Schoner La Coureuse (1/150)


Der Grund für den Bau dieses kleinen Schiffes war die sehr schöne Tradition der jährlichen Clubmeisterschaft des Plastikmodellbauclubs Koblenz. Das vorgegebene Material war eine Plastikplatte von etwa 0,4 m x 0,2 m und einer Stärke von 0,5 mm sowie ein 2 mm durchmessender Plastikrundstab von 0,3 m Länge. Trotz sehr wenig Zeit und der festen Vorstellung, es nicht in der vorgegebenen Zeit zu schaffen, machte ich mich ans Werk. Das ich ein Schiff oder einen Teil eines Schiffes bauen würde war mir sofort klar. Der erste Versuch, ein Beiboot des Gokstadschiffes zu bauen schlug völlig fehl. In dem Buch American Ships of the Colonial and Revolutionary Periods von John F. Millar fand ich schließlich das passende Schiff. Der Rumpf durfte nicht zu kompliziert sein, möglichst wenig Aufbauten und erst recht keine Verzierungen. Auch die Takelage sollte nicht zu aufwendig sein, schließlich konnten alle Taue nur aus gezogenem Plastikmaterial hergestellt werden. Nach einigem Hin- und Hergeblättere viel die Wahl auf den schnuckeligen Schoner La Coureuse. Die mir zur Verfügung stehenden Informationen zur Geschichte des Schiffes sind im Folgenden in der deutschen Übersetzung wiedergegeben:

Das Original

Nach dem Ende der Amerikanischen Revolution gab es zunächst keinen Bedarf mehr an schnellen Kaperschonern. Schiffbauer, die um die Geheimnisse zum Bau schnell segelnder Schiffe wussten, setzten ihre Fähigkeiten nun zum Bau von Lotsenschonern ein. Mit einem schnellen Schiff kann ein Lotse logischerweise mehr Schiffe pro Tag an ihre Liegeplätze geleiten und erzielt somit einen größeren Gewinn. Eines dieser Fahrzeuge wurde 1785 in New York gebaut. Am Anfang der Französischen Revolution 1789 erwarben französische Republikaner dieses Schiff und tauften es in La Coureuse um. Der Schoner wurde der französischen Marine eingegliedert.

Am 27. Februar 1795 sichteten die britischen Fregatten Pomone, Artois und Galatea einen von der La Coureuse eskortierten Konvoi. Bis auf die Coureuse wurden alle Schiffe von den Briten gekapert, erst nach eine 19- stündigen Jagd wurde auch die Coureuse gestellt und ebenfalls von den Briten erbeutet. Dennoch bedeutet dies, dass die Coureuse sehr schnell gewesen sein muss, konnte sie doch lange den großen und schnellen Fregatten davonfahren. Während dieser Zeit trug sie eine Bewaffnung von acht 2-Pfünder Kanonen und sechs „swivels“, kleinen, halbpfündigen Schanzkleidgeschützen. Die Besatzung bestand aus 23 Mann. Auf den Zeichnungen wurde die Bewaffnung weggelassen. In der Marinewerft Plymouth wurde das Schiff vermessen und gezeichnet, die Pläne befinden sich heute in den Akten des National Maritime Museum in Greenwich, London. Danach wurde das Schiff, nun mit einer Besatzung von 36 Mann ins Mittelmeer geschickt, um dort die Aufgaben eines Tenders und Avisos zu übernehmen. In 1796 wurde sie außer Dienst gestellt und wahrscheinlich verkauft, nach dieser Zeit gibt es keine Berichte mehr über die Coureuse.

Der kleine Schoner hatte einen flachen Heckspiegel der mit dem Achtersteven schräg auf dem Kiel stand. Der Kielsprung war eher mäßig, der Rumpf  hatte eine starke Aufkimmung und ein niedriges Freibord. Achtern besaß das Schiff einen hüttenartigen Aufbau. Die Masten waren nicht verstagt, mit Ausnahme des Schonerstags und des Vorstags. Auch der Segelriss war einfach gehalten und bestand nur aus drei Segeln. Ein Schiff dieser Art würde man heute als Yacht bezeichnen.

Abmessungen: Länge über Alles ( Rumpf )         57´ (17,56 m), in 1/150: 11,70 cm

                         Länge zw. den Loten             53´2´´ (16,37 m), 10,91 cm

                         Kiellänge                              39´5´´ (12,14 m), 8,93 cm

                         Breite                                  16´ (4,93 m), 3,28 cm

                         Tiefe im Raum                       6´5´´ (1,98 m), 1,32 cm

                         Tonnage                              55 tons

Schoner La Coureuse aus American Ships of the Colonial and Revolutionary Periods von John F. Millar

Das Modell

Die Übersetzung, wie auch alle Pläne, entstammen dem oben genannten Buch. Der nächste Schritt war nun die Ergänzung des Wasserlinienrisses um weitere Linien. Diesen zeichnerischen Vorgang hier zu erläutern, würde den Rahmen sprengen. Relativ einfach war es, die Zeichnungen auf den Modellmaßstab 1/150 zu bringen. Nach einigen Fehlkopien war der richtige „Reprofaktor“ gefunden. Ich machte mehrere Kopien der Zeichnungen, z.B. auch um einen Takelriss zu erstellen. Spant- und Wasserlinienriss spiegelte ich auf transparenter Overheadfolie zunächst in größerem Maßstab und kopierte sie dann `runter auf 1/150. Jetzt mussten die Planvorlagen noch auf das Baumaterial, das Plastik übertragen werden. Eine große Hilfe hierbei war ein Leuchttisch. Die Stärke des Plastik war gerade eben so, dass die Linien der Pläne noch gut durchschienen, das Übertragen fast aller Bauteile bot so kaum Schwierigkeiten. Das spätere Ausschneiden war ähnlich einfach.

Die Informationen zur Bemastung und Takelage des Schiffes waren recht dürftig. Das Buch Schoner in Nord und Süd von K.H. Marquardt half dort weiter. Dort sind verschiedene Takelungsvarianten für kleine Schoner aufgeführt.

Während des Baues wurden in verschiedenen Phasen Fotos angefertigt. Die Bilder sind aufgrund der mangelnden Erfahrung mit der neu erworbenen Digitalkamera zum Teil etwas unscharf. Ich bitte dies zu entschuldigen.

Das vorgegebene Baumaterial war für ein solches Projekt äußerst knapp bemessen. Ich musste mir also etwas einfallen lassen um den Rumpf in Wasserlinien aufbauen zu können. Bei der umgerechneten Raumtiefe von etwa 1,32 cm bedeutete dies, dass ich aus der Bauplatte 26 Wasserlinienscheiben hätte schneiden und übereinander kleben müssen. Hinzu kam, dass jede Wasserlinie etwas größer als die darunterliegende sein musste. Die Lösung war das „Ineinanderlegen“ der Wasserlinien, dies bedeutet, dass die WL 3, 5 und 8 in die WL 11 gezeichnet wurden. Das Ergebnis nach dem Ausschneiden waren dann keine Scheiben sondern Ringe mit den Umrissen der Wasserlinien. Lediglich die untersten WL sind voll ausgeschnitten. Die Bilder 1 und 2 zeigen ein wenig die scheibenartige Struktur des Rumpfaufbaues.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Den aus den Ringen und Scheiben aufgebauten Rumpf sägte ich nun zur Aufnahme einer Kielplatte vorn und achtern in Längsrichtung etwa 2 cm tief ein. Die Kielplatte besteht aus zwei Plastikplatten, die maßstäbliche Kielstärke beträgt einen Millimeter. Die Kielplatte wurde mit dem Steuerruder gezeichnet und ausgeschnitten – ein Bauteil konnte ich mir so ersparen. Bild 3 zeigt die Kielplatte mit der ungeschliffenen Rumpfform und den eingesägten Schlitzen an Bug und Heck. Im Hintergrund oben liegt die Bauplatte mit den ausgeschnittenen Wasserlinien und dem vorgezeichneten Decksumriss. Bild 4 zeigt die eingebaute Kielplatte in dem nur grob geschliffenen Rumpf. Am Bildrand oben liegt die Decksplatte mit den Einzeichnungen der Schiffsmittellinie, den Mastpositionen und den Ausschnitten für Luke und Deckshaus.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Längst war klar, dass die Bauplatte nicht ausreicht um den Rumpf quasi bis Oberkante Decksbalken aus den Scheiben und Ringen aufzubauen. Plan B musste her. Dies bedeutete den Einbau von „Decksbalken“ oder kleinen Unterzügen mit flach – runder Oberkante um die Wölbung des Decks vorzugeben. Bild 5 zeigt die eingebauten „Decksbalken“ auf welche das Deck aufgeklebt wurde.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Mit Bild 6 wurde das Einpassen der Decksplatte festgehalten. Kleine, millimeterbreite Schlitze vorn und achtern in der Decksplatte erleichterten den Einbau, das Deck konnte so auf die Steven gesteckt werden. Mit Klammern hielt ich es in der richtigen Position auf der Wölbung der Decksbalken.

Den leeren Raum zwischen dem Deck und den fast 5 mm darunterliegenden Wasserlinien verblendete ich dann mit passend zugeschnittenen Bordwänden. Das Ankleben dieser Bordwände erwies sich aufgrund der Kurven des Rumpfes als recht schwierig. Vor der „Beplankung“ des Freibords (der aus dem Wasser ragende Teil des Rumpfes) versah ich das Deck mittels einer Reißnadel mit einer Plankenartigen Struktur.  Eine Arbeit, die besser lange vor dem Einbau des Decks ausgeführt worden wäre. Die Plankenfugen und -stöße zog ich auch von Hand statt mit einem Lineal. Neben diesem Bauabschnitt zeigt Bild 7 am unteren linken Rand der Schneideunterlage die Bauteile für den Hornbugspriet. Da das vorgegebene Rundmaterial nur 2 mm im Durchmesser besaß, die Masten des Schoners aber über 3 mm stark sind, baute ich den Bugspriet sowie die Masten aus Plastikstreifen auf. Diese waren zunächst zwangsläufig stärker und mit quadratischem Querschnitt, mussten mittels Kleinbohrmaschine also auf die richtigen Diameter geschliffen werden.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Die Ansicht des Schiffsrumpfes von Backbord vorn in Bild 8 zeigt die angebauten und zugeschnittenen Bordwände. Der dunkle Fleck im Heckbereich ist Milliput grau, hier verwendet als Klebstoff und Spachtelmasse. Hinten links im Bild die häufig verwendete Schieblehre.

Die Herstellung der Deckshäuser bzw. Luken war problemlos. In Bild 9 ist das aufgebaute Deckshaus und der verklebte Bugsprietrohling zu sehen. Die Luke mittschiffs ist im Bau, beim achteren Deckshaus fehlen noch die Luken- oder Schandeckel. In Bild 10 ist der Lukensüll der kleinen Luke eingebaut.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Bild 11 zeigt eine Ansicht von Backbord mit den fertigen Decksaufbauten und vorn im Bild der fertig geschliffene Bugspriet.

Schoner La Coureuse (1/150)


Bild 12: Decksaufsicht mit ungeschliffenen Bordwänden, leider sehr unscharf.

Schoner La Coureuse (1/150)


Nach dem ersten, groben Schleifen des Rumpfes kam ich nicht umhin, einige Stellen zu spachteln. Die Gesamtmenge der verwendeten Spachtelmasse beläuft sich auf max. 2 cm3. In Bild 13 ist der Bugspriet bereits eingebaut, gut zu sehen ist hier auch der Heckspiegel.

Schoner La Coureuse (1/150)


Die Bilder 14 bis 16 zeigen den Rumpf während des Schleifens aus verschiedenen Richtungen. Zu sehen sind die verspachtelten Stellen.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Nach dem Schleifen des Rumpfes setzte ich die Relingleiste auf. Ein Bauteil das aufgrund seiner Dimensionen schwierig zu bearbeiten war. Am einfachsten erwies es sich, den Umriss der Decksplatte etwas verlängert ca. 0,5 mm breit nachzuschneiden und dieses Teil auf die Bordwand aufzusetzen (Bild 17).

Schoner La Coureuse (1/150)


Der fertig geschliffene Rumpf mit Relingleiste, Bugspriet und dem am Heck noch überstehenden Barkholz von steuerbord ist mit Bild 18 festgehalten. Im Vordergrund des Bildes liegt der erste Versuch, einen Mast aus Styrenestreifen herzustellen. Der Versuch wäre beinahe fehlgeschlagen, da der Mast beim Rundschleifen in der Bohrmaschine zu warm wurde und sich leicht verdrehte. Mit wenig Spachtelmasse und dem weiteren Schleifen von Hand konnte aber schlimmeres verhindert werden.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Bild 19 zeigt den relativ kleinen Arbeitsplatz der zum Bau des Schiffmodells benötigt wurde. Alles in allem nahm er eine Fläche von 0.7 qm ein. Durch die geringen Dimensionen des Schiffes hatte alles, sämtliche Werkzeuge, die wenigen Farben und die Planunterlagen genügend Platz. In Ermangelung einer richtigen Werkstatt war ich genötigt, alle Materialien jeden Abend kindersicher zu verstauen. Unsere vier Jungs hätten es geschafft, das Schiff noch vor seinem Stapellauf zu versenken. Die Kerze brennt nicht etwa zur besseren Beleuchtung des Arbeitsplatzes, sondern diente zur Erprobung der ersten „thermoplastischen“ Verformungsversuche. Erste Ergebnisse liegen im Bild rechts unter dem Schiffsrumpf: Heiß gezogene Styrenefäden und zwei mögliche Flaggen (hier noch an einem Stück). Die Flaggen wurden aus einem Reststück geschnitten und mit gehörigem Abstand zur Flamme in Falten gedrückt. Das Ergebnis ist ganz nett, auch wenn das Material natürlich viel zu dick ist. Im Original wäre das Flaggentuch dann dicker als die Decksplanken. Einen Auschnitt des Arbeitsplatzes zeigt Bild 20. Im unteren Teil liegen die vorbereiteten Streifen für den zweiten Mast und rechts die „Flaggenrohlinge“.

Schoner La Coureuse (1/150)


Ein altes Segelschiff besaß eine Vielzahl verschiedenster Beschlagteile. Eiserne Bänder an den Masten, Scharniere, Pumpen und Befestigungsmöglichkeiten für die laufende Takelage, um nur einige zu nennen. Aus kaum noch brauchbaren Resten der Bauplatte schnitt ich Streifen und zog diese über der Kerzenflamme. So entstanden sehr dünne Bänder aus dem Plastikmaterial, die zu verschiedenen Bauteilen zugeschnitten wurden. Die Bandscharniere des Ruders, die 36 Relingstützen, Teile der Pumpenschwengel, die Decksbefestigung des Bugspriets, Belegklampen und Mastbänder baute ich aus dem gezogenen Plastik. Auch das Vorstag, das Schonerstag und die Flaggleine bestehen aus diesem dünnen Band. Der Plastikrundstab ließ sich wesentlich schlechter ziehen, deshalb haben nicht alle „Taue“ einen runden Querschnitt. Bild 21 zeigt einen weiteren Teil des warm verformten Kunststoffes sowie die Bauteile für den Großmast (achtern) und den fertigen Fockmast. Bild 35 zeigt die vom flach gezogenen Streifen geschnittenen Belegklampen. An einigen Stellen sind bereits einige eingebaut, so am Heck, an der Backbordreling und am Fockmast.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


In Bild 22 sind die fertigen Masten mit den zugeschnittenen Gaffeln und dem Gaffelbaum zu sehen. Diese konnten aus dem 2-mm-Rundstab nur mittels schleifen erstellt werden. Diese Spieren weisen im mittleren Bereich den größten Durchmesser auf, zu den Nocken hin werden sie dünner. Für einen besseren Halt des Großmastes im Rumpf setzte ich noch einen Stift in den Mastfuß.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Bild 23 zeigt Details beim Bau der Gaffeln mit den vorbereiteten Gaffelklauen. Kleine, trapezförmige Plastikstücke wurden an die Gaffel geklebt und später ausgebohrt und außen zugeschnitten. Die Aufhängung des Gaffelbaumes ist als „Schwanenhals“ ausgeführt: Ein eiserner „Haken“ der in einer entsprechenden Vorrichtung am Mastfuß hängt. Diese Vorrichtung ist im Modell etwas zu groß geraten. Der Fockmast besaß keinen Gaffelbaum.

Vom Rundstab abgeschnittene dünne Scheiben dienten als Jungfern für das Schonerstag. In Bild 24 sind einige davon zu sehen. Kleinere Takelblöcke schnitt ich wiederum aus dem gezogenen Rundstab.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Bild 25 zeigt den Rumpf von oben mit den fertigen Masten und Spieren. Hier ist auch die Ruderpinne angebracht.

Auf Bild 26 ist der erste Decksanstrich erfolgt. Der gewählte Farbton ist ein helles ocker oder sandfarben. Zum Abschluss wurde das Deck noch mit dunkelbraunem „weathering“-Pulver eingerieben.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Eine schwierige Arbeit war das Anzeichnen der Schwimmwasserlinie in Bild 27 und 28. Das Problem bestand hauptsächlich darin, den sehr leichten Schiffsrumpf entsprechend zu fixieren. Es waren mehrere Versuche nötigt bis ein zufriedenstellendes Ergebnis entstand. Der Rumpf wurde auf einem Stück Plastillin fixiert und ausgerichtet. Der ebenfalls auf einem Plastillinblock gelagerte Stift wurde auf die richtige Höhe gebracht und langsam um den Rumpf herumgeführt. Die so angezeichnete Linie diente als Anlage für das Maskierband. Gestrichen wurde am Modell nur der Überwasserrumpf, am Unterwasserschiff sollte noch die Bauweise des Rumpfes erkennbar bleiben. Siehe hierzu Bild 31.

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Bild 29 zeigt „Baustufe“ 2 für die Gaffelklauen. Der Mastdurchmesser ist in die Trapeze am Gaffelfuß gebohrt. Eine Gaffel hat bereits die äußere Form erhalten. Die Gaffeln ließen sich sehr gut an die Masten anbauen, auf Bild 30 sind alle Masten und Spieren probeweise gesetzt.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


In den mir vorliegenden Zeichnungen war außer einer Grisaille von Pierre Ozanne keine Abbildung der Takelage. Ich nahm mir also die Freiheit, dem Großmast noch eine Stenge hinzuzufügen. Die Takelage gibt so ein gefälligeres Bild ab. Tatsächlich ist eine Stenge mit einem Gaffeltoppsegel ohne Verstagung des Mastes eher unwahrscheinlich, und darauf wird im Text explizit hingewiesen. In diesem Fall weicht das Modell also vom überlieferten Original ab. Dies bedeutet allerdings keineswegs, dass nicht einer ihrer Schiffsführer probeweise eine Toppstenge aufgeriggt hat. In Bild 32 und 33 sind bereits einige Teile der Takelage angebracht.

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Am linken Bildrand in Bild 34 liegen die oben erwähnten Lenzpumpen aus dem Rundstab und gezogenem Plastik. Im nächsten Bild sind die Pumpen an Deck aufgestellt. Auf Fahrt wurde oft ein Teil des Pumpengestänges abgebaut und erst im Bedarfsfall wieder zusammengesetzt.

Schoner La Coureuse (1/150)


Während der gesamten Bauzeit benötigte ich eigentlich keinen Ständer für das Modell. Zur Präsentation bei der Clubmeisterschaft wäre ein Ständer aber sicherlich sinnvoll. Zur Abformung des Rumpfes drückte ich weich geknetetes Plastillin auf den Unterwasserrumpf und schnitt dieses an den gewünschten Auflagestellen mit dem Skalpell durch. Durch starke Abkühlung wird das Plastillin wieder sehr fest, so dass die Abformung auf das Plastik übertragen werden kann (Bild 36). Um eine gewisse Stabilität zu erreichen, baute ich alle Teile des Ständers aus zwei Lagen zusammen. Einzig das Namensschild auf dem Modellständer ist nicht aus dem vorgegebenen Material.

Schoner La Coureuse (1/150)


Normalerweise würde niemand ein Schiffsmodell mit gezogenen Plastikfäden aufriggen (Bild 37). Die Verwendung anderen Materials wie Garn oder Draht hätte aber sicher zur Disqualifikation geführt – das wollte ich nach soviel Arbeit nicht riskieren.  Das gezogene Plastik ist  sehr problematisch was seine Festigkeit angeht. Auch kann es nicht mit Plastikkleber befestigt werden sondern ausschließlich mit Sekundenkleber, es löst sich sonst sofort auf.

Schoner La Coureuse (1/150)

Verwendete Literatur

Schoner La Coureuse (1/150) Schoner La Coureuse (1/150)


Die Darstellung des Schiffes bezieht sich auf einen Zeitpunkt unmittelbar nach dem Erwerb durch die Franzosen bevor es bewaffnet wurde. Das letzte Bild zeigt die bemalte Flagge in den Farben der französischen Revolution. Die Bourbonenflagge war einfach nur weiß.

Schoner La Coureuse (1/150)


Einige Zeit nach dem Clubwettbewerb bei dem das Schiffchen den ersten Platz erreichte baute ich das Modell weiter aus. So erhielt es Segel aus Papier, hölzerne Spieren und eine Takelage aus Garn. Es befindet sich jetzt in einem dreifach-Bilderrahmen, das Modell in der Mitte vor einem zeitgenössischen Bild des New Yorker Hafens, rechts und links die Auszüge aus dem Buch von Millar mit einer Beschreibung und dem Plan des Schiffes.


Frank Brüninghaus
Modellbauclub Koblenz