HMS Buttercup 1/700 von Stefan Labich

Das Original


Die Korvetten der Flower-Klasse waren eigentlich für den Geleitschutz in küstennahen Gewässern gedacht, trugen aber in den Anfangsjahren die Hauptlast der Atlantikschlacht gegen die deutschen U-Boote. Diese "Notlösung" der Royal Navy und der Royal Canadian Navy war für den Nordatlantik eigentlich viel zu klein, die Korvetten rollten und schlingerten aufs heftigste in der rauen See. Aber diese Schiffe hatten einen großen Vorteil: Sie waren einfach, preiswert und schnell in den zahllosen kleinen Werften in Großbritannien und Kanada zu bauen. So gelang es den Alliierten schnell große Stückzahlen zu bauen, ohne kriegswichtige Werftkapazität zu blockieren.

HMS Buttercup 1/700 von Stefan Labich

Im ursprünglichen Entwurf sollte die Flower-Klasse auch als Minenräumer dienen, eine entsprechende Ausrüstung war vorgesehen. Da aber statt der Küstengewässer nun offenes Meer das Haupteinsatzgebiet war, wurde die Minenräumausrüstung bei fast allen Schiffen weggelassen.
Eine Ausnahme stellte die HMS Buttercup dar. Die Korvette mit der taktischen Kennung K-193 lief am 10. April 1941 vom Stapel und wurde ein Jahr später fertiggestellt. Dabei fand quasi eine Rückkonvertierung zum Minenräumer statt. Am Bug wurde ein akustischer Hammer angebracht, der die entsprechenden Minen auf ausreichende Entfernung auslösen sollte. Zum Räumen magnetischer Minen wurde ein langes, isoliertes, elektrisches Kabel von einer Trommel am Achterdeck abgerollt. Das durch Induktion erzeugte Magnetfeld brachte die Minen zur Detonation.
Die HMS Buttercup hatte bis zum Dezember 1944 eine belgische Besatzung und wechselte dann zur Königlich Norwegischen Marine als RNN Nordkyn. Dort blieb sie bis zu ihrem Verkauf im Jahr 1957 im Einsatz.

Das Modell


HMS Buttercup 1/700 von Stefan Labich

White Ensign Models hat den Resinbausatz der HMS Buttercup schon seit einigen Jahren im Programm. Trotzdem kann er noch problemlos mit den Neuerscheinungen im Hinblick auf Detaillierung und Gussqualität mithalten. Die beiliegende Ätzteilplatine aus der Feder von Peter Hall ist ein kleines Kunstwerk für sich.
Der Bausatz bietet die Option für ein Vollrumpfmodell, so stellte sich mir unweigerlich die Frage was sich daraus machen lässt. Da ich noch den Bausatz eines Trockendocks von Pit-Road hatte, war die Idee das Vollrumpfmodell dort zu präsentieren natürlich naheliegend.
Das attraktive "Western Approaches"-Tarnschema sollte sich schön von einer grauen Betonwand abheben.Der Bau gestaltete sich dann aber alles Andere als einfach, was sicher meiner Unerfahrenheit anzulasten ist. Die Anpassung von Über- und Unterwasserrumpf war sehr heikel und erforderte mehrere Spachtel- und Schleifsitzungen. So ein bisschen "krumm" ist es immer noch, springt aber letztendlich am fertigen Modell nicht ins Auge.
Nach einer ersten Schicht mit Tamiyas Grundierspray aus der Dose erfolgte eine Grundierung aus der Airbrush mit Tamiya weiß. Alle weiteren Farben - durchwegs von WEM - wurden von Hand mit dem Pinsel aufgetragen. Dabei entwickelte sich die Bemalung des Decks zu einem mittleren Alptraum. Hier ist auf engstem Raum eine unglaubliche Fülle an Details schon am Rumpf mit angegossen. Da ist Abkleben unmöglich, es hilft nur ein sehr feiner Pinsel und eine ruhige Hand...



Leider liegen dem Bausatz keine Decals bei. Ich zeichnete deshalb die taktische Kennung "K 193" am PC und druckte sie auf Decalpapier aus. Das funktioniert in diesen einfachen Fall (nur schwarze Schrift) recht problemlos.
Das Anbringen der tollen Ätzteile war ein Vergnügen, ein absolutes Sahnestück aber waren die von Burkhardt aus Messing gedrehten Rohre für das 4" Geschütz und das 2-Pdr-PomPom. Nochmals meinen herzlichen Dank dafür an Burkhardt!
Die Korvetten standen permanent im harten Einsatz, Reparaturen und Werftliegezeiten beschränkten sich daher auf ein Minimum. Sie sind folglich ein dankbares Objekt für Verwitterungs- und Gebrauchsspuren. So konnte ich mich hier mit Ölfarben - Schwarz und Englisch Rot von Schmincke - richtig austoben.
Für das Rigg verwendete ich erstmals gezogenen Gussast. An meiner "Ziehtechnik" muss ich noch feilen, es war vielleicht auch einfach das falsche Ausgangsmaterial. Jedenfalls stellte sich das Tauwerk als reichlich dick heraus. Ein großer Vorteil ist aber die Möglichkeit, das Rigg mit Hitze nachzuspannen.

Das Dock


Um den Blick auf das Schiff nicht zu verstellen, sägte ich kurzerhand eine Seite des Pit-Road Trockendocks ab. Eine graue Grundierung sowie lasierende weiße und schwarze Ölfarbe sorgen für die Betonoptik. Die Holzbohlen am Dockboden sowie die aus Streichhölzern geschnitzten Holzbalken wurden mit brauner Ölfarbe behandelt.
HMS Buttercup 1/700 von Stefan Labich

Jetzt ging es darum in dem Minidiorama eine "Geschichte" zu erzählen:
Per Lkw wird ein Teil der Besatzung zu ihrem Schiff gefahren, das noch im Dock liegt. Die Mannschaft steht in kleinen Grüppchen rum, unterhält sich oder wirft einen Blick auf die Baustelle. Gleichzeitig verlässt eine Gruppe Werftarbeiter bei Schichtende das Dock über die Betontreppe.
Die fotogeätzten und bereits farbig bedruckten Figuren stammen aus dem Sortiment von Eduard, der 3-Tonner Bedford Truck aus Resin kommt wiederum von White Ensign Models.
Das kleine Diorama ist zwar nicht perfekt, es hat mir aber trotzdem sehr viel Spaß gemacht. Und wie in jedem Projekt konnte ich wieder neue Bautechniken ausprobieren und praktische Erfahrung gewinnen.
Stefan

Neue Fotos


Endlich habe ich die Zeit gefunden neue und bessere Fotos zu machen. Dank manuellem Weißabgleich und besserer Belichtung kommen die Farben auf den Bildern nun viel natürlicher zur Geltung.
Viel Spaß beim Betrachten!
Stefan