Das Original

Die Pola war der letzte Kreuzer der Zara-Klasse. Die Schiffe der früheren Trento-Klasse waren zwar schnell und gut bewaffnet, aber ihre Panzerung war ziemlich schwach. Da die italienische Flotte zu dieser Zeit keine modernen Schlachtschiffe besaß, wollten sie bei der nächsten Kreuzerklasse, die gebaut werden sollte, solche, die im Notfall gegen Schlachtschiffe kämpfen konnten. Deswegen wurden die Schiffe mit einem Seitenpanzer von 150 mm und einem Panzerdeck von 70 mm versehen. Dadurch wurden sie die am stärksten gepanzerten Kreuzer ihrer Zeit. Ihre offizielle Höchstgeschwindigkeit betrug 32 Knoten, im Einsatz waren es eher 29 Knoten.

Die Pola lief am 3. Dezember 1931 vom Stapel und wurde am 21. Dezember 1932 in Dienst gestellt. Im September und Oktober 1936 war sie erst in Barcelona und dann in Palma de Mallorca stationiert, um italienische Interessen während des Spanischen Bürgerkrieges zu verteidigen. Am 7. März 1939 hinderten sie und ihre Schwestern Zara, Fiume und Gorizia einen spanisch republikanischen Kreuzerverband, mit 600 Flüchtlingen an Bord, daran, die Sowjetunion zu erreichen. Stattdessen liefen die spanischen Schiffe in Bizerte, Tunesien ein, wo sie interniert wurden. Im April 1940 unterstützte sie die italienische Besetzung von Albanien.

Nachdem Italien am 10. Juni 1940 in den Krieg eingetreten war, kam es am 7. Juli, bei der Schlacht von Punta Stilo, zur ersten ernsthaften Berührung mit der Royal Navy. Die Schlacht endete unentschieden. Die Pola wurde weder vom Feind getroffen, noch traf sie selbst. Für die Italiener war das Ergebnis der Schlacht enttäuschend, besonders wegen der mangelnden Zusammenarbeit zwischen der Flotte und der Luftwaffe. Als die italienischen Flugzeuge viel zu spät eintrafen, bombardierten sie aus Versehen ihre eigenen Schiffe. Das führte zur Einführung der für Modellbauer so attraktiven roten Fliegererkennungsstreifen an den Backdecks.

Die Pola überstand am 11. November den britischen Luftangriff an Taranto, ohne getroffen zu werden. Währen der Schlacht von Teulada am 27. November traf sie mit ihrem Feuer den schweren Kreuzer HMS Berwick und setzte einen seiner Gefechtstürme außer Gefecht.

Am 14. Dezember, als sie in Neapel lag, wurde sie von zwei britischen Bomben getroffen. Drei Kesselräume wurden beschädigt und wegen des großen Wassereinbruches bekam das Schiff eine starke Schlagseite. Die Reparaturen dauerten bis 7. Februar 1941.

Schlacht von Kap Matapan

Am Abend der 28. März 1941 wurde sie von einem britischen Lufttorpedo getroffen. Der Antrieb und die Stromversorgung fielen aus und sie blieb bewegungslos liegen. Kurz vor 22:30 trafen ihre Schwesterschiffe Zara und Fiume ein, um ihr zu assistieren. Sie waren aber schon von den mit Radar ausgerüsteten Schlachtschiffen HMS Warspite, HMS Barham und HMS Valiant entdeckt worden. Sie eröffneten aus kürzester Entfernung das Feuer und nach drei Minuten waren die Zara und Fiume brennende Wracks, die kurz danach versanken.

Die Pola wurde nicht getroffen, lag aber immer noch bewegungslos da, während sich die Überlebenden der Schwesterschiffe auf den Decks drängten. Die Pola wurde von den Zerstörern HMS Jervis und HMS Nubian entdeckt. Nachdem sie die Überlebenden mit an Bord genommen hatten, wurde die Pola um zirka 04:10 mit Torpedos versenkt.

Das Modell

Hobbyboss' Pola im Maßstab 1/350 ist eine Hochskalierung des alten Tauro-Bausatzes im Maßstab 1/400. Das bedeutet, dass alle Fehler und Schwächen des Ursprungsbausatzes um ein Achtel größer sind. Es ist ein erbärmlicher Bausatz, den ich nur denen empfehle, die sich leidenschaftlich für italienische Kreuzer interessieren, oder sich ein umfangreiches Umbauprojekt suchen.

Die Maße und Proportionen des Rumpfes und der Aufbauten sind aber gut genug und bieten einen guten Ausgangspunkt für ein Eigenbauprojekt.

Da ich schon einen Artikel im Modellfan über den Bau geschrieben habe (Februar 2016), beschäftige ich mich in diesem Artikel mit dem, für das es im Modellfan keinen Platz gab.

Fast sämtliche Details und die ganze Oberflächendetaillierung entstanden in Eigenbau.

Die einzigen Zurüstteile, die es für das Modell gibt, sind die Geschützrohre von Master Models. Als Referenzmaterial nutzte ich Pläne von Profile Morskie, das entsprechende Informationsheft und Warship Pictorial Nr 23 Italian heavy cruisers of WWII.

Einige Beispiele aus dem Bau: Um einheitliche Abfasungen/Winkeln auf der Hangarluke hinzukriegen, baute ich mir eine Bauhilfe aus einem Stückchen Spanplatte und einer Holzleiste, auf der ich das Werkstück mit doppelseitigem Klebeband befestigte. Es war dann erstaunlich einfach, die Winkel zurechtzufeilen.

Die Seiten der Bauteile für die Geschütztürme waren uneben und die Ecken abgerundet. Der erste Schritt, um sie präsentabel zu machen, war, die Seiten glatt zu schleifen, wobei die Ecken auch schärfer wurden. Dann bohrte und schnitt ich die Sichtschlitze aus und stellte aus Polystyrol neue Hauben für die Entfernungsmesser her.

Die Schornsteinskappen schliff ich von innen schmaler und detaillierte mit Gittern aus 0,2 mm Gitarrensaiten.

Es war eine große Herausforderung, die Oberlichter herzustellen. Erst befestigte ich mit doppelseitigem Klebeband einen Polystyrolstreifen auf einem Holzstück und hobelte ihn zurecht. Die Luken mit den runden Fensteröffnungen stellte ich aus 0,3 mm Polystyrolplatten her. Die Öffnungen stanzte ich mittels meines Stanzwerkzeuges von RP Toolz aus. Um gleiche Abstände zwischen den Löchern hinzukriegen, machte ich erst einen Maßstab, den ich am Werkzeug mit Klebeband befestigte.

Um die Löcher für die Ausleger der Brücke in gleichen Abständen voneinander und in einer geraden Linie hinzukriegen, musste ich viel experimentieren. Am Ende spannte ich ein Stückchen 0,3 mm Polystyrolplatte unter meinem Stahllineal fest und bohrte die Löcher aus. Danach schnitt ich die Teile mit einem Stechbeitel zu.

Die Gangspille für das Achterdeck drechselte ich aus Gussast in meiner Säulenbohrmachine zu. Ich machte sechs Stück und wählte die zwei besten aus. Dann detaillierte ich sie weiter mit ausgestanzten Polystyrolteilen und Stückchen von gezogenem Gussast.

Die Davits baute ich aus 0,2 mm Gitarrensaiten, die ich in Messingrohrstückchen von Albion Alloys fädelte und mit Sekundenkleber befestigte. Um eine einheitliche Biegung hinzukriegen, klebte ich sie erst parallel nebeneinander mit Klebeband zusammen und bog sie dann über dem Rückenende eines Bohrers zu.

Die Rettungsflöte und die Beiboote stammen aus Trumpeters Roma. Ich schnitt die groben Details weg und "takelte" sie mit Fliegebindegarn. Der Bug der Motorboote war zu abgerundet. Ich schliff ihn spitzer und ersetzte die weggeschliffenen Leisten durch gezogenen Gussast.

Die 37 mm-Geschütze stammen auch aus Trumpeters Roma. Ich verbesserte sie mit Rohren von Master Models und Fotoätzteilen aus der Grabbelkiste. Die Leuchtgranatengeschütze und die 13 mm Maschinenkanonen entstanden in Eigenbau.

Eine Reihe weiterer Details musste selbstgebaut werden, u.a. die Anker, Hydranten, Poller, Spille für den Ladebaum, Schrauben und der Peilrahmen.

Es war eine echt tolle Herausforderung, aus diesem primitiven Bausatz ein präsentables Modell zu bauen. Manchmal war es wie in meiner Kindheit. Ich bastelte stundenlang und verlor völlig mein Zeitgefühl. Das Wichtigste war aber das, was dieser Bau für mein Selbstgefühl als Modellbauer getan hat. Nach dem gelungenen Bau traue ich mir endlich zu, mit meinem ersten richtigen Eigenbau anzufangen. Mehr darüber später…

Ulf Lundberg