Das Original

Die Carlo Bergamini ist die erste italienische Fregatte des FREMM (Fregata Multi-Missione bzw. Frégate Multi-Mission)-Typs. Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit der französischen und italienischen Marine bei den auf Flugabwehr spezialisierten Lenkwaffenzerstörern (Fregatten) der Horizon/Orrizonte-Klasse wurde die Zusammenarbeit auch bei einer neuen Fregatten-Klasse fortgesetzt. Die französische Marine benötigt Ersatz für die U-Jagdschiffe der Tourville- und Georges Leyques-Klasse sowie die Flugabwehrschiffe der Cassard-Klasse. Die Fregatten der in den 1980ern gebauten Lupo- und Maestrale-Klasse müssen auf italienischer Seite ersetzt werden. Ursprünglich waren drei Varianten geplant: eine Mehrzweckvariante (GP), eine für den Angriff auf Landziele (AVT) und eine U-Jagd-Variante (ASM). Inzwischen ist auch für die französische Marine eine Flugabwehrvariante (FREDA) in Planung.

Die Fregatten haben einen gemeinsamen Rumpf. Dazu sind auch andere Baugruppen identisch, z.B. der Bugsonar und Teile der Bewaffnung. Erhebliche Unterschiede gibt es bei den Aufbauten. Bei den italienischen Schiffen werden diese von dem Turmfockmast mit dem phasengesteuerten (phased aray) EMPAR-Radar dominiert. Die bisherigen französischen Schiffe haben stattdessen einen deutlich niedriger angebrachten aktiven phasengesteuerten, pyramiden-förmigen Herakles-Radar. Bei den italienischen Schiffen fällt auf, dass im Gegensatz zur Horizon/Orrizonte-Klasse zur Ergänzung des kurzwelligen EMPAR kein zweiter weitreichender Suchradar vorhanden ist - lediglich SPS-791 für die Detektion von Schiffen und SPN-730 als Navigationsradar.

Für die italienische Marine sollten ursprünglich zehn Schiffe als Ersatz für die zwölf noch in Dienst befindlichen Fregatten der Lupo (Artigliere)- und Maestrale-Klasse gebaut werden: sechs der Mehrzweckvariante und vier der U-Jagd-Variante. Bestellt wurden bisher nur zwei Schiffe der Mehrzweckvariante (Carlo Bergamini (F 590) und Luigi Rizzo (F 595)) und vier der U-Jagd-Variante (Virginio Fasan, Carlo Margottini, Carabiniere und Alpino (F 591-594)). Beide Varianten ähneln sich äußerlich stark. Der auffälligste Unterschied ist das Buggeschütz. Die Mehrzweckvariante ist mit einem 12,7 cm-Geschütz ausgerüstet, das auch präzisionsgelenkte Vulcano-Munition mit bis zu 130 km Reichweite verfeuern kann. Damit können auch Landziele bekämpft werden. Die U-Jagd-Variante hat stattdessen ein zweites 7,62 cm-Geschütz. Die Mehrzweckvariante ist dafür ausgelegt, mit Sylver A-70-Senkrechtstartern für SCALP Naval-Marschflugkörper nachgerüstet zu werden, was die Offensivfähigkeiten weiter steigern würde. Mittschiffs sind bei der Mehrzweckvariante vier Zwillingsstarter für Teseo Mk2 Block IV-Raketen, die gegen Schiffe und Landziele gerichtet sind, aufgestellt. Bei der U-Jagd-Variante sind vier dieser Raketen durch Milas-U-Jagd-Raketen ersetzt. Diese Torpedo-tragende Rakete kann aus den gleichen Startern abgefeuert werden. Dafür hat die Mehrzweckvariante Drillingstorpedorohre, während die U-Jagd-Variante nur Zwillingsrohre hat - beide hinter Klappen in den Aufbauten aufgestellt. Ein weiterer äußerlich kaum erkennbarer Unterschied liegt darin, dass hinter der Heckklappe bei der Mehrzweckvariante eine Ausbringvorrichtung für zusätzliche Beiboote angebracht ist, während bei der U-Jagd-Variante dort der variable Tiefensonar aufgestellt ist.

Der FREMM-Typ folgt dem allgemeinen Trend der Größenzunahme bei Fregatten: die italienischen Schiffe sind mehr als doppelt so schwer wie ihre Vorgänger und wären früher mindestens als Zerstörer klassifiziert worden (die französischen Schiffe haben Zerstörer (D)-Kennnummern). Man kann auch hier wieder feststellen, dass die alte Einteilung in Fregatten, Zerstörer und Kreuzer heute keinen Sinn mehr macht und es wohl logisch ist, einfach alle diese Schiffe Fregatten zu nennen - wie es die deutsche, französische und italienische Marine macht. Eine Fregatte ist historisch gesehen eine Form von Kreuzer, auch wenn seit dem Zweiten Weltkrieg auch langsame U-Jagd-Schiffe (Geleitschiffe) so genannt wurden. Heute sind die Geleitschiffe und Kreuzer wieder in einem Typ fusioniert.

Bei den Probefahrten zeigte sich, dass die Schiffe zu schwer ausfallen und außerdem am Bug verstärkt werden müssen. Dazu sollen sie achtern um 3,5 m verlängert werden, um auch die Transporthubschrauber-Variante des Typs EH-101 problemlos einsetzen zu können.

Die französischen und italienischen Werften bieten ihre jeweiligen Varianten auch zum Export an. Bisher einziger Kunde ist Marokko, das eine französische U-Jagd-Variante, die Mohammed VI, kaufte. Der FREMM-Typ wurde dazu Algerien, Brasilien, Bulgarien, Griechenland (eventuell werden französische Schiffe geleast), Kanada und Saudi-Arabien angeboten.

Die Carlo Bergamini ist 140,4 m lang (oder 139 m?, verlängert auf 144,4 m?) und 19,7 m (19,4 m?) breit. Die Verdrängung beträgt 6300 bis 6670 t (je nach Quelle). Der Antrieb besteht aus vier Diesel-Motoren, die Strom u.a. für zwei Elektromotoren erzeugen, die zwei Schrauben antreiben. Für die Maximalgeschwindigkeit wird eine Gasturbine zugeschaltet. Insgesamt leistet diese Antriebsanlage 57 650 PS, womit 27 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 154 Mitgliedern (145?) zusammen.

Bewaffnung
1 x 12,7 cm L/64 LW Oto Melara
1 x 7,62 cm L/62 SR Strales Oto Melara
2 x 2,5 cm L/80 OTO Melara KBA
4 Zwillingsstarter für Teseo Mk2 Block IV-Antischiffsraketen (auch gegen Landziele)
1 16-fach Sylver A-50-Senkrechtstarter für Aster 15 und 30-Flugabwehrraketen (Platz für einen zusätzlichen 16-fach Sylver A-70 vorhanden)
6 x 32,4 cm-Torpedorohre (zwei Drillinge für MU-90-Torpedos)
2 NHIndustries SH-90A (NH90 NFH)-Bordhubschrauber oder ein SH-90A und ein WestlandAugusta EH101-Bordhubschrauber

Die Carlo Bergamini wurde von 2008-13 von Fincantieri in Riva Trigoso und Muggiano gebaut und hat ihren Heimathafen in La Spezia. Im Oktober lief sie zusammen mit dem Träger Cavour und dem Versorger Etna zu ihrem ersten Einsatz im Indischen Ozean aus.

Das Modell

Die Carlo Bergamini habe ich aus dem Bausatz von Gwylan Models gebaut. Wie in der Bausatzbesprechung schon geschrieben, sind die Teile zwar sehr gut konstruiert und auch gut detailliert, aber es wurde direkt ein mit einem 3D-Drucker erstelltes Urmodell abgegossen. So sieht man an zahlreichen Stellen des Modells Treppen (Pixel). Ich habe versucht diese durch Schleifen zu entfernen, insbesondere an den besonders schlimmen Stellen wie an den Rumpfseiten, dem Fockmast und dem Heckspiegel. Nach längerem Schleifen - natürlich Nassschleifen, da Resinstaub grob gesundheitsgefährdend ist und übrigens auch Metall stark oxidiert - war die Verbesserung in manchen Bereichen immer noch marginal. Praktisch jedes Teil musste überarbeitet werden. Aber mir war die Lust vergangen.

Deshalb habe ich nach dem Ankleben des Fockmasts den Rumpf mit Tamiya Primer grundiert. Die Seiten habe ich mit Vallejo Model Color 153 Hellblaugrau und die Decks mit 160 Neutralgrau bemalt. Das Hubschrauberdeck ist dunkler, was ich mit 166 Dunkelgrau dargestellt habe. Die wenigen restlichen Teile waren danach schnell montiert. Ich habe mich entschieden den EH-101 aus dem Bausatz zu verwenden, obwohl ich bisher auf Fotos des echten Schiffs nur eine SH-90A (NH90 NFH) gesehen habe. Vom Hangar her ist der Einsatz von EH-101, SH-90A und AB-212 realistisch. Da ich mit der Qualität der Oberflächen sowieso nicht zufrieden war, wollte ich nicht ein gutes Zubehörteil für den SH-90 auf diesem Modell verschwenden und habe deshalb den Hubschrauber aus dem Bausatz achtern positioniert. Am Rumpf sind auf dem Vorschiff und auf dem Hubschrauberlandedeck einige Rettungsinseln angebracht, die nur während der Probefahrten an Bord waren, weshalb ich sie entfernt habe. Einige der Antennen wurden noch weiß (4 Cremeweiß), die Geschützrohre schwarz (167 Anthrazitgrau) und der Auspuff des Schiffs und des EH-101-Hubschraubers mit 177 Geölten Stahl bemalt. Es folgte noch eine leichte Alterung mit 152 Hellgrau und 154 Signalgrau, die per Trockenmaltechnik senkrecht zur Wasserlinie aufgebracht wurden. Die Vertiefungen habe ich mit Vallejo Model Wash 76 515 Light Grey betont - eine bereits vom Hersteller aus stark verdünnte Farbe auf Wasserbasis, die eine geringe Oberflächenspannung aufweist und deshalb gut in Ritzen läuft. Meines Erachtens ist dies eine gute Alternative zu Ölfarben, deren Verdünner nicht unbedingt auf Begeisterung bei den Mitbewohnern stößt.

Hier noch ein Vergleich zu der größeren Andrea Doria der Horizon/Orrizonte-Klasse, deren Silhouette wie die der Carlo Bergamini stark durch den EMPAR-Radar auf dem Fockmast geprägt wird:

Quellen

Lars