren wollte. Meine Versuche mit Silikon und Acrylgel hatten mich nicht zufrieden gestellt, und ich suchte nach einer Alternative. Ein Beschreibung der Gipsmethode auf der Website der IPMS Stockholm sprach mich an und ich beschloss, es zu versuchen. Also wurde der Rumpf mit dem Deck zusammengebaut, mit einer Trennscheibe das Unterwasserschiff entfernt, und ich konnte loslegen.


Ich nahm einen Bilderrahmen passender Größe und nahm ihn auseinander. Die Glasscheibe umwickelte ich mit sehr fein zerknitterter Alufolie und befestigte sie mit Klemmen an der Vorderseite des Rahmens. Nun konnte ich von der Rückseite her Gips in den Rahmen gießen. Nachdem dieser abgebunden war, nahm ich die Glasscheibe ab und beschaute mir das Ergebnis. Tatsächlich hatte sich eine dezente und recht natürlich aussehende Wellenstruktur ergeben. Natürlich war die Oberfläche sehr eben, aber für den Falklandsund in einer nebligen Nacht passte es für mich. Die geringen Überschüsse konnte ich leicht entfernen; nun wurde das Modell platziert, der Umriss markiert und die Wellenstruktur in diesem Bereich mit einem Modellbaumesser abgeschabt, um das Modell nachher möglichst satt aufsetzen zu können. Das machte zwar Dreck, ging aber gut von der Hand. Ich benutzte das Messer auch, um das aufgewühlte Wasser um und achteraus des Schiffes anzudeuten. Nachdem ich zufrieden war, ging es an die Bemalung. Hier benutzte ich Abtönfarben aus dem Baumarkt in mehreren Blau- und Grüntönen sowie weiß. Die vom Schiff ungestörten Bereiche dunkelte ich mit Acrylfarbe JPS Sea Blue aus der Airbrush noch etwas ab. Daraufhin ließ ich den Gips über mehrere Tage vollends durchtrocknen. Nun kam der Clou – die Versiegelung mit mehreren Schichten hochglänzenden Lacks aus einer großen Baumarkt–Spraydose. Das roch extrem nach Lösungsmitteln, ergab aber in sehr kurzer Trocknungszeit eine hochglänzende und robuste Oberfläche, die sogar eine gewisse Tiefenwirkung besaß. Ich habe seitdem noch weitere Basen mit dieser Methode hergestellt und bin recht zufrieden mit ihr.

Überlegungen zum Farbschema


Ich hatte schon vor einiger Zeit mich an John Snyder von WEM gewandt, eine echte Autorität in Sachen Farben und dazu sehr freundlich und hilfsbereit. John leitete meine Anfrage an niemand geringeren als Peter Hall weiter, den genialen Ätzteile-Entwickler von WEM, der 1982 im Südatlantik an Bord des Flugzeugträgers HMS Hermes dabei gewesen war. Peter antwortete, dass zu Beginn der Feindseligkeiten alle Rumpfnummern und andere Markierungen an den Schiffen hellgrau übermalt worden waren, ebenso wie die schwarzen Bereiche an Masten und Schornsteinen. Auch die Beiboote waren übermalt worden. Der schwarze Wasserpass blieb. Peter erinnerte sich nicht mehr daran, welche Farbe zum Übermalen benutzt worden war, er glaubt aber, dass es nicht die normale Rumpffarbe war, sondern eine hellere, mattere Farbe, möglicherweise eine Grundierung. Nur die Zerstörer vom Typ 42 erhielten Erkennungshilfen, weil auch die Argentinier diesen Typ benutzten. So wurde ein breiter senkrechter schwarzer Streifen vom Schornstein bis zur Wasserlinie aufgemalt, wie man ihn gut auf den Bildern der getroffenen HMS Sheffield sehen kann. Darüber hinaus wurde ein Union Jack auf das Dach das Ruderhauses aufgemalt.
Die seinerzeit benutzten Farbtöne waren folgende (zitiert nach einer Email von John Snyder an den Autor, Colourcoats ist die Farblinie von WEM):

















Rumpf und Aufbauten Light Weatherwork Grey BS381C Nummer 676 (Colourcoats M 01)
Decks Dark Admiralty Grey BS381C Nummer 632 (Colourcoats M 16)
Flugdecks Dark Admiralty Grey BS381C Nummer 632 (Colourcoats M 16)
Schiffsbodenfarbe Red Oxide BS381C Nummer 446 (praktisch identisch mit der Farbe aus dem 2. Weltkrieg, (Colourcoats RN 19)

Ich besorgte mir die notwendigen Farben, benutzte am Ende jedoch Acrylfarben, die ich aus verschiedenen Gründen mittlerweile den Emailfarben vorziehe. Ich benutzte IJN Maizuru Grey von JPS für die Decks und mischte mir auf Basis von JPS RAL 7035 Lichtgrau ein helles Grau für Rumpf und Aufbauten an, wobei ich die Colourcoats als Vorbild nahm, jedoch etwas aufhellte, um einen maßstäblich stimmigeren Eindruck zu erzielen. Die meisten Teile wurden mit einer Grundierung auf Emailfarbenbasis behandelt, jedoch nicht alle. Die neuen Farben von JPS kommen durchaus auf fettfreien Untergründen ohne Grundierung aus.

Der Bau des Modells


Gerne hätte ich die Aufbauten in mehreren Baugruppen angefertigt und nachher verschraubt, was ich aber nicht hinbekam. So musste ich jede Menge Farbgrenzen zwischen Decks und Aufbauten möglichst sauber bemalen, keine meiner Lieblingsaufgaben. Das Ergebnis war dann auch nicht so sauber wie erträumt. Vor dem Bemalen hatte ich die Bullaugen aufgebohrt und fotogeätzte Schotten aus dem hervorragenden Ätzteilsatz von WEM angebracht. WEM hat einen Ätzteilsatz mit spezifischen Teilen für die meisten Nachkriegsschiffe von Airfix im Programm, das "Ultimate" Post-War Royal Navy Set 1(#624). Für jedes zu bauende Schiff muss man noch den Satz #625 "Ultimate" Post-War Royal Navy Set 2 hinzukaufen, der Grundbauteile wie Relings, Niedergänge, Schotten usw. enthält. Leider enthält Satz 624 keine spezifischen Teile für den Typ 21, so musste ich Teile für andere Bausätze, die ich nicht zu bauen plane, zweckentfremden.




Folgende Veränderungen wurden am Modell vorgenommen:

  • Die Form des Geschützturms wurde gemäß Vorbildfotos durch Spachteln und Schleifen verändert, eine Auswerferöffnung für Geschosshülsen wurde aufgebohrt
  • Die grob anmodellierten Ruderhausfenster wurden abgetragen und durch fotogeätztes Relingsmaterial ersetzt
  • Die Exocetkanister von Airfix wurden modifiziert, um korrekte Höhe und Ausrichtung zu erzielen – leider erwiesen sich die Resinteile von WEM in 1:600 als zu groß
  • Wartungsplattformen an den Raketenkanistern wurden aus mit Sekundenkleber getränktem Papier, gezogenen Gussästen und Relingsmaterial hergestellt
  • Seitliche Verkleidungen der Raketenkanister und Strahlabweiser vor dem Ruderhaus entstanden aus Papier und Relingmaterial
  • Der Peilrahmen auf dem Ruderhaus entstand aus sehr feinem Kupferdraht, die Sockel für die Peitschenantennen aus Polystyrolprofilen
  • Ein Windabweiser für die offene Brücke wurde aus Relingsmaterial erstellt, das mit Flüssigspachtel überzogen wurde
  • Fotogeätzte 20 mm-Oerlikons entstammen dem Ätzteilsatz von WEM
  • Corvus–Düppelwerfer und ihre Strahlabweiser wurden aus Polystyrolprofilen hergestellt
  • Das Gestell für das Schlauchboot wurde aus 1:350er Reling zurechtgebogen, das zusätzliche Boot aus Polystyrolprofilen gebaut
  • Die achteren Aufbauten wurden durch seitliche Anbauten, zusätzlichen Decks sowie SCOT–Radomen auf einer erhöhten Plattform modifiziert
  • Die Abgasöffnungen am Schornstein wurden aufgebohrt
  • Die Boote wurden durch solche aus der Restekiste ersetzt
  • Die Sea Cat–Starter aus Resin von WEM mit geätzten Startschienen wurden verwendet; als Raketen wurden blaugrau bemalte Zahnstocherspitzen verwendet
  • Geätzte Leitern und Niedergänge wurden an den entsprechenden Stellen angebaut, die anmodellierten Niedergänge wurden abgetragen
  • Zu klobige Decksstützen wurden aus gezogenen Gussästen ersetzt
  • Die Netze um das Flugdeck wurden durch Ätzteile von WEM nachgebildet
  • Der Lynx–Hubschrauber aus dem Bausatz wurde mit WEM–Ätzteilen für den Wessex verfeinert, wofür die Rotorblätter gekürzt werden mussten. Er ist dunkelblau (JPS Sea Blue) über alles bemalt und trägt keine Abzeichen (meine Einschätzung nach Durchsicht meiner Bildunterlagen)
  • Die Markierungen am Flugdeck entstanden aus zusammengestückelten Airfix-Decals; die Schiffskennung wurde nach Rücksprache mit Modellbaufreunden und Durchsicht meiner Bilder weggelassen
  • Die Plattformen am Vormast wurden durch selbstgebaute ersetzt, hierzu wurden Polystyrolprofile und Relingsmaterial verwendet; die Radarantennen wurden ebenfalls ersetzt, die Rahen durch Ätzteile von WEM ersetzt, die für die HMS Daring und Tiger gedacht waren. Der obere Teil des achteren Mastes wurde durch ein konisch gezogenes Stück Gussast ersetzt.
  • Die fotogeätzten zwei- und dreizügigen Relings stammen aus dem WEM-Satz 625. Die Züge wurden mit einem Fineliner geschwärzt, um den Farbunterschied zwischen den Relingsstützen und den (Draht-)Zügen kenntlich zu machen.
  • Getakelt wurde mit sehr dünn gezogenem schwarzem Gussastmaterial
  • Die Besatzung stammt von Lion Roar – die geätzten Figuren wurden mit Mr. Metal Primer von Gunze grundiert und mit diversen Acrylfarben bemalt
  • Die Rumpfseiten und die Bereiche unter den Ankern wurden dezent mit Pastellkreide verwittert
  • Zum Schluss wurde das ganze Schiff mit Mattlack überzogen, um die Alterung zu versiegeln und den Gesamteindruck harmonischer zu machen.



Das Modell wurde mittels klarem Acrylgel auf der Basis befestigt. Nachdem das Gel getrocknet war, wurde die Umgebung des Schiffes mit weißer Ölfarbe trockengemalt und ich erklärte die Arbeiten für beendet. Die "Nachtbilder" wurden im dunklen Raum mit einer kleinen LED-Taschenlampe als Beleuchtung aufgenommen. Bauzeit war 26. August bis 23. September 2007.


Quellen


Online:

Gedruckt:

  • Friedman, Norman: British Destroyers and Frigates; London 2006; ISBN 1 86176 137 6
  • Woodward, Sandy (with Patrick Robinson): One hundred days; Paperback edition with new preface by the author, Annapolis 1997; ISBN 1 55750 652 3
  • Brown, David: The Royal Navy and the Falklands War; London 1989 (paperback); ISBN 0 09 957390 3
  • Preston, Anthony: The World´s worst Warships; London 2002; ISBN 0 85177 754 6



Danksagungen


  • Steve Power von modelwarships.com, der ein ähnliches Projekt bereits gebaut hat und mir einige sehr nützliche Tips gegeben hat
  • John Snyder und Peter Hall für Hilfe mit der Farbauswahl und für Peters Erinnerungen an den Falklandkrieg
  • Julien Dixon von modelingmadness.com, der auf HMS Active gefahren ist und mir aus erster Hand wertvolle Tips zukommen ließ
  • Rainer Michalek und Burkhardt Masch für die Überlassung ihrer Bilder aus Portsmouth und Yeovilton
  • Jim Baumann für viele Ratschläge und stets konstruktive Kritik.


Schlußbemerkung


Ein angenehmes und erfreuliches Projekt, in dem ich ein paar neue Techniken kennenlernte und ein paar ältere vertiefte. Am Ende hatte ich ein einigermaßen nettes Modell einer Schiffsklasse, die ich immer schon optisch sehr ansprechend gefunden habe – trotzdem sie kein wirklich großer Wurf war. Und mir macht es immer Spaß, aus älteren Bausätzen etwas herauszuholen!

Frank Spahr, IG Waterline / VMF-06 German Gamblers