Kombrig: Britischer Schlachtkreuzer HMS Tiger 1914, 1/700

Modell: HMS "Tiger", Battlecruiser, Great Britain, 1914
Hersteller: Kombrig
Maßstab: 1/700
Material: Resin
Art.Nr.: 70285
Preis: 60,80 € (NNT-Modell)

Das Original

 

Als letztes Glied der britischen Vor-Weltkriegs-Schlachtkreuzer-Entwicklung entstand der Einzelgänger HMS Tiger. Ursprünglich als 4. Schiff der Lion-Klasse geplant, wurde sein Entwurf nach dem Ausscheiden Lord Fishers durch den von Vickers, Barrow, für Japan konstruierten und gebauten Schlachtkreuzer „Kongo“ wesentlich beeinflusst und kurz vor Inbaugabe entsprechend abgeändert, so dass eine leichte Wandlung zum Besseren zu verzeichnen war. HMS Tiger war und blieb der einzige britische Schlachtkreuzer mit einer vollwertigen MA, wenn man von Hood mit seinen 14 cm-SK absieht. Zugleich war HMS Tiger das erste britische Kriegsschiff, dessen Maschinen mehr als 100.000 PS leisteten, und das letzte Großkampfschiff mit kohlenbeheizten Kesseln. Seine Baukosten beliefen sich auf 2,6 Mio brit. Pfund.

Zu beachten sind die wesentlichen Übereinstimmungsmerkmale mit den jap. Schlachtkreuzern der Kongo-Klasse (3 Schornsteine fast in gleicher Anordnung, Aufstellungsschema der Türme C und D, vollwertige MA). Obwohl der Brennstoffvorrat dieses Schiffes verhältnismäßig sehr groß war, ließ sich eine Steigerung des Fahrbereichs kaum erzielen, denn der Tages-Brennstoffverbrauch war zu groß.

HMS Tiger nahm 1915 am Gefecht an der Doggerbank teil, wo ihre Artillerie ausgenommen kläglich abschnitt: Sie erzielte mit 255 Schüssen einen Treffer. In der Skagerrakschlacht am 31. Mai 1916 erhielt die HMS Tiger 15 schwere Treffer von Hippers Schlachtkreuzern, war aber bereits am 2. Juli wieder einsatzbereit. Danach war sie zeitweilig Flaggschiff von Beattys Schlachtkreuzerschwadron, während HMS Lion zu Reparaturen in der Werft lag. Am 17. November 1917 war HMS Tiger an der zweiten Schlacht von Helgoland zusammen mit HMS Courageous, HMS Glorious und HMS Repulse beteiligt. Die Ausserdienststellung erfolgte 1931 und 1932 wurde das Schiff abgewrackt.
HMS Tiger unterlag zahlreichen Umbauten. 1917 kamen Scheinwerfertürme vor und hinter dem achteren Schornstein zur Aufstellung. Außerdem erhielt der Turm D eine Startplattform für Flugzeuge und der Marsleitstand wurde vergrößert. Seither fehlten die jeweils neben dem achteren Schornstein befindlichen kleinen Ladebaumpfosten. 1918 erfolgte eine Vergrößerung der Brückenaufbauten und zugleich damit weitere Änderungen am vorderen Mast. Der schwere Ladebaumpfosten zwischen den beiden achteren Schornsteinen trug seither eine hohe Stenge. 1920 wurde dieser Ladebaumpfosten erhöht, ebenso wuchs die Länge der Stenge. Die vor dem achteren Schornstein gruppierten Scheinwerfertürme wurden gleichzeitig von Bord gegeben und seit dieser Zeit befand sich wieder der kleine Ladebaumpfosten jeseits des achteren Schornsteins an Bord. Neben abermaligen Änderungen am vorderen Mast wurde außerdem das bisherige BG auf dem vord. KdoT. Durch ein größeres ersetzt. Die Flugzeugplattform auf Turm C wurde 1918 durch eine größere ersetzt, die jedoch auf Turm B montiert wurde.
Technische Daten

Verdrängung, normal 28.450 ts
Verdrängung, ausgerüstet 35.150 ts
Länge über alles 214,6 m
Breite 27,6 m
Tiefgang 8,7 m
Besatzung 1120

Antrieb:
Dampfturbinen, 85.000 PS (63.400 kW)
4 Schrauben, 28 kn

Hauptartillerie:
8 x 13.5" (34,3 cm) Sk L/45
Mittelartillerie:
12 x 6" (15,2 cm) Sk L/50 in Kasematten
Flugabwehr:
bis 1918:2 × 3" (7,62 cm)
ab 1918: 2 × 4" (10,2 cm)
Torpedorohre : 4 x 21" (533 mm

Quelle: Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970, Karl Müller Verlag, 1996

Der Bausatz

Kombrig stellt die HMS Tiger im Bauzustand 1916-1917 dar, was sich auch aus den verwendbaren Bausatzteilen beispielsweise der Brückenaufbauten ergibt. Allerdings müsste für diesen Bauzustand der Scheinwerferstand zwischen den beiden vorderen Schornsteinen eine zusätzliche Plattform erhalten.  Die dem Bausatz beiliegende Zeichnung zeigt jedoch den Auslieferungszustand von 1914, das Kartonbild allerdings die korrekte Darstellung ab 1916-1917. Für die Version von 1914 müssten aus diesem Grund schon an den Brückenplattformen einige Änderungen vorgenommen werden. Die Teile an sich sind übersichtlich, der Guss qualitativ auf einem höheren Level, was sich beispielsweise schon am Rumpfteil bemerkbar macht, das relativ plan ist und sich nur minimal wirft.

Kombrig: Britischer Schlachtkreuzer HMS Tiger 1914, 1/700

Der Schiffsrumpf ist von hervorragender Gussqualität, stimmig in der Form,  besitzt mittschiffs einen Durchbruch zur Aufnahme des Bootsdecks und drei Durchgangsbohrungen für die Barbetten der Hauptartillerie, in denen die Geschütztürme drehbar gelagert werden können. Das Hauptdeck hat eine feine Plankenstruktur. Ebenfalls mit angegossen sind die seitlichen Kasematten. Der Bug besitzt mittlerweile die richtige Form (Rammbug). Kombrig hat die Gussform dahingehend geändert. Gut dargestellt sind die Ankerklüsen und die Bullaugen, die man gegebenenfalls nachbohren sollte.
Rumpf Rumpf Bug
Das Vorschiff ist nach Plänen dem Original gut nachempfunden, besitzt filigrane Details in Form von schon mit angegossenen Ankerketten, Pollern, Luken und dem Wellenbrecher. Ebenfalls gut wiedergegeben ist das Heck. Das Bootsdeck liegt als separates Teil vor, fügt sich passgenau in die Aussparung mittschiffs, hat feine seitliche Schanzkleider, Kasematten und Aufnahmen für die drei Schornsteine. Mit angegossen sind schöne Details wie wasserdichte Türen.
Vorschiff Heck Bootsdeck
Links das eingepasste Bootsdeck, rechts im Bild die Zwillingstürme der Hauptartillerie, montiert zur Probe im Vergleich mit den in den Abmessungen stimmigeren Türmen von der Fa. NNT- Modell. Die im Bausatz enthaltenen Türme sind zu klein ausgefallen, der Durchmesser der Barbette ist hier größer als der Turm selbst.
Rumpf mit Bootsdeck Geschütztürme eingepasst
Gut wiedergegeben sind die drei Schornsteine, die jedoch durch Rauchabzüge ergänzt werden sollten, die Masten und Rahen sind allerdings in der Resin-Ausführung wenig brauchbar, verziehen sich leicht und sollten durch Zubehörteile aus Messing ersetzt werden. Gleiches gilt für die Ladebäume. Die Davits sind sehr filigran gegossen, ebenso die zusätzlichen Poller. Der Unterbau für den Brückenkomplex liegt als einzelnes Teil vor, besitzt feine Schanzkleider und wasserdichte Türen. Rechts im Bild die Plattformen für den Brückenaufbau. Will man den Auslieferungszustand ab 1914 darstellen müssen diese abgeändert werden. Die vorhandenen Teile stellen die Version ab 1916/1917 dar. Die angegossenen Schanzkleider sollten durch eine Reling mit Persenning ersetzt werden, da originalgetreuer. Der Fleckerstand ist hier beschädigt, auch kein Wunder angesichts der Verpackung durch Kombrig. Sämtliche unten aufgeführten Teile sind durchweg in eine kleine Plastiktüte gezwängt. Der Scheinwerferstand sollte dür die Version 1916/1917 durch eine zweite Plattform ergänzt werden.
Schornsteine und Aufbauten Brücken- und Scheinwerferplattformen
Wie oben schon erwähnt sind die dem Bausatz beiliegenden Zwillingstürme der Hauptartillerie zu klein ausgefallen und können durch im Zubehör erhältliche Teile von NNT-Modell ersetzt werden. Die Geschützrohre der Haupt- und Mittelartillerie wirken durch aus Messing gedrehte Teile ersetzt einfach besser. Rohrbälge fehlen in der Resin-Variante. Die Anker sind sehr filigran und gut wiedergegeben. Die Teile der Scheinwerfer liegen in doppelter Ausführung bei. Die Beiboote und Barkassen sind sehr fein detailliert, die Barkassen in der Form nach vorliegenden Zeichnungen allerdings nicht ganz stimmig.
Bewaffnung, Beiboote, Scheinwerfer, Anker Barkasse und Rettungsboot

Die Anleitung

Der Bauplan ist typisch für Kombrig in Explosions-Perspektive gehalten und enthält die Übersicht aller wesentlichen Teile. Zur Überprüfung der genauen Positionierung ist die Zuhilfenahme von Zeichnungen empfehlenswert, da der Seitenriss auf der Vorderseite nur die Version um 1914 darstellt. Zur Bemalung wird auf das Colourcoats-Programm von White Ensign Models aus UK eingegangen. Die Farben bieten ein Höchstmaß an Authentizität.

Plan Anleitung

Fazit

Kombrig bietet mit dem Bausatz der HMS Tiger einen qualitativ hervorragenden Guss. Kantenscharf und filigran detailliert. Da die beiliegenden Türme der Hauptartillerie hier zu klein ausgefallen sind, kann man auf die oben schon erwähnten Zurüstteile von NNT-Modell zurückgreifen. Für Anfänger bedingt geeignet, für Enthusiasten sehr willkommen. Baubar ist die Version ab 1916/1917. Für den Auslieferungszustand 1914 sind diverse Änderungen erforderlich.

 

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Jörg