Das Schiff


Am 10. Mai 1982 rief Admiral "Sandy" Woodward, Kommandant der britischen Trägerkampfgruppe im Südatlantik, die die Falklandinseln von den Argentiniern zurückerobern sollte, über eine abhörgesicherte Verbindung Christopher Craig an, den Kommandanten der Fregatte vom Typ 21, HMS Alacrity. In seinen Memoiren beschreibt er das Gespräch wie folgt:
"Ähh .. Christopher, ich möchte, dass Sie heute Nacht einmal Ost-Falkland umfahren. Ganz bis in den Süden, dann nordwärts durch den Falkland-Sund, an Fanning Head vorbei zurück in die offene See zum Treffen mit der Arrow." Ich sagte ihm auch, dass er sich im Sund ordentlich bemerkbar machen sollte, ein paar Leuchtgranaten verschießen und den Argentiniern kräftig Angst einjagen. Ich fügte hinzu: "Und wenn sich irgendetwas bewegt, versenken Sie es, aber seien Sie bis zur Dämmerung wieder draußen und daheim, so dass Sie klar vom Land sind, sobald die wieder fliegen."
Er blieb eine zeit lang stumm und sagte dann, "Hmmm, ich schätze, Sie wollen auch, dass ich ein paarmal die nördliche Einfahrt passiere, Admiral. So ein bisschen Zickzack fahre."
"Oh", sagte ich mit vorgetäuschter Überraschung, wobei ich mich etwa zwei Zoll groß fühlte. "Warum fragen Sie das?"
"Ich nehme an, Sie möchten, dass ich herausfinde, ob es dort Minen gibt," sagte er ruhig.
Ich weiß nicht mehr, was ich darauf antwortete. Aber ich weiß noch, wie ich mich fühlte. Ich denke, ich erwähnte nur, das zu wissen könne recht nützlich sein.
Er antwortete mit großer Würde, "Geht in Ordnung, Sir." Dann machte er sich auf, um sich auf den womöglichen Verlust seines Schiffes und dessen Besatzung so gut wie möglich vorzubereiten. Ich werde ihn als einen der tapfersten Männer in Erinnerung behalten, denen ich je begegnet bin. Er war Material für ein Victoria – Kreuz, aber merkwürdigerweise nur wenn, etwas schief ging.
Persönlich fühlte ich mich furchtbar, weil ich nicht den Mumm gehabt hatte, ehrlich mit ihm zu sein, und ich fragte mich, was zum Teufel er seiner Besatzung über ihre Aufgabe in der kommenden Nacht und über mein jämmerliches Benehmen sagen würde, das – für einen Admiral auf See gegenüber einem seiner Untergebenen – jeder Beschreibung spottete.

Woodward bereitete zu jener Zeit ein Landeunternehmen auf Ost-Falkland vor; Er bewegte sich in einem extrem engen Zeitrahmen, der einerseits vom nahenden antarktischen Winter, andererseits von den absehbaren Grenzen der Einsatzbereitschaft seiner Schiffe 8.000 Seemeilen von daheim bestimmt wurde. Die Landung musste spätestens am 25. Mai erfolgen, die ganze Operation Mitte Juni beendet sein. Nach ausführlichen Beratungen, die nicht ohne Konflikte unter den Befehlshabern abliefen, hatte man die Bucht von San Carlos an der zerklüfteten Westküste von Ost-Falkland als Landungsort ausgewählt. Alle beteiligten Schiffe mussten deshalb in den Falkland-Sund einfahren, der ebenso wie alle Gewässer um die Inseln schlecht kartiert war. Und es war unerlässlich, vorher sicherzustellen, dass diese Gewässer frei von Minen waren.
Da keine Minensucher zur Kampfgruppe gehörten und auch keine rechtzeitig eintreffen würden, musste Woodward eins seiner Schiffe durch die verdächtigen Gewässer schicken, wo es praktisch als Minenhund agieren musste. Es musste ein Kriegsschiff sein, das sich zu verteidigen im Stande war, und es musste eine gewisse Größe besitzen, um Minen auslösen zu können, und es musste ein Schiff sein, dessen Verlust er verschmerzen konnte. Von daher wählte er eine der Fregatten des Typs 21.
Dieser Typ war in den sechziger Jahren nach einer heftigen öffentlichen Diskussion über die vermeintliche Unfähigkeit des Konstruktionsbüros der Admiralität entstanden. Es war behauptet worden, private Werften seien fähig, bessere und innovativere Schiffe für erheblich weniger Geld zu entwerfen und zu bauen als die staatlichen Behörden. Die im Raum stehenden Zahlen waren 5 Mio Pfund für die Fregatten der Leander-Klasse gegenüber geschätzten 3,5 Mio für den Typ 21. Am Ende führte eine Mischung aus offenen und verhüllten Interessen zu einer Bestellung von acht Schiffen dieser Klasse an die Werften Yarrow und Vosper Thornycroft – und den Werften wurde komplett freie Hand gegeben.
Die Schiffe sahen gut aus und waren bei ihren Offizieren beliebt. Ähnlich wie frühere für den Export gebaute Einheiten hatten sie bessere Offiziersunterkünfte und bescheidenere Mannschaftsunterkünfte. Als Neuheit bestanden ihre Aufbauten aus Aluminium, eine Maßnahme zur Gewichtsersparnis, für die die Werften intensiv geworben hatten. Die Konstrukteure der Admiralität hatten sich ebenso heftig und vergeblich dagegen gewehrt, allerdings muss man vermerken, dass zur gleichen Zeit die US Navy in großem Maßstab Aluminium verwendete. Die Schiffe waren vergleichsweise leicht bewaffnet: Ein 114-mm-Geschütz, zwei Drillings-Torpedosätze, ein Sea Cat–Boden-Luft-Raketenstarter für vier Geschosse, zwei 20-mm-Oerlikons und ein Sea Lynx-Bordhubschrauber. Die elektronische Ausrüstung war ebenfalls recht spartanisch gehalten, wie der ganze Entwurf später als "Low End", also etwa als Billigversion, bezeichnet werden sollte. Trotzdem explodierten die Kosten und landeten bei astronomischen 14 Mio Pfund für das Typschiff, HMS Amazon.
Während der Dienstzeit der Schiffe wurden sie nur wenig modernisiert. Am wesentlichsten war der Einbau von vier Exocet–Antischiff-Raketen. Auf einigen der Schiffe wurden die Torpedorohre ausgebaut. Als man plante, Fregatten für Patrouillen der Zugänge zum Atlantik gegen sowjetische Über- und Unterwassereinheiten zu modernisieren, stellte sich heraus, dass dem Typ 21 dafür das Potential fehlte. Insbesondere wäre es nicht möglich gewesen, ein entsprechendes Sonar unterzubringen. Am Ende triumphierte die ältere Leander-Klasse. Ihre modernisierten Vertreter dienten länger in der Flotte als der Typ 21.
Darüber hinaus erwiesen sich die Schiffe wegen ihrer Mischbauweise als nicht konstruktiv stabil genug für den äußerst harten Dienst in nördlichen Gewässern. Schon während des "Kabeljau-Kriegs" mit Island 1975 traten Schäden an den Rümpfen auf. Auch wenn der Royal Navy verheerende Brandkatastrophen wie auf den ähnlich konstruierten USS Worden und Belknap der US Navy erspart blieben, führten diese Erfahrungen jedoch dazu, dass die Verwendung von Aluminium in späteren Entwürfen aufgegeben wurde.
Vor den Falklands leisteten die Typ 21 gute Dienste, trotz ihrer begrenzten Fähigkeiten. Sie dienten als Geleitschiffe, führten Küstenbeschießungen und vielerlei andere Einsätze durch. Das rauhe Wetter erwies sich als zu viel für ihre Rümpfe, und bei einigen Schiffen mussten bedrohliche Risse in Notreparaturen geflickt werden. Die Rümpfe der verbleibenden Schiffe wurden später allesamt verstärkt. Zwei Schiffe dieser Klasse, Antelope und Ardent, gingen verloren, allerdings durch Bombentreffer, die kein anderes modernes ungepanzertes Kriegsschiff ähnlicher Größe überlebt hätte – daran war nicht der Entwurf schuld.
Die mangelnde Stabilität und begrenzte Lebensdauer der Rümpfe führten zu ihrer frühzeitigen Außerdienststellung und Verkauf nach Pakistan 1993/94; dort stehen sie heute noch im Dienst, wenn auch mit neuer Bewaffnung und Elektronik. Unterm Strich erwies sich die Klasse als enttäuschend und als schlechter Gegenwert für die erheblichen Kosten.


Technische Daten































Abmessungen Länge ü.a. 117 m / Breite 12,71 m / Maximaler Tiefgang 5,79 m
Verdrängung 2800 t normal / 3650 t vollbeladen
Antrieb Gasturbinenantrieb; Je 2 Olympus TM3B zu 56,000 hp (Vollast) / 2 Tyne RM1A @8,500 hp (Marschfahrt) auf zwei Schrauben
Geschwindigkeit 30 kn (Vollast) / 18 kn (Marschfahrt)
Bewaffnung 1 x 114 mm Mk 8 Geschütz / 1 Vierfach – Kurzstrecken – Luftabwehrraketen – Starter Typ GWS.24 Sea Cat / 6 x 32,3 cm U-Jagd-Torpedos in zwei Drillingssätzen / 4 MM 38 Exocet / 1 Westland Lynx
Besatzung 175-192
Gebaute Einheiten Amazon, Antelope, Active, Ambuscade, Arrow, Alacrity, Ardent und Avenger



Zurück zur Alacrity und der Nacht des 10. Mai 1982. Die Nacht war dunkel und neblig, und die Navigation im Falkland-Sund war schon ohne Minen und Feindeinwirkung schwierig genug. Trotzdem kam die Fregatte gut voran. Mit so vielen Besatzungsmitgliedern wie möglich oberhalb der Wasserlinie bewegte sie sich durch die Wasserstraße. Sie hatte Leuchtgranaten über den argentinischen Stellungen bei Fox Bay abgefeuert und den Sund zur Hälfte durchfahren, als ein Schiff im Radar aufgefasst wurde. Wegen der niedrigen Wolkendecke konnte es nicht mit Leuchtgranaten illuminiert werden; da es sich aber nur um ein argentinisches Schiff handeln konnte, erteilte Commander Craig Feuerbefehl. Mehrere der Sprenggranaten aus dem 114 mm–Geschütz trafen das Schiff, den argentinischen Marinefrachter Isla de los Estados mit einer Decksladung Flugzeugtreibstoff. Diese explodierte und zerstörte das Schiff. Die Briten nahmen an, der enorme Feuerball sei von den Argentiniern bemerkt worden, deshalb setzten sie ihre Fahrt fort, um die Rettungsaktion dem Gegner zu überlassen. Wie oft während dieses Krieges bemerkten die argentinischen Wachen nicht, was vor sich gegangen war; deshalb wurde erst am Tag darauf, nachdem das Schiff nicht auf Funksprüche reagiert hatte, eine Suchaktion begonnen. Die zwei Überlebenden wurden erst am 13. Mai aufgefunden.
Alacrity führte beim Verlassen des Sundes an seiner Nordeinfahrt die geforderten Zickzackmanöver durch und stellte damit die Freiheit von Minen fest. Keiner der argentinischen Beobachtungsposten entlang des Sundes bemerkte die Fregatte. Es muss eine große Erleichterung für die gesamte Besatzung bedeutet haben, als sie schließlich bei Cape Dolphin wieder die offene See gewann und ihr Schwesterschiff Arrow traf. Ohne es zu merken, wurden die beiden Fregatten jedoch genau dann selbst zum Ziel für das modernste argentinische U-Boot, die ARA San Luis vom deutschen Typ 209. Zum Glück für die Briten hatte man dort jedoch Probleme mit dem Feuerleitrechner. Von den zwei drahtgelenkten SST-4–Torpedos verließ einer das Rohr nicht, und der andere wurde vom geschleppten Täuschkörper der Arrow abgelenkt. Die San Luis kehrte nach diesem fehlgeschlagenen Angriff zu Reparaturen in ihren Heimathafen zurück, konnte jedoch bis zum Ende des Konflikts nicht wieder einsatzklar gemacht werden. Das war das Ende dieses Nachteinsatzes der Alacrity. Im weiteren Verlauf des Einsatzes im Südatlantik leistete sie weiter gute Dienste, entging zwar allen Bomben, musste aber abgelöst werden, nachdem ihr Geschützrohr ausgeschossen war. Obwohl Commander Craig anbot, "hierzubleiben und zu kämpfen, bis das verdammte Rohr abfällt", wurde er am 7. Juni nach Hause geschickt.

Das Modellbauprojekt


Ich bin als Modellbauer mit einer Menge Airfix-Bausätzen aufgewachsen, und auch heute machen sie mir Spaß – trotz ihres Alters kann man eine Menge Bastelspaß mit ihnen haben und zu einem einigermaßen ansehnlichen Ergebnis kommen. Und bei manchen Vorbildern führt an ihnen auch heute noch kein Weg vorbei, so auch beim Typ 21, von dem es sonst kein mir bekanntes Modell gibt.
Am Ende des Modellbautreffens in Laupheim 2006 besprachen wir das Thema, unter dem das nächste Treffen stehen sollte. Nach "90 Jahre Skagerrak" fiel die Wahl auf "25 Jahre Falklands". Ein Jahr sollte reichlich Zeit sein, ein oder zwei Modelle fertigzustellen; aber genau wie Weihnachten irgendwie immer unerwartet kommt, war es auch hier. Ich beschaffte mir einiges an Literatur, schaute mich im Netz um und kaufte einige Bausätze, sowie einen ganzen Haufen an Ätzteilen und Resinzubehör der Firma WEM. Ich fühlte mich perfekt vorbereitet.
Das stimmte nur teilweise. Es gab andere dringende Verpflichtungen, sowohl Modellbauprojekte als auch ein Berufs- und Privatleben, und so dauerte es bis zum August 2007, bis ich schließlich zwei Bausätze anfing – die HMS Fearless und Amazon. Bislang hatte ich die Ausrede gehegt, ich wisse noch nicht genau, welches Schiff ich in welcher Situation darstellen wollte, und während des Sommerurlaubs einiges an Zeit über meinen Büchern und Aufzeichnungen zum Thema verbracht. Schließlich kam ich zu einer Entscheidung, die ich seither völlig vergessen habe, weil ich nämlich spontan die Memoiren von Admiral Woodward kaufte, sie geradezu verschlang und in ihnen die Geschichte vom gefährlichen Nachteinsatz der Alacrity fand. Nun wusste ich, wie ich meinen Typ 21 zeigen würde – bei Nacht durch trügerisch ruhige Gewässer fahrend. Und ich muss hinzufügen, dass ich von der offenen, selbstkritischen und wenig beschönigenden Darstellung des Admirals höchst beeindruckt war – ein sehr empfehlenswertes, leider nicht auf deutsch erhältliches Buch!

Der Bausatz


Bei Airfix weiß man eigentlich immer, was man hat – begrenzte Vorbildtreue, im großen ganzen passende Formen und Abmessungen (Ausnahmen bestätigen die Regel), recht akzeptable Passung, jedoch keine Feinheiten, Kantenschärfe oder andere Dinge, mit denen moderne Kits glänzen. Ach ja – und keine besonders guten Decals. In diesem Fall hatte ich das Falklands Warships Set gekauft, das einen Zerstörer der County-Klasse, eine Fregatte der Leander-Klasse und eine vom Typ 21 enthielt – genauer gesagt enthalten sollte. Einzeln sind diese Bausätze zur Zeit nicht erhältlich. Das Falklands-Set enthält als Neuerung gegenüber den alten Bausätzen (der Typ 21 ist der neuste der drei und kam um 1970 heraus) für jeden einen kleinen Spritzrahmen mit vier Exocet–Kanistern – ansonsten ist alles beim Alten. Die Decals sollen zwar speziell für die beteiligten Schiffe verwendbar sein, unterscheiden sich aber sowohl von der Anordnung der Flugdecksmarkierungen als auch hinsichtlich der Schiffskennungen von dem, was die Quellen aussagen. Leider fand ich – zugegebenermaßen etwas verspätet – heraus, dass in meinem Set zwei Counties und ein Typ 21 waren, aber keine Leander. Glücklicherweise half mir Norbert Thiel von NNT mit einer Leander aus seinen Beständen aus, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.
Ich ging meine Sammlung an Bildern des Typ 21 durch, um erst einmal herauszufinden, was ich an dem Bausatz ändern musste. Wichtig war hier ein Bild der Alacrity bei ihrer Rückkehr nach England, das ich im Internet fand, um herauszufinden, welche Ausrüstung sie damals trug. Ansonsten halfen mir zahlreiche Fotos, die ein Modellbaukollege bei Hafenbesuchen britischer Schiffe aufgenommen und mir auf CD zur Verfügung gestellt hat. Sehr hilfreich zum Verständnis der Konstruktion waren auch Bilder vom sehr großen und schönen Modell der HMS Active im Fleet Air Arm Museum in Yeovilton, die Burkhardt Masch und Rainer Michalek bei ihrem Englandbesuch aufgenommen haben.


Frank Spahr, IG Waterline / VMF-06 German Gamblers
Fortsetzung folgt