Bis hierher war alles noch Spaß – jetzt wurde es richtig ernst.
Im Baukasten war nur eine rudimentäre Takelung beschrieben und dann noch ohne Segel.
Mir blieb also auch hier nichts weiter übrig als gründlich zu recherchieren. Hätte ich auch dies mal sehr viel früher getan, dann hätte ich gemerkt, dass die Leinenbefestigungen auf dem Deck kaum den Erfordernissen einer Volltakelage entsprechen und dass einfach vieles schlicht falsch war.


Basis meiner Takelage wurde ein Bauplan der LE PHENIX aus dem Marinemuseum in Paris. Den Tipp zu diesem Bauplan erhielt ich in einem Forum und es zeigte sich, das das Phantasieschiff Mirage der Le Phenix sehr sehr nahe kam. Im Bauplan erkannte ich, dass die von mir ermittelten Maße der Segel fast auf den Millimeter stimmten und selbst die Rahen waren exakt die der Mirage.
Nur – die Knechte, Schothörner und Blöcke saßen ganz wo anders. Alles wieder abreißen?
Ich entschied mich zu dem Kompromiss, dass ich die Leinen dann eben so befestigte, dass sie dem Bauplan nahe kommen.


Das zeigt, das man vor dem Bau eines Modells wirklich restlos alles vorher recherchieren muss und es keinesfalls genügt, wenn man nach dem (falschen) Bauplan einfach loslegt oder dem gar vertraut.
Takelage ist etwas sehr fummeliges, das sehr viel Geduld und Zeit kostet. Viel Garn (bei mir alles als "richtiges" Seil) geht dabei drauf. Man braucht verschiedene Stärken von 0,25 bis 0,8mm. Blöcke von 2 – 10 mm, wovon nur ein Bruchteil dem Kasten beilag. Belegnägel fehlten auch in Größenordnung und mussten nachbestellt werden.


Die Fummelei mit der Takelage ist wirklich sehr zeitaufwändig und je mehr man von den Seilen "verlegt" hat, umso weniger kommt man an die Knechte ran. Will man durch das Strippengewirr mit einem Messer auf einen Knecht hin steuern, um dort was abzuschneiden – trifft man nach Murphy absolut sicher eines der Seile auf dem Weg dorthin mit der Messerschneide. Da ich alle Seile relativ straff spannte um das natürliche Längen der Seile zu berücksichtigen, flog dann jedesmal ein Stück der Takelage durch die Gegend.
Neben den Knechten und den Belegnägeln sind ja die Rollen der Seile zu platzieren. Diese fertigte ich separat und klebte sie dann dagegen.
Knoten versuchte ich so klein wie möglich zu halten und fixierte sie immer mit Sekundenkleber. Dennoch sind natürlich die Knoten den Originalknoten nicht wirklich ähnlich.


Auf den Fotos sieht man die Baustellen dazu. Die Takelage ist etwa zur Hälfte fertig und hat bis hier etwa 5 Monate an Zeit gekostet.
Mir ist klar, dass ein Profi manche Dinge davon kritisch betrachtet – der Fehler liegt aber eindeutig im falschen Bauplan und der erst sehr spät erfolgten Detailrecherche zur Takelung. Das lässt sich einfach nicht mehr ändern.
Lothar Reinhold
www.lr-softwareservice.de/mirage.htm