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Für jemanden, der üblicherweise kleinere Schiffe baut - Zerstörer und Geleitschiffe aus dem Zweiten Weltkrieg oder der Zeit zwischen den Kriegen - ist ein großer Schlachtkreuzer aus der Periode des Ersten Weltkriegs schon ein dicker Brocken. In diesem Fall reizte mich die Herausforderung, ich wollte mal etwas anderes, mir gefiel die Linienführung des Schiffs sehr und so entschied ich mich, HMS Tiger zu bauen.
Alle Modelle, die ich bislang von der Tiger gesehen hatte, zeigten das Schiff in seinem Bauzustand aus dem Ersten Weltkrieg, im Prinzip aus dem Kasten gebaut. Mir gefiel das spätere Aussehen, obwohl viele sagen, dass der verlängerte Hauptmast und der Feuerleitstand über der Brücke dem Aussehen des Kreuzers eher geschadet haben. Ein weiterer Punkt war für mich, dass die Bemalung für den Ersten Weltkrieg Dark Admiralty Grey gewesen wäre, alle Schiffe der Homefleet waren in diesem Ton gestrichen. Und den Farbton mag ich nicht. Er ist mir zu dunkel, schluckt Details und sieht in meinen Augen einfach falsch aus.
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Glücklicherweise entdeckte ich einige Fotos aus den letzten Einsatzjahren, als sie vor allem als Schulschiff eingesetzt wurde. Diese Fotos zeigen Tiger in einem hellen Grau, das ich auf jeden Fall besser fand. So fiel die Wahl leicht: 1928 mit Feuerleitplattform und in Hellgrau sollte es sein. Recherche in "Burt’s Battleships of World War One" zeigte, dass die Umbauten im Vergleich zur Ausrüstungsstand 1916 vergleichsweise gering waren. Ein Ausbau der Brücke, zusätzliche Plattformen, andere Positionen der Flak , geänderte Aufbauten achter von Turm X, erhöhte Scheinwerfer-Plattformen achtern vom hinteren Schornstein und einige weitere Details aber keine größeren "chirurgischen Eingriffe".
Nach weiterer Recherche und Diskussionen mit meinen Modellbaufreunden John Werler, Laurence Batchelor und Joseph Reindler hatte ich eine klare Vorstellung vom Hauptteil der Umbauten: die Feuerleitstände. Die Recherche erwies sich allerdings als nicht aussagekräftig genug, so dass die endgültige Auslegung der Plattformen und ihrer Unzüge auch ein wenig auf gut Glück erfolgte.
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Da ich normalerweise kleinere Schiffe baue, machte ich einen Fehler bei der Konstruktion der Hauptaufbauten. Ich bemalte sie zunächst und stellte dann fest, dass ein Spalt zu füllen war, was diese erste Bemalung wieder ruinierte. Alle Modell sind ein Lernprozess und wenn ich eines in diesem Fall gelernt habe, dann, dass die Notwendigkeit sorgfältiger Planung mit der Größe des Modells wächst. Der weitere Bau erwies sich trotzdem als problemlos.
Mit den Brückenfenstern des Bausatzes war ich nicht glücklich. Sie waren massiv, also machte ich mich selbst daran, eine neue Brücke aus Plaktikstreifen und einer fotogeätzten Leiter, Maßstab 1:350 zu bauen. Leider sind die Besatzungsmitglieder, die die Brücke bevölkern, im Endergebnis nicht sichtbar.
Die neuen Komponenten der Aufbauten entstanden in einer Mischung aus Plastik-Sheet, Papier und Resten anderer Materialien, die sich so fanden. Der Fotoätz-Satz für HMS Tiger von White Ensign wurde für die weitere Detaillierung genutzt. Alle Masten sind aus Messingdraht und die Besatzung stammt von Eduard. Das Bootsdeck wurde vergrößert, die Takelage ist aus gezogenen Gussästen und bemalt wurde mit Humbrol-Farben. Gealter und detailliert wurde mit Pastellkreiden. Das Wasser habe ich wie bei mir üblich aus Acrylgel gemacht.
Dieses Projekt hat viel Spaß gebracht, wenn es auch einige Zeit in Anspruch nahm, vor allem weil ich mittendrin umgezogen bin. Ich empfehle diesen Baussatz unbedingt, er ist sehr sauber gegossen und birgt nur wenige Passprobleme. Der Ätzsatz von White Ensign ist ein Muss und in der Kombination mit den Bausatz ergibt sich ein tolles Ergebnis.
Ich danke allen, die mir geholfen haben, speziell John Werler für seine Tipps und seine Unterstützung.
Mike McCabe
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