24.05.1943 - 70 Jahre Schlacht im Atlantik

 

U 552

Das Original

U 552, das Teufelsboot, war eines der erfolgreichsten U Boote im Zweiten Weltkrieg.

U 552 wurde am 01. Dezember 1939 in Hamburg bei Blohm und Voss auf Kiel gelegt, lief im September vom Stapel und stellte am 04. Dezember 1940 unter dem Kommandanten Erich Topp zuerst in Kiel und dann in St Nazaire in Dienst. Weitere Kommandanten waren Klaus Popp (ab 09. September 1942) und Günther Lube (ab 11. Juli 1944).

Auf 15 absolvierten Feindfahrten gelang es U 552 insgesamt 29 Handelsschiffe mit 163529 BRT zu versenken und drei weitere mit 26910 BRT teils schwer zu beschädigen. Außerdem versenkte es drei alliierte Kriegschiffe (1937 ts), wobei die Torpedierung der USS Reuben James, eines amerikanischen Zerstörers, der einen britischen Konvoi begleitete am 31. Oktober 1941 viel Aufsehen erregte, da sich die USA zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Krieg mit Deutschland befanden.

Am zweiten Mai 1945 versenkte die eigene Besatzung das Boot in Wilhelmshaven.

U 552
U 552 U 552 U 552

Das Modell

Für U-Boote habe ich mich eigentlich nie sehr interessiert. Und auch 1:87 war für mich bisher ein Maßstab für die Hobby-Kollegen mit ihren zischenden Dampfloks und ratternden ICE-Zügen. Doch Artitecs Resinmodell des Typ VII C U-Bootes weckte meine Neugier. Wie ein Schwamm zog das 77 cm lange Wasserlinienmodell meine ganze Aufmerksamkeit auf sich und weckte mein Interesse an der Geschichte der U-Boote und den Schicksalen ihrer Besatzungen. Mit jeder Zeile, die ich darüber lass wuchs meine Begeisterung beim Bau dieses Modells.

Bei etwa 700 gebauten Typ VII U Booten dauerte es ein wenig, die passende historische Vorlage zu finden, schließlich entschied ich mich für U 552. Zum Einen, weil es zu den „glücklichen“ Booten gehörte, das von all seinen Einsätze zurück kam und erst 1945 von der eigenen Besatzung im Hafen gesprengt wurde, zum Anderen, weil die beiden roten Teufel der Turmmarkierung (denen das Boot seinen Spitznamen verdankte) eine der fünf Varianten von Artitecs Abziehbildern waren. Aber halt! Artitec verwendet keine typischen Nass-Schiebe-Bilder (Decals), sondern Reibebilder, ähnlich den Letraset Buchstaben. Dazu aber später!

U 552
U 552 U 552 U 552

Zuerst befreite ich den Rumpf von seinem kleinen Anguss an der Unterseite. Mehr Nacharbeiten waren bei diesem super-sauber gegossenen Stück Resin auch nicht nötig und so konnte ich direkt mit dem Anbau der ersten Kleinteile und einzelner Luken an Deck beginnen. Obwohl ich nicht genau wusste, ob U 552 je eine Netzsäge trug, sollte, nein musste mein Modell – historisch korrekt oder nicht- eine haben.

Der kleine angegossene Rand rund um die Unterseite des Rumpfes lässt sich am einfachsten mit einer scharfen Klinge entfernen Die ersten Kleinteile aus Resin und geätztem Messing füllen das Deck des U Bootes Die mehrteilige geätzte Netzsäge musste einfach mit an Bord

Schließlich waren auf vielen der mir als Vorlage dienenden Originalbildern eh nur der Turm des Bootes zu sehen. Am meisten beeindruckten mich Fotos, die U 552 nach überstandener Feindfahrt beim Einlaufen in den (Heimat)Hafen zeigten und deshalb entschloss ich mich, einen solchen –glücklichen- Moment darzustellen. Artitec bietet für die Gestaltung des Modells mehrere Alternativen an. Von „fertig zum Tauchen“, bis hin zur Übernahme von Torpedos mit geöffneten Ladeluken liegen alle benötigten Teile – inklusive zweier Torpedos- im Bausatz. Außerdem sind zwei unterschiedliche Türme in der Schachtel zu finden, wobei der mit seitlichem Antennenschacht zu den Booten U 201 und U 253, der „Standardturm“ für U 96, U 564 und eben zu dem von mir gewählten U 552 passt. Dieser erhielt geätzte Handläufe und die Reling des Wintergartens, welche dank einer sehr nützlichen, im Bausatz enthaltenen Biegeleere aus Resin zuvor in die richtige, konische Form gebracht wurde.

Schön zu sehen sind die Unterschiede der beiden im Bausatz liegenden Türme Die geätzten Leitern und Reling rund um den Turm passen perfekt Das Herstellen der konischen Reling des Wintergartens ist dank Artitecs Biegeleere kinderleicht

Nun war es Zeit für die Grundierung von Rumpf und Turm um die Trockenzeit für den Zusammenbau der noch fehlenden Kleinteile, wie etwa den Bordgeschützen nutzen zu können. Doch bei weiteren, vor allem genaueren Studien meiner Quellen fielen mir zwei Fehler auf, die mir –als ausgesprochenem U-Boot-Laien- bei all der Begeisterung und meinem Schnellstart unterlaufen waren. Zum einen hatte ich die Lüftungsgitter fälschlicherweise an der Innenseite des Kommandoturmes angebracht, zum Anderen die hintere Abstützung der Netzsäge gespreizt dargestellt. Beides war mit wenig Aufwand zu beheben und es konnte ohne größere Verzögerung weiter gehen.

Lieber spät als nie. Noch ist es kein Problem das an der falschen Stelle angeklebte Lüftungsgitter umzusetzen Auch hier gilt: Fehler erkannt, Fehler gebannt. Die hintere Stütze der Netzsäge hatte ich fälschlicher Weise gespreizt dargestellt

Das aufgesprühte Einheitsgrau der Grundierung verschwand langsam unter mehreren unregelmäßigen, hauchdünnen Schichten diverser grauer Farbtöne, um einzelne Flächen, oder Plattenstöße voneinander abzusetzen. Auf Artitecs Homepage ist ein (englischsprachiger) Link zur Farbgebung deutscher U Boote des zweiten Weltkrieges zu finden -mit Angaben der passenden Farben aus dem Sortiment gängiger Hersteller, wie z.B. Revell, Humbrol, Model Masters oder Colourcoats. Die obere Hälfte des Rumpfes und die Seiten des Turms blieben hellgrau, die unter Hälfte mit den Satteltanks erhielt einen dunkelgrauen Anstrich. Das Deck mit seinen sagenhaft feinen Oberflächenstrukturen wurde auch zuerst abgedunkelt, überflüssige Farbe mit einem Schwamm abgetupft und anschließend mehrmals trockengemalt um diese wunderbaren Details auch zur Wirkung zu bringen.

Die überflüssige, frisch aufgetragene Farbe wird mit einem Schwamm abgetupft Die fein gestaltete Oberfläche des Decks kommt durch Trockenmalen erst richtig zur Geltung. Ob am Bug… …oder an den sternförmigen Bodenleisten rund um den Sockel der 8,8 Bordkanone

U 552 war oft und lange im Einsatz, was Spuren hinterließ. Deshalb durchliefen auch Turm und Rumpfseiten einige Durchgänge Trockenmalerei. Zusätzlich brachte ich Rostspuren und andere „Lackschäden“ mit dem Pinsel ans Boot und auch die Reibebilder fanden ihren Platz am Turm; die beiden roten Teufel vorne, die beiden Stiere an den Flanken und die Wasserstandsmarkierungen entlang des Rumpfes. Mit einem Klebestreifen auf einer Seite fixierte ich den jeweiligen Trägerfilm und rieb die Bildchen mit einem harten Bleistift auf den Untergrund. Zur Kontrolle konnte ich den Trägerfilm immer wieder aufklappen und bei Bedarf noch mal nacharbeiten. Danach versiegelte ich die Flächen mit Klarlack.

Rost und Abnutzungsspuren gehören einfach zu einem alten Boot mit vielen Einsätzen Etwas Druck ist schon nötig, um die Reibebilder fest auf den Untergrund zu bringen

Zum Abschluss der Malerarbeiten setzte ich noch einen hellen Filter. Dazu nahm ich ein Stückchen Papier, den Filter, ein wenig Tabak, drehte das Ganze ein, zündete mir die Zigarette an und genoss ein paar entspannende Züge. Das in Mode gekommenen setzen von Farb-Filtern an Modellen überlasse ich lieber den Kollegen mit den Airbrush-Pistolen.

Inzwischen hatte die Firma BMK (Burkhardt Masch Kleinserien) ein kleines, fünfteiliges Ergänzungsset aus gedrehten Messingteilen auf den Markt gebracht, bestehend aus zwei Periskopen, den Rohren für die 8,8 cm Kanone und die Flak, sowie den Flaggstock des Wintergartens. Besonders die Rohre für die beiden Bordwaffen stellen weit mehr als nur Ersatz für die weichen, leicht verbogenen Resinteile des Bausatzes dar.

Die fünf gedrehten Messingteile aus dem BMK Zurüstsatz haben ihren Platz gefunden Besonders bei der Bordkanone ist der Unterschied zwischen Resin- und Metallrohr deutlich zu sehen

Artitecs von Hand gezeichnete Bauanleitung war im Bereich der 8.8 ein wenig vage und ich rätselte anfangs etwas über die genauen Klebepunkte, sowie Biege-Kanten einzelner Ätzteile. Die Lösung a la Artitec ist ein in der Bauanleitung stehender Verweis auf deren eigene Internetseite und dem dort mit zahlreichen Detailfotos geschilderten Bau eines ihrer U-Boote. Ideal und einfach! Mit dieser Hilfe gab es bei der Montage der restlichen Baugrüppchen keine Probleme mehr. Die 8.8 bekam noch eine Verschlusskappe und eine Reißleine aus Kupferdraht verpasst. Aus Kupferdraht entstanden auch die Wellenbrecher des Angriffs-Sehrohrs.

Mit ein wenig Kupferdraht sind weitere kleine „upgrades“ am Bausatz möglich

Zu dieser Zeit erfuhr ich zufällig auf einem Klassentreffen vom „Miniland“, einer gut 400 m² großen H0-Modellbahnanlage in Heimstetten, östlich von München.

Bei meinem ersten Besuch bekam ich einige ausgediente Figuren, die sich im Laufe der Zeit von der Anlage gelöst hatten. Neben einigen Uniformierten suchte ich mir auch ein paar junge Mädels aus, die die Heimkehrer begrüßen sollten. Schritt für Schritt wurde so aus Schaffnern, Lokführern und Hausfrauen meine Besatzung samt ihren Gästen. Ergänzt wurde die Truppe noch von einigen –fabrikneuen- H0-Soldaten von Preiser. Doch bis zu ihrem Einsatz auf dem Boot sollte es noch etwas dauern, denn das Modell schien an Blähungen zu leiden. Das Material Resin kann ausgasen, was besonders bei einem derart großen und massiven Stück, wie dem Rumpf des U-Bootes unerwünschte Folgen haben kann. In den verklebten Ladebuchten an Deck staute sich Gas und die dünnen, anfangs aufgeklebten Luken wölbten sich langsam nach oben. Nur mit einem heiß laufenden Fön und sanften Druck ließen sie sich wieder zurück biegen. Um solche Beulen dauerhaft zu verhindern bohrte ich von der Unterseite des Rumpfes „Entlüftungslöcher“ in die Hohlräume.

Noch sind es hauptsächlich Schaffner und (von der Eisenbahnanlage) gefallene Mädels Die Entlüftungslöcher in die Hohlräume des Rumpfes verhindern Deformierungen durch mögliches Ausgasen des Werkstoffes Resin

Den Problemen mit der massiven Materie Herr geworden widmete ich mich der filigranen Reling und den luftigen Antennen, die sich über die gesamte Länge des Bootes erstreckten. Der dafür benötigte schwarze Faden war in zwei unterschiedlichen Stärken in mehr als ausreichender Länge vorhanden. Dieser wurde einfach zwischen den Isolatoren gespannt und verklebt. Diese Isolatoren, die die Antennen vom Bootskörper trennten lagen in Form von Ätzteilen im Bausatz. In Wirklichkeit bestanden sie zum Teil aus Holzkugeln und deren Darstellung durch flaches Blech überzeugte mich nicht gänzlich. Doch mit ein paar Tropfen Holzleim auf den entsprechenden Stellen erhielt ich den gewünschten plastischen Effekt. Ein bisschen Farbe und etwas Alterung rundeten das Ganze im wahrsten Sinne des Wortes ab.

Eine gute Idee von Artitec sind die geätzten Isolatoren, … … die mit etwas Holzleim noch etwas plastischer dargestellt werden können

Das Aufstellen der Reling war in wenigen Minuten geschafft. Die Fußleisten der größeren Segmente rund um den Turm verschwanden in extra dafür ins Deck eingelassenen Nuten, womit die Reling automatisch die teilweise leicht gerundete Form annahmen. Um besseren Halt der übrigen, einzelnen Relingpfosten zu gewährleisten bohrte ich die angezeichneten Aufnahmelöcher etwas tiefer in den Rumpf. Das spannen der Fäden zwischen diesen Pfosten war dank der geätzten Ösen ebenso schnell erledigt.

Der Endspurt an U 552 hatte begonnen. Das abschließende Aufkleben der letzten Bauteile und das Aufstellen der Figuren war kein großer Akt mehr. Allerdings hatte meine Crew –anders als beim Original- nur eine sehr kurze Dienstzeit zu absolvieren, nämlich ausschließlich während des Fototermins für diesen Artikel vor der Kulisse der bereits erwähnten Eisenbahnanlage „Miniland“. Dort hat U 552 inzwischen auch seine neue Heimat gefunden. Nach ein paar kleineren Umbauten und der Ablösung der Crew liegt es nun neben kilometerlangen Gleisen und unzähligen Sehenswürdigkeiten aus ganz Deutschland gut sichtbar als Museumsschiff im Hafen.

U 552 U 552

Empfohlene Literatur

Wolfgang Kring