Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600)

Das Original

Im Januar 1957 begann die US Navy u.a. mit Entwürfen für den Prototyp eines nuklear angetriebenen Begleitschiffs für schnelle Kampfgruppen, die sich stark an der Planung für die Leahy-Klasse orientierten. Hieraus entstand mit der USS Bainbridge, die erste nuklear angetriebene Fregatte (bzw. Zerstörer) der Welt. Mit einer Länge ü.a. von 172,3 m, 17,7 m Breite und 7,9 m Tiefgang (max.) und einer Verdrängung im Bereich von 8000 ts war sie das kleinste je in Dienst gestellte atomare Überwasserschiff. Die Antriebsanlage bestand aus zwei Druckwasserreaktoren vom Typ D2G von General Electrics in Verbindung mit zwei Dampfturbinen, die auf zwei Antriebswellen wirkten und mit zusammen ca. 60 000 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 34 kn ermöglichten. Mit den Brennstäben der ersten Bestückung konnten 300.000 sm zurückgelegt werden.

Das Schiff wurde am 15.05.1959 bei Bethlehem Steel in Quincy, Mass. auf Kiel gelegt, lief am 15.4.1961 von Stapel und wurde am 6.10.1962 als DLG-25 Bainbridge in Dienst gestellt.

Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600)


Die Bewaffnung bestand aus zwei Doppelstartern für RIM-2 Terrier-Raketen, die bei der Überholung 1974-76 durch RIM-66 Standard Missiles 1ER ersetzt wurden. Diese wurden bei der Überholung 1983-85 durch RIM-67 Standard Missiles 2ER ersetzt. Dabei wurden auch zwei Starter für vier AGM-84 Harpoon Antischiffsraketen installiert. Dazu kamen zwei 76,2-mm-Doppelgeschütze, die 1976 durch 20-mm-Geschütze ersetzt wurden. Mitte der 1980er Jahre wurden diese ausgebaut, und an ihrer Stelle wurden zwei Phalanx-Nahverteidigungssysteme installiert. Für die U-Jagd waren ein ASROC-Starter und zwei Drillings-Torpedorohrätze vorhanden. Ein Hubschrauber gehörte nicht zur Bestückung. Das Landedeck auf dem Achterschiff diente lediglich für Versorgungsflüge.

Die Radaranlage bestand aus SPS-37 Luftüberwachungsradar (2D), SPS-39 3D-Radar zur Höhenfindung und SPS-10 Navigationsradar. Bei der Überholung 1974-76 wurde SPS-39 durch SPS-48 ersetzt, und bei derjenigen 1983-85 wurde SPS-37 durch SPS-49 ersetzt. Das Navigationsradar wurde schon 1967 durch SPS-67 ersetzt. Das Sonargerät SQS-23 wurde Anfang der 1980er Jahre auf SQQ-23 umgerüstet.

Während ihrer Dienstzeit wurde Bainbridge zweimal einer großen Überholung unterzogen. Von Juni 1974 bis September 1976 erfolgte eine umfangreiche Modernisierung mit Erneuerung der Brennstäbe, in deren Rahmen das Schiff u.a. achtern ein großes Deckshaus erhielt, die 3D-Radaranlage durch eine mit größerer Reichweite ersetzt wurde und NTDS (Naval Tactical Data System) installiert wurde. Während dieser Zeit erfolgte 1975 auch die Umklassifizierung zu CGN-25, also zum Kreuzer. Bei der zweiten großen Überholung von Mai 1983 bis April 1985 wurden außer der Befüllung mit neuen Brennstäben vor allem die restliche Radaranlage und die Bewaffnung modernisiert.

Nuklear-Fregatte USS Bainbridge

Quelle: US Navy via navsource.org

Als besondere Ereignisse ihrer Einsatzzeit sind zu nennen:

Ihre letzte Einsatzfahrt Anfang 1995 führte Bainbridge nach Europa, wo sie auch Bremerhaven besuchte. Am 13.9.1996 wurde sie außer Dienst gestellt. Im April 1995 wurden dann die Raketen entladen, und von 1997 bis 1999 wurde sie verschrottet.

Das Modell

Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600)


Bereits 1964 brachte Aurora ein Modell der Bainbridge in 1/600 heraus. Ich hatte es mir schon damals (Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre) gekauft und aus der Schachtel gebaut. Viele Jahre später kam mir die Idee, das kastenförmige Unterwasserschiff durch einen Eigenbau aus „Planken auf Spanten“ zu ersetzen. Nachdem ich mir den Wiswesser-Plan besorgt hatte, verließ mich aber der Mut, und das Modell verschwand erst einmal im Keller. Da ich mit dem Bau der Long Beach von Revell jedoch gute Erfahrungen gemacht (und gesammelt) hatte, nahm ich das Projekt aber doch wieder auf, allerdings mit einem geänderten Konzept.

Der Umbau

Die Kanten am Unterwasser-Rumpf wurden von kurz hinter dem Bug bis zum hinteren Drittel herausgesägt. Nur entlang der Mitte der Bodenplatte blieb ein Streifen stehen. In die Lücken setzte ich „Teil-Spanten“, die mit Plastikprofilen „beplankt“ wurden. Zum Bug hin wurde der Rumpf deutlich schmaler „geschmirgelt“. In den Ausschnitt für das Bauteil mit dem (angedeuteten) Sonardom kam ein Teilstück aus Plastik, an das unten ein neuer Sonardom aus Balsaholz angesetzt wurde. Den Übergang des Rumpfbodens zum Achterschiff habe ich herausgeschnitten, und die Lücke von innen mit Plastikplatten geschlossen. Zudem wurde ein Stück Kiel aus Plastik aufgeklebt. Später habe ich noch Schlingerkiele aus Plastikprofilen angeklebt.

Zuerst folgten jedoch mehrere Arbeitsgänge mit Spachteln und Schleifen, bis die Oberfläche glatt war und harmonische Übergänge aufwies. Dazu habe ich immer einmal wieder einen Farbanstrich aufgebracht, um die Oberfläche besser überprüfen zu können. Schließlich sah der Rumpf zwar recht scheckig aus, hatte aber eine durchaus akzeptable Form.

Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600)


Parallel dazu habe ich den Spantenknick im Vorschiff dadurch besser herausgearbeitet, dass ich oberhalb des Knicks mit einem Plastikstreifen aufgefüttert habe und darunter die Bordwand stärker eingeschliffen habe.

Anschließend wurden Deck und Aufbauten bearbeitet. Zuerst mussten die dicken angegossenen Relings weggeschnitten werden. Auch die Poller habe ich entfernt und später aus Teilen von Plastikprofilen ersetzt. Ebenso habe ich die Schanzkleider um die 76,2-mm-Geschütze mit 0,25 mm dicken Plastikstreifen neu hergestellt. An den Schutzwänden seitlich des vorderen Aufbaus wurde das Bodenstück entfernt. Decks und Plattformen am Brückenbau habe ich durch dünne Plastikstreifen ersetzt.

Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600) Nuklear-Fregatte USS Bainbridge (1/600)
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Die Masten habe ich mit Plastikprofil neu gebaut, ebenso das Bootslager an Backbord und die Davits. Auf dem Hauptdeck habe ich achtern noch eine RAS-Anlage aufgestellt, und an der Brückenfront wurde ein Ladekran für den ASROC-Starter angebaut.

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Darüber hinaus habe ich bei etlichen Teilen und Details Verbesserungen vorgenommen. Die Boote wurden auf Basis von Teilen aus der Ersatzteilkiste hergestellt. Für die 76,2-mm-Geschütze habe ich die überdimensionierten Teile von Skywave genommen und modifiziert. Bei den Schraubenwellen konnte ich auf Teile aus einem Italeri-Bausatz der Forrestal-Klasse (1/720) zurückgreifen.

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Im Allgemeinen ging es mir darum, den Charakter des Oldie-Modells zu erhalten. Deshalb habe ich Ätzteile auch nur sehr spärlich eingesetzt und hauptsächlich auf Materialien und Techniken zurückgegriffen, die schon in den 1960er/70er Jahren zur Verfügung standen.  Ebenso habe ich nicht alle (kleineren) Fehler behoben.

Da die Decals bereits deutlich vergilbt waren, habe ich die Landedeckmarkierung mit einem Tuschezeichner aufgemalt. Für die Bordnummer, deren Decals auch zu groß sind, konnte ich nichts Passendes finden. Deshalb habe ich dasjenige des Bausatzes auf die passende Größe verkleinert und auf weißes Papier kopiert. Von dort wurde es vorsichtig mit einem Skalpell ausgeschnitten und mit verdünntem Weißleim (UHU Bastelkleber) angeklebt. Nach dem Trocknen wurde es zunächst mit einer Schicht Glanzlack überzogen.

Bei der Bemalung habe ich für den hellgrauen Anstrich eine Mischung aus Revell 47 und 05 (4:1) verwendet und für die Decks Revell 74. Das Unterwasserschiff erhielt einen Anstrich aus Revell 36 und 37 (3:2). Zum Abschluss erhielt das Modell noch einen dünnen Überzug aus Mattlack.

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Quellen

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Fazit

Die Verwirklichung des neu aufgenommenen Projektes hat fast fünf Jahre in Anspruch genommen, was vor allem daran liegt, dass ich zwischendurch andere Projekte in Angriff genommen habe. Das Ergebnis ist – wie ausdrücklich gewünscht – eine Mischung aus Nostalgie und akkuratem Modell. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Mir hat es aber wieder einmal viel Bastelspaß bereitet.


Falk Pletscher