Schwerer Kreuzer Blücher (1/350) Deckelbild

Modell: German Heavy Cruiser Blücher
Hersteller: Trumpeter
Maßstab: 1/350
Material: Polystyrol (Spritzguss), Fotoätzteile, Abziehbilder
Art.Nr.: 05346
Preis: 95 €

Seit einigen Wochen ist nunmehr auch ein 1/350-Bausatz des dritten Schweren Kreuzers der Admiral Hipper-Klasse, der Blücher, auf dem Markt. Mit Spannung habe ich den Karton geöffnet, um zu schauen, wie man dieses Modell umgesetzt hat und ob die Änderungen gegenüber ihren Schwesterschiffen berücksichtigt wurden.

Das Original

Die drei Kreuzer der Hipper-Klasse können, sofern man solche Attribute auf Kriegsschiffe übertragen kann, getrost als formvollendete und sehr schöne, elegante Schiffe bezeichnet werden. Insbesondere trifft dies auf mein Lieblingsschiff zu, die Prinz Eugen. Leider war der Blücher eine so ereignisreiche Vita nicht „vergönnt“. Während Prinz Eugen als das „glückhafte Schiff“ bezeichnet wird, trifft auf Blücher eher das Gegenteil zu.

Aber der Reihe nach: Gebaut als einer der drei „Washington-Kreuzer“ (benannt nach dem Flottenabkommen), wurde Blücher, gebaut bei Blohm & Voss als Ersatz Berlin, als zweites Schiff am 20.09.1939 in Dienst gestellt. Auch hier hatte es diese unsägliche Diktatur, wie schon bei der Deutschland-Klasse, geschafft, die Bestimmungen des Vertragswerkes auszuhebeln; es sei aber erwähnt, dass auch die anderen Unterzeichnerstaaten in dieser Hinsicht erfinderisch waren. Wie auch immer, noch während des Baus wurde bei Blücher der ursprünglich gerade Vorsteven umgebaut und durch einen Atlantiksteven ersetzt.

War die Indienststellung schon vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überschattet, so wurde das Schiff anlässlich der Besetzung Norwegens aus dem Erprobungsprogramm genommen. So kann getrost gesagt werden, dass das Schiff in einem nicht vollständig kampffähigen Zustand seine erste (und auch einzige) Bewährungsprobe absolvieren musste. Für diese Operation wurden über 800 weitere Mann eingeschifft, vornehmlich Infanterietruppen des Heeres, diese sollten in Norwegen das Schiff wieder verlassen. So verließ Blücher am 08.04.1940 zusammen mit weiteren Einheiten die deutschen Hoheitsgewässer mit dem Ziel Norwegen. Bereits am Eingang des Oslo-Fjords wurde der Verband entdeckt und landseitig angeleuchtet, was zu Verdunklungsmaßnahmen führte, welche ihrerseits das Navigieren in den engen Fjordgewässern nicht nur unerheblich erschwerten. Das weitere Schicksal ist wohl hinlänglich bekannt: In der Drøbak-Enge kam es zu einem kurzen aber heftigen Feuerüberfall auf Blücher und schon nach nur gut zwei Stunden musste der Totalverlust beklagt werden.

Technische Daten Blücher (endgültiger Ausrüstungszustand):

Länge: 205,9 m
Breite: 21,3 m
Einsatzverdrängung: ca. 18500 Tonnen
Bewaffnung: 8x 20,3 cm Geschütze in 4 Doppeltürmen, 12x 10,5 cm Flak in Doppellafetten, diverse 3,7 cm und 2 cm Flak.

Der Bausatz

Direkt beim Öffnen des Kartons fällt auf, hier ist Bastelspaß garantiert, denn der Karton ist rappelvoll mit Spritzlingen. Neben dem zweiteiligen Rumpf (Ober- und Unterwasserteil), dem zweiteiligen Hauptdeck und dem einteiligen Aufbaudeck finden sich insgesamt 14 hellgraue Spritzlinge, dazu zwei Spritzlinge mit Klarsichtteilen für die Arado-Bordflugzeuge und drei Bögen Ätzteile (2x Reling, 1x Mastspitz- und weitere Kleinteile).

Der Rumpf selbst ist von den Abmessungen her stimmig, die Längenangabe auf dem Deckel des Kartons stimmen mit den Originalmaßen der Blücher überein. Bitte bei der Breite nicht irritieren lassen, die tatsächliche maßstäbliche Rumpfbreite von 6,08 cm wird in etwa eingehalten. Die angegebenen 66 mm beziehen sich auf die Breite des Modells mit dem im Drehbereich der 10,5er Doppellafette erforderlichen Hauptdecksverbreiterung.

Vorsicht ist allerdings bei der Höhe des Unterwasserschiffs angebracht. Diese entspricht umgerechnet einer Höhe von 4,9 m, der Konstruktionstiefgang betrug aber alleine schon 5,83 m, der Einsatztiefgang 7,74 m. Also nicht das Unterwasserschiff als Anhalt für den Wasserlinienpass nehmen! Bei der Darstellung als Wasserlinienmodell muss der Rumpf dann natürlich entsprechend tiefer eingebettet werden. Bleiben wir noch beim Rumpf bzw. dem leidigen Thema Bullaugen. Hier hat man sich in China offensichtlich verzählt bzw. eine falsche Zeichnung zugrunde gelegt. Denn die Anordnung dieser ist im direkten Vergleich mit Originalaufnahmen nicht stimmig und führt zu unliebsamen Änderungsarbeiten, will man ein vorbildliches Modell erschaffen. Vielleicht war man im Glauben, das Hipper und Blücher den gleichen Rumpf hatten. Zumindest hat die Anordnung eher Ähnlichkeit mit Hipper als mit Blücher, wenngleich auch dort dann nicht alles beim Modell stimmen würde. Die MES-Schleife ist für den letzten Bauzustand korrekt, da Blücher noch vor ihrer Versenkung mit dieser nachgerüstet wurde. Für die
Darstellung früherer Bauzustände muss man sie entfernen. Und wenn wir schon bei den zusätzlichen Arbeiten sind: Leider fehlt beim Modell die Buglippe mitsamt Buganker, das fällt am fertigen Modell mit Sicherheit auf und schmälert den Gesamteindruck doch um einiges.

Das Deck ist leider zweiteilig, was zu einer immer sichtbaren Nahtstelle führen wird. Schade, ein einteiliges Deck wäre sicherlich machbar, andere Hersteller schaffen dies. Bei Verwendung eines, bestimmt bald auf dem Zurüstmarkt erhältlichen, Holzdecks kann da sicherlich Abhilfe geschaffen werden.

Die Qualität der Spritzlinge ist, wie mittlerweile von den 350er Modellen von Trumpeter gewohnt, sehr ordentlich, nahezu keine Gussgrate, Auswerfermarken lediglich an später nicht sichtbaren Stellen. Was hier, insbesondere bei solchen Kleinteilen wie den Rohren der Flak etc., möglich ist, davon haben wir vor nicht zu langer Zeit noch geträumt. Trotzdem wird der Zurüstmarkt sicherlich auch hier noch einiges mehr anbieten, wenngleich auch zu saftigen Preisen, die den Gesamtpreis dann auch sehr schnell in einen hohen dreistelligen Bereich entführen.

Was mir persönlich gut gefällt, sind die nachgebildeten bzw. angedeuteten Unterzüge der einzelnen Plattformen und Decks. Auch wenn das dem Betrachter eines fertigen Modells nicht immer sofort ins Auge fällt, steigert es doch den Detaillierungsgrad nicht unerheblich. Sehr schön. Die Stärke der Wandungen ist in meinen Augen bei einem Spritzgussmodell kaum noch dünner auszuführen, die Spezialisten unter den Modellbauern sehen das unter Umständen anders, doch stellt sich mir die Frage, in welchem Verhältnis die Bauzeit noch zum fertigen Modell stehen soll. Was mir wiederum gefällt, ist die Umsetzung eines markanten Erkennungszeichens der Blücher, nämlich dem großen Scheinwerfer auf einer Plattform am Turmaufbau.

Ob letztlich alle Plattformen mitsamt ihrer Ausrüstung dem Original entsprechen, muss allerdings genauer geprüft werden und wird eher Bestandteil eines Bauberichtes werden. Es wird sich aber als nicht immer einfach gestalten, sind doch Unterlagen der Blücher bei Weitem nicht so verfügbar wie beispielsweise bei Prinz Eugen, dem berühmten Bruder.

Beigefügt sind auch zwei Sätze der Arado Ar 196, von denen sich normalerweise drei an Bord befunden haben. Hier liegt Trumpeter aber, wenn vielleicht auch zufällig, genau richtig, denn es befanden sich an Bord von Blücher lediglich zwei Maschinen. Die Detailierung und die Gussqualität sind gut.

Die Fotoätzteile

Die Ätzteilbögen beinhalten größtenteils die Reling, darüber hinaus Teile für den Großmast und zur Detailierung des Schornsteins. Sehr nett, aber da werden wir in Zukunft sicherlich noch schönere und vor allem umfangreichere Sets bekommen können, so dass die beigefügten Tafeln eher in der „Grabbelkiste“ landen können.

Abziehbilder

Die Anleitung

Die Bauanleitung besteht aus insgesamt 20 Seiten und 23 Bauschritten. Sie ist übersichtlich und lässt keine Fragen offen. Die farbige Dreiseitenansicht ist sicherlich sehr schön, was habe ich früher geflucht, als lediglich eine Seitenansicht dargestellt war, und dann nicht die, die aufgrund fehlender Aufnahmen des Originals gebraucht wurde. Allerdings ist diese im Hinblick auf die Anordnung der Bullaugen nicht korrekt. Die Farbangaben beziehen sich auf Farben von Mr. Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.

Literaturhinweise

Spezielle Literatur über Blücher ist nur sehr schwer zu finden bzw. nicht verfügbar. Die folgenden Publikationen jedoch, welche ich in meinem Fundus habe, enthalten einige z.T. sehr gute Aufnahmen des Originals bzw. der Schwesterschiffe, welche gleichfalls als Anhalt dienen können:

Fazit

Der Bausatz stellt sicherlich eine gute Grundlage für einen Nachbau des Schiffes dar, denn von seinen Hauptabmessungen ist er nahezu stimmig. Von der Detaillierung her wird er dem fortgeschrittenen Anfänger sicherlich genügen, der Profi findet hier schon allein aufgrund der genannten Unstimmigkeiten ein reiches Betätigungsfeld vor, was in beiden Fällen bestimmt viele genüssliche Bastelstunden garantiert. Dies umso mehr, da der Zurüstmarkt sicherlich einige Sets anbieten werden, die es erlauben, ein sehr schönes Modell zu erstellen.

alt empfehlenswert

Andreas Neuhaus

Wir danken Faller für das Bausatzmuster