Fregatte Thetis

Die dänische Fregatte Thetis (F357) ist das Typschiff einer Klasse von vier 1988-92 gebauten Schiffen, deren Hauptaufgabe die Überwachung der Gewässer um Grönland und die Färöer-Inseln ist. Sie sind entsprechend auch als "inspektionsskibe" (Patrouillenschiffe) klassifiziert, haben aber Kennungen als Fregatten. Die Klasse ist stark für die Aufgaben als Patrouillenschiffe optimiert. Die Bewaffnung ist entsprechend nicht sehr umfangreich, die Schiffe verfügen aber über einen Hubschrauberhangar. Somit können sie einen Hubschrauber mitführen, der u.a. Enterkommandos absetzen kann, aber auch zur Seenotrettung dienen kann. Für die Einsätze in arktischen Gewässern erhielten die Schiffe einen verstärkten Rumpf und können bis zu 1 m dickes Eis brechen. Das Typschiff Thetis dient neben dieser Aufgabe oft auch als Flaggschiff von Minenjagdverbänden der NATO, hat die notwendige zusätzliche Kommunikationsausrüstung und kann hierfür den notwendigen Stab aber auch Minensuch- und -jagddrohnen mitführen.

Die Thetis-Klasse war ursprünglich auch dafür eingerichtet, vier Stanflex-Module aufnehmen zu können. D.h. eine Nachrüstung mit zwei Vierfach-Startern für Harpoon-Anti-Schiffsraketen und zwei Sechsfach-Startern für Sea Sparrow-Flugabwehrraketen wäre sehr einfach gewesen, womit die Schiffe im Kriegsfall als Fregatten hätten dienen können. Thetis selbst wurde mit einem modifizierten Heck fertiggestellt. Die anderen drei Schiffe - Triton, Vædderen und Hvidbjørnen - erhielten ein rundes Heck, in dem eine Öffnung für einen Schleppsonar und Wasserbomben untergebracht ist (war?). Thetis erhielt dagegen einen weiten Heckspiegel, so dass sie die Ausrüstung für seismische Untersuchungen ("streamer") ausbringen konnte, die für geologische Untersuchungen um Grönland herum genutzt wurden. Alle vier Schiffe wurden mit Täuschkörperwerfern und Stinger-Flugabwehrraketen nachgerüstet. Thetis wurde als Flaggschiff optimiert.

Zwischen 2014-19 wurden die vier Schiffe umgebaut (siehe Fotos der Triton während des Umbaus 2018). Dabei wurde der Fockmast gekürzt, der dortige Eisausguck entfernt und ein neuer Radar in einem charakteristischen, flacheren Radom installiert. Um die neuen Sikorsky MH-60R Seahawk-Bordhubschrauber (siehe Fotogalerie) unterbringen zu können, die größer als die alten Westland Lynx Mk 90B-Hubschrauber sind, wurde der Hangar erweitert. Neben dem Hangar wurde zwei Hangar für Beiboote angebaut. Ich vermute, dass hierdurch die Zahl der Stanflex-Module, die mitgeführt werden könnten, auf zwei reduziert wurde.

Thetis ist 112,3 m lang, 14,4 m breit und verdrängt 3500 t. Der Antrieb erfolgt über drei Dieselmotoren mit 13.000 PS, womit 21,5 kn erreicht werden. Die Besatzung setzt sich aus 60-90 Personen zusammen (je nach Aufgabe).

Bewaffnung 2019
1 x 7,62 cm L/62 OTO Melara M/85-Geschütz
2 x 4 cm M/68 Salutgeschütze
4 x 1,27 cm TMG M/50-Maschinengewehre (Browning M2)
2 x 0,76 cm LMG M/62-Maschinengewehre (Rheinmetall MG3)
1 Sikorsky MH-60R Seahawk-Bordhubschrauber

Thetis wurde 1988-91 von der Svendborg Værft gebaut. 1991-2001 fuhr sie im Rahmen des KANUMAS-Projekts als seismisches Forschungsschiff für geologische Untersuchungen an der grönländischen Westküste. 2002-07 war sie Flaggschiff der dänischen Marine und diente in dieser Zeit überwiegend in dänischen Gewässern. Heute wird sie sowohl als Patrouillenschiff im Nordatlantik und um Grönland herum als auch als Flaggschiff für Minenjagdverbände genutzt.

Die Thetis war bei der Übung Baltops 2019 das Flaggschiff des NATO-Minenjagdverbands SNMCMG1 und besuchte in diesem Rahmen im Juni 2019 die Kieler Woche. Dort konnte man sie besichtigen - auf dem Hubschrauberdeck waren die Minensuch- und -jagddrohnen (sowie eine für ein Flaggschiff wohl essentielle Grillausrüstung) zu sehen:

 

Hier weitere Fotos der Thetis bei ihrem Besuch in Kiel im Juni 2019:

 

Als Vergleich noch Fotos der Thetis in Kiel im Juni 2012, noch mit dem alten Fockmast und Hubschrauberhangar (siehe auch diese Fotogalerie)

 

und Fotos von ihrem Besuch im Juni 2014 (auch noch vor dem Umbau):

 

Falk Pletscher (Fotos), Steffi (Fotos) und Lars (Fotos, Text)